BerlinCon 2019 – Sonntag

Brettgeschichte Logo
Logo / Foto: Brettspielpoesie

Natürlich war ich auch am Sonntag auf der BerlinCon 2019 und habe einige Spiele angespielt, von denen ich euch gerne noch berichten möchte. Zu diesem Zweck gibt es heute diese zusätzliche Brettgeschichte außer der Reihe, bevor die Erinnerungen an das Wochenende verblassen. Am Sonntag war es den ganzen Tag über sehr entspannt, es waren weniger Menschen vor Ort, es gab weniger Gewusel in den Hallen. Wobei es auch am Samstag nicht zu voll war, es war gut gefüllt, aber immer war noch irgendwo ein Plätzchen zum Spielen zu finden.

Der erste Weg an diesem Tag führte uns zu Frosted Games, wo wir Watergate anspielen wollten. Auf der letzten BerlinCon spielten wir Hochverrat! und mussten dabei feststellen, dass dieses Spiel mir einfach nicht liegt. Ich hatte jedenfalls kein Interesse an weiteren Partien, es fühlte sich über weite Strecken einfach zu mechanisch an. Auch in diesem Jahr begaben wir uns an den Stand, um zu erfahren, ob das aktuelle 2-Personen-Spiel nach unserem Gusto ist. In den Rollen von Präsident Richard Nixxon und der Redaktion der Washington Post versucht der eine Spieler Beweise zu unterschlagen, um die Amtszeit zu überstehen, während der andere Spieler versucht Verbindungen zu bestimmten Persönlichkeiten aufzudecken. Dafür stehen beiden Spielern spezifische Kartendecks zur Verfügung, diese müssen zunächst einmal entdeckt werden. Es war ein spannendes Gerangel um die Beweise. So spannend, dass ich es gar nicht erwarten kann weitere Partien folgen zu lassen.

Miyabi Prototyp! / Foto: Brettspielpoesie

Der nächste Weg führte uns zu HABA, die ihre vier Familienspiel-Neuheiten als Prototyp dabei hatten. Den Einstieg machten wir mit Miyabi, einem Puzzlespiel von Michael Kiesling. Gepuzzelt wird auf den eigenen Tableaus, gewählt werden die Puzzleteile aus einer gemeinsamen Auslage. Beim Platzieren muss beachtet werden, in welcher Spalte noch ein Arbeiter zur Verfügung steht und das Symbole nur in den zugehörigen Reihen landen dürfen. Es wird nicht nur plan gepuzzelt, sondern auch in die Höhe, für zusätzliche Punkte. Zusätzlich gibt es bei Spielende auch eine Mehrheitenwertung, die das puzzeln in die Breite belohnt. Es werden direkt einige kleine Erweiterungen enthalten sein, die das Spiel noch variabler machen. Ein spannender Titel, auf den ich mich sehr freue.

5er Finden Prototyp / Foto: Brettspielpoesie

Ebenfalls Puzzleformen kommen bei 5er finden zum Einsatz, der Titel verrät bereits die vor den Spielern liegende Aufgabe. Es wird gewürfelt, die fünf Symbole der Würfel müssen dann auf dem eigenen Tableau als aneinander angrenzende Puzzleform gefunden und markiert werden. Klingt ganz einfach, ist aber durchaus kniffelig. Sobald es einem Spieler gelingt, wird die Sanduhr gedreht, um die Mitspieler unter Druck zu setzen. Besonders nach einigen Runden, wenn nicht mehr alle Puzzleteile zur Verfügung stehen und immer mehr Felder bereits verwendet wurden wird es anstrengender. Insgesamt eine etwas andere Form eines Roll & Write-Spiels, das Lust auf mehr macht. Die Tableaus sind auf der einen Seite alle identisch, auf der anderen unterschiedlich, sodass jeder seinen liebsten Spielmodi wählen kann. Zudem gibt es noch eine zusätzliche Spielvariante mit kleinen Puzzleteilen, für Spieler die Schwierigkeiten haben sich die Teile im Kopf vorzustellen und ausprobieren wollen.

5er Finden Prototyp / Foto: Brettspielpoesie

Weiter ging es mit Katzen, diese Tiere haben grundsätzlich keinen guten Stand bei mir, Deduktionsspiele allerdings schon. Und so fiel mir Club der Tatzen direkt ins Auge. Das Material erinnert unweigerlich an die Kartenhalter aus Pikokko, doch diese hier sind aus Pappe statt Plastik und die Karten sind nicht den Mitspielern zugewandt. Die Karten zeigen zu den Spielern, jede davon zeigt genau ein Attribut, diese wollen von den anderen Spielern ermittelt werden. Durch das Ausspielen von Handkarten gelangen die Spieler an Informationen. Wenn mindestens eines der Attribute mit einem eigenen übereinstimmt, muss dies mittels Marker angezeigt werden. Über solche Hinweise versuchen die Spieler die Attribute der anderen zu ermitteln und Punkte zu sammeln. Soweit klingt es recht klassisch, ob es sich wirklich in diesem Genre durchsetzen kann, müssten weitere Partien zeigen. Etwas merkwürdig empfand ich die Möglichkeit, dass ein Spieler mehrere gleichartige Attribute bekommen kann, wie zwei unterschiedliche Formen.

Club der Tatzen Prototyp! / Foto: Brettspielpoesie

Den Abschluss machte Wurf & Weg, ein Kneipenspiel mit passenden Bierdeckeln. Ziel ist es, die eigenen Würfel loszuwerden. Gleichzeitig wird gewürfelt, bei passendem Symbol kann ein Würfel in die Mitte oder zu einem Mitspieler gelegt werden. Erhaltene Würfel müssen fortan mit gewürfelt werden. Es entsteht ein hektisches hin und her, für das nicht viel Denkarbeit erforderlich ist. Die typischen Eigenschaften eines Kneipenspiels, wenn auch ungewohnt für diesen Verlag.

Wurf & Weg Prototyp! / Foto: Brettspielpoesie

Es gab noch einige Spiele, die wir uns gerne näher angesehen hätten, Platz fanden wir als nächstes bei Lookout Spiele am Tisch mit dem neuen Spiel im Oh my Goods! / Royal Goods-Universum. Das Kartenspielprinzip wird bei Newdale um einen Spielplan erweitert, ursprünglich war dieser als Buch geplant. Doch nun wird es einzelne, doppelseitig unterschiedliche Spielpläne geben, ein Buch daraus zu machen, hätte die Kosten unnötig in die Höhe getrieben. Wer das Kartenspiel kennt, findet sich schnell zurecht. Mit den Karten werden Produktionsketten aufgebaut, beim Ausspielen einer Karte breitet man sich zudem auf dem Spielplan aus. Darüber können geheime Spielziele erfüllt und Bonusplättchen freigespielt werden.

Newdale Spielertableau Prototyp! / Foto: Brettspielpoesie

Die zur Verfügung stehenden Spezialisten werden zufällig bestimmt, einen Teil kennt man vor der Planung der Aktionen, einen Teil erst danach, das erinnert an den Sonnenauf- und -untergang des Kartenspiels. Bevor man alle zur Verfügung stehenden Spezialisten kennt, muss entschieden werden auf welchem Level produziert werden soll. Mit weniger Spezialisten ist der Output geringer, mit einem mehr kann der Output erhöht werden. Reichen die Spezialisten nicht aus und man kann es nicht kompensieren, wird gar nicht produziert. In jeder Runde tritt zudem ein zufälliges Ereignis ein.

Das erste Szenario ist zum Kennenlernen, es ist für das gesamte Spiel nicht notwendig die Kartenspiele gespielt zu haben. Es erleichtert allerdings den Einstieg. Die Geschichte soll an die der Story-Erweiterungen anknüpfen, sie zu kennen ist ebenfalls nicht notwendig, um Newdale spielen zu können. Insgesamt werden 10 Szenarien enthalten sein, von denen pro Kampagne wohl 8 gespielt werden. Ich habe direkt bereut, das Kartenspiel so lange nicht gespielt zu haben. Ich hatte wieder viel Spaß daran, die Produktionen anzukurbeln und freue mich schon sehr darauf, die gesamte Kampagne zu entdecken.

Newdale Prototyp! / Foto: Brettspielpoesie

Ein weiteres Spiel hätten wir zeitlich sicher noch unter bekommen, aber in wenigen Minuten begann die Lesung von Marc-Uwe Kling, das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Die anderen interessanten Veranstaltungen auf der Bühne haben wir schon links liegen lassen, um selbst spielen zu können. Der Autor hat sich aus allen vier Büchern rund um das Känguru die Stellen heraus gesucht, bei denen es um Spiele ging. Und das waren gar nicht mal so wenige. Zudem las er etwas vor, was es in kein Buch schaffte, weil die Szene für viele Leser zu speziell wäre. Doch hier gab es jede Menge Zuhörer, die es verstehen, wenn das Känguru ein Dorf ausspielt, gefolgt von einem Markt und einem Dorf, um dann noch einen Markt, einen Keller und weitere, unzählige Karten auszuspielen, bis es so viel Geld und so viele Käufe zur Verfügung hat, um sämtliche Provinzen zu kaufen – Eine Partie Dominion auf die Spitze getrieben :-D Es war schon echt cool live zu erleben, wie der Autor das Känguru auf der Bühne stimmlich darstellen kann und immer wieder zwischen eigener und tierischer Stimme umschalten kann. Auch das anschließende Gespräch mit Cron war sehr interessant, es gab einige Einblicke in das Leben des Spielers Marc-Uwe Kling, witzige Anekdoten aus seinem Leben als Spieleautor und eine Live-Partie Open Schnuck. Wer es nicht kennt, es ist wie Schnick Schnack Schnuck, jedoch völlig ohne Vorgabe der Spielelemente. Die Spieler überlegen sich eine Handbewegung und diskutieren dann aus, wer gewonnen hat.

BerlinCon’19 Marc-Uwe Kling / Foto: Brettspielpoesie

Dann war es auch schon wieder fast vorbei mit der BerlinCon für dieses Jahr. Ich schaute noch kurz am Stand vorbei, an dem Fog of Love präsentiert wurde. Zur Spiel in Essen wird die deutsche Version erscheinen, in Berlin konnten Prototypen davon bereits gespielt werden. Und einen solchen durfte ich mitnehmen, ich warte noch auf die Anleitung, dann kann gespielt werden. Ich werde selbstverständlich davon berichten.

Es war wieder eine sehr gelungene Veranstaltung, die BerlinCon entwickelt sich toll. Die neue Location hat mir gut gefallen. Die Aufteilung zeigt auch weiterhin, wo der Fokus liegt: Neben der großzügigen Ausstellerhalle gab es eine ganze Halle mit freier Spielfläche, die BerlinCon soll keine weitere Messe werden, sondern in erster Linie zum Spielen einladen. Und das wurde auch in allen Ecken getan: Neuheiten, Prototypen oder Klassiker, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Verlage können sich genauso präsentieren, wie Spieleautoren und Blogger. Und es gibt so viele bekannte Gesichter zu treffen, immer wieder schön. Ich freue mich bereits jetzt auf die nächste Veranstaltung, ihr könnt euch alle schon den Zeitraum vom 17-19. Juli 2020 vormerken.

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