Helsinki

Einst ging es nach Copenhagen,
wo wir puzzelten Hausfassaden.
Mit denselben Puzzleteilen,
wir nun nach Helsinki eilen.
Um den Senatsplatz umzugestalten,
mit Pavillons in Reihen und Spalten.

Neue Teile kommen nicht nur von oben hinein,
die eigene Spielfigur wird Richtungsweiser sein.
Ein Aufbau zusätzliche Punkte bringt,
wenn die geschickte Platzierung gelingt.
Denn nur was bei Spielende vollständig ist,
sich dann auch in Punkten bemisst.

Spielmaterial:

Wieder gibt es zwei gemeinsame Spielpläne und Spielertableaus für alle Spieler. Ein Spielplan, das Senatstableau, ähnelt den Spielertableaus und gibt deren Ausrichtung vor. Ein zusätzliches Tableau, welches aus zwei Teilen zusammengesetzt wird, zeigt die Punkteleiste und Aktionsfelder.

Neben einem runden Punktemarker erhält jeder Spieler eine Statue und eine Spielfigur derselben Farbe aus Holz sowie einige Wappenplättchen. Die Puzzleplättchen gibt es in fünf verschiedenen Farben und ganz unterschiedlichen Formen. Es sind dieselben Formen wie bei Copenhagen, nur zeigen diese keine Fassaden mit Fenstern sondern schlicht Hausdächer. In den fünf Farben der Puzzleplättchen gibt es auch Pavillonkarten sowie einige Jokerkarten. Die Karten zeigen eine konkrete Puzzleform, Kosten und ggf. Ausbauten.

Ebenfalls enthalten ist Spielmaterial für gleich zwei Varianten.

Spielmechanismus:

Im Laufe einer Partie Helsinki bestücken alle Spieler ihre Tableaus mit Pavillons, um dafür bei Spielende Punkte zu erhalten. Die eigene Spielfigur muss sich jede Runde bewegen. Nach der Bewegung ist es erlaubt, beide angrenzend liegenden Karten auf die Hand zu nehmen. Alternativ darf man Karten von der Hand ausspielen, um ein Plättchen auf dem eigenen Tableau zu platzieren. Die Position der Figur bestimmt dabei, von welcher Seite das Plättchen eingeschoben wird. Es darf nicht “durchfallen”, sondern muss auf die mittig platzierte Statue oder mindestens ein weiteres Plättchen treffen. Trifft es auf ein gleichfarbiges Plättchen, bekommt man eine Handkarte vom Stapel als Belohnung.

Helsinki Senatstableau
Helsinki – Senatstableau / Foto: Brettspielpoesie

Musste man bei Copenhagen einfach nur die Größe eines Puzzleteils beachten, um die Kosten zu bestimmen, so sind diese nun der ausgespielten Karte zu entnehmen. Die erste ausgespielte Karte gibt also die Puzzleform und -farbe an. Sind die angegebenen Kosten höher als eins, ist die Abgabe weiterer Karten derselben Farbe oder Joker erforderlich.

Helsinki Spielertableau
Helsinki Spielertableau / Foto: Brettspielpoesie

Zeigt die Karte des platzierten Plättchens zudem ein oder zwei Aufbauten, darf man diese auf das soeben platzierte Plättchen bauen, um bei Spielende ggf. mehr Punkte zu erhalten. Am Rand der bebaubaren Fläche der Tableaus befinden sich zudem acht Wappenplättchen. Überbaut man ein solches, darf man das Wappenplättchen an sich nehmen. Dieses kann ab sofort eingesetzt werden, um eine Bonusaktion auszulösen, die man in dieser Partie noch nicht verwendet hat.

Helsinki Spielsituation
Helsinki Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Nur so können ein Feld große Joker-Plättchen ins Spiel gelangen. Andere Wappenaktionen verändern oder erweitern die bestehenden Aktionen. Sie erlauben es beispielsweise eine zusätzliche Karte zu ziehen, eine weitere Bauaktion auszuführen oder die Spielfigur bis zu sechs Felder zu bewegen. Fünf Aktionsmöglichkeiten sollen in den ersten Partien nicht verwendet werden. Später kann man alle verwenden oder als Variante mit den Abdeckplättchen fünf zufällige Aktionen sperren. Als weitere Variante liegen die Besucherfiguren und zusätzliche absteigend sortierte Wertungskarten bei. Die Besucher platziert man auf festgelegten Feldern am Rand der Spielertableaus und muss diese mit Pavillonplättchen verbinden, um die wertvollste noch verfügbare Punktekarte zu erhalten.

Helsinki Aufbauten
Helsinki Aufbauten / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Die Partie endet nach der Runde, in welcher die letzte Karte vom Stapel gezogen wurde. Für nachfolgende Spieler wird der Ablagestapel ggf. noch gemischt. Sobald alle gleich viele Züge hatten, endet die Partie mit der Wertung. Punkte bringen nur vollständig bebaute Reihen und Spalten ein. Aufbauten in diesen Reihen oder Spalten bringen weitere Punkte mit sich. Einen zusätzlichen Bonuspunkt erhält man, wenn sich ein Aufbau dort befindet, wo sowohl Reihe als auch Spalte vollständig sind. Es gewinnt wer mit seinem Senatsplatz die meisten Punkte erzielen konnte.

Spieleranzahl:

Die Spielerzahl bestimmt die Anzahl verwendeter Karten, bei weniger Spielern sind auch weniger Karten im Spiel. Diese werden jedoch nicht zufällig aussortiert, sondern nach Wertigkeit, sodass das Verhältnis weiterhin stimmt und jedes Puzzleteil auch immer platziert werden kann. Puzzleteile werden hingegen keine aussortiert, da ist der Wettbewerb um die gegrenzt verfügbaren Teile bei mehr Spielern in der Regel größer.

Mir hat Helsinki mit jeder Spielerzahl gefallen. Man puzzelt ja vor allem auf seinem eigenem Tableau herum, die anderen können einem bloß bestimmte Karten oder bestimmte Puzzleteile wegschnappen. Die meisten davon gibt es aber immerhin in dreifacher Ausführung.

Glücksfaktor?

Wenn der Kartenstapel ausgeht, wird die laufende Runde noch zu Ende gespielt, sodass alle Spieler gleich häufig am Zug sein konnten. Es ist gut absehbar, wenn der Stapel zu Neige geht.

Die verfügbaren Karten kommen zufällig ins Spiel, da ist schon ein kleiner Glücksfaktor bei, ob die erreichbaren Karten zur eigenen Vorstellung passen oder nicht. Man darf sich aber bis zu drei Felder bewegen und hat dadurch dennoch immer ein wenig Auswahl. Die Sonderaktionen der Wappen bieten zudem weitere Flexibilität.

Meinung:

Copenhagen hatte sich bei uns schnell ausgespielt, zu gleichförmig wirkten die Partien auf mich, zu wenig Abwechslung bot das Spiel, um mich nachhaltig zu begeistern. Es musste erst die Roll and Write-Variante erscheinen, die mit einigen Anpassungen ein interessanteres Spielerlebnis bot. Daher war ich gespannt, in welche Richtung sich Helsinki entwickelt. In meinen Augen handelt es sich dabei um eine gelungene Weiterentwicklung des Spielprinzips, mit etwas höherem Anspruch als der Vorgänger.

Bei Helsinki ist mehr Vorausplanung erforderlich, da die Spielfigur bestimmt wo man in seinem Zug agieren darf. Das schränkt ein, doch daraus zieht dieses Spiel unter anderem auch seinen Reiz. Es reicht nicht, sich zu überlegen, welche Puzzleform man gerne platzieren möchte, man benötigt auch eine entsprechende Karte. Und wenn man dann noch die Wahl hat zwischen einem günstigen Plättchen ohne Aufbauten oder mehr zu zahlen für einen Aufbau, muss man abwägen. Einerseits möchte man viel Fläche bebauen, um Reihen bzw. Spalten zu vervollständigen, aber Aufbauten bringen zusätzliche Punkte ein und sind daher nicht zu vernachlässigen. Die Wappen wiederum liegen auf den Randplätzen, ihre Bonusaktionen sind ebenfalls lukrativ.

Alle Spielpläne, Tableaus und Plättchen sind aus dicker Pappe, weiteres Spielmaterial aus Holz. Das hinterlässt einen positiven Eindruck. Allerdings ist das Senatstableau mit seiner Ablagemöglichkeit für die beiden Kartenstapel nicht optimal. Zum einen versperren die Stapel teilweise die Sicht auf die dahinterliegenden Spielfiguren. Außerdem sind die Ablageflächen für die Kartenstapel recht knapp bemessen, man muss die Karten schon sehr sorgfältig ablegen, um die außen herum laufenden Felder für die Spielfiguren nicht zu bedecken.

Leider enden die Partien immer viel zu früh. Voll wird man sein Tableau wohl kaum bekommen. Und da nur vollständige Reihen/Spalten punkten, ist die Punkteausbeute meist auch eher gering. Das trübt das sonst recht positive Spielgefühl leider. Es fühlt sich irgendwie nicht richtig an, die Partie zu beenden, bevor man den Senatsplatz wirklich hübsch bebaut hat. Übrigens ist es thematisch auch merkwürdig, dass alle Spieler ihren eigenen Senatsplatz bebauen sollen, doch eigentlich bereits das optisch ähnliche, gemeinsame Spielertableau Senatstableau heißt.

Vielleicht bietet Helsinki genau die Herausforderung, die manche Spieler suchen. Nämlich die eigenen Aktionen so zu optimieren, dass man bei Spielende mit den wenigen erzielten Punkten noch am besten abschneidet. Dadurch bleibt auch dieser Wettlaufcharakter des Vorgängers in gewisser Weise erhalten. Nur geht es nun nicht darum als erster zu punkten, sondern möglichst viele Pavillonreihen und -spalten zu vervollständigen. Dies kann vor allem in den ersten Partien schnell misslingen, weil man einfach unterschätzt wie wenig man überhaupt schaffen kann zu bebauen. Wenn dann plötzlich das Spielende in absehbare Nähe gelangt, bleibt oft nicht mehr genug Zeit angefangene Reihen/Spalten noch zu vollenden.

Fazit:

Helsinki ist ein würdiger Nachfolger für Copenhagen und bietet Fans des Vorgängers eine neue, spannende Herausforderung. Das Spielprinzip fühlt sich direkt bekannt an, doch auch ohne Kenntnis des Vorgängers sollte man schnell ins Spiel hineinfinden. Die Aktionsmöglichkeiten sind überschaubar und dennoch ist es kein Kinderspiel viele Punkte zu sammeln. Vielleicht bietet es durch seine Einschränkungen genau das, was manch einem bei Copenhagen fehlte? Oder man vermisst die zugängliche Leichtigkeit, die Copenhagen mit sich brachte. Man muss diese Puzzleknobelei bei Helsinki schon mögen und vor allem auch mit dem unbefriedigendem Gefühl leben können, den eigenen Senatsplatz in einer Partie niemals fertigzustellen.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Queen Games
Autor(en): Asger Harding Granerud, Daniel Skjold Pedersen
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 45 Minuten

Vielen Dank an Queen Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

Ähnliche Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert