Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 46

Auch heute stelle ich euch wieder eine bunte Mischung vor. Neben neuen Spielen bekannter Serien, wie Exit – Das Spiel + Puzzle und QUIZscape, geht es heute erstmals um eine Fallakte von TOPP bzw. dem frech-Verlag sowie Krimispiel der Obscurious-Reihe vom Rätselraum Ruhrpott. Der Escape Room-Anbieter aus Bochum war, wie so viele, stark von den Schließungen zu Beginn der Corona-Pandemie betroffen und entwickelte die ersten Krimi- und Escape Room-Spiele für zu Hause als print@home-Versionen. Da ich ungerne Spielmaterial selbst ausdrucke, war dies für mich ein Ausschlusskriterium. Doch nun gibt es deren Spiele auch alle in den für dieses Genre gängigen, großen Umschlägen.

Exit + Puzzle: Das Gold der Piraten

Exit + Puzzle: Das Gold der Piraten
Exit + Puzzle: Das Gold der Piraten / Foto: Kosmos

Mit Das Gold der Piraten wächst die Exit – Das Spiel + Puzzle-Reihe um ein weiteres Spiel für Fortgeschrittene in gewohnter Ausstattung an. Eine Decodier-Scheibe in Einzelteilen mit Verbindungsstücken, vier Beutel mit Puzzleteilen mit unterschiedlicher Rückseite, 16 Rätseldokumente und einige seltsame Teile gehören zum Spielmaterial. Die Rätseldokumente und die seltsamen Teile stehen den Spielern erst später zur Verfügung, wenn sie diese nach korrekter Lösung eines Rätsels hinzu nehmen dürfen.

Exit + Puzzle: Das Gold der Piraten Rätseldokumente
Exit + Puzzle: Das Gold der Piraten Rätseldokumente / Foto: Brettspielpoesie

Als Piraten wollen die Spieler anheuern, um den legendären Goldschatz von Blackbeard zu finden, bevor es jemand anders tut. Dafür müssen sie an vier verschiedenen Orten, welche die Puzzlebilder zeigen, kniffelige Aufgaben erfüllen. Die Puzzle sind mit ihren weniger als 90 Teilen schnell gepuzzelt, überraschen aber durchaus durch ungewöhnliche Formen. Die Rätseldokumente führen die Spieler durch die Geschichte, sie enthalten auch hilfreiche Tipps zum Lösen der Rätsel.

Wir haben die Bestzeit ganz knapp verfehlt. Wie auch schon bei den vorherigen Titeln dieser Reihe, finde ich die Zeit für Puzzle und Rätsel doch recht knapp bemessen. Wobei ich eingestehen muss, dass man mit korrekter Lösung eines letzten zusätzlichen Rätsels, wieder Zeit gut machen kann, was uns allerdings nicht gelang.

Exit - Das Spiel + Puzzle: Das Gold der Piraten Puzzle
Exit – Das Spiel + Puzzle: Das Gold der Piraten Puzzle / Foto: Brettspielpoesie

Ich fand die Rätsel allesamt kreativ und anspruchsvoll. Besonders gut gefällt mir bei dieser Reihe, dass die Puzzle nicht einfach nur stumpf Orte ersetzen, die ebenso auf Papier gedruckt sein könnten, sondern man sich die Puzzleeigenschaften wirklich zu Nutze macht. Das führt wiederum zu interessanten Rätseln, die ohne Puzzleteile nicht oder zumindest aufwändiger umsetzbar wären. Bei einem Rätsel drehte sich alles um die richtige Perspektive. Solche Rätsel findet man häufiger bei Exit, sie sind für mich als Brillenträger leider immer etwas schwierig. Aber wir spielen solche Spiele ja zum Glück zu zweit und so konnte mein Mitspieler auch dieses erfolgreich lösen. Mein Lieblingsrätsel war eines, bei dem Buchstaben vorkamen, wie sollte es auch anders sein? :D

Wertungsnote 5/6

Verlag: Kosmos
Autor(en): Inka und Markus Brand
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 90 – 180 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Obscurious: Verrat am Boss

Verrat am Boss Cover
Verrat am Boss Cover / Foto: Rätselraum Ruhrpott

Bei Verrat am Boss nehmen die Spieler mal nicht die Rolle von Ermittlern bei der Polizei ein. Stattdessen versuchen sie für einen Gang-Boss herauszufinden, welches seiner Gang-Mitglieder die gesamte Gang an die Polizei verraten hat. Dafür hat er im Hauptquartier Hinweise gesichert. Auf den ersten Blick sind diese enthaltenen Beweismittel recht übersichtlich. In sechs braunen Papiertüten befinden sich die Inhalte von fünf Spinden und einem Papierkorb. Ich fand es anfangs etwas merkwürdig, die Beweismittel so geordnet vorzufinden, es passt aber zur gestellten Aufgabe. Denn die Spinde sind nur nummeriert, wir wissen aber nicht welcher zu welcher Person gehört.

Verrat am Boss Spielmaterial
Verrat am Boss Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Neben einem Kalenderblatt und einer Zeitung stehen euch auch die Polizeiakten der Verdächtigen zur Verfügung, die ein Hacker für den Boss aus der Datenbank der Polizei ziehen konnte. Der Boss steht euch während des Spiels ebenfalls jederzeit zur Verfügung. Entweder per Telegram-App oder mittlerweile auch mittels einer Web-App, die wir nutzten. Diese Kontaktmöglichkeit bietet nicht nur weitere Informationen zu den Verdächtigen, sondern lässt auch das Spiel voranschreiten. Denn nur über diese App sind die Antworten einzugeben, was zu weiteren Aufgaben und später auch zum Abschluss des Spiels führt. Die App funktionierte ganz gut, wenn auch die Bedienung für uns nicht immer ganz einfach war. Vorgegebene Antworten waren auf unserem Endgerät nicht immer gut einsehbar, was der Displaygröße geschuldet sein kann. Doch durch klare Rückmeldungen bei unerwarteten Eingaben, hat uns dies nicht lang aufgehalten und wir haben die erwartete Antwort abgegeben.

Verrat am Boss - Web-App
Verrat am Boss – Web-App / Foto: Screenshot

Das Material ist gut gewählt, Die Zeitung fühlt sich an wie eine Zeitung und neben Papierunterlagen gibt es auch weiteres, interessantes Material. Für meinen Geschmack hätte es allerdings noch mehr Inhalte auf Webseiten geben dürfen. Über den Chat gibt es aber immerhin auch diverse Audio-Inhalte, sodass man nicht immer nur lesen muss.

Verrat am Boss Spindinhalt
Verrat am Boss – Spindinhalt / Foto: Brettspielpoesie

Wir konnten den Fall in unter 90 Minuten lösen, auch wenn uns ein kleines Detail verborgen blieb. Da hätten wir wohl noch etwas gründlicher über alle uns vorliegenden Informationen nachdenken müssen. Dem Spiel liegt ein einmalig verwendbarer Code bei, um den Chat zu starten. Gibt man das Spiel anschließend weiter, lässt sich für 1€ ein Refill-Set bestellen. Dieses enthält neben einem neuen Code auch eine Anleitung zum Zurücksetzen und den Notizzettel für dieses Spiel. Das finde ich tatsächlich fair gelöst. Der Fall ist mit Level 1,5 von 3 angegeben, da ist vom Anspruch her also noch Luft nach oben vorhanden.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Rätselraum Ruhrpott
Autor(en): Sarah Horny, Sarah Pluschke
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 90+ Minuten

Vielen Dank an Rätselraum Rohrott für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


QUIZscape – Die Zeitreise-Agentur

QUIZscape Cover
QUIZscape Cover / Foto: moses.

Das neueste QUIZscape hat uns nun schon zum dritten Mal als Zeitreiseagenten in die Vergangenheit geschickt. Es sind Zeitreise-Touristen unterwegs, die ihr unbedingt zurück in ihre Zeit bringen müsst, um weitere Risse in der Zeitlinie zu verhindern. Es ging in drei Missionen zu Jules Verne, zu den Azteken und in die goldenen 20er Jahre. Thematisch finde ich diese Themen allesamt interessant. Wieder kommt die vom Kneipenquiz bekannte Schachtel mit ihren zwei Schubladen zum Einsatz, die auch hier wieder auf ganz unterschiedliche Weise, aber immer interessant in das Spiel eingebunden wird. Zusätzlich zu den Rätseln müssen die Spieler einige Quiz-Fragen zu den Themengebieten beantworten.

QUIZscape - Spielmaterial Fall1
QUIZscape – Spielmaterial Mission 1 / Foto: Brettspielpoesie

Mit jeder neuen QUIZscape-Box überzeugt mich das enthaltene Spielprinzip etwas mehr. Anfangs war es sicherlich die nicht erfüllte Erwartungshaltung, da die beiden Genres Quiz- und Escape Room-Spiel nicht so gut zusammen zu passen schienen, wie ich es mir erhofft hatte. Bei der zweiten Box wussten wir genau, was uns erwartet und der Eindruck war positiver. Und obwohl sich eigentlich nicht viel verändert hat, ist mein Eindruck von der dritten QUIZscape-Box noch positiver.

Bei solchen Escape Room-Spielen hängt der persönliche Eindruck ja auch immer mit von Umgebungsvariablen ab. Es gibt für solche Spiele eben nur ein Chance für einen guten Eindruck und wenn man einfach einen schlechten Tag hat, kann der Eindruck anders ausfallen, als an einem anderen Tag.

Wir hatten für diese Missionen einen Freund eingeladen, den wir nur selten an den Spieltisch bekommen und haben ihn angefixt. Die erste Mission mussten wir bereits nach der Hälfte beenden, weil wir noch etwas anderes vor hatten. Doch schon bald trafen wir uns erneut, weil wir alle wissen wollten wie es weiter geht. Es war ein tolles Erlebnis für uns alle, aber für mich war es besonders spannend die Begeisterung zu erleben, die QUIZscape bei einem unerfahrenen Spieler dieses Genres auslöst. Es gibt eben bestimmte Rätseltypen, da kennen geübte Escape Room-Spieler übliche Herangehensweisen und können sich mit diesem Vorwissen schneller der Lösung nähern, als jemand der eine solche Aufgabe zum ersten Mal löst. Diese Person freut sich dabei auch viel mehr über die Lösung, weil sie unerwartet kommt, weil man es selbst herausgefunden hat, während wir hingegen nur Wissen abrufen und das Rätsel quasi abhaken.

QUIZscape Box
QUIZscape Box / Foto: Brettspielpoesie

Ich fand die Fragen leichter zu lösen, als bei den vorherigen Boxen. Vieles konnte man sich gut herleiten. Und wenn man mal keine Ahnung hat, nehmen wir mittlerweile lieber eine Zeitstrafe in Kauf, als viel mehr Zeit zu verbrauchen weiter darüber nachzudenken. Wenn man es nicht weiß und keinen einzigen Anhaltspunkt zur Herleitung hat, dann hilft auch langes Nachdenken nicht wirklich weiter. Die Escape Room-Rätsel waren wieder gut umgesetzt, die Schachtel ermöglicht da einfach einiges. Nur ein Rätsel war mit dem enthaltenen Material wirklich schwierig zu lösen. Ein anderes kostete uns viel Zeit, es war aber lösbar und weckte daher auch den Ehrgeiz es selbst zu lösen, anstatt die Zeitstrafe in Kauf zu nehmen. Auf diesem Niveau dürfen gerne weitere Boxen erscheinen.

Wertungsnote 5/6

Verlag: moses.
Autor(en): Arno Steinwender
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 1 – 2 Spieler
Dauer: 3 x 60 Minuten

Vielen Dank an moses. für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Cyber Crime Files: Das Geheimnis der Hackerin

Cyber Crime Files: Das Geheimnis der Hackerin
Cyber Crime Files: Das Geheimnis der Hackerin / Foto: TOPP

Der frech Verlag ist vielleicht sogar der Vorreiter, wenn es darum geht verschiedenste Escape Room- und Ermittlerspiele in seinem Verlagsprogramm zu präsentieren. Da wird so vieles angeboten, dass die Abgrenzung teilweise schwierig erscheint. Zum Beispiel gibt es schon länger Crime Files, ganz klassische Ermittlerspiele bei denen die Spieler einen Haufen Dokumente und Beweismaterial sondieren müssen, um daraus die Lösung eines Kriminalfalls abzuleiten. Diese haben sich nun zu den Cyber Crime Files weiterentwickelt. Was zunächst etwas kurios erscheint, denn eine Kombination aus gedruckten und digitalen Beweismitteln boten die Crime Files auch bereits. Vielleicht soll der Zusatz “Cyber” auf die gewählte Thematik hinweisen, denn die Aufgabe besteht darin als Spezial-Ermittler für Cyber-Kriminalität einer Hackerin dabei zu helfen eine “ganz großen Sache” aufzudecken.

Cyber Crimes Webseite
Cyber Crimes Webseite / Foto: Screenshot

Wirklich passend umgesetzt ist die zugehörige Webseite. Sie sieht auf den ersten Blick aus wie ein Kommandozeilenprogramm, mit grünem Text auf schwarzem Grund. Da fühlt man sich gleich wie ein wahrer Hacker, der keine “Klickibunti”-Webseiten besucht :D Aber keine Sorge, die Webseite lässt sich durchaus mit der Maus bedienen. Grafische Elemente findet man dort allerdings nicht. Die Webseite bietet neben Hinweisen und ggf. Lösungen auch diverse Tools zur Decodierung. Das hilft zwar vor allem weniger IT-erfahrenen Ermittlern, allerdings fand ich das ganze Spiel dadurch etwas zu sehr geführt. Man bekommt auf der Webseite sämtliche Tools an die Hand, die benötigt werden, um die Beweismittel auszuwerten. Uns fiel die Zuordnung daher sehr leicht, was für welche Aufgabe benötigt wird.

Cyber Crime Files Hackerin - Fallakte
Cyber Crime Files Hackerin – Fallakte / Foto: Brettspielpoesie

Es gibt fünf verdächtige Personen, die alle den Eindruck machen Dreck am Stecken zu haben, aber nur eine Person plant wirklich ein schweres Verbrechen, welches unbedingt verhindert werden muss. Erst wenn die Personen den möglichen Verbrechen korrekt zugeordnet sind, haben sich die Ermittler als würdig erwiesen das Passwort zu erhalten, welches zu weiterem digitalen Beweismaterial führt. Mit diesen Informationen lässt sich herausfinden, wer zur Überführung auf das Revier kommen soll.

Cyber Crime Files: Hackerin - Spielmaterial
Cyber Crime Files: Hackerin – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Als Informatiker mag ich Geschichten rund um Cyber-Kriminalität und die Aufgabe einen solchen Fall vor allem mit technischen Tools zu lösen. Dies ist zum Beispiel Hack Forward hervorragend und durchaus herausfordernd gelungen. Allerdings ziehe ich es vor, selbst auf mögliche Lösungsansätze zu kommen und nicht alle Tools direkt auf dem Servierteller präsentiert zu bekommen. Ich kann aber verstehen, dass der Verlag sein Spiel möglichst vielen Spielern zugänglich machen möchte und daher keine technischen Vorkenntnisse voraussetzen kann.

Das Spielmaterial ist abwechslungsreich, verschiedene Papierarten kamen zum Einsatz und es sind längst nicht nur Papier-Dokumente enthalten. So gelingt es die Immersion aufzubauen, wirklich einen Kriminalfall zu lösen und alles zur Verfügung zu haben, was dazu hilfreich sein könnte. Mir gefallen auch die bewusst platzierten Hinweise auf mögliche Straftaten und Motive verschiedener Personen. Allerdings könnte das vorhandene Material umfangreicher sein und auch falsche Fährten aufweisen. Wir konnten jedem Dokument schnell entnehmen, welche Information davon entscheidend ist, um welchem Verdächtigen zu be- oder entlasten. Ich finde es immer etwas schade wenn es so eindeutig ist und man ein Dokument danach zur Seite legen kann, weil es keine weiteren Informationen enthält.

Auf der Webseite zur Eingabe der Verdächtigen und ihrer Straftaten sind mehr Personen und Straftaten aufgeführt, als zuzuordnen sind. Das finde ich gut, damit man selbst die letzte Kombination nicht durch einfaches Ausschlussverfahren ermitteln kann. Etwas merkwürdig finde ich jedoch, dass die Einleitung die Spieler konkret auffordert nichts zu zerstören, ein Code sich aber gar nicht knacken lässt ohne Material zumindest zu “verändern”. Das hat uns leider ein wenig aufgehalten, da wir uns erst nicht rantrauten. Insgesamt war es ein solider Fall ohne Fehler oder logische Inkonsistenzen, der leider mit den Top-Titeln dieses Genres nicht ganz mithalten kann.

Wertungsnote 4/6

Verlag: frech Verlag
Autor(en): Simon Angerer, Silvano Beck
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 120 – 180 Minuten

Vielen Dank an den frech Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


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