Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 50

Wow! Am 17.11.2018 ging der erste Blog-Artikel der Rubrik Wo geht’s hier zum Ausgang?! online. Damals hatte sich zwar schon abgezeichnet, dass dieses Genre noch viel zu bieten hat, dass dies aber fast fünf Jahre später noch immer anhält und weiterhin neue Ideen hervorbringt, darauf hätte ich im Leben nicht gewettet. Lange habe ich überlegt, wie ich dieses Jubiläum angemessen zelebrieren kann. Ihr bekommt die einzelnen vorgestellten Spiele zwar mittlerweile in meiner Rubrikenübersicht gut strukturiert aufgelistet, dennoch möchte ich heute eine kleine Übersicht meiner persönlichen Highlights dieses Genres geben und Empfehlungen aussprechen.

Escape Room Spiele

Als Escape Room-Spiele bezeichne ich solche Spiele, die einen realen Escape Room zum Vorbild haben und dieses Erlebnis versuchen auf den Spieltisch zu bringen. Da auch reale Escape Rooms sich weiter entwickeln, weg vom reinen “Eingesperrt sein” in einem oder mehreren verbundenen Räumen, hin zum Erleben von Geschichten, verschwimmen die Grenzen zu anderen Kategorien auch bei den zugehörigen Spielen.

Exit – Das Spiel

Nach wie vor eine sichere Bank in Bezug auf Qualität der Rätsel sind die Spiele der Exit-Reihe. Die Rätsel sind oft innovativ und um die Ecke gedacht, sie überraschen insbesondere durch die außergewöhnliche Verwendung des Materials. Eine Schere ist meist ein notwendiges Utensil und nach einer Partie ist Exit durch dauerhafte Zerstörung von Teilen des Spielmaterials nicht erneut spielbar. Aber gerade diese Möglichkeit bietet viel Spielraum bei der Entstehung besonderer Rätselideen. Die Geschichten sind dabei eher nur schmückendes Beiwerk der sonst reinen Aneinanderreihung von Rätseln.

Die kleinen Boxen gibt es mittlerweile in drei Schwierigkeitsstufen: Einsteiger, Fortgeschrittene und Profis, wobei die wenigsten dieser Spiele für Profis eingeordnet sind. Einsteiger und Fortgeschrittene unterscheiden sich vor allem dadurch, dass die Einsteiger-Spiele geführt sind. Dabei gibt es immer nur die Informationen, die für das Lösen des aktuellen Rätsels notwendig sind, während die Fälle für Fortgeschrittene weniger geführt sind und man auch schon Material für spätere Rätsel bekommt, die man ohne weitere Hinweise nicht lösen können wird.

In der Exit-Reihe bei Kosmos Verlag gibt es mittlerweile auch mit Puzzle-Anteil kombinierte Spiele, Bücher, Adventskalender und digitale Apps. Besonders die kombinierten Spiele mit Puzzleanteil unterscheiden sich, da sie kein Kartendeck mit Lösungskarten verwenden, um einen eigegebenen Code zu überprüfen. Stattdessen gibt ein Schloss auf der Rückseite der Decodierscheibe an, ob der eingegebene Code richtig oder falsch ist. Auch reine Spiele für Kinder gibt es, die ganz ohne Text auskommen, wodurch Kinder sich damit auch alleine beschäftigen können.

Escape Room – Das Spiel

Ebenfalls eines der ersten Escape Room-Spiele für den Spieltisch war Escape Room – Das Spiel von Noris, mit der großen Plastikkiste namens Chrono Decoder. Dieser lässt nicht nur einen Countdown laufen, sondern bietet neben etwas Hintergrundgeräuschen auch die Möglichkeit vier Plastikschlüssel hinein zu stecken, um einen gefundenen Code zu überprüfen. Ich mag ja diese konkrete Simulation mit einem herunter laufenden Timer, auch wenn sich andere an dem Zeitdruck stören.

Die Schlüssel haben verschiedene Ausprägungen wie Zahlen, Buchstaben, Formen, Zacken und Bärte, was ganz unterschiedliche Codefragmente ermöglicht. Zusätzlich liegen Abbildungen der Orte auf Papier bei, sodass man schon ein wenig das Gefühl bekommet, sich in diesem Raum umsehen zu können.

Die meisten Erweiterungen gibt es einzeln zu erwerben, man braucht nur eine Box mit solch einem Chrono Decoder. Leider sind dennoch weitere Boxen erschienen, deren Fälle es nie einzeln gab, sondern nur als große Box mit neuem Chrono Decoder.

Neben einer Virtual Reality-Box, sind auch mehrere Duo-Abenteuer erschienen. Diese sind nur für 1-3 Personen und bestehen hauptsächlich aus einem mehrfach gefaltetem Papier, welches man erst nach und nach öffnen darf. Für diese ist der Chrono Decoder nicht zwingend erforderlich, die Lösung ist auch mittels App möglich.

Zuletzt sind auf deutsch Escape Room – Das Spiel Puzzle Abenteuer erschienen, bei denen kleinere Puzzle die einzelnen Räume ersetzen. Diese kommen ganz ohne einen Plastikkiste aus, da zur Überprüfung der Lösungen ein analoger Chrono Decoder aus Stanzteilen zum Einsatz kommt.

Von den Machern von Escape Room – Das Spiel ist auch Nightmare erschienen. Dies ist kein Escape Room-Spiel im eigentlichen Sinne, sondern eher ein gruseliges Abenteuer in einem verlassenen Anwesen. Es zeichnet sich vor allem durch seine Schreckmomente aus und bietet ein außergewöhnliches Spielerlebnis, was mit keinem anderen zu vergleichen ist. Man muss es einfach mal erleben, am besten mit fünf Spielern, die alle eigene Charakterrollen einnehmen.

Unlock!

Eine besondere Entwicklung hat die Unlock!-Reihe hinter sich. Denn hier gelingt es das Spielprinzip immer noch weiter zu verbessern, störende Aspekte abzustellen und neue, kreative Ideen hinein zu bringen, welche die Spieler überraschen. Für dieses Spiel ist eine App erforderlich, auf der ein Countdown läuft, Zeitstrafen bei Fehlern verwaltet oder Hilfestellungen abgeholt werden können. Es gibt auch sogenannte Maschinen, die immer anders funktionieren, was interessante Rätselumsetzungen ermöglicht.

Eine solche App bietet viel Flexibilität bei der Zusammenstellung der gesuchten Codes. In der siebten Box, Epic Adventures, ist erstmals kein einziger vierstelliger Zahlencode gesucht. Zahlen werden in den Illustrationen gerne mal versteckt, was vor allem bei den ersten Boxen dazu führte, dass man plötzlich in jedem Kringel eine Zahl erkennen wollte. Doch auch davon ist man wieder weggekommen und “versteckt” solche nun deutlich als Zahlen erkennbarer.

In jeder Box sind immer drei voneinander unabhängige Szenarios mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad enthalten. Manche Charaktere treten in mehreren Fällen auf, wie zum Beispiel der Comic-Charakter Dr. Noside oder Meisterdetektiv Sherlock Holmes. Mittlerweile gibt es die meisten Fälle auch einzeln zu erwerben. Inhaltlich sind es schon lange keine Escape Room-Abenteuer mehr, bei denen man versucht einem Ort zu entfliehen. Aber was geblieben ist, ist die Zeitvorgabe und damit bleibt es mechanisch doch wieder näher am Escape Room-Spiel.

Anfangs empfand ich es oft so, dass ein Szenario einer großen Box richtig gut überzeugen konnte und die anderen etwas weniger. Doch hat sich dies positiv entwickelt, sodass es nur noch selten Ausrutscher gibt, die weniger gefallen. Vor allem die zehnte Box mit den Game Adventures hat alle vorherigen Boxen in den Schatten gestellt. Die Verbindung des Unlock!-Prinzips mit bekannten Spielwelten funktioniert wunderbar und führt zu besonderen Spielerlebnissen. Das hat auch die Spiel des Jahres Jury so gesehen und dies mit einem Sonderpreis honoriert. Dieser bezieht sich nicht nur auf die Game Adventures-Box, sondern auch auf die ebenfalls erhältliche Unlock Kids!-Reihe, bei der auf die App verzichtet wurde. Leider warte ich noch darauf, dass meine Neffen und meine Nichte alt genug sind, um diese Box selbst mit Kindern erleben zu können.

Abenteuerspiele

Unter Abenteuerspielen verstehe ich solche, bei denen man mit Hilfe des Spielmaterials in eine Geschichte voller abenteuerlicher Erlebnisse eintaucht. In diesen Spielen steht die zu erlebende Geschichte im Vordergrund und man kann meist durch Kombination von Gegenständen, Personen und Orten Aufgaben lösen, um in der Geschichte voran zu kommen oder sogar eigene Entscheidungen treffen, welche Wege man einschlägt.

Key Enigma

Wie auch schon bei Unlock! verschwimmen die Grenzen zwischen Escape Room- und Abenteuerspiel auch bei den Spielen des spanischen Verlags Key Enigma Group. Die Serie heißt offiziell Escape Room in a Box, denn man bekommt eine Faltbox mit vielen Umschlägen, die weiteres Spielmaterial bereit halten. Man ist allerdings in keinem der Szenarios wirklich eingeschlossen, sondern erlebt über verschiedene Kapitel viel mehr eine Geschichte. Dabei wechselt man meist mehrfach die Umgebung und es gibt auch kein Zeitlimit. Zusätzlich zum physischen Material existieren viele digitale Spuren, denen man folgen kann.

Die Boxen sind thematisch unterschiedlich gelagert. Bei Hack Forward sind wir Hackern auf der Spur, darin sind die Rätsel schon sehr technisch, sodass ich nicht einschätzen kann, wie viel Spaß weniger technikaffine Menschen damit haben. Bei Kalinasu geht es als Forscher in den Dschungel auf den Spuren einer vergessenen Kultur. Und Calling Card führt uns auf die Spuren eines Massenmörders. Weitere dieser Spiele sind bislang noch nicht auf deutsch erschienen.

Die Key Enigma-Spiele strotzen nur so vor Kreativität und Liebe zum Detail, sodass ich mich auf jede neue Box freue, mehrere Stunden herausfordernden Rätselspaß zu erleben. Dieser wird lediglich hin uns wieder von technischen Hürden oder unglücklichen Übersetzungen gestört. Alles passiert auf einer Webseite, bei der man über einen Chat von anderen Unterstützern Anweisungen bekommt. Das ist nicht immer bedienungsfreundlich und hakt hin und wieder. Immerhin lassen sich gemeldete Probleme direkt beheben, sodass sich zumindest hinterher niemand mehr daran stören muss. Dies ist schade, ändert aber nichts daran, dass einem bei den Spielen von Key Enigma Inhaltlich und vom Rätselspaß her, eine ganze Menge geboten wird.

Cantaloop

Mit Cantaloop ist es gelungen, das Erlebnis früherer Point and Click-Adventure als interaktives Rätselbuch umzusetzen. Vor allem das erste Buch besticht durch seine kreativen Ideen und man fühlt sich in die Zeit von PC-Spielen wie Day of the Tentacle oder Monkey Island zurückversetzt. Die Geschichte, der man in jedem Buch über mehrere Stunden folgt, ist mit viel Humor geschrieben und man kann Medaillen für bestimmte Kombinationen von Elementen erhalten. Beispielsweise für besonders dumme oder auch geniale Ideen. Es macht einfach Spaß die Objekte und Orte nicht nur sinngemäß zu verwenden, sondern auch abstruse Kombinationen auszuprobieren und dafür vielleicht sogar noch “belohnt” zu werden.

Leider konnte das zweite Buch damit nicht mithalten, da es ein langwieriges, sich in den Grundzügen immer wiederholendes Minispiel eingebaut hat, welches wohl jeden Spieler alsbald nur noch nervte. Das dritte Buch besann sich wieder auf seine Wurzeln zurück. Auch hier gab es einige Mini-Spiele, die zwar ähnlich aufzulösen waren, sich aber doch verschieden anfühlten. Zudem wurden sie immer mal wieder eingestreut und es gab keine lange Minispiel-Sequenz. Ein besonderes Element sollte sein, alle drei Charaktere einzeln steuern zu können, doch eben dieser Aspekt kam mir leider etwas zu kurz. Die Geschichte hat ein zufriedenstellendes Ende gefunden, doch bleibt mir das Erlebnis des ersten Buches positiver im Kopf. Vielleicht vor allem daher, weil es das erste seiner Art war und dies auch Erwartungen an die Nachfolger weckte, die schwer zu erfüllen waren.

Adventure Games

Einen ähnlichen Ansatz des analogen Point and Click-Adventures verfolgt Kosmos mit der Adventure Games-Reihe. In mehreren Kapiteln führt man dabei verschiedene Charaktere durch ein Abenteuer, untersucht Orte, sammelt Gegenstände und kombiniert diese miteinander, um die Geschichte voran zu treiben. Es gibt zwei Möglichkeiten diese Spiele zu erleben: Mit Hilfe des beiliegenden Heftes, lassen sich alle Ergebnisse möglicher Kombinationen lesen oder man nutzt die Sprachausgabe der Kosmos Erklär-App. Diese ist vielleicht etwas langsamer, als man selbst lesen würde, aber die professionellen Sprecher schaffen eine passende Atmosphäre, sodass wir immer die App nutzen.

Mittlerweile gibt es verschiedene Szenarien, sodass für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Wer neu in diese Spielreihe eintauchen möchte, dem würde ich den zuletzt erschienen Fall im Die Drei ???-Universum empfehlen. Dieser ist als Detektivgeschichte angelegt, wie man es von Justus, Peter und Bob kennt und ist gespickt von Rätseln, die klassisch zu einem Code führen. Bei anderen Adventure Games geht es mehr um das geschickte Kombinieren von Dingen, um die Geschichten voran zu treiben. Besonders hervor heben möchte ich noch Grand Hotel Abaddon und Expedition Azcana, bei denen man markt, dass auch die Autoren der Adventure Games noch dazu lernen und ihr Spielkonzept immer noch ein bisschen verbessern und störende Aspekte abstellen.

T.I.M.E Stories

Bei T.I.M.E Stories reisen verschiedene Charaktere durch die Zeit und versuchen Risse in der Zeitlinie zu verhindern. Dafür hat die Gruppe nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung, die sie durch Aktionen und Proben verlieren kann. Dadurch kann es passieren, dass eine Gruppe mehrere Durchläufe benötigt, um die Geschichte zu beenden. Besonders wenn man kurz vor Schluss aufgrund eines einzigen blöden Würfelergebnisses verliert, frustriert das. Ich empfand das wiederholte Durchspielen sehr repetitiv und hat mir irgendwann den Spaß an dem sonst wirklich spannendem Spielprinzip genommen.

Bei der nachfolgenden, blauen Linie TIME Stories Revolution ersetzen Karten die Würfel bei den Proben, das ist berechenbarer. Außerdem muss schon alles schief laufen, um von vorne beginnen zu müssen. Hier entscheidet der Verlust von Zeit eher über die Bewertung der Leistung. Diese sinkt leider, wenn man sich alles anschauen möchte, was sich die Autoren ausgedacht haben. Das Problem hatte auch das Originalspiel schon, dass man gut entscheiden sollte, welche Orte sinnvoll sind und welche man lieber meiden sollte. Zudem kommt nun jedes Szenario als eigenständige Box heraus.

Leider ist lange nichts Neues erschienen, doch langsam tut sich wieder etwas und zumindest auf französisch kann man bald die Geschichte verfolgen, die mit dem Demo-Fall Damien begann. Hoffentlich folgt auch eine deutsche Version davon, denn die ersten Szenarien des neuen, blauen Zyklus, haben mit sehr viel Freude bereitet und auf diese Art und Weise möchte ich gerne noch mehr TIME Stories erleben.

Kriminal- bzw. Detektivspiele

Schreibe ich über Kriminal- oder Detektivspiele, sind damit Spiele gemeint, die mich einen interessanten Fall lösen lassen, aber mit etwas mehr Regelwerk als die später aufgeführten Ermittlerspiele daher kommen. Die meisten Spiele dieser Art sind kartengesteuert, bei manchen bekommt man als Spielgruppe alle zu sehen, bei anderen nicht.

Detective

Bei Detective handelt es sich um ein Spiel, bei dem man längst nicht alle Karten sehen wird, bevor eine Lösung des Falls präsentiert werden muss. Es gibt verschiedene Orte, an denen man bestimmten Hinweisen folgen kann, um dort durch das Lesen von Karten neue Hinweise zu erhalten. So lässt sich in verschiedene Richtungen ermitteln und man benötigt ein gutes Gespür für falsche Fährten, denn jede Aktion kostet virtuelle Zeit. Manche weniger, andere mehr, wenn man zum Beispiel im Stau stand oder sich durch eingestaubte Akten wühlen musste.

Die fünf enthaltenen Kapitel gehören inhaltlich zusammen, so baut sich über die Partien hinweg ein immer größer werdendes Bild auf. Man kann sich auf die Details der einzelnen Fälle stürzen oder den Zusammenhang dieser Fälle fokussieren. Das führt zu einem tollen Ermittlererlebnis, bei dem man tief in die Geschichte eintaucht und Recherchen im Internet lassen einen die vierte Wand durchbrachen. Durch diesen Zusammenhang der einzelnen Fälle ist es unbedingt zu empfehlen, alle Kapitel in kurzer Zeit hintereinander mit derselben Gruppe zu erleben, um alle Geschehnisse noch parat zu haben. Leider konnten die nachfolgend erschienenen Spiele, die das Detective Spielprinzip verwenden, nicht mit der Qualität des Originals mithalten.

Crime Story

Crime Story funktioniert mechanisch ganz ähnlich, wie Detective, ist aber nicht so verzweigt und daher zugänglicher. Es existieren für erfahrene Ermittler doch recht offensichtliche Ablenkungsmanöver und viele Details lassen sich über verschiedene Wege entdecken. Dadurch ist der Anspruch nicht so hoch, wie bei Detective, wo jeder Umweg dazu führen kann wichtige Informationen zu verpassen.

Es gibt verschiedene Boxen mit jeweils einem für sich stehenden Fall. Eure Ermittlung kann euch nach Wien, Berlin, München, Stockholm oder London führen. Allesamt sind gespickt von popkulturellen Anspielungen, die es interessant macht die Geschehnisse nachzuverfolgen. Jedes Szenario hat eine kleine Feinheit, die es ein wenig von den anderen abhebt. Das beste Erlebnis hatten wir mit Berlin.

DeckteCtive

Bei Decktective bleibt keine Karte komplett geheim, einen Teil der Karten dürfen sich jedoch nur einzelne Personen ansehen. Man muss hin und wieder Karten verdeckt ablegen, um sich die Möglichkeit zu bewahren, weitere Karten ausspielen zu dürfen. Erst am Ende eine Partie, kurz vor der Lösung dürfen alle über alles reden, an was sie sich noch erinnern können, um im Anschluss daran konkrete Fragen gemeinsam zu beantworten.

Ähnlich funktionieren auch die Sherlock-Fälle von Abacusspiele, doch mir gefällt Decktective besser, weil die Karten dabei in vorgegebener Reihenfolge kommen. Das verhindert ein Verrennen in die falsche Richtung, weil man zufällig die weniger relevanten Karten als erstes in die Hände bekam. Zudem gibt es bei Decktective Plottwists und die Schachtel wird zu einem 3D-Aufbau des Tatorts, der ins Spiel eingebunden wird.

Suspects

Bei Suspects liegen bei Spielende alle Karten offen aus, sodass jeder sämtliche Information ansehen und durchlesen konnte. Die Reihenfolge des Aufdeckens bestimmen die Spieler selbst und zu zwei Zeitpunkten werden die Erkenntnisse der Gruppe notiert, die erst bei Spielende geprüft werden. So baut sich ein immer besseres Bild auf, doch für die beste Punktzahl versucht man schon früh richtig zu liegen.

Ohne diesen Kniff könnte man auch genau so gut einen Krimiroman lesen, da man ja wirklich alle Informationen bekommt. Der Spielreiz entsteht aus der Aufgabe, aus möglichst wenigen Informationen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Und da wir bei anderen Spielen dieser Art nach Spielende eh immer alle Karten ansehen, ist es gut gedacht, dies direkt ins Spielgeschehen zu implementieren. Die ersten beiden Szenarien Tödliche Spuren und Letzter Auftritt fand ich thematisch nicht sonderlich innovativ, aber dennoch gut umgesetzt.

Masters of crime

Unter dem Titel Masters of Crime übernimmt der Kosmos Verlag die investigativen Thriller-Spiele von Noctis, zumindest erst einmal den ersten und letzten Teil, Vendetta und Stillleben. Weitere folgen gegebenenfalls bei Erfolg dieser Reihe, in der man mal nicht aus der Sicht der Polizei ermittelt, sondern auf der anderen Seite des Gesetzes steht. Ich freue mich darüber, diese Spielreihe durch die Veröffentlichung bei Kosmos nun hoffentlich noch besser zu den Spielern gelangt.

Diese Spiele bestehen aus einem großen Kartenstapel. Zur strukturierten Ablage der Karten liegt ein großes Poster bei sowie zunächst verschlossene Faltblätter mit weiteren Unterlagen. Bei diesen ist es schade, dass alle Objekte durch die Faltblätter gleich aussehen und man die Chance verpasst hat, wie bei Key Enigma richtige Umschläge mit verschiedenartigem Material zu befüllen. Je nachdem welche Entscheidungen man trifft, werden bestimmte Karten aussortiert. Für besonders kluge Entscheidungen kann man Punkte sammeln, falls einen die Wertung am Ende interessiert.

Das Material, vor allem die digitalen Inhalte, sind aufwendig produziert und liebevoll gestaltet, die Kriminalgeschichten sind spannend ausgestaltet. Stillleben zeichnet sich dadurch aus, dass man genau genommen keinen Kriminalfall lösen, sondern einen Raub planen muss. Dadurch unterteilt sich dieses Spiel in zwei Teile, die Vorbereitung und die Durchführung des Raubs.

Ermittlerspiele / Fallakten

Wenn ich über Ermittlerspiele oder Fallakten schreibe, meine ich damit Umschläge, die Beweismaterial enthalten und zusammen mit digitalen Inhalten alles sind, was man zur Lösung des vorliegenden Kriminalfalls benötigt. Es ist Aufgabe der Spieler die Hinweise zu sichten, zu sortieren und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Hidden Games Tatort

Die Tatort-Spiele des Escape Room-Anbieters Hidden Games waren lange Zeit eine sichere Bank wenn es um gute Ermittlerspiele ging. Sie zeichneten sich aus durch Materialfülle und kleinere Besonderheiten in Bezug auf das zu verwendende Spielmaterial. Sei es ein cooles analoges Gimmick oder die Möglichkeit mit Kommissar Hahnke zu kommunizieren, den man an den Tatort schicken kann. Man hat sich mit diesem Kommissar und des fiktiven Örtchens Klein-Borstelheim eine schöne Szenerie für diese Spiele ausgedacht. Die Verdächtigen bekommen persönliche Profile, sodass man fast das Gefühl hat, die Personen wirklich kennen zu lernen.

Persönlich habe ich den ersten Fall Der Fall Klein-Borstelheim in besonderer Erinnerung, dieser gehört allerdings auch zu den ersten Spielen dieser Art. Mein persönliches Highlight ist Grünes Gift, der inhaltlich, aber auch vom zu verwendenden Beweismaterial besonders gelungen ist. Er ist in meinen Augen auch der kniffeligste aller Fälle von Hidden Games. Der Fall Königsmord eignet sich besonders für Einsteiger, da man das Beweismaterial in vier Abschnitten häppchenweise bekommt. Wir störten uns etwas daran, da es ja eigentlich das Spannende an diesen Spielen ist, vom gesamten Spielmaterial quasi “erschlagen” zu werden und selbst sondieren zu müssen.

Leider haben mich die letzten beiden Fälle etwas enttäuscht, weil das Material nachgelassen hat und die Kriminalfälle sehr leicht zu lösen waren. Vor allem verglichen mit dem zuvor zuletzt erschienen Fall Eiskaltes Verbrechen, konnte weder die Kriminalgeschichte, noch das Spielmaterial auch nur annähernd mithalten. Erwähnenswert waren bei diesen letzten beiden Fällen die Outtakes, die einen Einblick in die Entstehung eines solchen Falls bieten sowie die Möglichkeit auch noch eine Zusatzfrage zu beantworten, die nicht in direkter Verbindung zu dem gelösten Fall steht. Ich hoffe jedoch, dass sich die Macher bei den nächsten Fällen wieder an ihre Anfänge erinnern und kniffelige Fälle mit etwas außergewöhnlichem Material erstellen.

Crime Time

In einer Zeit, in der es mittlerweile zur Gewohnheit wurde, bei solchen Spielen irgendwo anrufen zu müssen, gelang es dem ersten Ermittlerspiel von Crime Time auf analoge Art zu überraschen und es wirkte erfrischend, dass man sein eigenes Telefon stecken lassen konnte. Bei diesen Spielen läuft alles über die zugehörige Ermittlersoftware, einer Webseite, die beispielsweise das Telefonieren simuliert. Man hat darüber die Möglichkeit die Aufgaben Kriminalbeamter zu übernehmen, wie Kennzeichen abzufragen, Personenakten einzusehen oder sogar Haftbefehle zu stellen.

Alle Verdächtigen haben starke Motive und es ist meist nicht ganz einfach sie anhand ihrer Alibis zu entlasten. Viele Details sind mehrfach untergebracht, sodass man nicht alles direkt abhaken kann und anfangs nicht genau weiß wofür gerade diese Information nun steht. Man kann selbst bestimmen, wie viel Unterstützung man von der Webseite bekommen möchte. Sollte man jedoch stecken bleiben, gibt es jederzeit hilfreiche Hinweise zu sämtlichem Beweismaterial.

Alle vier bisher erschienenen Fälle zeichnen sich durch eine gute Ausgestaltung aus, haben falsche Fährten und spannende Wendungen implementiert. Das Spielmaterial ist abwechslungsreich und teilweise täuschend echt gestaltet. Da verstreichen mehrere Stunden Ermittlungszeit wie im Fluge. Der zuletzt erschienene Fall 004 hat uns bisher am besten gefallen, war bislang auch der zeitintensivste aller Ermittlerspiele. Zu allen Fällen ist eine Zeit angegeben, in der erfahrene Kriminalermittler den Fall gelöst haben soll, an der man sich messen kann.

Magnificum

Auch Magnificum hat interessante Ermittlerspiele auf dem Markt. Ganz egal ob Die Firmenfeier, Das Bankett oder Das Dinner, in allen drei Spielen baut sich anhand des analogen und digitalen Beweismaterials ein spannender Kriminalfall auf, den es zu lösen gilt. Das Dinner eignet sich vor allem für Einsteiger, ist etwas geführter aufgebaut als die anderen beiden Fälle. Dennoch ist das Ermittlungserlebnis spannend und nicht zu offensichtlich, sodass es sich auch für erfahrene Ermittler lohnen kann.

Meinen persönlichen Spielegeschmack treffen Die Firmenfeier und insbesondere Das Bankett noch besser. Die Beweismittel sind abwechslungsreich gestaltet und digitale Inhalte teils wirklich aufwendig und auch mal anders als bei den anderen Spielen dieser Art produziert und eingebaut. Die vorgestellten Charaktere bekommen alle ein eigenes Profil, sodass man während der Ermittlung wirklich das Gefühl bekommt, die Personen kennen zu lernen.

Tatort Meer

Tatort Meer ist die erste Ermittlerspielserie von Planet A Games, einem Verlag der es sich zum Ziel gesetzt hat mit seinen Spielen zu inspirieren, um ein besseres Verständnis für Mensch, Tier und Umwelt zu entwickeln. Die Kriminalfälle finden auf einer Vogelinsel oder an Bord eines Schiffes statt, überall finden sich kleine Hinweise darauf, wie man der Natur etwas Gutes tun kann. Das jedoch ohne einen erhobenen Zeigefinger, sondern ganz spielerisch, sodass man sich während der Ermittlung nicht wie im Schulunterricht fühlt, sondern einfach so nebenbei etwas lernt. Thematisch dreht es sich bei diesen Fällen nicht um Mordfälle, wodurch sie sich auch gut eignen, gemeinsam mit Kindern erlebt zu werden. Sie sind dabei interessant ausgestaltet und nicht zu offensichtlich zu lösen.

SOKO Unvergessen Wien

Die Wienerin Xenia hat bislang zwei Ermittlerspiele der SOKO Unvergessen Wien herausgebracht, die in Wien spielen. Als Wahl-Wienerin möchte sie ihre Liebe für diese Stadt mit anderen Teilen und spickt ihre Spiele daher mit Orten und bekannten Persönlichkeiten und auch mal mit waschechtem Wiener Schmäh und zugleich auch einer Übersetzungshilfe.

Sie legt bei ihren Ermittlerspielen zu sogenannten Cold Cases viel Wert auf Datenschutz, weswegen für ihre Spiele keine Angabe persönlicher Daten wie E-Mail-Adresse oder Telefonnummer notwendig sind. Neben ganz unterschiedlichen, analogen Beweismitteln gibt es auch viele, teils aufwendig aufbereitete, digitale Inhalte zu entdecken. Bei Anrufbeantwortern unterscheiden sich diese zum Beispiel je nach Häufigkeit des Anrufens. Dadurch gibt es besonders beim zweiten Fall, Der Unbekannte, eine Menge links und rechts zu entdecken.

Cold Case Detectives

Von den Cold Case Detectives konnte ich bislang nur die ersten beiden Fälle spielen. Bei diesen Ermittlerspielen geht es darum sogenannte Cold Cases neu aufzurollen und nun endlich zur Aufklärung zu führen. Bei Tödlicher Sommer 1998 ist mir das liebevoll gestaltete Material besonders im Gedächtnis geblieben. Es ist ein Teil eines Abi-Buchs enthalten, welches von der Aufmachung her, mit den um die Kontur einzelner Personen geschnittenen Fotos, tatsächlich an die eigenen Jahrbücher erinnert.

Der zweite Fall Vermisst in Paris 1967 spielt zu einer Zeit, an die ich aufgrund später Geburt keine eigenen Erinnerungen habe. Aber die Dokumente und die damit aufgebaute Szenerie entspricht dem, was man aus Filmen, die in dieser Zeit spielen, wieder erkennt. Auch hier werden die Antworten auf einer speziellen Webseite eingegeben. Doch reicht es nicht aus, eine Frage einfach nur zu beantworten, man muss auch die Beweismittel angeben, welche das Ermittlungsergebnis eindeutig belegen. Bei Tödlicher Sommer 1998 hatten wir die richtigen Ergebnisse, aber taten uns noch schwer mit der Zuordnung der richtigen Beweismittel. Dies gelang bei Vermisst in Paris 1967 schon besser.

Gewinnspiel

Ich hoffe dieser kleine Wegweiser für die in dieser Rubrik erschienen Spiele hilft euch zur Orientierung. Ich habe mich bewusst auf wenige Spiele pro Kategorie beschränkt, um es nicht zu unübersichtlich zu gestalten. Doch gibt es weit mehr als fünf gute und durchaus empfehlenswerte Spiele pro Kategorie. Komplettausfälle gibt es in diesem Genre nur wenige. Tatsächlich muss ich, besonders bei den Ermittlerspielen, zugeben, dass Escape Room-Anbieter und kleinere Verlage, die teilweise nur für diese Spiele entstanden sind, in der Regel bessere Produkte hervorbringen, als etablierte Brettspiel-Verlage. Es scheint fast so, als wenn mittlerweile jeder etwas von dem Kuchen dieses Genres abhaben möchte und neue Produkte entstehen lässt. Wann wird das wohl aufhören und von einem anderen Trend abgelöst werden?

Ich habe für euch den ersten Teil von Crime Time zur Verlosung erhalten, genau wie die ersten vier Fälle der X-Scape Cold Case Detectives. Möchtest Du eines dieser Ermittlerspiele gewinnen? Dann schaue nun auf der Gewinnspiel-Seite, wie an der Verlosung teilgenommen werden kann: Gewinnspiel

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