Wo geht’s hier zum Ausgang!? – No. 18

Wo geht’s hier zum Ausgang?! / Foto: Brettspielpoesie

Ich habe auf diesem Blog nun schon einige Escape Room-Adaptionen für den Spieltisch vorgestellt, allen liegt die gleiche Idee zu Grunde: Das Erlebnis eines Escape Rooms mit all seinen Rätseln und Aufgaben, die gelöst werden müssen, um zu entkommen, einzufangen und in eine Box zu packen. 2016 fingen die ersten Verlage damit an, doch dieser Trend ist noch lange nicht vorüber. Immer wieder tauchen neue Anbieter auf und alle finden einen etwas anderen Weg der Umsetzung. Viele dieser Titel bleiben durch Erweiterungen dauerhaft am Markt. Für mich als Rezensent bleibt es schwer, darüber zu berichten. Solche Spiele sind für eine Gruppe nur ein einziges Mal spielbar, danach ist die Lösung schließlich bekannt, daher kann auch nur der grobe Spielablauf mit seinen Mechanismen beschrieben werden. Ich habe nun beschlossen keine einzelnen Rezensionen mehr zu den vielen Escape Room-Adaptionen und dessen Erweiterungen zu verfassen, sondern über mehrere gemeinsam berichten, wenn wieder ein paar durchgespielt wurden. Gleiches gilt für einmalig spielbare Kriminalspiele.


Adventure Games: Grand Hotel Abaddon Cover / Foto: Kosmos

Adventure Games: Grand Hotel Abaddon

Das vierte Spiel der Adventure Games führt uns in das Grand Hotel Abaddon, einem alten Gemäuer mit einer langen Geschichte. Vier ganz unterschiedliche Charaktere stehen den Spielern zur Verfügung, jeder Charakter verfolgt seine eigene Mission. Im Spiel zu zweit soll jeder nur einen Charakter wählen, bei der Endwertung wird die Spielerzahl in die Ermittlung der Siegpunkte einbezogen, sodass auch bei nur zwei erfüllten Missionen die höchste Punktzahl zu erreichen ist. Die anderen Missionen lassen sich aber auch gut nebenher erfüllen, einen weiteren Durchlauf würde ich dafür jedenfalls nicht spielen wollen.

Adventure Game: Grand Hotel Abaddon Start / Foto: Brettspielpoesie

Wie so oft in diesem Adventure Game, wussten wir meist ziemlich schnell, was zu tun ist. Um sich einfach Orte zu merken, bei denen es mit dem richtigen Objekt oder zur richtigen Zeit etwas zu Entdecken gibt, liegen Marker bei. Nicht nur bei den Missionen, eigentlich sind alle Handlungsstränge sehr linear. Es gibt nur wenige falsche Fährten, die Spieler haben kaum eine Möglichkeit etwas zu verpassen. Das muss ja aber nicht grundsätzlich verkehrt sein. Wir haben mit diesem Adventure Game einen interessanten Nachmittag verbracht, bei dem wir nicht pausieren, geschweige denn aufhören, wollten. Wie auch schon bei den ersten beiden Teilen lässt sich nach dem ersten und zweiten Kapitel jeweils eine Pause einbauen. Eine Wertung erfolgt nur noch am Ende des gesamten Spiels, es müssen dafür keine Informationen zwischengespeichert werden.

Die Texte können selbst aus dem beiliegenden Heft vorgelesen werden. Atmosphärischer wird es, lässt man sich alles von der App vorlesen. Leider mussten wir auch hier wieder kleine Unstimmigkeiten feststellen, die dem Spielspaß aber keinen Abbruch tun.

Trotz dieser Kritikpunkte ist es mit diesem Adventure Game gelungen, das Beste aus den zuvor erschienenen zu vereinen. Die Geschichte ist schön aufgebaut, man kann sich gut in die Charaktere hinein fühlen. Auch wenn sie gespenstisch ist, so ist sie kaum gruselig. Alles ist logisch aufgebaut, es gibt keine fiesen Strafen, weil der Charakter statt sich etwas anzuschauen, gleich alles anfasst. Um mich komplett zu überzeugen, hätte die Geschichte noch ein paar weitere Abzweigungen benötigt.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Kosmos Verlag
Autor(en): Phil Walker-Harding, Matthew Dunstan, Ute Wielandt
Erscheinungsjahr: 2020
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 3 x 90 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


Hidden Games Adventskalender / Foto: Hidden Games

Hidden Games Adventskalender

Ganz erstaunt war ich in meinem Interview für das Beeple Messe Radio zu erfahren, dass Hidden Games als Escape Room-Anbieter dieses Jahr erstmalig einen Adventskalender anbieten wird. Letztes Jahr gab es schon einige solcher Escape Room-/Krimi-Adventskalender, die sich scheinbar gut verkauften und Hidden Games hat auch eine interessante Krimispiel-Reihe gestartet. Mit einem Adventskalender hätte ich dennoch nicht gerechnet.

Wie auch schon vergangenes Jahr beim Exit Adventskalender von Ravensburger, habe ich dieses Jahr im November 24 Tage lang jeweils ein Türchen geöffnet, um euch bereits jetzt davon berichten zu können. Wobei Türchen hier der falsche Begriff ist, in der Schachtel befinden sich stattdessen 24 Briefumschläge. Jedes Rätsel lässt auf den folgenden Umschlag schließen. Zudem ist eine Weltkarte enthalten, damit ihr als Studenten von Professor Charlie, der euch diese Briefe von einer Weltreise gesendet hat, diese nachverfolgen können sollt.

Hidden Games Adventskalender Umschläge / Foto: Brettspielpoesie

Auf den Spuren des Professors begegnen euch Rätsel aller Art. Manche haben wir im Nu gelöst, andere waren etwas kniffliger oder nahmen aufgrund des Materials einfach mehr Zeit in Anspruch. Die Spielzeit von 5 – 15 Minuten pro Tag passt gut. Damit es nicht zu einfach wird, den folgenden Umschlag zu erkennen, sind alle aufwändig illustriert. Sie zeigen Symbole, Formen, Farben, Zahlen, etc. – Alles davon kann sich als Lösung herausstellen. Jetzt könnte man denken, der letzte Umschlag wäre bei dem Konzept ja ein Kinderspiel. Doch auch dafür hat man sich etwas ausgedacht. Lasst euch überraschen, was euch am Ende erwartet. Der Hidden Games Adventskalender kann natürlich auch am Stück gelöst werden. Das würde mir allerdings weniger gefallen, dann doch lieber ein “richtiges” Escape Room- oder Krimispiel. Auch wenn es für 1 – 6 Spieler angegeben ist, würde ich es maximal zu zweit “spielen” wollen. Eigentlich kann immer nur einer das Material des Tages einsehen, lediglich bei der Rätsellösung können sich mehrere Köpfe zusammentun. Ich finde das Gesamtkonstrukt gelungen, wenn auch nicht allzu schwer. Es ist vom Anspruch mit den Hidden Games Tatort – Krimispielen nicht zu vergleichen, versüßt die Adventszeit jedoch mit schönen, kleinen Rätseln.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Hidden Games
Autor(en): k. A.
Erscheinungsjahr: 2020
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 5 – 15 Minuten pro Tag

Vielen Dank an Hidden Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


Exit – Das Tor zwischen den Welten Cover / Foto: Kosmos

Exit – Das Spiel: Das Tor zwischen den Welten

Das neueste Spiel der erfolgreichen Exit-Serie führt zu einem Portal zum Bereisen verschiedener Welten. Das ganze Exit ist eher untypisch aufgebaut: Die Decodier-Scheibe steht aufrecht auf Standfüßen, es ist nur eine einzige Rätselkarte enthalten. Stattdessen befinden sich neben zehn seltsamen Teilen acht Poster in der Schachtel. Das erinnert fast ein wenig an die Exit + Puzzle, bei denen auf Karten vollständig verzichtet wurde. Lösungs- und Hilfekarten sind hingegen wie gewohnt enthalten.

Exit: Das Tor zwischen den Welten / Foto: Brettspielpoesie

Leider wurde dem Spiel damit auch ein Element genommen, nämlich das Entdecken von Rätselkarten, die irgendwo herum liegen. Die Poster bringen gegenüber der Rätselkarten noch etwas mit sich: Die Spieler wissen immer genau, welches Rätsel zu lösen ist. Das sind wir bisher eigentlich nur von den Einsteiger-Fällen gewohnt. Die Rätsel selbst richten sich dann jedoch klar an Fortgeschrittene, wir haben dieses Exit nicht annähernd in 60 Minuten erfolgreich beenden können. Dafür kamen wir auf fast alle Lösungen ganz von selbst, nur mit einer Auflösung bin ich nicht ganz zufrieden. Da wären wir im Leben nicht drauf gekommen, das war mir nicht eindeutig genug.

Insgesamt war es wieder ein sehr stimmiges Erlebnis, bei dem das eine oder andere Rätsel tatsächlich noch immer überraschen konnte. Keine Ahnung wie das den Autoren immer wieder gelingt, neben “herkömmlichen” Rätseln auch erfahrene Escape Room-Spieler hier und da noch zu überraschen und zu begeistern.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Kosmos Verlag
Autor(en): Inka Brand, Markus Brand, Ralph Querfurth
Erscheinungsjahr: 2020
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 45 – 90 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


Crime Letters Dysturbia – Die Stadt der Vergessenen

Zur SPIEL.digital habe ich für das Beeple Messe Radio noch mit Geschäftsführer Sebastian Frenzel über die in diesem Jahr etablierte Reihe der Crime Letters gesprochen, da flatterten plötzlich wieder Briefe bei mir ein. Im Interview erzählte er von einer stetigen Weiterentwicklung, von der ich mich nun selbst überzeugen lassen sollte, da ich nach dem ersten Monat ja nicht vollkommen begeistert war.

Auch im November gab es wieder fünf Briefe. Erneut brachte jeder Brief weitere Informationen, zugleich sollten neue Fragen zu dem Fall beantwortet werden. Ich hatte damals kritisiert, dass es keine Hilfestellungen gab und keine Auflösung aller Rätsel, dies ist nun anders. In jedem Briefumschlag steckt zusätzlich zum enthaltenen Material eine Übersicht dessen und ein QR-Code zu einer Webseite mit Hilfen und Lösungen. So wird ein komplettes Steckenbleiben verhindert. Erst wenn alle Fragen beantwortet werden können, sollte der folgende Brief gelesen werden, da dort die zuvor zu findenden Antworten verwendet werden.

Crime Letters: November 2020 / Foto: Brettspielpoesie

Der Fall “Die Stadt der Vergessenen” wirkte auf mich stimmig und rund. Er passt sich erneut gut in das Dysturbia-Universum ein, da ist wirklich einiges los in der Stadt. Es gab durchaus Rätsel zu lösen, über die ein wenig nachgedacht werden musste. Alle waren lösbar, wenn auch mindestens eine Hürde eingebaut war, die gefundene Lösung anzuwenden, die mir nicht gut gefallen hat. Die Auflösung des gesamten Falls schien zum Ende hin jedoch ziemlich eindeutig, auch wenn versucht wurde, mehrere äußerst verdächtige Personen zu skizzieren. Wir haben die ersten Briefe direkt nach ihrer Ankunft gelesen, die letzten in einem Schwung. Dieses Vorgehen führte bei uns allerdings dazu, nicht mehr alle Informationen der ersten Briefe auf dem Schirm gehabt zu haben. Ich empfehle daher die Briefe wirklich nach Ankunft zu lesen und keine zu langen Pausen entstehen zu lassen. Trotz der fehlenden Informationen war es uns möglich den Fall korrekt zu lösen, wir hatten die Zusammenhänge auch alleine erkannt.

Mir gefällt die positive Entwicklung der Crime Letters, vor allem wie mit Kritik umgegangen wurde. Man hat zugehört und Lösungen gefunden, um das Produkt weiter zu verbessern. Was sich nach dem ersten Monat noch als Schnellschuss zur Überbrückung des Lockdowns anfühlte, hat sich toll entwickelt. Ich mag das Grundkonzept noch immer sehr: Regelmäßig mehr oder weniger unerwartet die Briefe vorzufinden und jeden Monat etwas zu rätseln zu haben. Davon gibt es im Moment allerdings reichlich, da diesen Herbst wieder das eine oder andere Escape Room-/Detektivspiel erschienen ist. Da bieten die Crime Letters Dysturbia leider nicht genug sich aus der Menge wirklich hervorzuheben.

Verlag: homunculus SPIEL
Autor(en): Dina Benito (Story), Hung Lien (Rätsel)
Erscheinungsjahr: 2020
Spieleranzahl: 1 Spieler
Dauer: k.A.

Vielen Dank an homunculus für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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