Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 37

Schon viele Male habe ich euch unter dieser Rubrik nun Spiele vorgestellt, die einen Escape Room simulieren, die Spieler eine Geschichte erleben lassen oder bei denen die Spieler als Ermittler verstrickte Kriminalfälle lösen. Dabei handelt es sich um einen Trend, welcher vor einigen Jahren aufkeimte und bislang kein Ende zu finden scheint. Das ist auch gut so, denn mein Interesse an neuen Fällen ist ungebrochen und ich freue mich noch immer auf jeden neuen Fall für altbekannte Spielsysteme genauso wie darauf, völlig neue Ideen in diesem Genre zu erkunden. Daher werde ich weitermachen euch regelmäßig solche Spiele oder ihre Erweiterungen unter dieser Rubrik gesammelt vorzustellen.

Cold Case – Eine Prise Mord

Cold Case: Eine Prise Mord - Cover
Cold Case: Eine Prise Mord – Cover / Foto: ThinkFun

Der erste Fall dieser neuen Serie des Verlages ThinkFun, Eine todsichere Geschichte, hatte bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich hatte allerdings Hoffnung, dass sich die Qualität bei weiteren Fällen erhöhen konnte, daher nahmen wir uns auch Eine Prise Mord vor. Inhaltlich tauchen wir dabei erneut in eine Geschichte aus den 80er Jahren ein, bei der es zu einem tragischen Mord kam, der nie aufgelöst werden konnte.

Cold Case Spielmaterial
Cold Case Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Das Material gleicht dem des ersten Falls. Es gibt über 30 Papier-Unterlagen, mit teils recht langen Textpassagen. Dabei wurde schon auf etwas Abwechslung geachtet, es gibt auch Fotos und Flyer. Diese wirken alle authentisch für die damalige Zeit. Vor allem bei den Verhören verschiedener Personen ist es allerdings erneut schade, diese nicht vertont vorliegen zu haben. So lesen die Spieler leider lange Zeit nur stumm vor sich hin. Da wir den Cold Case in der heutigen Zeit wieder aufrollen, dürften für meinen Geschmack auch mehr Medien zum Einsatz kommen. Das würde das Spielgefühl sicher auflockern.

Cold Case - Screenshot
Cold Case – Screenshot / Foto: Brettspielpoesie

Im Gegensatz zum ersten Fall war uns nach der Sichtung aller Unterlagen nicht direkt ersichtlich, was geschehen sein muss. Das gefällt mir grundsätzlich gut, denn ich möchte ja knobeln und Verbindungen erkennen, um auf die Lösung zu stoßen. Diese ist bei dem Fall in meinen Augen aber keineswegs eindeutig. Manche Indizien haben wir als solche nicht wahr genommen. Und sie ergeben inhaltlich in meinen Augen auch nur bedingt Sinn, im wahren Leben wäre es kaum vorstellbar, so etwas vorzufinden. Näher möchte ich nun nicht darauf eingehen, um euch nicht zu spoilern. Andere Spiele dieser Art schaffen realistischere Begebenheiten, die zweifelsfrei nachvollzogen werden können.

Der einzige Moment, für den man bei Cold Case das Internet benötigt, ist zur Eingabe der Lösung. Das finde ich irgendwie inkonsequent, dann hätte man das Internet auch direkter in das Spielgeschehen einbinden können. Zudem ist in der deutschen Ausgabe nur die URL zur englischsprachigen Webseite zu finden. Man findet zwar auch die deutsche Version online, aber dafür muss man suchen. Ich fürchte durch diesen Fauxpas wird es einige enttäuschte Gesichter bei der Auflösung geben.

Insgesamt bleibt diese Serie für mich auf den hinteren Rängen dieser Spielekategorie. Ja, sie sind günstig und lassen sich weitergeben, da kein Material beschriftet oder gar zerstört wird. Dies trifft aber auch auf andere Spiele dieser Art zu, von denen ich so manches eher empfehlen würde, da das Spielmaterial abwechslungsreicher ist und die Charaktere mehr Profil erhalten.

Wertungsnote 3/6

Verlag: ThinkFun
Autor(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: k.A.

Vielen Dank an ThinkFun für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


EXIT – Das Spiel: Schatten über Mittelerde

Exit: Schatten über Mittelerde - Cover
Exit: Schatten über Mittelerde – Cover / Foto: Brettspielpoesie

Auch bei EXIT weiß man mittlerweile ziemlich genau, was einen erwartet. Natürlich nicht welche Rätsel oder wie diese zu lösen sind, aber die Qualität der Umsetzung war bislang immer gut. So auch bei Schatten über Mittelerde, bei dem wir die preisgekrönte Geschichte um den einen Ring nacherleben. Wie für ein Einsteiger-EXIT üblich, offenbaren sich uns die Rätsel nach und nach, wir dürfen auch im Begleitheft erst nach Aufforderung weiter blättern. Dadurch können sich die Spieler immer voll und ganz ohne Ablenkung auf das vor ihnen liegende Rätsel konzentrieren.

Exit: Schatten über Mittelerde Material
Exit: Schatten über Mittelerde – Material / Foto: Brettspielpoesie

Die zehn Rätsel sind alle gut umgesetzt und logisch lösbar. Einige fühlen sich wie Zeitfresser an, da mehr Zeit für die Vorbereitung erforderlich ist, als wir zu eigentlichen Lösung benötigten. Die Geschichte ist gut aufbereitet, mir hat es viel Spaß bereitet nach langer Zeit mal wieder darin einzutauchen. Die Rätsel sind immer wieder mit den Geschehnissen der bekannten Vorlage verknüpft, auch wenn die Spieler hier in die Rolle einer bislang unbekannten Gruppe von Hobbits verkörpern, die parallel von Gandalf losgeschickt wurden. Es hilft sicherlich die Geschichte zu kennen, dieses EXIT sollte sich aber auch ohne Vorkenntnisse lösen lassen.

Exit: Schatten über Mittelerde Hilfekarten
Exit: Schatten über Mittelerde – Hilfekarten / Foto: Brettspielpoesie

Wie schon bei manch anderem EXIT haben hier Kenner dieser Spielreihe sicherlich einen gewissen Vorteil, weil man mittlerweile einen guten Blick für das Material und seine mögliche Verwendung hat. Dennoch haben wir fast 60 Minuten benötigt, um dieses EXIT-Abenteuer abzuschließen. Für wahrhaftige Einsteiger sind schon knackige Rätsel dabei, da gibt es sicherlich zugänglichere Spiele dieser Reihe (beispielsweise Der verwunschene Wald oder Die Geisterbahn des Schreckens). Doch vielleicht gelingt es ja mit der thematischen Einbettung eine neue Zielgruppe anzusprechen. Der Herr der Ringe-Fans sollten hier voll auf ihre Kosten kommen, wer mit dem Fanatsy-Epos nicht viel anfangen kann, sollte für den Exit-Einstieg lieber eines der anderen Einsteiger-Exits mit einfacherem Zugang wählen.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Kosmos
Autor(en): Inka Brand, Markus Brand
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 45 – 90 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


50 Clues – Die Maria -Trilogie

50 Clues: Die Maria - Trilogie - Cover
50 Clues: Die Maria – Trilogie – Cover / Foto: Game Factory

50 Clues ist ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt für mich. Die Leopold-Trilogie war für meinen Geschmack allerdings zu brutal, zu unangenehm und unethisch waren die Dinge, welche man dabei tun sollte. Dies soll sich mit der Maria-Trilogie ändern, bei der die Spieler in die Rolle von Ermittlern schlüpfen. Nun versuchen wir Personen mit Marias Ideologie aufzuhalten, bevor noch mehr Unschuldige ihr Leben lassen müssen.

50 Clues Maria Kartenstapel
50 Clues Maria Kartenstapel / Foto: Brettspielpoesie

Ansonsten ist vieles geblieben. Wieder sind es drei einzelne Boxen mit jeweils über 50 Karten, die inhaltlich zusammenhängen und aufeinander aufbauen. Die Webseite ist dieselbe, daher auch die Eingabemöglichkeiten für Codes, die Hilfe-Tipps und die Bewertung. Die Codes können verschiedene Formen annehmen. Länge und Art der Zeichen sind nicht strikt vorgegeben. Das führt manches Mal dazu, zu wissen was gesucht ist, aber daran zu scheitern das Ergebnis korrekt einzutragen.

50 Clues Maria Screenshot
50 Clues Maria Screenshot / Foto: Brettspielpoesie

Auch die Illustrationen sind geblieben. Die Karten sind vornehmlich in Grautönen gehalten, hier und da stechen jedoch blutrote Elemente hervor. Ich finde diesen Stil gelungen, um sich von anderen abzuheben. Es bleibt eine dunkle, blutige Geschichte, was manch einem an dieser Serie vielleicht besonders zusagt.

50 Clues Maria Illustration
50 Clues Maria Illustration / Foto: Brettspielpoesie

Die Rätsel selbst fand ich über alle drei Titel hinweg gesehen nicht mehr so gelungen, wie bei der ersten Trilogie. Für meinen Geschmack waren es zu viele mathematisch geprägte Rätsel, die sich fremd anfühlten, weil sie nicht gut in die Geschichte integriert waren. Vieles drehte sich um Zahlen, die man häufig nur erkennen konnte, indem Abbildungen vor dem eigenen Auge ihre Ausrichtung änderten oder miteinander verbunden werden. Alternativ lassen sich diese Elemente aufwändig abzeichnen. Auch wenn die einzelnen Aufgaben für sich gesehen gar nicht verkehrt waren, so war mir diese Trilogie durch die Masse gleichartiger Rätsel zu wenig abwechslungsreich. Inhaltlich kann ich mit der Geschichte nur wenig anfangen, daran ändert auch die Ermittlersicht wenig.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Game Factory
Autor(en): Jeppe Norsker
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 5 Spieler
Dauer: 90 Minuten

Vielen Dank an Game Factory für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare!


Crime Letters – “Auf Abwegen”

Crime Letters: Auf Abwegen Cover
Crime Letters: Auf Abwegen Cover / Foto: Brettspielpoesie

Im Juni 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, musste so mancher Verlag schauen, wie man in der sich verändernden Welt über die Runden kommt. In Erlangen kam beim Verlag homunculus die Idee auf, der Digitalisierung entgegen zu wirken und analoge Briefe anzubieten, mit denen Spieler tiefer in die einst für Escape Room-Spiele erschaffene Welt von Dysturbia eintauchen können. In dieser Stadt halten sich einige zwielichtige Gestalten auf, es gibt jeden Monat einen neuen verzwickten Kriminalfall zu lösen.

Ich habe damals über die Briefe des ersten Monats, Monster der Stadt, geschrieben. Dabei hatte ich zwei große Kritikpunkte: Es waren keine wirklichen Rätsel zu lösen, eher Verbindungen herzustellen und es gab keine Auflösung, wie man auf diese Zusammenhänge hätte kommen sollen. Dieses Feedback hatte ich auch dem Verlag mitgeteilt und da war ich wohl nicht die Einzige. Denn diese Kritikpunkte bestehen nun nicht mehr.

Wieder erhielt ich fünf Briefe. Im ersten wurde mir zu Gründung der Detektei gratuliert, die dann im kommenden Brief beauftragt wurde einer Frau zu helfen, ihren Mann zu finden. Dieser ist seit einigen Tagen verschwunden, es gibt allerdings Hinweise auf eine Affäre mit einer anderen Frau. Neben Informationen in den mehrseitigen Anschreiben, liegen auch weitere Materialien bei. Dieses Mal war es eine Grußkarte, ein Zeitungsauschnitt, ein Fahrplan sowie ein Stadtplan. All dieses Material ist liebevoll gestaltet und hilft bei der Beantwortung der Fragen. Es waren nun wirkliche Rätsel, die teilweise nicht mal eben schnell zu lösen waren. Für meinen Geschmack war es jedoch zu zeitintensiv manch ein Rätsel zu entschlüsseln. Zeitweise fanden wir es inhaltlich auch etwas abstrus, wie auf diese Art und Weise Hinweise hinterlassen wurden, das wirkte teils nicht sonderlich realistisch.

Crime Letters: Auf Abwegen - Material
Crime Letters: Auf Abwegen – Material / Foto: Brettspielpoesie

Über QR-Codes auf den Umschlägen gelangt man nicht nur direkt zu den Hilfe-Tipps, sondern auch zur offenen Facebook-Gruppe, wo sich Spieler untereinander austauschen und auch helfen können. In der Gruppe kann man sich gegenseitig auf die Sprünge helfen und es entstehen scheinbar auch Freund- bzw. Feindschaften zwischen den Detekteien Dysturbias, die sogar Einzug in die Briefe erhalten. Doch auch ohne diese Community finden sich auf der offiziellen Webseite zu mehreren zurück liegenden Monaten zu jedem einzelnen Brief aufeinander aufbauende Tipps. Und wem auch dies nicht auf die Sprünge helfen, der bekommt mit dem letzten Brief noch eine detaillierte Aufschlüsselung aller Rätsel.

Die Briefe eines Monats sind für sich alleine gesehen schwer zu beurteilen. Ich finde die Grundidee noch immer klasse, analoge Post zu erhalten, auf die man sich Woche für Woche freuen kann und immer was zum Ermitteln bekommt. Ob die Fälle immer abwechslungsreich sind, kann ich nach diesem einen Monat natürlich nicht beurteilen. Dennoch hatte ich das Gefühl, den Fall noch anders erleben zu können, wenn man Teil der Online-Community ist und sich dort austauscht. Auf jeden Fall hat sich die Serie gut gemausert, verglichen mit den Briefen des allerersten Monats. Die Hintergrundhandlung, der ganze Aufbau der Dysturbia-Welt, hat mir bei den Escape Dysturbia-Spielen schon gefallen, von denen es so schnell wohl keine weiteren geben wird, wenn die Briefe weiterhin gut angenommen werden. Wer Sehnsucht nach Dysturbia hat, sollte daher ruhig mal einen Monat in die Crime Letters hinein schnuppern.

Wertungsnote 4/6

Verlag: homunculus SPIEL
Autor(en): Sebastian Frenzel, Anja Fuchs
Erscheinungsjahr: Februar 2022
Spieleranzahl: 1 Spieler
Dauer: k.A.

Vielen Dank an homunculus SPIEL für die Bereitstellung der Briefe!


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2 Antworten auf „Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 37“

Zunächst einmal einmal vielen Dank für diese tolle Übersicht die Du mir hier gibst. Deine Einschätzungen und Kritiken geben mir in diesem expandierenden Genre eine verlässliche Hilfestellung. Und so weit ich weiß, ist dies hier der umfangreichste Überblick über das Genre.
Perfekt wäre das Ganze, wenn diese auf die 37. Ausgabe gewachsene Übersicht katalogisiert werden könnte. Also eine separate Übersicht über die von Dir reszensierten Titel mit Bewertung.
Mir würde das zumindest sehr helfen die Übersicht zu bewahren.
Gruß und Dank

Hallo Tinnurandir, vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich, wenn meine Beiträge auch auf Interesse stoßen.
Den Wunsch nach einer solchen Übersicht kann ich sehr gut nachvollziehen. Mit steigender Anzahl an veröffentlichten Rezensionen in der Spielübersicht gehen einzelne natürlich unter. Die Kategorie “Escape Room” ist sicher auch nicht mehr so richtig aussagekräftig. Ich werde mal überlegen, wie man das ändern kann.
Verspielte Grüße, Sonja

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