Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 33

Schon viele Male habe ich euch unter dieser Rubrik nun Spiele vorgestellt, die einen Escape Room simulieren, die Spieler eine Geschichte erleben lassen oder bei denen die Spieler als Ermittler verstrickte Kriminalfälle lösen. Dabei handelt es sich um einen Trend, welcher vor einigen Jahren aufkeimte und bislang kein Ende zu finden scheint. Das ist auch gut so, denn mein Interesse an neuen Fällen ist ungebrochen und ich freue mich noch immer auf jeden neuen Fall für altbekannte Spielsysteme genauso wie darauf, völlig neue Ideen in diesem Genre zu erkunden. Daher werde ich weitermachen euch regelmäßig solche Spiele oder ihre Erweiterungen unter dieser Rubrik gesammelt vorzustellen.


Tiefenrausch

Tiefenrausch Cover
Tiefenrausch Cover / Foto: Noctis Verlag

Wie schon beim Vorgänger Vendetta, nehmen die Spieler auch in Tiefenrausch wieder die Rolle von zwielichtigen Gestalten ein, die mit ihren eigenen Methoden effektiver als die hiesige Polizei einen Kriminalfall lösen wollen. Dieser Fall bringt die Spieler auf eine karibische Insel, wo ein erfolgreicher Popstar für einen Videodreh seine einstige Heimat besucht und spurlos verschwindet.

Anders als bei den meisten Kriminalspielen dürfen die Spieler hier nicht einfach sämtliches vorliegende Material einsehen. Im durchnummerierten Kartenstapel gibt es diverse Karten zu den verschiedenen Orten, bei denen sich die Spieler meist entscheiden müssen, welchen Weg sie einschlagen, respektive welche Karte sie erhalten. Die alternativen Karten werden unbesehen abgelegt. Kluge Entscheidungen bringen Sterne ein, welche bei Spielende in die Gesamtwertung einfließen. Für manche mag das uninteressant sein, ich mag solche Belohnungen. Zwar gibt es keine Bewertungsmatrix, anhand derer die eigene Leistung einzustufen ist, aber man sieht wie viele der 30 möglichen Sterne für die Gruppe zu holen waren.

Tiefenrausch Spielmaterial
Tiefenrausch Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Manche Karten führen zu Umschlägen mit zusätzlichen Hinweisen, die in dieser Version keine Umschläge mehr im eigentlichen Sinne sind, sondern vielmehr ein gefaltete Blätter dickeren Papiers, welches mittels Perforation leicht zu öffnen ist. Die Symbolik wurde nicht angepasst und zeigt weiterhin das Symbol eines Briefumschlags, ist im Spiel aber nicht weiter wild. Mehr stört mich daran, dass die Perforation danach offen ist, wodurch andere Gruppen leicht gespoilert werden könnten, wenn man das Spiel weiter gibt. Das war bei den Umschlägen nicht der Fall.

Tiefenrausch Kartenstapel
Tiefenrausch Kartenstapel / Foto: Brettspielpoesie

Neben dem physischen Spielmaterial gehören auch diverse Online-Inhalte zum Spiel. Diese sind der umfangreich produziert, mit enorm viel Liebe zum Detail. Da hat sich jemand wirklich Gedanken gemacht, wie die Spielidee möglichst immersiv umsetzbar ist. Und die Umsetzung ist vollkommen gelungen. Die Geschehnisse korrekt nachzuvollziehen stellte uns vor keine allzu große Herausforderung, aber der Weg dorthin kostete einige Zeit, in der wir aber komplett in die Welt von Tiefenrausch eintauchten. Ein wirklich tolles Erlebnis, welches nicht mit der Lösung endet, denn als Boss des hiesigen Drogenkartells liegt es an euch, das Schicksal diverser Inselbewohner zu bestimmen.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Noctis Verlag
Autor(en): Lukas Setzke, Martin Student, Verena Wiechens
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 5 Spieler
Dauer: 240 Minuten

Vielen Dank an Noctis für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare!


Exit – Die Rückkehr in die verlassene Hütte

Exit: Rückkehr Verlassene Hütte – Cover / Foto: Kosmos

Fünf Jahre ist es bereits her, dass der Kosmos Verlag die ersten drei Exit-Spiele veröffentlichte. Alle drei erhielten die Auszeichnung zum Kennerspiel des Jahres, aber gefühlt spielte sich vor allem Die verlassene Hütte in die Herzen der Spieler. Und nun kehren sie an den Ort zurück, dem sie damals nur knapp entkommen sind. Doch handelt es sich um keine Erweiterung, es ist ein eigenständiges Spiel, welches auch ohne Kenntnisse des Vorgängers spielbar ist.

Exit: Rückkehr verlassene Hütte - Spielmaterial
Exit: Rückkehr verlassene Hütte – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Immer mal wieder wird an den Exit-Spielen kritisiert, dass sie keine passende Szenerie aufbauen, welche die Spieler wirklich in einen Escape Room versetzt. Bei Die Rückkehr in die verlassene Hütte lässt sich die Spielschachtel in eben diese Hütte verwandeln und sogar mit Möbeln bestücken. Insgesamt lassen sich wie gewohnt zehn Rätsel vorfinden, deren Lösungen gesucht sind. Trotz der Einstufung für Fortgeschrittene empfanden wir es immer eindeutig, welches Rätsel als nächstes gelöst werden sollte. Auch wenn es durchaus manche Rätselkarten schon früher gab, als sie zur Anwendung kamen.

Ein Rätsel fanden wir weniger gelungen, alle anderen waren gewohnt pfiffig und ideenreich umgesetzt. Wir hatten viel Spaß daran der verlassenen Hütte erneut zu entkommen, auch wenn die Story drumherum doch recht vorhersehbar und uns keines der Rätsel so richtig gefordert hat. Ich sehne mich mal wieder nach einem weiteren Exit für Profis. Dennoch freue ich mich jetzt schon auf das folgende, welches Einsteiger in die Welt von Mittelerde führen soll.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Kosmos
Autor(en): Inka und Markus Brand
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Hidden Games Tatort – Eiskaltes Verbrechen

Hidden Games Taort: Eiskaltes Verbrechen - Cover
Eiskaltes Verbrechen – Cover / Foto: Hidden Games

Dieser neue Fall der Hidden Games-Reihe ist laut Kennzeichnung “auch für Profis geeignet”. Thematisch befinden wir uns nicht mehr in Klein- oder Groß-Borstelheim, sondern auf dem Weihnachtsmarkt des kleinen Örtchens Bärenfelde, wo ein Schauspieler das Krippenspiel nicht überlebt. Wieder einmal wird unsere Hilfe benötigt, um den wahren Täter zu entlarven. Und wie so üblich, gibt es mehrere dringend tatverdächtige Personen, die alle ein gutes Motiv und so mancher auch Gelegenheit dazu hatte.

Eiskaltes Verbrechen Spielmaterial
Eiskaltes Verbrechen – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Erneut ist ein rundum gelungener Fall entstanden, welcher die Komplexitätsskala der Hidden Games Tatort-Spiele in meinen Augen aber nicht anführt. Fall 3 und Fall 1 fand ich verzwickter, wobei Teil 1 auch unsere allererste Berührung mit den Hidden Games war. Eiskaltes Verbrechen ist zwar nicht so chronologisch aufgebaut, wie zuletzt Königsmord, dennoch fanden wir vieles recht offensichtlich und eindeutig zu lösen. Vielleicht hatten wir einfach Glück mit der Reihenfolge, in der wir die Dokumente gesichtet hatten. Dennoch ist uns aufgefallen, das manche Hinwiese mehrfach in der Geschichte untergebracht wurden. Vermutlich um sicherzugehen, dass die Information die Ermittler auch wirklich erreicht.

Nur weil dieser Fall auf einem Weihnachtsmarkt spielt, muss er meiner Meinung nach nicht zwingend in der Adventszeit gelöst werden. Wieder sind die Indizien und Beweise ganz unterschiedlicher Natur. Es gibt neben physisch vorliegenden Dokumenten verschiedenster Art auch viele vertonte Hinweise sowie Online-Inhalte. Besonders positiv ist uns aufgefallen, dass sich manche dieser Hinweise durch die Interaktion verändern, was die Situation realistischer erscheinen lässt.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Hidden Games
Autor(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 90 – 150 Minuten

Vielen Dank an Hidden Games für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Gefangen im Märchenwald – Online-Escape

Gefangen im Märchenwald - Grafik
Gefangen im Märchenwald – Grafik / Foto: Turbius

Als unsere Spieleabende durch Kontaktbeschränkungen ausfallen mussten, haben wir uns innerhalb unserer sonst wöchentlich treffenden Spielegruppe vor allem mit Online-Escape Room-Spielen über Wasser gehalten. Als ich nun eine Anfrage eines neuen Anbieters bekam, trommelte ich die Gruppe zusammen und wir versuchten es auf ein Neues. Gefangen im Märchenwald ist als einziges Spiel dieses Anbieters für bis zu sechs Spieler gekennzeichnet, den hohen Schwierigkeitsgrad sahen wir als spannende Herausforderung an.

Wir fanden uns in gewohnter Weise in einer Skype Konferenz zusammen, als ich vernahm, dass dieses Escape Room-Spiel eine eigene Videkonferenzsoftware mit sich bringt. Diese wollten wir auch benutzen, doch da eine Gruppe Probleme hatte Bild und Ton zu verwenden, kehrten wir zu Skype zurück. Da war auch die Bildqualität der Videoübertragung etwas besser.

Aber nun zum Spiel selbst. Ein Token ermöglicht es dasselbe Spiel von verschiedenen Standorten aus zu starten. Es gibt für jedes Kapitel zunächst einen Textabschnitt, um die Situation zu beschreiben, in der wir uns befinden und aufzuzeigen, was als nächstes zu tun ist. Dann folgt ein Rätsel, dessen Lösung uns in der Geschichte weiter voran bringt. Dieses kann aus mehreren Gegenständen bestehen. Es gibt sogar die Option diese zu kombinieren, allerdings waren die möglichen und zugleich erfolgreichen Kombinationsmöglichkeiten arg begrenzt. Da hätte man sicher noch mehr herausholen können, wenn man diese Option schon anbietet.

Sobald auch nur ein Team ein Rätsel löst, gelangen alle Spieler direkt zum neuen Textabschnitt und dem weiteren Rätselmaterial. Diese Umsetzung fanden wir teilweise unglücklich, da auf diese Weise manch eine Gruppe abgehängt wurde. Bei anderen Anbietern solcher Online Escape Room-Spiele geht es erst weiter, wenn an allen Standorten die korrekte Lösung eingegeben wurde. Das erzeugt ein besseres Gemeinschaftsgefühl, als wenn eine Gruppe quasi schon zwei Rätsel weiter ist, während eine noch ein vorangegangenes Rätsel zu lösen versucht. Man möchte ja nicht nur mit durchgeschleift werden, sondern auch selber kleine Erfolgserlebnisse erzielen.

Wer sich in diesen Märchenwald begeben möchte, sollte ein solides Grundwissen zu Grimms Märchen mitbringen, um die Rätsel ohne Hilfen lösen zu können. An mancher Stelle hätte ich mir doch Aufgaben zu allgemein hin bekannteren Märchen oder mehr Informationen gewünscht, um die Rätsel eigenständig lösen zu können. Leider erfordert nur genau ein Rätsel direkte Zusammenarbeit an den verschiedenen Standorten. Von solchen Rätseln hätte ich gerne mehr erlebt, denn das ist es was solche Online-Spiele zu einem wahren Gemeinschaftserlebnis machen. Unser Spielerlebnis war nach etwas mehr als 60 Minuten bereits vorüber, aber auch nur weil wir an einem Rätsel wirklich lange brauchten, um zu verstehen, was das Rätsel von uns möchte. Die Ansätze, die bei diesem Online-Spiel angewendet wurden, wussten in Grundzügen zu gefallen. Es wäre wünschenswert die Gemeinschaftsaufgaben und die Kombination von Gegenständen bei weiteren Spielen noch auszubauen.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Turbius
Autor(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 2 – 6 Spieler
Dauer: 60 – 90 Minuten

Vielen Dank an Turbius für die Bereitstellung eines Zugangscodes für diese Rezension!

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