Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 31

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Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 31 Banner / Foto: Brettspielpoesie

Schon viele Male habe ich euch unter dieser Rubrik nun Spiele vorgestellt, die einen Escape Room simulieren, die Spieler eine Geschichte erleben lassen oder bei denen die Spieler als Ermittler verstrickte Kriminalfälle lösen. Dabei handelt es sich um einen Trend, welcher vor einigen Jahren aufkeimte und bislang kein Ende zu finden scheint. Das ist auch gut so, denn mein Interesse an neuen Fällen ist ungebrochen und ich freue mich noch immer auf jeden neuen Fall für altbekannte Spielsysteme genauso wie darauf, völlig neue Ideen in diesem Genre zu erkunden. Daher werde ich weitermachen euch regelmäßig solche Spiele oder ihre Erweiterungen unter dieser Rubrik gesammelt vorzustellen.


Murder Mystery Case Files: Der Tote im Weinkeller

MMCF: Der Tote im Weinkeller cover
Murder Mystery Case Files: Der Tote im Weinkeller – Cover / Foto: Kosmos

In dieser Rubrik habe ich schon viele Spielsysteme aus dem Kosmos Verlag vorgestellt. Die Spiele der erfolgreichen Exit-Reihe gehören genauso hier hin, wie die Adventure Games. Auch die ersten beiden Escape Tales-Boxen wurden von Kosmos veröffentlicht. Und dennoch starteten sie nun eine weitere Reihe innerhalb dieser Genres. Auf die Murder Mystery Party Krimi-Dinner folgen die Murder Mystery Case Files. Die Fallakte Blackwell – Der Tote im Weinkeller bietet genau das, was allgemeinhin als Krimi- oder Detektivspiel bezeichnet wird. Eine Schachtel mit Dokumenten, Fotos und weiterem Material soll uns helfen einen ungelösten Kriminalfall endlich aufzuklären. Es geht um einen Vermisstenfall, der sich zu einem Mordfall entwickelt. Keine Angst, dies ist ein Spoiler, sondern wird den Spielern direkt zu Beginn der Ermittlungen an diesem Cold Case mitgeteilt.

Die Spielschachtel ist dabei gestaltet wie ein Aktenordner, das macht atmosphärisch schon viel her. Anstelle von Plastikfolie ist die Schachtel einfach an mehreren Stellen mit einem durchsichtigem Sticker zugeklebt. Wir haben es nicht geschafft diese völlig rückstandslos zu entfernen, daher sieht die Schachtel nach dem ersten Spielen direkt etwas mitgenommen aus. Aber das ist wohl der Preis, den man für etwas mehr Nachhaltigkeit zu bezahlen hat.

Murder Mystery Case File Inhalt
Murder Mystery Case File – Inhalt / Foto: Brettspielpoesie

In der Schachtel befinden sich zwei voneinander getrennte Fallakten, die zunächst explizit nacheinander gelesen werden sollen. Lesen ist ein gutes Stichwort. Wie auch schon bei Cold Case – Eine todsichere Geschichte von Ravensburger hat man die Chance ungenutzt gelassen, Zeugenaussagen zu vertonen und gibt den Spielern nur die Abschriften an die Hand. Zu jeder Person gibt es ein Foto, was dabei hilft sich im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von der Situation zu machen und der Ermittlung etwas Leben einhaucht.

Auf der Kosmos Homepage lassen sich Hinweise finden. Das nimmt ein wenig Immersion, da hätte ich eine eigens für dieses Spiel oder diese Spielserie angelegte Webseite atmosphärischer gefunden. Dort gibt es hilfreiche Tipps zu zentralen Elementen der Geschichte, finale Hinweise und die Auflösung. Wenn die Spieler glauben den Täter entlarvt zu haben, können sie ihn auf dieser Webseite auswählen und erfahren was genau geschehen ist. Oder warum sie bei der beschuldigten Person falsch liegen. Eine Wertung gibt es nicht.

Murder Mystery Case Files - Spielmaterial
Murder Mystery Case Files – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Dieser Fall war einfach zu lösen, einige Wirrungen mehr hätten ihm für meinen Geschmack gut getan. Es gibt eine vorgefertigte Auswertung von Verdächtigen mit Platz für acht Personen sowie ihr jeweiliges Motiv, Mittel und Gelegenheit. Über viele der Personen erfährt man im Verlauf des Spiels gar nicht genug, sodass sich diese schnell ausschließen lassen. Da steckt Potential noch drin, falsche Fährten zu legen und die Ermittler ein wenig an der Nase herum zu führen. Insgesamt ein einfacher, wenig spektakulärer Fall für Fans dieses Genres, aber auch mit verpassten Chancen bei der Immersion mit Tonaufnahmen oder expliziten Online-Inhalten, welche gerne mal die vierte Wand durchbrechen lassen.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Kosmos
Autor(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 90 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Seefahrt ins Ungewisse – Ein Knobel-Escape-Spiel

Seefahrt ins Ungewisse - Cover
Ein Knobel-Escape-Spiel: Seefahrt ins Ungewisse – Cover / Foto: moses.

Seefahrt ins Ungewisse ist der Nachfolger von Die verlassene Bibliothek und stammt ebenfalls aus der Feder von Autor Leo Colovini. Zu Beginn befindet ihr euch auf dem Segelschiff Enigma, immerhin wisst ihr dieses Mal auch, wie ihr dorthin gelangt sind. Eine geheime Botschaft in einer Tageszeitung führte euch zu diesem Rätselabenteuer auf hoher See. Nach einem kleinen Rätsel zum Aufwärmen bekommt ihr Zugriff auf zehn verschlossene Türen(-karten) und ebenso viele Rätselkarten. Diese zehn Türen führen zu den Kabinen der weiteren Personen an Bord des Schiffes. Zu wissen wessen Quartier sich hinter welcher Tür versteckt, kann bei der Lösung weiterer Rätsel hilfreich sein.

Seefahrt ins Ungewisse - Spielsituation
Seefahrt ins Ungewisse – Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

In gewohnter Weise lassen sich die Ergebnisse anhand der Rückseite einer Tür- und einer Rätselkarten überprüfen. Stimmt die dadurch zusammengesetzte Zahlenkombination nicht mit dem eigenen Ergebnis überein, war die Lösung wohl falsch. Für die Wertung zählen verwendete Hinweise und falsche Lösungen, die Zeit ist dabei kein Faktor mehr.

Der Untertitel wurde von “Ein Escape-Spiel” zu “Ein Knobel-Escape-Spiel” geändert. Das trifft es in meinen Augen sehr gut. Denn es sind erneut vor allem mathematische und logische Herangehensweisen, die zur Lösung gefordert sind. Meinem persönlichen Geschmack entspricht das leider weniger. Oft war mir klar, was zu tun ist, um an die Lösung zu gelangen, aber ich wollte diese langwierigen Aufgaben nicht lösen müssen. Ich möchte ein Escape Room-Spiel spielen und keine Mathearbeit schreiben, so fühlte sich Seefahrt in Ungewisse für mich aber teilweise an. Immerhin ist kein Vorwissen mehr notwendig, alle Rätsel lassen sich mit den enthaltenen Hinweisen lösen. Daher fällt die Wertung auch etwas positiver aus.

Wertungsnote 4/6

Verlag: moses.
Autor(en): Leo Colovini
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 75 Minuten

Vielen Dank an moses. für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


Hidden Games Tatort – Königsmord

Hidden Games Tatort Königsmord - Cover
Hidden Games Tatort Königsmord – Cover / Foto: Hidden Games

Oft stellt man mir die Frage mit welchem Hidden Games Tatort Spiel man starten sollte. Die Frage war nie so ganz einfach, zwar fand ich von den ersten vier Fällen schon einige schwieriger, als andere, aber das ist ja auch immer sehr subjektiv und auch von der persönlichen Verfassung abhängig. Dennoch schätze ich die Fälle zwei und vier schon einfacher ein als eins und drei. Königsmord ist nun nicht nur einfacher zu lösen als alle zuvor erschienenen, das Spiel ist wirklich auf Einsteiger ausgelegt.

Ähnlich wie bei Exit-Spielen für Einsteiger vom Kosmos-Verlag, nimmt das Spiel den Spielern vieles ab. Eigentlich zeichnet sich diese Art der Krimispiele dadurch aus, das die Spieler auf eigene Faust viel Material durchforsten mussten, um einige Fragen beantworten zu können. Bei Königsmord ist die Materialschlacht unterteilt, zu Beginn steht nur wenig Material zur Verfügung, um eine einzelne Frage zu beantworten. Erst nach korrekter Lösung gibt es weiteres Material und die folgende Frage. Doch ist das noch nicht alles. Die meisten Hinweise wurden mehrfach platziert, sodass ein übersehenes Detail noch kein Beinbruch ist. Für uns war es daher ein Leichtes die Geschehnisse nachzuvollziehen und die Fragen korrekt zu beantworten. Dennoch hatten wir eine gute Zeit. Das Spielmaterial ist sehr abwechslungsreich und teilweise ein wahrer Hingucker. Die Geschichte baute sich erst langsam vor meinem eigenen Auge auf, zu Beginn hätte ich mir dieses Ende nicht ausmalen können.

Hidden Games Tatort Königsmord - Spielmaterial
Hidden Games Tatort Königsmord – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Bei einem so einfachen und gut geführtem Fall finde ich es fast etwas schade, dass dieser von der Story her nicht mit Kindern gespielt werden sollte. Vom Aufbau her wäre es ideal, inhaltlich ist das eher nichts für Jüngere. Als Einsteigerfall kann ich Königsmord empfehlen, wer aber schon andere Hidden Games erfolgreich gespielt hat, könnte enttäuscht werden. Denn bisher zeichneten sich solche Kriminalspiele eben dadurch aus, dass man ein großes Sammelsurium an Dokumenten erhält und dieses selbst sondieren muss, um herauszufinden wofür welcher Hinweis hilfreich ist. Dies wird den Spielern hier komplett abgenommen. Wer damit kein Problem hat, sollte ruhig einen Blick auf diesen liebevoll ausgearbeiteten Fall mit interessanten Details werfen.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Hidden Games
Autor(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 90 – 150 Minuten

Vielen Dank an den Hidden Games für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


Live Mission Game – The Heist

Live Mission Game: The Heist - Cover
Live Mission Game: The Heist – Cover / Foto: Brettspielpoesie

Mit Das Feuer in Adlerstein hat 2018 alles begonnen: Es war das erste Kriminalspiel, welches den Spielern einfach eine Menge an Beweismitteln vorlegte, damit sie anhand den darin enthaltenen Informationen die Geschehnisse nachvollziehen und den Kriminalfall auflösen können. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis weitere Verlage ihre eigenen Serien dieser Art starteten und ganz aktuell sind solche Spiele nicht mehr wegzudenken. Da muss sich auch der Vorreiter Neues ausdenken, um sich von anderen Anbietern abheben zu können. Das Live Mission Game: The Heist soll dies nun erreichen.

Wieder enthält die Box unterschiedliche Unterlagen mit vielen Indizien, doch geht es nicht darum zu Ermitteln was geschehen ist. Stattdessen planen die Spieler einen Bankraub, um einem Kartell die finanziellen Mittel für eine geplante Cyber-Attacke zu entziehen. Doch bleibt es nicht bei der Planung des Bankraubs, es stehen Außendienstagenten zur Verfügung, um den Plan im Anschluss gleich in die Tat umzusetzen.

The Heist Spielmaterial
The Heist – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Die Kommunikation mit diesen Agenten erfolgt über die Chat App Telegram. Das finde ich sehr unglücklich, ich verwende diese App normalerweise nicht und habe sie daher extra für diesen Fall installiert. Gechattet wird natürlich nicht direkt mit Personen, sondern mit Chat-Bots, die auch noch den Zusatz “Bot” im Namen tragen. Vermutlich zur besseren Unterscheidung von realen Benutzern mit ähnlichen Namen. Aber das führt zu einem harten Bruch in der Immersion, was eigentlich der Vorteil dieser Telegram-Kommunikation sein soll. Ich spürte leider keinen Vorteil gegenüber einer webbasierten Chat-Möglichkeit, über die man ebenso neben Text-, auch Video-, Bild- und Sprachnachrichten hätte versenden können. Die Bots reagieren zudem sehr mechanisch, ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl nun wirklich eine Person vor Ort steuern zu können.

The Heist Chat Bot
The Heist – Chat MaTahari Bot / Foto: Brettspielpoesie

Für das beste Erlebnis empfiehlt der Anbieter vier Spieler, jeweils mit installierter App. So können drei direkt mit den Leuten vor Ort schreiben, während einer den Überblick behält und die gesamte Gruppe steuert. Das bedeutet aber auch die Installation der für manche etwas zweifelhaften App für alle Spieler. Mir hat es nicht so sehr gefallen, dass jeder seine eigene Kommunikation führt und eigene Aufgaben bekommt, ich ermittle lieber mit allen gemeinsam.

Das Spiel empfiehlt gut vorbereitet in die Chats zu starten, doch wie genau ist das zu verstehen? Jeder von uns hat sich alles durchgelesen, wir haben die Dokumente zum gleichen Sachverhalt im Vorfeld gruppiert und kombiniert, bei welchen Teilaufgaben zur Umsetzung des Plans sie uns helfen können. Wir wussten aber nicht, welche Fragen uns konkret gestellt werden und welche Antworten wir liefern sollen. Diese herauszufinden hat uns im Echtzeit-Teil des Spiels doch noch einige Zeit gekostet.

Damit niemand Leerlauf hatte, sind wir schnell dazu über gegangen die Fragen gemeinsam zu beantworten, statt parallel mehrere Handlungsstränge zu verfolgen. So richtig in Echtzeit lief es zum Glück eh nicht. Es gibt genau genommen nur ein Element, bei dem wirklich ein Timer herunter läuft, der sich im Zweifelsfall jedoch wiederholt starten lässt. Auch wenn ich bei solchen Spielen sonst sehr ambitioniert bin, wirkte dieser nicht vorhandene Zeitdruck sehr positiv auf mich. Bei einem Escape Room Spiel mehr Zeit zu benötigen als vorgesehen ist etwas anderes, als einen Bankraub nicht abzuschließen, bevor man geschnappt wird und dann dennoch weiter spielen zu dürfen.

Insgesamt bleibt daher für uns bloß der Eindruck eines durchaus gelungenen Kriminalfalls, der sich ähnlich wie viele andere Spiele dieser Art lösen lässt. Mit dem Ärgernis dafür eine spezielle App installieren zu müssen. Unsere Mitspieler fanden sich thematisch nicht wirklich abgeholt, diese Hacker-Geschichte scheint also nicht bei jedem so gut anzukommen, wie bei uns Informatikern. Tatsächlich habe ich mich von der Story her an manchen Stellen an Hack Forward erinnert gefühlt, was ich mit seiner manchmal in der Handhabung etwas nervigen Web-App aber tatsächlich immersiver empfand.

Wertungsnote 5/6

Verlag: iDventure
Autor(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 5 Spieler
Dauer: 90 – 120 Minuten

Vielen Dank an iDventure für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.


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