Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 59

Heute berichte ich von neuen Fälle mehr oder weniger bekannter Spielideen im Bereich der Ermittler- und Kriminalspiele an. Der Vorreiter Hidden Games hat mit Campingkiller einen neuen Tatort-Fall, bei dem erstmals eine weibliche Person dass Opfer eines Verbrechens wurde. Das Monster aus dem Eis ist zwar ein eigenständiges Spiel, aber die Autoren könnten von der Tatort Meer-Reihe bereits bekannt sein. Wo ist David M. ist bereits das zweite Ermittlerspiel der Close the Case-Reihe von Simon&Jan und die beiden Decktective-Fälle Spuren im Sand und Findet Sherlock Holmes haben bereits mehrere Vorgänger, die sich als kurze “Ermittlungssnacks” für zwischendurch etabliert haben.


Hidden Games Tatort: Campingkiller

Hidden Games Tatort: Campingkiller - Cover
Hidden Games Tatort: Campingkiller – Cover / Foto: Pegasus

Das Leben könnte so schön sein in Klein-Borstelheim, würde es dort nicht immer wieder zu rätselhaften Todesfällen kommen, bei denen der leicht überforderte Kommissar Hahnke Unterstützung benötigt. Dieses Mal hat es auf dem örtlichen Camping-Platz “Seeblick” dessen Eigentümerin erwischt, die tot aufgefunden wurde. Verdächtig sind vor allem die Dauercamper, die natürlich alle ihr Päckchen zu tragen haben. Die Verbindungen untereinander gilt es aufzudecken, um Motive und Gelegenheiten zusammenzutragen sowie Alibis zu verifizieren.

Hidden Games Tatort: Campingkiller - Spielmaterial
Hidden Games Tatort: Campingkiller – Spielmaterial / Foto_ Brettspielpoesie

Das Spielmaterial überzeugt auf ganzer Linie. Sowohl das analoge, als auch das digitale Beweismaterial ist abwechslungsreich und realitätsnah gestaltet, mit netten Verweisen auf popkulturelle Ereignisse. Neben der offiziellen Webseite mit Hilfestellungen und Lösungen gibt es auch einen Polizeiserver, über den man mit Kommissar Hahnke chattet, auf ein Personenregister zugreifen kann und neues, digitales Beweismaterial erhält. Zusätzlich gelangt man über die Auswertung der Beweismittel auf eigens für dieses Spiel angelegte Webseiten. Ein Beweismittel wird zur Lösungsfindung unwiderruflich verbraucht. Ich mag solche Elemente, sie erzeugen besondere Erlebnisse, die im Gedächtnis bleiben. Der Fall ließe sich auch danach noch vollständig lösen, es gibt sowohl ein PDF mit der Lösung zum Ausdruck, als auch die Möglichkeit Ersatzmaterial zu erwerben.

Polizei Klein-Borstelheim Screenshot
Polizei Klein-Borstelheim -Screenshot

Durch die Beantwortung einiger Fragen im Chat erfolgt eine gewise Führung durch den Fall. Nacheinander geht man so die Alibis aller Personen durch. Einen beiliegenden Umschlag darf man erst zum Ende hin öffnen.

Die Geschichte war für uns über gut zwei Stunden spannend zu verfolgen ohne logische Ungereimtheiten. Auch wenn es eine kleine Wendung gibt, erschien uns vor der Beantwortung der Abschlussfragen eigentlich alles klar. Da fragt man sich schon, ob man selbst einfach besser darin wird, solche Kriminalfälle zu lösen oder ob diese einfacher ausgestaltet sind. Das Gesamterlebnis reiht sich auf jeden Fall im oberen Drittel aller Hidden Games-Spiele ein.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Hidden Games
Autor(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 90 – 150 Minuten

Vielen Dank an Hidden Games (externer Link) für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Das Monster aus dem Eis

Das Monster aus dem Eis - Cover
Das Monster aus dem Eis – Cover / Foto: Planet A Games

Bei Das Monster aus dem Eis fällt alles etwas kleiner aus: Der Umschlag ist nur halb so groß wie üblich, das analoge wie digitale Spielmaterial nicht so umfassend, wie gewohnt. Damit richtet sich dieser eigenständige Fall des Tatort Meer-Autorenpärchens vor allem an Einsteiger und Familien, bei denen Kinder ab 11 Jahren mit den Erwachsenen gemeinsam ermittlen können. Es gibt auch keinen Mord zu untersuchen, sondern das mysteriöse Verschwinden eines Weihnachtsbaums. Indizien, deuten darauf hin, dass eine lange verschollenes Monster sich diesen geholt hat. Doch kann das wirklich sein oder wurden die Spuren bewusst gelegt?

Das Monster aus dem Eis - Spielmaterial
Das Monster aus dem Eis – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Jedes Dokument, jedes Beweismittel bietet genau eine verwertbare Information. In weniger als 45 Minuten haben wir alles gesichtet und die Lösung lag auf der Hand. Das gesamte Spielmaterial ist dabei wieder hochwertig produziert, mit viel Liebe zum Detail. Es wird nichts beschriftet oder verändert, sodass man dieses Spiel bedenkenlos weiter geben kann. Und auch wenn es nicht offiziell zur Tatort Meer-Reihe gehört, ist auch hier ein kleiner Hinweis zum Schutz der Tierwelt am Rande eingebaut, ohne wie ein gehobener Zeigefinger zu wirken. Zum Einstieg in diesen Krimininalfall gibt es eine atmosphärisch vertonte Audiosequenz. Diese hätte auch zum Abschluss gepasst, den gibt es leider nur nachzulesen.

Jetzt, wo der Frühling sich so langsam anbahnt würde ich den Fall nicht mehr erleben wollen. Aber für einen gemütlichen Einstieg in die Vorweihnachtszeit ist er durchaus zu empfehlen, wenn man damit leben kann, dass er einen vor nicht allzu große Herausforderungen stellen könnte.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Planet A Games
Autor(en): Dorothee Hufer, Jonas Hufer
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an Planet A Games (externer Link) für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Close the Case: Wo ist David M.?

Close the Case: Wo ist David M. - Foto: Brettspielpoesie
Close the Case: Wo ist David M.? Cover- Foto: Brettspielpoesie

Von Hildenberg zieht es uns bei Close the Case weiter nach Kremen, wo ein junger Mann spurlos verschwunden ist. Erst als das Smartphone des Opfers zusammen mit einem Erpresserbrief auftaucht, werdet ihr von dessen Tante hinzugezogen, die das Vertrauen in die Arbeit der Polizei verloren hat. Um den Einstieg zu erleichtern, hat sie bereits einiges Beweismaterial gesammelt, welches sie nun zur Verfügung stellt. Der junge Unternehmer hat sich mit seinem Führungsstil schon einige Feinde gemacht und so gibt es gleich mehrere potentielle Täter, unter denen ihr die richtige Person ausfindig machen und die Tat beweisen können müsst.

Neben über dreißig physischen Beweismitteln gibt es auch einige mediale Inhalte zu entdecken. Es gibt auch Querverweise auf den ersten Close the Case-Fall, ich mag es, wenn komplette Welten aufgebaut und weiter inszeniert werden. Das gesamte Material ist abwechslungsreich und realitätsgetreu gestaltet, es kommen auch eher ungewöhnliche Beweismittel zum Einsatz. Leider war dies in der Anwendung etwas schwierig für uns, auch wenn wir direkt eine gute Idee hatten, wie damit umzugehen ist. Ein weiteres Beweismaterial muss verändert werden, sodass nachfolgende Gruppen ein kleines Gimmick weniger erleben würden, sollte das Spiel weitergegeben werden. Es ist damit aber noch immer lösbar.

Close the Case: Wo ist David M. - Spielmaterial
Close the Case: Wo ist David M. – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Insgesamt wieder ein gelungener Kriminalfall, der nach Sichtung sämtlichen Materials für uns in fast drei Stunden gut zu lösen war, ohne die Hilfe in Anspruch zu nehmen. Diese bietet mehrstufige Hinweise zu sämtlichem Spielmaterial bis hin zu konkreten Lösungen. Zur Lösung des Falls ist die Beantwortung zweier Fragen erforderlich, die jeweils aus mehreren Antworten gewählt werden. Wenn man falsche Verdächtigungen ausspricht, bekommt man Erklärungen warum dies so nicht geschehen sein kann und kann es mit einer anderen Antwort probieren.

Das Finale wird von einem viertelstündigem Video begleitet, welches alle Details zum Fall korrekt einordnet. Das kann man mögen, ich empfand das tatsächlich etwas lang, da wir zuvor alles korrekt gelöst hatten und dieses Video keine neuen Erkenntnisse lieferte. Auf das erfolgreiche Debüt folgt hiermit ein ebenso guter Fall, der lediglich inhaltlich noch etwas knackiger ausfallen dürfte.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Simon & Jan
Autor(en): Lisa Stegelin, Robert Lange
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 2 – 6 Spieler
Dauer: 120 – 240 Minuten

Vielen Dank an Simon&Jan (externer Link) für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Decktective

Decktective 2024 - Cover
Decktective 2024 – Cover / Foto: Abacusspiele

Bei Decktective sind im Herbst 2024 gleich zwei neue Fälle erschienen. Beide Spiele funktionieren nach dem bewährten Prinzip mit vorsortierten Decks, von denen nacheinander Karten verteilt werden. Man steht lediglich vor der Entscheidung eine Handkarte offen oder verdeckt auszuspielen. Manche Karten muss man verdeckt ausspielen, um Karten mit höheren Werten überhaupt ausspielen zu dürfen. Über die Inhalte dieser Karten darf erst kurz vor der Auflösung gesprochen werden, wenn dann noch alles in Erinnerung geblieben ist.

Sogenannte Plottwists verändern die Szenerie, die zu Beginn aus Schachtel und einigen Karten entsteht. Wenn man alle Decktective-Tatorte miteinander vergleicht, so stellt man fest, dass keiner dem anderen gleicht. Alleine Die Anordnung der Karten ist immer eine andere, sodass sich jeder Fall einzigartig anfühlt.

Spuren im Sand führen zu einer archäologischen Ausgrabungsstätte, wo die Aussicht auf einen wertvollen Schatz gierige Grabräuber angelockt hat, die vor nichts zurückschrecken. Solch eine alte Stätte birgt viele Geheimnisse, die man nicht alle entdecken wird. Im späteren Spielverlauf teilt sich der eine Kartenstapel in mehrere kleine und man darf nur wenige Karten davon begutachten. Dabei muss man sich entscheiden, welches die beste Vorgehensweise sein könnte und wo die hilfreichen Hinweise lauern.

Decktective: Spuren im Sand - Spielaufbau
Decktective: Spuren im Sand – Spielaufbau / Foto: Brettspielpoesie

Bei Findet Sherlock Holmes! ist der wohlbekannte, beratende Detektiv verschwunden, kurz nachdem in den königlichen Palast eingebrochen wurde. Von seinem Wohnzimmer aus geht es auf die Suche nach Sherlock und seinen Geheimnissen. In klassischer Manier ist es hier sogar notwendig Texte zu dechiffrieren. Alles was man dafür benötigt bringt das Spiel mit sich, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Auch hier wird man vor die Wahl gestellt, wo man bestimmten Hinweisen nachgehen möchte und kann durch geschicktes Kombinieren von Informationen auf den richtigen Ort schließen.

Decktective: Findet Sherlock Holmes! - Spielaufbau
Decktective: Findet Sherlock Holmes! – Spielaufbau / Foto: Brettspielpoesie

Auch wenn die Reihenfolge der Karten vorgegeben ist, sind die Fragen am Ende nicht zu leicht zu lösen. Man muss zuvor schon gute Entscheidungen treffen oder sich an verdeckt ausgespielte Karten sehr gut erinnern, um die korrekten Rückschlüsse ziehen zu können. Oft sind es nur kleine Details, die man leicht übersieht und zu einer anderen Schlussfolgerung führen. Im direkten Vergleich hat mir der Fall um Sherlock Holmes etwas besser gefallen, aber ich mag auch einfach die Geschichten um ihn und diese ist im passenden Stil umgesetzt.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Abacusspiele
Autor(en): Martino Chiacchiera, Silvano Sorrentino
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an Abacusspiele (externer Link) für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare!


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2 Antworten auf „Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 59“

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