Es ist wieder an der Zeit für einige Spieleindrücke aus dem Bereich der Escape Room-, Ermittler- oder sonstiger Rätselspiele. Der moses.-Verlag hat ja eine ganze Menge verschiedener Spielreihen dieser Art im Programm. Ich blicke heute auf ein weitere Ausgabe von Das kooperative Escape-Spiel mit dem Untertitel Flucht aus der Finsternis. Auch bei Crime Cases – Tatort Traumschiff und Unlock! – Extraordinary Adventures versucht man sicherlich an vorherige Erfolge anzuknüpfen. Ein neuer Stern am Ermittlerspiel-Firmament könnte Close the Case von Simon & Jan sein, die mit Der Fall Hildenberg starten.
Flucht aus der Finsternis
Eine relativ große Schachtel hält jede Menge Spielmaterial bereit, welches zum Teil erst im Laufe der Partie zum Einsatz kommt. Als erfolgreiches Ermittlerteam werdet ihr bei Flucht aus der Finsternis zum Schloss Mordengraf gebeten, da dort mysteriöse Dinge geschehen sollen. Die Nachricht eines geheimnisvolles “J.” weckt eure Neugier und ihr macht euch auf den Weg in die Ortschaft, in der immer wieder Menschen plötzlich spurlos verschwinden. Doch die Personen, die hier noch leben, sind ängstlich, besonders Fremden trauen sie nicht über den Weg und so seid ihr auf euch allein gestellt.
Zum Start bekommt man nur einen Ausschnitt aus dem “Karpatenkurier”, der örtlichen Tageszeitung zur Hand. Entdeckt man ein Kartensymbol, darf man die angegebene Nummer als Karte aus dem Stapel ziehen und ansehen. Zahlen in Rauten gehören zu Spielplanteilen, die darüber ins Spiel gelangen. So erstreckt sich nach und nach das gesamte Anwesen vor einem. Zusätzlich gibt es weiteres Spielmaterial zu entdecken, wie kleine Heftchen mit zusätzlichen Informationen, eine Decodierscheibe, und weitere Gebäudeteile oder dekorative Elemente daraus.
Zusätzlich benötigt man einen Internetzugang und eine Taschenlampe, wie auf der Schachtel angegeben ist. Die aktuell zur Verfügung stehenden Materialien und die darüber zugänglichen Informationen verwendet man zum Lösen der Rätsel und gelangt so von einem zum nächsten. Insgesamt sind es 22 verschiedene Rätsel, bei denen immer ein kryptisches Zeichen die Lösung darstellt. Diese sehen sich teilweise recht ähnlich, sodass es kaum möglich ist anhand eines Teils davon auf die korrekte Lösung zu schließen. Nach 13 Rätseln gibt es die Möglichkeit zu pausieren.
Zur Überprüfung nutzt man zwei Seiten des Lösungshefts, wo jedem Zeichen ein Rubbelfeld zugeordnet ist. Ist die Lösung korrekt, ist in grün angegeben mit welchem Material es weiter geht. Sonst bekommt man in rot einen Hinweis auf eine falsche Antwort. Wenn es alleine mal nicht weiter geht, besteht die Möglichkeit sich zu jedem Rätsel mit zwei Tipps hin zur Lösung unterstützen zu lassen. Der erste Tipp gibt in der Regel an, welches Material zur Lösung notwendig ist. Der zweite gibt einen kleinen Wink mit dem Zaunpfahl und hilft auch das nicht weiter, gibt es eine konkrete Lösung.
Das Material bleibt beim Spielen nicht unversehrt. Wie auch bei den Rätseln der Exit-Spiele bietet diese Herangehensweise mehr Möglichkeiten bei der Umsetzung der Rätsel. Alles was unwiderruflich verändert werden muss, lässt sich beim Verlag herunterladen, um es erneut auszudrucken. Die Rubbelfelder bleiben dennoch frei gerubbelt, sodass das Spielerlebnis für eine andere Spielerunde zumindest etwas getrübt wird. Die enthaltenen Rätsel sind sehr abwechslungsreich, die meisten davon nicht gerade einfach zu lösen. Wir haben Flucht aus der Finsternis in zwei Etappen gespielt und haben insgesamt fast zwei Stunden benötigt, die mit spannender Rätselei gefüllt waren. Eine tolle Weiterentwicklung dieser Reihe, die mit Gefahr aus der Tiefe schon hoffnungsvoll begann.
Verlag: moses.
Autor(en): James Smith, Elliot Humphries
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 2 x 90 Minuten
Vielen Dank an moses.(externer Link) für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Crime Cases: Tatort Traumschiff
Auf Kunstgala und Tonstudio folgt im dritten Fall der Crime Cases ein Traumschiff einer Luxus-Kreuzfahrt als Tatort. Anders als beim aktuellen Hidden Games–Tatort geht ihr aber nicht an Bord, sondern werdet hinzugerufen, als alle wieder festen Boden unter den Füßen haben. Genau genommen allerdings nicht alle, denn eine schwangere Frau bleibt ebenso wie eines der Rettungsboote verschollen. Vier Fragen sollen beantwortet werden können, wenn man sich intensiv mit dem Spielmaterial auseinander setzt. Dazu gehören neben jeder Menge analoger Beweismittel auch vielfältige digitale Inhalte.
Der Gretenburger Kommissar Hecklmeier hat leider seinen etwas schrulligen Akzent verloren. Was sich nicht verändert hat, ist der Polizeicomputer im Windows 98 Retro-Design. Zusätzlich gibt es eine Webseite um die vier Fragen zu beantworten und den Fall abschließen zu können. Die Geschichte ist interessant ausgearbeitet, vieles ist nicht so, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Ich mag solch kniffelige Fälle, bei denen man genauer hinter die Kulissen schauen muss und sich erst nach und nach ein klares Bild ergibt. Wer Hilfe benötigt, bekommt auf der zugehörigen Webseite weitere Hinweise zu sämtlichen Spielmaterial und auch das Material selbst zum herunterladen. Es sind aber leider bloß Hinweise, keine vollständigen Schlussfolgerungen zu den einzelnen Informationen.
Das Spielmaterial ist abwechslungsreich und realitätsgetreu umgesetzt, die digitalen Inhalte sind hochwertig und mit der einen oder anderen technischen Spielerei versehen. Leider haben manche davon für uns nicht gut funktioniert. Wieder kamen die Anrufe (bei höchstem Schwierigkeitsgrad) sehr unpassend. Da wir meist schon über die genannte Information hinaus waren, haben sie uns mehr gestört, denn geholfen. Von einem anderen interaktiven Element haben wir mehr erwartet, als es liefern wollte und von daher haben wir lange gebraucht, bis wir dieses als vollständig ausgewertet erachteten.
Insgesamt haben wir gut vier Stunden mit diesem Spiel verbracht und damit doppelt so lange, wie die maximal angegebene Spielzeit. Bei den analogen Beweismitteln haben sich leider einige Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen, die uns das Ermitteln erschwerten und etwas Frust aufkamen lassen. Diese Ungereimtheiten haben das sonst wirklich gelungene Erlebnis leider etwas getrübt. Das ist nun aber wirklich schon Kritik auf recht hohem Niveau. Insgesamt haben wir hier ein wirklich gelungenes Ermittlerspiel, dem nur ein wenig Feinschliff fehlt. Es kommt daher nicht ganz an seinen direkten Vorgänger heran, gefällt mir allerdings vom Anspruch etwas besser als das erste Crime Cases-Spiel.
Verlag: Momentum Games
Autor(en): k. A.
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 90 – 120 Minuten
Vielen Dank an Momentum Games(externer Link) für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Unlock! – Extraordinary Adventures
Unlock! ist eine der wenigen Spielreihen in dem Genre der Escape Room-artigen Rätselspiele, die sich nicht wirklich abnutzt, sondern sich stattdessen gekonnt weiterentwickelt und vor allem mit der vielfältigen Einbindung von App-Funktionalitäten auch immer wieder zu überraschen vermag. Thematisch geht es bei Unlock! nur noch selten darum aus Räumen oder irgendwelchen Situationen zu entkommen, man erlebt viel mehr eine Geschichte durch das Lösen von Aufgaben und Rätseln. Auch diese Box enthält in gewohnter Manier drei Fälle in drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Wobei ich alle drei wirklich anspruchsvoll finde, sie sind alle recht kniffelig und längst keine Selbstläufer.
Schon häufiger ist es vorgekommen, das einzelne Unlock!-Abenteuer sich aufeinander beziehen. Bei Insert Coin aus den Heroic Adventures wurden wir an einem verregneten Tag auf dem Dachboden in ein 8-Bit-Videospiel gezogen. Nun treffen wir den Jungen von damals wieder oder besser gesagt dessen Mutter, die auf dem Dachboden nach ihrem Jungen sucht und dabei selbst in Kindheitserinnerungen versinkt, als sie ihren alten PC sowie eine passende Spiel-CD findet und sich kurze Zeit später im Spiel selbst wiederfindet. Hier bricht das Spiel an einigen Stellen wieder stark mit seinen eigenen Regeln, das habe ich ja schon häufiger bemängelt. Andererseits eröffnet erst dieses Vorgehen, kreative Lösungsansätze, weswegen ich mich damit arrangiert habe.
Bei Geheimakte Hollywood gibt es einen Kriminalfall im Hollywood der 50er Jahre zu lösen. Internet gab es damals noch nicht, weswegen euch nur ein Telefonbuch zur Verfügung steht. Mit diesem könnt ihr zu anderen Orten gelangen, die euch bei der Lösung des Falls helfen können. Dieses Element fühlt sich zwar historisch passend an, die Nutzung gestaltete sich für uns jedoch eher schwieriger. Man kann sowohl nach Personen als auch nach Orten suchen. Manche Orte muss man zur richtigen Zeit aufsuchen. Insgesamt fanden wir dieses Szenario aus der Box am kniffeligsten und haben die 60 Minuten auch knapp gerissen.
Bei W.U.F.F. – Odyssee im Bellraum dreht sich alles um unverständliche Informationen auf einem fremden Planeten. Ihr trefft dort auf eine unbekannte Lebensform und müsst einen gemeinsamen Weg der Kommunikation finden und diese weiter ausbauen, um das Szenario zu beenden. Einige Rätsel waren zwar etwas aufwändiger zu lösen, dennoch haben wir keine 60 Minuten benötigt, das Szenario abzuschließen.
Insgesamt wieder eine gelungene Unlock!-Box mit drei wirklich unterschiedlichen Fällen. Auch wenn wir uns vor allem mit den Eigenheiten der Geheimakte Hollywood etwas schwer taten, finde ich es grundsätzlich schön, wie sich die einzelnen Szenarien sowohl thematisch, als auch bei der Sonderfunktion der App, unterscheiden.
Verlag: Space Cowboys / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Cyril Demaegd
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 3 x 60 Minuten
Vielen Dank an Asmodee(externer Link) für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Close the Case: Der Fall Hildenberg
Ein neues Spiel aus dem Genre der Ermittlerspiele entdeckte ich auf der vergangenen SPIEL bei den sympathischen Jungs Simon & Jan. Unter ihren beiden Vornamen vertreiben sie unterschiedliche Spiele und mit Close the Case haben sie nun auch eine Ermittlerspielreihe begonnen. Angegeben ist es für 2-6 Personen, ich wüsste aber nicht, warum es nicht auch solo spielbar sein sollte.
Bei Der Fall Hildenberg bittet eine Mutter um Hilfe den Mord an ihrer Tochter aufzuklären. Um sich mit dem Fall vertraut zu machen, bekommt man richtig viele verschiedene analoge Beweismaterialien und auch digitale Inhalte, sodass man sich anfangs fast etwas erschlagen fühlt bei der Fülle an Informationen. Bei der Ausgestaltung der einzelnen Beweismittel ist viel Liebe zum Detail zu erkennen. Besonders eines sticht hervor, so etwas findet man nicht in jedem Ermittlerspiel. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, da man es schon selbst entdecken sollte.
Auf der zum Spiel gehörigen Webseite gibt es weitere Informationen zum gesamten Beweismaterial, falls man mal nicht alleine weiter kommt. Wir haben insgesamt rund zwei Stunden mit dem Lösen dieses Falls verbracht. Auch wenn ich anfangs dachte, dass wir eine ähnliche Geschichte schon in einem anderen Spiel erlebt hatten, stellte sich vieles anders heraus, als zunächst erwartet. Also ist es dem Spiel gelungen mich zunächst auf eine falsche Fährte zu führen. Nach der Sichtung allen Materials, was wirklich einige Zeit benötigt, waren wir uns dann aber doch relativ sicher, zu wissen was geschehen ist. Glaubt man den Fall auflösen zu können, gelangt man zu einer umfangreichen Auflösung der Geschehnisse. Anhand diesen Informationen kann man die eigenen Ermittlungserlebnisse auf Korrektheit überprüfen. Auf diesem Niveau und bei der Ausgestaltung freue ich mich auf weitere Fälle.
Verlag: Simon & Jan
Autor(en): k. A.
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 2 – 6 Spieler
Dauer: 120 – 240 Minuten
Vielen Dank an Simon & Jan(externer Link) für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!