Unter Schafen 03/25

Das Wetter lässt es nur an manchen Tagen erahnen, aber der Frühling ist da. Für brettspielinteressierte Personen bedeutet dies, dass die ersten Neuheiten der Spielwarenmesse so langsam im Handel verfügbar sind und auf verschiedenen Veranstaltungen kennen gelernt werden können. Auch ich war deshalb im März unterwegs und möchte davon berichten. Ebenso wie von neu eingetroffenen Spielen, die nun wieder häufiger mit Aktivitäten an der frischen Luft konkurrieren, als dies im Winter der Fall ist.

Mäh! - News und Aktuelles

Braunschweig Spielt

Vor zwei Wochen fand Braunschweig Spielt! erneut im Business-Bereich des Eintracht-Stadions statt. Samstag von 11-23 Uhr und Sonntag von 11-18 Uhr konnte man dort Spiele aus der Spieleausleihe entdecken und sich ggf. erklären lassen. Den Verkauf von Brettspielen hat mittlerweile das Brettspieleck übernommen und kleinere Aktionen, wie zum Beispiel Disney Lorcana-Testrunden angeboten. Einige Verlage waren mit Erklärbären oder sogar eigenen Verkaufsangeboten und teilweise auch mit Prototypen dabei.

Wir nutzten die Gelegenheit, um bei Lookout Spiele Mischwald Dartmoor kennen zu lernen, das neue, eigenständige Mischwald-Spiel. Der Prototyp war noch echte Handarbeit, man hat einfach jede Karte überklebt. Neben den Karten benötigt man erneut nur ein schmales Tableau als Lichtung, das Spielprinzip ist grundlegend gleich geblieben. Wieder zieht man Karten auf die Hand oder spielt ein Karte von dort aus, indem man die Kosten mit Handkarten bezahlt. Neu sind Moore, die jeweils oben und unten zwei Plätze für Karten bieten. Zudem haben die Höhlen nun einzigartige Effekte. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, gleich zwei Schafe an einen Baum auszuspielen, auch wenn dies eigentlich nicht zu meiner Moor-Strategie passte :D Mir hat die Partie gut gefallen und ich freue mich die neuen Karteneffekte nach Veröffentlichung noch weiter erkunden zu können.

Ansonsten haben wir versucht, aus den 600 Spielen der Ausliehe vor allem solche kennen zu lernen, die wir nicht zum rezensieren angefragt hatten. Bei den meisten hat sich auch bestätigt, dass diese nicht zu uns und unseren Vorlieben passen. Leider waren ganz aktuelle Neuheiten recht überschaubar, was aber nur ein Problem darstellt, wenn man so viel spielt wie wir.

Ein wirkliches Problem, welches ich mit der Veranstaltung mittlerweile habe, sind die hohen Catering-Preise und das Verbot eigene Verpflegung mit hinein zu nehmen. Es gibt die Möglichkeit Rucksäcke, sogar kostenfrei, abzugeben, sich jederzeit daraus zu bedienen und zum Verzehr vor die Tür zu gehen. Aber wer macht das schon, wenn man gerade gemeinsam am Spieltisch sitzt und sich auf das Spielerlebnis konzentriert? Auch zwischen den Partien vergesse ich diese Möglichkeit häufig, bis sich der Flüssigkeitsmangel durch Kopfschmerzen äußert. Das ist nicht nur für mich ein großer Wermutstropfen, manche Freunde meiden diese Veranstaltung mittlerweile genau deswegen. Für nächstes Jahr steht der Austragungsort noch nicht fest. Da kann man also noch hoffen, dass ein neuer Ort andere Begebenheiten bereit hält, auch wenn dies für uns vermutlich wieder eine etwas weitere Anreise bedeutet.

Spiel Doch! Dortmund

Eine viel weitere Anreise hatten wir zur Spiel Doch!-Messe in Dortmund ein Wochenende später. Sie beginnt bereits am Freitag und lädt bis Sonntag in die Messehallten Dortmund ein, Verlags- und Verkaufsstände sowie einen großen Bereich zum freien Spielen aufzusuchen. Die Spieleausleihe mit über 750 Spielen stellt Meeplebox zur Verfügung, die neben einem großen Sammelsurium älterer Spiele auch diverse aktuelle Neuheiten in mehrfacher Anzahl anbieten konnten.

Um sich eines auszuleihen, wählt man ein verfügbares Spiel und bekommt dieses ohne Deckel mit. Wie ich später erfuhr standen auch Erklärbären bereit, doch wir haben uns die Regeln selbst beigebracht. Daher wurden aber auch eher kürzere Spiele gewählt, die schnell zu erlernen sind. Für die ganz großen Brocken habe ich bei solch öffentlichen Veranstaltungen mit entsprechendem Lärmpegel einfach keinen Kopf frei. Glücklicherweise fanden wir zu zweit gerade so noch ein freies Plätzchen an den gut gefüllten Spieltischen am Vormittag. Zum Abend hin hatte man schon eine größere Auswahl, wo man sich zum Spielen niederlässt.

Spiel Doch! 2025 - Spielbereich
Spiel Doch! 2025 – Spielbereich / Foto: Brettspielpoesie

Schon zu Beginn versprühte diese Veranstaltung einen besonderen Charme. Während sich eine längere Schlange bildete und auf den Einlass wartete, gab es eine lautstarke Begrüßung vom Spiel Doch!-Team, begleitet von einem gemeinsamen Countdown. Drinnen konnte man sich dann ganz nach eigenem Belieben durch die breiten Gänge treiben lassen. Für manche ist die Spiel Doch! die einzige Brettspielmesse, die sie besuchen und so freuen sie sich jedes Jahr auf die Verlagsneuheiten, auch wenn viele davon für uns Medienschaffende schon eher “ein alter Hut” sind. Es gab aber durchaus auch die Möglichkeit erstmals Neuerscheinungen zu erwerben, die erst demnächst im breiten Handel verfügbar sein werden. Beispielweise hatte Wonderbow Games Whispering Woods dabei, Strohmann Games The Life of the Amazonia und Wundersame Wesen, während Asmodee die kürzere Great Western Trail-Variante El Paso ihres Studios Lookout Spiele angeboten hat.

Einige Verlage boten auch die Möglichkeit Prototypen kennen zu lernen. So gab es beim neu geründeten Verlag Steinbock Brettspiele Era of Pioneers zu entdecken, zudem demnächst eine Crowdfunding-Kampagne starten soll. Bereits untersützen kann man Projekte von till5am mit dem Capture the Flag-Spiel QU’ARZ oder von Queen Games mit Propeller Islands ein neues Spiel von Stanislav Kordonskiy. Ich habe es leider nicht unterbekommen, mir solche Protos näher anzusehen.

Was ich aber getan habe, ist ein wenig einzukaufen, das konnte man nämlich gleich an mehreren Ständen. Teilweise auch zu lukrativen Preisen, wie beim Abverkauf im Brettspiellager von Asmodee oder bei Feuerland Spiele wo man sich für 20€ ein Spiel aus dem eigenen Verlagsprogramm oder dem von Skellig Games erwürfeln konnte. Als Souvenir gab es wie schon in den vergangenen Jahren einen speziellen Spiel Doch!-Würfel mit dem aktuellen Jahr, dieses Mal in der Farbe lila. Diese gehört zwar nicht zu meinen Lieblingsfarben, aber einen Würfel kann man ja immer gut gebrauchen.

Bei diversen Turnieren konnte man u.a. beim TCG Star Wars Unlimited, dem Geschicklichkeitsspiel Skitter oder dem Würfelspiel PLUxINUS gegen andere antreten. Samstagabend hätte man auch einer Live-Aufnahme des Spiel des Jahres-Podcasts ‘Das Spielerische Quartett’ mit anschließendem Q&A lauschen können.

Ich mag es sehr, wenn es so viele Optionen gibt, bei einem solchen Event den Tag zu verbringen. Bei dem Programm hätten wir locker noch länger bleiben können, es gab jede Menge für uns zu entdecken. Und wie so oft haben wir zwar viele liebe Menschen getroffen, aber viele andere, die auch vor Ort waren, leider nicht. Aber das nächste Event kommt bestimmt und die Spiel Doch! besuchen wir gerne wieder, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Durch die zeitliche Nähe zu Braunschweig spielt und die mehrstündige Anreise ist das nicht immer gegeben, es muss für uns halt einfach gut in den Alltag integrierbar sein. Gemeinsam mit den Bretterwissern habe ich in der aktuellen Folge ebenfalls über die beiden Veranstaltungen sprechen können

Herde - Neuzugänge

Die Riff-Retter

(Martino Chiacchiera, Federico Pierlorenzi – Giant Roc / Board & Dice)

Ich mag die farbenfrohe Optik und die Illustrationen von Die Riff-Retter, das erzeugt bei mir direkt Lust darauf loszuspielen. Diess zieht sich durch das gesamte Spielmaterial, vom Cover über die Spielbretter und Karten bis hin zu sämtlichen Plättchen. Die Farben des persönlichen Spielmaterials finde ich mit gelb, orange und pink, neben blau, allerdings eher unglücklich gewählt, auch wenn ich selbst keine Probleme habe diese zu unterscheiden.

Die Spielertableaus wirken zunächst ungewohnt. Zwar ist es mittlerweile keine Seltenheit, ein Board hälftig aufeinander zu knicken und festzukleben, aber hier liegen keine entsprechenden Aufkleber bei. Da man verschiedene dünne Pappeinleger mit unterschiedlich bedruckten Seiten verwenden kann, wäre es auch kontraproduktiv diese fest zu verkleben. Auch wenn das rutschig klingen mag, ist es mir in der Erstpartie beim Presseevent keineswegs negativ aufgefallen. Ich hoffe dass sich dies in weiteren Partien nicht anders herausstellt. Ebenso gespannt bin ich auf die Veränderungen, wenn nicht in Vollbesetzung gespielt wird, da dann Bereiche des Spielplans abgedeckt werden.

Video Game Champion

(Patrick Matheus, André Luiz Silva Negrão – TackTUrn / Huch!)

Videospielfreunden der 90er wird beim Blick auf das Spielmaterial von Video Game Champion bestimmt Warm ums Herz. Nicht nur die Schachtel selbst, sondern auch das gesamte Spielmaterial trieft nur so vor Retro-Charme. Überall kann man die Pixelgrafik entdecken, auf den vielen verschiedenen Karten in unterschiedlichen Größen ebenso wie auf Plättchen und Spielfiguren.

Lediglich die bunten Edelsteine, für die extra ein Beutel mitgeliefert wird, scheinen irgendwie etwas aus dem Rahmen zu fallen. Ein weiterer Beutel unterstützt das geheime Ziehen von Aktionsplättchen. Ich habe erst kurz vor der vergangenen SPIEL von diesem Spiel erfahren und bin nun umso glücklicher, dass es bereits eine deutsche Version davon gibt. Ob das Spielprinzip mit dem besonderen Spielmaterial mithalten kann, wird sich zeigen. Da es sich für den Originalverlag TackTurn um die erste Veröffentlichung handelt, gibt es noch keinerlei Erfahrungswerte und auch von den beiden Autoren habe ich noch kein anderes Spiel gespielt.

Men Nefer

(German P. MillÁn – Pegasus Spiele / Ludonova)

Auch bei Men Nefer musste man nicht lange warten, um die deutschsprachige Ausgabe in den Händen zu halten, denn wie Pegasus bereits vor der SPIEL verkündet, hatte, dauerte es nicht lange bis zu ihrer aktuellen Veröffentlichung einer deutschsprachigen Version. Hier sind mir zumindest der Originalverlag und auch der Autor nicht völlig unbekannt.

Der große Spielplan von Men Nefer zeigt viele Bereiche, die fast alle irgendwie miteinander verwoben sind. Manch einer fühlt sich bei der Menge an Spielmaterial und dem großen Spielplan vielleicht erschlagen, bei mir erzeugt dies Lust auf das Spiel dahinter. Das ganze spezifische Holzmaterial macht richtig was her. Und damit meine ich nicht nur die einzelnen Teile der kleinen oder großen Pyramiden, sondern auch das persönliche, spezifisch geformte und bedruckte Spielmaterial.

Viele unterschiedliche Stanzteile lassen viel Varianz erahnen. Für das geheime Ziehen zweier Plättchenarten, die immer zufällig ins Spiel gelangen sollen, liegen blickdichte, farblich passende, bedruckte Stoffbeutel bei. Auch wenn es sich bei diesem Spiel um ein eher abstraktes Euro-Spiel handelt, scheint das Thema in den gesamten Spielverlauf eingewoben und die einzelnen Aktionsmöglichkeiten lassen sich gut daran erklären. Ich hoffe, dass erste Partien diesen Eindruck weiter bestätigen können.

Grasen - Frische Spieleindrücke

Moving Day

(Mads Fløe – Piatnik)

Wer kennt es nicht? Ein Umzug steht an und der gesamte Familien- und Freundeskreis muss ran. Ein Umzugsunternehmen kann da Abhilfe schaffen, was sich aber schwierig gestalten könnte, wenn sämtliche Mietverträge am selben Tag enden und daher alle gleichzeitig umziehen. So war es früher im kanadischen Quebec und diese Tradition hat Autor Mads Fløe zu Moving Day inspiriert.

Alle beginnen mit den drei gleichen Fortbewegungsmitteln mit unterschiedlich viel Platz für Umzugskartons und Helfer. In jeder Runde wählt man aus einer gemeinsamen Auslage eine Kombination aus Umzugskartons und Helferkarte. Die Kartons haben eine bestimmte Farbe und Form, Gewichtsangabe und manche verbergen zerbrechlichen Inhalt. Mit diesem können nicht alle Umzugshelfer sorgsam umgehen. Die Umzugshelfer benötigen Platz im Fahrzeug und können unterschiedlich schwere Dinge tragen.

Nicht gewählte Karten und Plättchen erhalten punktebringende Snacks, um attraktiver zu werden. Sobald alle Wagen vollständig beladen sind, erfolgt die Abrechnung, bei der zunächst geschaut wird, was alles zu Bruch gegangen ist. Die restlichen Kisten punkten für passende, angrenzende Plättchen in Bezug auf Form und Farbe.

Das Spielprinzip ist leicht zu erlernen, der gesamte Ablauf und die Wertung spätestens nach der ersten Partie verinnerlicht. Es ist dabei vollkommen zufällig, welche Karten ins Spiel kommen und mit welchen Kartons diese gemeinsam erhältlich sind. Es gibt keine Möglichkeit die Auswahl zu beeinflussen, aber somit gilt das Angebot für alle gleichermaßen. Und die Snacks helfen dabei, sich manches Mal auch mit einem eher unliebsamen Angebot zufrieden zu geben.

Bei der relativ flotten Spielzeit, kann ich den immensen Glücksfaktor noch ganz gut verkraften. Ich mag die Knobelei, wie man aus dem verfügbaren Material das Beste herausholen kann. Und irgendwie fühlt es sich auch thematisch an, dass eben nicht immer alles wohl behalten am neuen Wohnort ankommt und man darauf auch nur bedingt Einfluss hat.


Vielen Dank an B-Rex, Huch!, Pegasus Spiele und Piatnik für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare!

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