Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 57

Es gibt neue Spiele aus dem Genre der Escape Room- und der Krimispiele zu besprechen. Exit – Das Spiel schickt uns es als Agenten nach Venedig und in Deckscape wird Hilfe in Tokio benötigt, nachdem ein Stromausfall die gesamte Stadt lahmgelegt hat. Bei einem weiteren Krimispiel von Obscurious, Hilferuf einer Elfe, benötigt diese magische Kreatur Unterstützung einen Plan eines Magiers zu vereiteln und Cyberpunk Unfolds ist der erste Versuch von Key Enigma, einen Escape Room mit verschiedenen Umgebungen durch Aufklappen und Entfalten als 3D-Modell für den Spieletisch nachzustellen.


Exit-Das Spiel: Die Venedig-Verschwörung

Exit: Die Venedig-Verschwörung - Cover
Exit: Die Venedig-Verschwörung – Cover / Foto: Kosmos

Der Platzhirsch dieses Genres, Exit, möchte auch weiterhin mitmischen und präsentiert mit Die Venedig-Verschwörung einen weiteren Fall für Fortgeschrittene. Im Gegensatz zu den Fällen für Einsteiger bedeutet dies vor allem, dass nicht immer alles Material, was zur Verfügung steht, auch schon zur Lösung der aktuellen Rätsel hilfreich ist. Aber auch die Rätsel an sich sind durchaus knackig und passen daher gut zur Einstufung. Wir haben für die Lösung etwas mehr als 60 Minuten Spielzeit ohne Verwendung von Hinweisen benötigt.

Inhaltlich ist man nicht an einem Ort, dem man entkommen möchte, sondern wie bei einigen anderen Exit-Fällen zuvor auch schon, erlebt man ein Abenteuer in der namensgebenden Stadt. Als Agenten des italienischen Geheimdienstes wartet ein “Top Secret”-Geheimauftrag darauf, dass ihn jemand erledigt. Dies gelingt durch das Lösen der zehn Rätsel, die diese Exit-Box mit sich bringt.

Exit: Die Venedig-Verschwörung - Spielmaterial
Exit: Die Venedig-Verschwörung – Spielmaterial / Foto: Brettsspielpoesie

Bei den Exit-Spielen sollte mittlerweile bekannt sein, dass sich das Spielmaterial verbraucht, nach einem Durchlauf kann man das Spiel nicht weitergeben. Auch wenn es bei mancher Box gelingen mag, mit ein wenig Einschränkungen das Spielmaterial unversehrt zu lassen, so ist dieses hier schlicht nicht möglich. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, um niemanden den Spielspaß zu nehmen. Das führt zu einer spannenden Herangehensweise an die Lösungsfindung und zeigt, dass dem Autorenpaar die kreativen Ideen noch nicht ausgegangen sind. Auch ein neues Element mit speziellen Karten fühlt sich unverbraucht an und bringt eine weitere Ebene ins Spielerlebnis hinein. Da bleibt mir nur das übliche Exit-Fazit: Weiter so und gerne mehr davon.

Wertungsnote 6/6

Verlag: Kosmos
Autor(en): Inka und Markus Brand
Illustrator(en): Martin Hoffmann, Claus Stephan
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 45 – 90 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Obscurious: Hilferuf einer Elfe

Obscurious: Hilferuf einer Elfe - Cover
Obscurious: Hilferuf einer Elfe – Cover / Foto: Brettspielpoesie

Auch wenn dies unser zweites Erlebnis mit einem Krimi-Spiel von Obscurious ist, so ist der Fall eigentlich früher entstanden als Abgetaucht. Zunächst als Print and Play-Version während der Corona-Pandemie und später dann als Pappumschlag. Mittlerweile findet man dieses Krimispiel auch als Papierumschlag in einem festen Karton, der für den Handel häufig entscheidend ist, um ein solches Spiel ins Programm aufzunehmen.

Thematisch geht es bei Hilferuf einer Elfe um einen mysteriösen Fall in einer magischen Welt. Es ist bislang niemand umgekommen, doch es passieren merkwürdige Dinge und wenn man diesen keinen Riegel vorschiebt, könnte Schlimmes geschehen. Deswegen wendet sich eine Hauselfe an den magischen Orden, denn sie glaubt dass Personen ihrer Hausgemeinschaft etwas im Schilde führen. Der Magische Orden benötigt Unterstützung von Zauberschülern und so kommt ihr ins Spiel. Wer Harry Potter mag, wird sich hier sicher schnell zurecht finden und sich wohl fühlen. Das Spielmaterial ist abwechslungsreich gestaltet und wirkt dadurch realitätsgetreu.

Obscurious: Hilferuf einer Elfe - Spielmaterial
Obscurious: Hilferuf einer Elfe – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Wie bei jedem guten Krimispiel bekommt man auch bei Hilferuf einer Elfe jede Menge Material, analog wie digital, welches zur Lösung des Falls beitragen kann. Dazu gehört ein großes Faltblatt mit allen Verdächtigen und Platz ihre Motive, Alibis sowie Geheimnisse zu notieren, um den Überblick zu behalten. Es haben auch auch alle gute Motive und spannende Geheimnisse, wichtig ist es herauszufinden, wer kein belegbares Alibi hat. Doch nicht nur das, gleich zehn Fragen führen korrekt beantwortet zum Bestergebnis.

Die größte Enttäuschung entstand dadurch, dass eine Telefonnummer im Spiel nicht mehr erreichbar war. Immerhin hat der Verlag vorgesorgt und bietet die Bandansage auch online an, dennoch kommt es zu einem immersiven Bruch. Mittlerweile ist die Nummer wieder direkt erreichbar. Auf derselben Webseite findet man auch Hilfestellungen, eine Materialübersicht und die vollständige Auflösung.

Ich kann mit solchen Zauberwelten nur wenig anfangen und habe daher thematisch nicht wirklich gut ins Spiel gefunden. Lösen lies sich der Fall in gut zwei Stunden trotzdem, auch wenn er sich aufgrund der thematischen Hürde nicht in mein Herz spielen konnte. Die eigene Verlagsangabe mit drei von drei möglichen Punkten beim Level halte ich für etwas hochgegriffen, aber vielleicht ist dies darauf zurückzuführen, dass dies der erste Fall für die Entwickler war und wer wirklich zum allerersten Mal ein Spiel dieser Art spielt, wird sicherlich etwas daran zu knabbern haben.

Wertungsnote 3/6

Verlag: Rätselraum Ruhrpott / Obscurious
Autor(en): Sarah Horny, Eleonore Ulbrich
Illustrator(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 120 – 240 Minuten

Vielen Dank an Rätselraum Ruhrpott für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Cyberpunk Unfolds

Cyberpunk Unfolds - Cover
Cyberpunk Unfolds – Cover / Foto: Brettspielpoesie

Key Engima ist zuvor mit aufwändigen Escape Room-Spielen in mehreren Kapiteln positiv aufgefallen. Nun liegt uns mit Cyberpunk Unfolds ein “immersives Pop-Up Escape Game” vor, wie es auf dem Deckblatt angegeben ist. Dieses ist bereits Teil des Spielmaterial, denn wir falten einen großen Pappplan immer weiter auf, um zusätzliche Räumlichkeiten dreidimensional zu entfalten. Die Cyberpunk-Geschichte in einer dystopichen Zukunft, die wir darin erleben, passt zum Titel, bleibt aber sehr flach. In der Kürze der Zeit kann kaum eine Verbindung zu den Charakteren aufbauen, wie man es in mehreren Kapiteln der anderen Spiele geschafft hat.

Zur Begleitung steht einem wieder eine Webseite mit Chatbots zur Verfügung, wie man sie aus vorherigen Spielen bereits kennen könnte. Diese hat dieselben Schwächen wie schon zuvor: Die Übersetzung wirkt manchmal etwas holprig und eine fehlerfreie Bedienung ist vom Endgerät abhängig. Zwar bekommt man dort jedwede Hilfe, die man benötigt bis hin zu Lösung, falls man selbst mal nicht darauf kommt, aber die Anweisungen, wann man neue Bereiche öffnen darf, fand ich etwas zu vage. Das hielt uns hin und wieder auf, da wir uns nicht sicher waren, ob wir bestimmte Bereiche schon erkunden dürfen. Ich verzichte an dieser Stelle auf Fotos während der Partie, um den Überraschungseffekt nicht zu zerstören. Hier sieht man den ersten Chatbot und wie das Gesamtpaket während der Partie entfaltet wird:

Cyberpunk Unfolds Spielmaterial
Cyberpunk Unfolds Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Die Rätsel waren teilweise leicht zu lösen, an anderen hatten wir durchaus ein wenig zu knabbern. Insgesamt würde ich es als gute Mischung bezeichnen, sowohl von der Komplexität, als auch von den Rätseltypen her. Leider empfand ich die 3D-Umsetzung eher hinderlich, denn hilfreich. Wir haben zu zweit gespielt und eine Person musste vor allem im späteren Spielverlauf versuchen, alles an Ort und Stelle zu halten, während die andere Person eigentlich nur alleine rätseln konnte. Es gibt zwar Möglichkeiten, bestimmte Teile auch im ausgefalteten Zustand wieder zusammenzustecken, aber so richtig gut gehalten hat das bei uns leider nicht. Leider wurde auch ein wenig versäumt, sich die Dreidimensionalität bei allen Rätselumsetzungen zu Nutze und zu machen und solche zu erfinden, die ohne diese nicht funktionieren würden. Davon gab es genau genommen nur eines, da steckt sicherlich noch mehr Potential drin.

Es gibt verschiedene Wege, die man in diesem Spiel einschlagen kann. Das bedeutet allerdings auch, dass man bei einem Durchlauf nicht alle Ecken des Spielmaterials und auch nicht alle Rätsel entdecken wird. Es ist meiner Meinung nach aber auch zu ähnlich, um es erneut zu spielen, nur um am Spielende die eine oder andere Entscheidung anders zu treffen. Daher bin ich bei der Bewertung unentschlossen: Einerseits gefällt mir diese Flexibilität und auch der Gedanke, dass man mit den eigenen Entscheidungen den Verlauf konkret beeinflussen kann, andererseits ist es natürlich schade, nicht alles gesehen zu haben.

Die Idee des dreidimensionalen Aufbaus klingt vielversprechend, doch wurde leider noch nicht komplett ausgereizt. Ich bin allerdings gespannt auf Crime Unfolds, welches zwar auch als 3D-Pop-Up angelegt ist, aber wieder in mehrere Kapitel unterteilt ist.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Key Enigma
Autor(en): k.A.
Illustrator(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 120+ Minuten

Vielen Dank an Key Enigma für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Deckscape: Tokio Blackout

Deckscape: Tokio Blackout - Cover
Deckscape: Tokio Blackout – Cover / Foto: Abacusspiele

Die Deckscape-Reihe hat sich in den vergangenen Jahren als kleiner Rätsel-Snack in Form eines Kartendecks mit wenig Zusatzmaterial etabliert. Auch mit Tokio Blackout bleibt sich diese Reihe treu. Zusätzlich zum vorsortierten Kartendeck, welches man nach und nach durchspielt, liegt ein Poster bei, welches erst nach Aufforderung geöffnet und zur Lösung der Rätsel verwendet werden darf.

Thematisch ist man dabei in Tokio unterwegs, wo Cyberkriminelle einen Stromausfall herbeigeführt haben. Als frisch ernannte Leitung der internationalen Organisation für Welt-Sicherheit, ist der Auftrag die Stadt zu beschützen, was nur durch das Lösen verschiedener Rätsel gelingt. Als Belohnung für deren Lösung schließen sich weitere Agenten dem Team an, deren Erfahrungen und Fähigkeiten ebenfalls zur Lösung von Rätseln beitragen können.

Deckscape: Tokio - Spielmaterial
Deckscape: Tokio – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

An einer Stelle im Spiel wird geschaut, wie viel Zeit bis dorthin vergangen ist. Hat man zu lange gebraucht, gibt es eine Strafe. Solche gibt es auch für jede falsche Antwort. Bei der neunten Strafe gilt die Partie sofort als verloren und soll neu begonnen werden. Gute Entscheidungen können solche Strafen aber auch negieren. Bei uns stand es zu keiner Zeit auf der Kippe, die Partie zu verlieren. Dafür waren die Rätsel nicht knifflig genug.

Selbst wenn man auf Hilfe angewiesen ist, so gibt es die Spezialagentin EVA, eine Künstliche Intelligenz, die zu manchen Rätsel Hinweise bereit hält. Das wird nicht bestraft, die KI spricht aber auch recht verklausuliert, sodass die Hinweise selbst erst einmal verstanden werden müssen. Wie bei jedem Deckscape ist es auch hier so, dass man zur Prüfung einer Lösung die Karte umdreht und damit die Auflösung kennt. Es gibt daher keine zweite Chance, die Lösung selbst herauszufinden.

Die Serie bleibt sich als leichter Puzzlesnack für zwischendurch treu, wir haben nur gut 50 Minuten zur kompletten Lösung benötigt. Die Rätsel sind zumeist logischer Natur, für uns als erfahrene Rätselspieler waren sie insgesamt recht einfach zu lösen. Die Geschichte hat den Rätseln einen schönen Rahmen gegeben, was zu einem interessanten Gesamtpaket führt. Das Spiel bleibt unversehrt und kann nach erfolgreichem Durchlauf weitergegeben werden.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Abacusspiele
Autor(en): Martino Chiacchiera, Silvano Sorrentino
Illustrator(en): Alberto Bontempi
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an Abacusspiele für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


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