Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 49

Mit großen Schritten bewegen wir uns auf die fünfzigste Ausgabe dieser Rubrik zu. Aber ganz so weit ist es noch nicht. Daher stelle ich heute in gewohnter Weise neue Fälle bzw. Abenteuer bekannter Spielreihen vor, aber auch eine ganz neue Serie von Ermittlerspielen, die mir erstmalig unterkam. Die Spiele, die ich heute vorstellen möchte, sind aus ganz unterschiedlichen Motiven entstanden. Die Fälle der Reihe The Unknown basieren auf realen Kriminalfällen, das neueste Adventure Game schlägt die Brücke zu den Geschichten von Die Drei ???. Xenia, die Autorin der Fälle SOKO Unvergessen ist Wienerin aus Leidenschaft und möchte den Spielern einen Einblick in ihre Wahlheimat geben, während die als Trilogie angelegte Geschichte um Cantaloop nun ihr Ende findet.


The Unknown: Blutrote See

The Unknown: Blutrote See - Cover
The Unknown: Blutrote See – Cover / Foto: Brettspielpoesie

Der zweite Fall von The Unknown braucht sich materialtechnisch vor seinem Vorgänger nicht zu verstecken. Sowohl analog als auch digital wird wieder einiges geboten. Zusätzlich zu eigens für dieses Spiel erstellten Webseiten gibt es auch eine, welche die Ermittlung bis zum Abschluss mit Tipps und Lösungen sowie einem digitalen Backup aller Unterlagen unterstützt. Das analoge Spielmaterial beschränkt sich dabei längst nicht auf unterschiedlich bedrucktes Papier, sondern bietet auch abwechslungsreiche Beweismittel. Die Probe eines Beweismittels muss zwingend verändert werden, um die richtigen Schlüsse daraus ziehen zu können. Das wirkt auf der einen Seite zwar innovativ und spannend, führt aber dazu, das Spiel nur noch bedingt weiter geben zu können. Derzeit gibt es für den zweiten Fall noch kein separates Nachfüllset.

The Unknown Fall 2 Spielmaterial
The Unknown Fall 2 Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Der zu untersuchende Todesfall geschah an Bord eines Schiffes auf dem offenen Meer. Das schränkt den Täterkreis enorm ein, denn nur die mitgereisten Freunde und Familienmitglieder des Opfers hatten die Gelegenheit. Wie sich bei der Ermittlung schnell herausstellt, hatten auch die meisten ein Motiv dazu. Ein wichtiger Schritt bei der Ermittlung der Alibis ist die Zuordnung der Personen zu den einzelnen Kabinen des Schiffs. Manche digitale Elemente wurden uns erst im Laufe des Spiels offenbart. Dies kam für uns eigentlich zu spät. Wir hatten alle zugänglichen Beweismittel gesichtet, hatten aber noch keine gesicherten Antworten auf die gestellten Fragen. Bis es dann neue Hinweise gab, saßen wir leider etwas ungeduldig herum und fragten uns was wir falsch gemacht hätten. Wenn es solche zeitgesteuerten Elemente gibt, dann sollte man auch dafür sorgen, dass sie zum rechten Zeitpunkt kommen.

Der Fall war inhaltlich gut aufgebaut, wir konnten den Tathergang mit Zugang zu sämtlichen Material nach gut zwei Stunden komplett nachvollziehen und den Mörder korrekt überführen. Es war nicht so offensichtlich, wie es beim ersten Fall noch war, dennoch waren wir uns nach Sichtung allen Materials ziemlich sicher. Wir konnten recht fix manches davon zur Seite legen, weil wir die Informationen bereits verarbeitet hatten und ahnten, dass dies keinen weiteren Hinweis liefern würde. Zum Abschluss gibt es auch wieder einige Fragen zum realen Kriminalfall, auf dem diese Geschichte beruht und an welchen Stellen sich beide unterscheiden. Diese Ermittlerspiel-Reihe hat sich gut entwickelt und ich freue mich auf weitere Fälle.

Wertungsnote 5/6

Verlag: 4Brain Games
Autor(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 120 – 180 Minuten

Vielen Dank an 4Brain Games für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Adventure Games – Die Drei ???:
Das Gehemnis der Statue

Adventure Game: Die Drei ??? Cover
Adventure Game: Die Drei ??? Cover / Foto: Kosmos

Die Adventure Games sind mittlerweile eine etablierte Reihe beim Kosmos Verlag. In mehreren Kapiteln erlebt man dabei eine Geschichte, steuert verschiedene Charaktere, untersucht Orte und kombiniert Gegenstände miteinander. Das neueste Spiel dieser Reihe führt in die Welt von Die drei ??? nach Rocky Beach. Ein Kunstliebhaber braucht die Hilfe der Detektive, um die Echtheit eines Gemäldes zu überprüfen. Dafür machen sie sich in vier Kapiteln auf die Suche nach dem Ursprung des Gemäldes, bekommen tatkräftige Unterstützung anderer Personen und bewegen sich sogar über die Grenzen ihrer Heimat hinaus.

Neben den großformatigen Ortskarten und einem dicken Stapel nummerierter Abenteuerkarten, gibt es auch diverse sonstige Karten mit Buchstaben. Gefühlt waren dies viel mehr als in anderen Spielen dieser Reihe. Erneut lässt sich auch dieses Adventure Game entweder mit dem beiliegenden Heft oder der Kosmos Erklär-App spielen, um Zahlencodes zu prüfen und Texte zu lesen bzw. anzuhören. Ich nutze dabei gerne die App. In diesem Fall kommt die Stimme sogar vom aktuellen Erzähler aus den Die drei ???-Hörspielen, Axel Milberg. Dieser übernimmt dabei alle Rollen, auch die der darin vorkommenden Charaktere, wenn diese etwas zu sagen haben.

Adventure Game: Die Drei ??? Start
Adventure Game: Die Drei ??? Start / Foto: Brettspielpoesie

Für jeden Charakter gibt es eine eigene Personenkarte, gesteuert werden diese aber erneut gemeinsam, was mir beim letzten Adventure Game bereits positiv auffiel. Die Hauptcharaktere Justus, Peter und Bob sind die einzigen Charaktere, die lediglich durch ein farbiges Fragezeichen, jedoch nicht durch eine porträtierte Darstellung enthalten sind. Es gibt generell nicht viele Abbildungen der drei, vermutlich soll sich jeder seine eigene Vorstellung von ihnen machen. Zu den anderen Charakteren gibt es neben Karten auch kleine Stanzteile, um anzuzeigen an welchen Orten sie sich befinden. Diese existieren größtenteils mehrfach, zeigen dabei unterschiedliche Gesichtsausdrücke anhand ihrer Gemütslage und andere Ziffern, damit sie auch entsprechend reagieren können. Die Kosmos Erklär-App bleibt die gesamte Partie über bei einer schwarz-weißen Darstellung, was ich völlig in Ordnung finde.

Adventure Game: Die Drei ??? -App
Adventure Game: Die Drei ??? – App Screenshot

Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass versucht wurde, dieses Spiel sehr einfach zu halten. Man hat sich dabei vielleicht daran orientiert, dass es gelingen könnte mit der Thematik neue Spieler zu erreichen, für die es das erste Adventure Game sein könnte. Es gibt keinen Schadensmechanismus, man begibt sich durch gewählte Aktionen nicht in Gefahr. Manche Orte bzw. Charaktere sind farblich markiert, sodass man direkt darauf hingewiesen wird, dass es sich lohnen könnte mit diesen zu interagieren. Diese Art der Hilfestellung fand ich auch als erfahrener Spieler keineswegs störend, es dämmt stattdessen das stumpfe Ausprobieren ein. Was nicht bedeutet, das nicht eine Menge ausprobiert werden kann, um wirklich alles zu sehen.

Während des Abenteuers gibt es immer wieder kleinere Rätsel zu lösen und auch einige konkrete Codes zu ermitteln. Diese wirkten aber keineswegs aufgesetzt, sie wurden allesamt thematisch hervorragend eingebaut. Uns erfahrene Rätselspieler stellten diese vor keine größere Herausforderung, doch hatten auch wie unseren Spaß dabei. Eine Bewertung der Leistung gibt es nicht, man kann allerdings verschiedene Verdachtskarten sammeln. Es ist möglich das Spiel nur mit einigen wenigen davon komplett zu beenden, indem man eben nicht alles herausfindet. Ich finde aus diesem Element hätte man sogar noch etwas mehr herausziehen können. Klar, es möchte ein Abenteuer- und kein Krimispiel sein, aber die Verbindung ist durch Die drei ??? schon vorhanden, da hätte man vielleicht noch die Möglichkeit einbauen können, anhand verschiedener Verdachtskarten selbst herausfinden zu müssen, was geschehen ist. Dieses Versäumnis hat uns den Spaß aber keineswegs verdorben. Man bekommt zum Abschluss immerhin die Gelegenheit den Ausgang der Geschichte festzulegen. Wir hatten an einem langen Wochenende eine schöne Zeit Justus, Peter und Bob bei ihren Ermittlungen zu begleiten.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Kosmos Spiele
Autor(en): Matthew Dunstan, Phil Walker-Harding, Chihiro Mori
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 4 x 75 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare!


SOKO Unvergessen Wien

SOKO Unvergessen Fall 1 und 2
SOKO Unvergessen Wien Fall 1 und 2 / Foto: Xenia

SOKO Unvergessen Wien ist eine neue Reihe Ermittlerspiele, bei denen sich die Spieler in gewohnter Wiese durch analoges und digitales Beweismaterial “arbeiten”, um einen Kriminalfall zu lösen. Wie der Name der Reihe vermuten lässt, geht es um sogenannte Cold Cases, erfolglos bearbeite Fälle aus der Vergangenheit die nun neu aufgegriffen werden. Dadurch sehen die Zeugen heutzutage natürlich anders aus als damals, was im Spiel aufgegriffen wird. Autorin Xenia hat es nach Wien verschlagen und sie fühlt sich dort so wohl, dass sie diese Stadt ganz bewusst zum Schauplatz ihrer Spiele macht und hier und dort auch konkrete Bezüge zu ihrer Wahlheimat platziert.

Die Fälle sind so konzipiert, dass man keine persönlichen Daten preisgeben muss. Durch eine Webseite ist es trotzdem möglich, Telefonate durchzuführen oder schriftlich Kontakt zu Zeugen und Verdächtigen aufzunehmen. Jetzt könnte man meinen es fühlt sich dadurch abstrakter an, aber das habe ich nicht so empfunden. Man hat eine ähnliche Vorgehensweise wie bei anderen Spielen dieser Art, nutzt dafür einfach andere Tools bzw. Geräte. Das Spiel reagiert auf die ausgeführten Aktionen, sodass beim erneuten Anruf bei einer Telefonnummer beispielsweise, eine andere Reaktion erfolgt als beim ersten Anruf.

Nicht alle Informationen sind auf der Webseite von Beginn an zugänglich. Um zum Beispiel Personen zu befragen, muss man zunächst etwas über sie herausfinden. Meist sind es kleine Logikrätsel, die zu einem Codewort führen. Aber selbst dies fühlte sich nicht so abstrakt an, dass man die Immersion verlieren würde.

SOKO Unvergessen Wien: Fall 1 - Spielmaterial
SOKO Unvergessen Wien: Fall 1 – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Bei Fall1 – Emilia Horvath bekommt man es direkt mit einem waschechten Wiener als Zeuge zu tun, der für Deutsche gar nicht so leicht zu verstehen sein dürfte. Das Spiel selbst liefert aber alle Hilfsmittel, um trotzdem die Informationen verarbeiten zu können. Das Spielmaterial, analog wie digital, ist mit viel Liebe gestaltet und lässt einen tief in die Ermittlung einsteigen. Der Fall ist interessant aufgebaut, ohne logische Ungereimtheiten und lässt sich gut lösen.

Der zweite Fall mit dem Untertitel Der Unbekannte, sieht zu Beginn sehr übersichtlich aus. Die Fallakte enthält auf den ersten Blick nur wenig physisches Material. Das verwunderte uns zunächst, da die Webseite eine Spielzeit von 2 – 4,5 Stunden angibt. Man sollte sich vom ersten Eindruck jedoch nicht abschrecken lassen, denn es gibt genug zu untersuchen und es kommt noch einiges zum Vorschein. Auch abseits reiner Papierdokumente. Auch hier gibt es das Ergebnis einer Materialprobe, man muss das Material dazu aber nicht verbrauchen und es wirkt dennoch interessant. Wir waren insgesamt ungefähr vier Stunden beschäftigt allen Hinweisen nachzugehen und den Fall korrekt zu lösen.

SOKO Unvergessen Wien Fall 2 - Spielmaterial
SOKO Unvergessen Wien Fall 2 – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Am Ende beider Spiele wartet eine richtig coole Belohnung auf die erfolgreichen Ermittler, zu der ich aber nicht mehr verraten möchte. Am besten erlebt ihr es einfach selber, was ich bei diesen beiden Spielen empfehlen kann. Nach einmaligen Lösen des Falls kann der Zugang zur Webseite nicht zurückgesetzt werden. Es ist aber möglich für knapp 4€ einen frischen Zugang zu erhalten, um das Spiel weitergeben zu können.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Stories by Xenia
Autor(en): Xania Lamprecht
Erscheinungsjahr:
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 75 Minuten

Vielen Dank an Xenia für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare!


Cantaloop 3 – Rache warm serviert

Cantaloop 3 Cover
Cantaloop 3 Cover / Foto: Asmodee

Als Lookout für das Jahr 2020 mit Cantaloop ein interaktives Abenteuerbuch ankündigte, waren viele hellauf begeistert, denn es versprach ein analoges Point & Click-Adventure zu sein. Diese Erinnerungen an die “gute, alte Zeit” hat mich hat damals dazu inspiriert, meine Rezension etwas anders als üblich aufzuziehen und die Vorfreude auf den zweiten Teil der Trilogie war riesig. Doch leider konnte dieser den hohen Erwartungen nicht standhalten. Da die Geschichte aber noch nicht zu Ende erzählt war, stand es gar nicht zur Frage sich auch den dritten Teil anzuschauen, bei dem man hoffentlich auf die Kritik zum zweiten Teil reagiert hat.

Cantaloop 3 Spielmaterial
Cantaloop 3 Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Teil 3 ist ähnlich ausgestattet, wie die beiden vorherigen: Ein großes Ringbuch mit verschiedenen Orten und Einzelheiten, die man genauer untersuchen kann. Zudem viele Spielkarten, eine Postkarte, ein Spielbogen und eine rote Decodierfolie, da die meisten Texte in diesem Buch verschlüsselt abgedruckt sind. Den Spielbogen gibt es direkt zum Download, da er einmal ausgefüllt nicht erneut verwendbar wäre. Neu ist, dass manche Nummern auf dem Spielbogen zusammenhängen und erst wenn alle Teile davon abgehakt sind, einen neuen Text freischalten. Auch eine Armbanduhr ist neu, da es bei diesem lang geplanten Einbruch in die Villa von White natürlich Zeitdruck gibt. Dieser ist aber nicht real, zu bestimmten Momenten schreitet die Zeit in der Geschichte einfach voran. Anfangs hatten wir hin und wieder das Gefühl, vielleicht schlechte Entscheidungen getroffen zu haben, die zu viel Zeit kosten. Rückblickend glaube ich aber, es war einfach genau so vorgesehen. Die abgelaufene Zeit hat nichts Spezielles ausgelöst.

Ebenfalls neu sind die bedruckten Folien und die Stanzteile. Mit ihnen lassen sich allerhand kleinere Rätselaufgaben lösen. Diese stehen alle für sich, sind abwechslungsreich und nehmen nicht allzu viel Zeit in Anspruch. Daher finde ich dieses Element durchaus gelungen, auch wenn es sich zwischenzeitlich recht abstrakt anfühlt. Wan muss verschiedene Aspekte bestimmen und darf dann entsprechend angegebene Marker umdrehen und bekommt am Ende des Durchlaufs einen Textabschnitt genannt, je nachdem wie viele Marker eine bestimmte Farbe zeigen.

Cantaloop 3 Einstieg
Cantaloop 3 Einstieg / Foto: Brettspielpoesie

Den Einstieg in das Spielerlebnis fand ich etwas holprig, da man zunächst den Ablauf des Einbruchs detailliert durchgeht. Wenn man falsche Entscheidungen trifft, muss man wieder von vorne beginnen. Das fand ich eher etwas nervig, da man sich so darauf freut damit loszulegen Orte und Dinge zu untersuchen und zu kombinieren.

Die vom Verlag benannte Besonderheit, dass man hier die Charaktere einzeln steuert, empfand ich wenig überzeugend. Es gibt quasi gewisse Abschnitte, in denen man nur einzelne Personen steuert, die dann ihre eigenen Gegenstände zur Verfügung haben und nur bedingt mit den anderen Teammitgliedern kommunizieren können. Daher muss man Wege finden, wie sie dennoch zusammen arbeiten können. Meiner Meinung nach hätte man diesen Aspekt noch weiter ausbauen können. So hat es sich für mich kaum anders angefühlt, als bei den vorherigen Teilen.

Der dritte Cantaloop-Teil reiht sich für mich zwischen den beiden Vorgängern ein. Das Spielerlebnis kommt nicht an den ersten Teil heran, ist aber auch längst nicht so frustrierend wie der zweite Teil. Die Geschichte ist wieder witzig aufgebaut und kommt zu einem zufriedenstellenden Abschluss.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Lookout Spiele
Autor(en): Friedemann Findeisen
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 + Spieler
Dauer: 300+ Minuten

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare!


Ähnliche Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert