Aktionsoptimierung

Ich mag verzahnte Expertenspiele. Bei den Neuerscheinungen zur SPIEL’22 musste ich feststellen, dass manche davon nur wenige Hauptaktionen ermöglichen. Der Kniff bei diesen Spielen besteht darin, sich möglichst viele lukrative Neben- oder Bonusaktionen zu sichern, um dadurch die Nase vorn zu haben. Aufgrund dieser Ähnlichkeit habe ich mich dazu entschlossen Woodcraft, Tiletum und Marrakesh gemeinsam in einem Beitrag vorzustellen.


Woodcraft

Woodcraft Cover
Woodcraft – Cover / Foto: Delicious Games

Bei Woodcraft verarbeiten die Spieler in ihrer eigenen Werkstatt Holz, um daraus verschiedene Objekte wie zum Beispiel ein Schachbrett, ein Mölky-Spiel oder einen Schlitten herzustellen. Es existieren drei verschiedene Sorten Holz, repräsentiert durch verschieden farbige Würfel. Die Augenzahl bestimmt den Wert, er lässt sich auf verschiedene Weise verändern, man kann das Holz quasi zersägen oder zusammen leimen.

Spielablauf

Im Mittelpunkt steht bei Woodcraft ein in vier Viertel unterteiltes Aktionsrad. jedes Viertel davon bietet Platz für die sieben Aktionsplättchen. Diese ermöglichen es in 13 bzw. 14 Runden Würfel und Verbrauchsmaterial zu erwerben, Helfer einzustellen oder die eigene Werkstatt auszubauen. Man kann selbst Bäume anpflanzen, deren Holz-Wert jede Runde steigt, bis man sich entscheidet den Baum zu fällen. Auch der Verkauf von Würfeln ist möglich oder das Aufnehmen ausliegender Aufträge. Diese geben an, welche Augenzahlen bestimmte Würfel exakt haben müssen, um die angegebenen Belohnungen zu erhalten, zusätzlich kann Verbrauchsmaterial erforderlich sein.

Woodcraft Spielsituation 2 Spieler
Woodcraft Spielsituation 2 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Die Aufträge bringen nicht nur die darauf angegebene Belohnung, sondern auch eine zusätzliche. Diese wird immer weniger lukrativ, je mehr Zeit man für die Erfüllung benötigt, bis es sogar eine Bestrafung geben kann. Bei Spielende werden überhaupt nicht erfüllte Aufträge hart bestraft, daher sollte man sich gut überlegen, welche und wie viele Aufträge man annimmt. Einen Auftrag zu erfüllen ist eine der möglichen Nebenaktionen im eigenen Zug. Genau wie das Zerschneiden oder Leimen von Würfeln, wenn man die Werkstatt entsprechend ausgebaut und die erforderlichen Ressourcen wie Sägeblätter oder Leim abgeben kann.

Woodcraft Tableau
Woodcraft Tableau / Foto: Brettspielpoesie

Nutzt man eine Aktion, gelangt das zugehörige Plättchen in den nächsten Abschnitt des Rades und verändert die Boni für weiter hinten liegende Aktionsplättchen. Das macht die Aktionen interessanter. Da kann man sich auch schon mal spontan umentscheiden, welche Aktion als nächste folgen soll. Es gibt auch die Option mit Hilfe einer Lampe ein Aktionsplättchen mit Bonus auszuwählen, aber dennoch eine andere Aktion auszuführen. Oder man spart die Lampen, um für drei davon eine zusätzliche Aktion zu wählen, für die man dann aber keinerlei Bonus erhält.

Woodcraft Spielsituation 4 Spieler
Woodcraft Spielsituation – 4 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Die Währung in diesem Spiel sind Blaubeeren, Nüsse gelten als Siegpunkte. Beides kann man sich als Einkommen erarbeiten. Dies gelingt durch das Einstellen von Helfern oder den Ausbau der Werkstatt, insbesondere des Dachbodens. Dort ist Platz um pyramidenartig Werkzeug zu lagern, was viele Boni freischalten kann. Zusätzlich kann man am Ende seines Zuges Blaubeeren abgeben, um Siegpunkte zu erhalten.

Woodcraft Dachboden
Woodcraft Dachboden / Foto: Brettspielpoesie

Je nach Spielerzahl steht nach 13 oder 14 Runden die Ansehensleiste im Mittelpunkt, da diese angibt wie viele Haselnüsse, also Siegpunkte, die erfüllten Aufträge wert sind. Zusätzlich gibt es noch Punkte für übriges Material und öffentliche Aufträge, wenn man sich den Anspruch darauf im Laufe des Spiels sichern konnte.

Meinung

Optisch finde ich Woodcraft sehr ansprechend. Doch kann diese Optik auch etwas darüber hinweg täuschen, dass es sich um ein Optimierspiel in Reinform handelt. In den wenigen Runden muss man sich schon anstrengen, die eigene Werkstatt effizient zu betreiben. Es gibt nur vier Einkommensphasen und es ist nicht gerade befriedigend dabei nur wenig oder gar nichts zu erhalten. Mit etwas Spielerfahrung wird man diesen Punkt sicher überwinden können und dann fängt Woodcraft an so richtig Spaß zu machen.

Die Regeln sind übersichtlich und gut verständlich. Vieles lässt sich thematisch hervorragend erklären. Das Holz, welches die Würfel repräsentieren, lässt sich zerteilen und wieder zusammenfügen. Dadurch ist es mehr als nur eine Ressource mit einem von der Augenzahl festgelegtem Wert.

Wenn es nicht gelingt, mit den eigenen Aktionen von Beginn an vorausschauend zu agieren und alles perfekt aufeinander abzustimmen, kann Frust entstehen. Besonders wenn erfahrene Spieler gegen Neulinge spielen. Wenn nicht alles perfekt ineinander greift, wird sich das in der Punkteausbeute deutlich bemerkbar machen. Es ist eben kein Punktesalat, bei dem man bei Spielende für alles Mögliche belohnt wird.

Das bedeutet aber nicht, dass man immer genau dasselbe tut. Die vielen verschiedenen Karten bring Varianz hinein, man kann sich auf ganz verschiedene Aspekte des Spiels konzentrieren und damit siegen. Allerdings kann jede Entscheidung weitreichende Folgen haben. Plant man nicht gut voraus, fehlt einem im Zweifelsfall genau eine Ressource und der geschmiedete Plan fällt wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Dann benötigt man eine zusätzliche Hauptaktion, um das fehlende auszugleichen und es reicht womöglich nicht mehr alles andere auszuführen. In dieser Hinsicht kennt Woodcraft wenig Gnade.

Dennoch hat man immer was erreicht, was einen zumindest friedvoll zurück lässt. Auf allen Tableaus wird sich ein bisschen was verändern, Aufträge erfüllt und dabei tolle Holz-Objekte entstanden sein. Ich habe immer wieder Freude daran, erneut auszuloten, wie sich die Punkte maximieren lassen. Dadurch erlebe ich jede Partie Woodcraft auch als abwechslungsreich, obwohl die große Abschlusswertung und die zur Verfügung stehenden Aktionen immer die selben sind.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Delicious Games
Autor(en): Ross Arnold, Vladimir Suchy
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 80 – 120 Minuten

Vielen Dank an Delicious Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


Tiletum

Tiletum Cover
Tiletum – Cover / Foto: Board & Dice

Tiletum ist ein weiteres T-Spiel von Board & Dice, für welches die beiden italienischen Autoren Daniele Tascini und Simone Luciani ihre Köpfe zusammengesteckt haben. Erstmals spielt damit ein solches Spiel in Europa. Wie bei vielen dieser “T-Spiele” nehmen auch hier Würfel eine zentrale Rolle ein.

Spielablauf

Bei Tiletum dreht sich alles um ein zentrales Aktionsrad und verschieden farbige Würfel. Deren Farben entsprechen den fünf Ressourcen Eisen, Wolle, Stein, Nahrung und Gold. Die Spielerzahl gibt an, wie viele Würfel pro Farbe zur Verfügung stehen, eine Person zieht eine Auswahl daraus und würfelt sie. Die Würfel werden anhand ihrer Augenzahl so verteilt, dass sie den sechs möglichen Aktionen zugeordnet sind.

Tiletum Aktionsrad
Tiletum Aktionsrad / Foto: Brettspielpoesie

Auf diese zur Verfügung stehenden Würfel haben die Spieler nun reihum Zugriff. Wer am Zug ist wählt einen Würfel. Von der entsprechenden Ressource erhält man so viele, wie die Augenzahl angibt. Umso mehr Ressourcen man erhält, desto weniger Aktionspunkte stehen einem für die zugehörige Aktion zur Verfügung, wodurch ein interessantes Dilemma entsteht. Zusätzlich liegt zu Beginn jeder Runde noch bei jeder Aktion genau ein Bonusplättchen aus, welches man nur zu gerne mitnimmt. Das macht bereits verwendete Aktionen eines Durchgangs direkt unattraktiver.

Im eigenen Warenlager ist lediglich Platz für bis zu vier Plättchen. Man kann also nie mehr als vier Bonus-, Vertrags- oder Personenplättchen gleichzeitig besitzen, darf auch keine dieser Plättchen einfach so weglegen, um Platz für neue zu machen. Viele Bonusplättchen lassen sich direkt einsetzen. Besonders für Personen oder Verträge benötigt man aber noch weitere Voraussetzungen.

Tiletum Spielsituation 2 Spieler
Tiletum Spielsituation 2 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Weiterhin zeigen die Spielertableaus mehrere Gebäude mit unterschiedlich vielen Stockwerken. Dort können Personen einziehen und Wappen installiert werden, einer besonderen Art von Bonusplättchen, um Häuser und dauerhafte Aktionsboni freizuschalten. Säulen lassen sich durch das Erfüllen von Aufträgen freispielen.

Tiletum Spielsituation
Tiletum Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Die Hauptaktionen erlauben es beispielsweise den Händler oder den Architekten über den Spielplan zu bewegen, um Häuser bzw. Säulen zu errichten und/oder Bonusplättchen einzusammeln. Man kann einen oder mehrere Aktionspunkte ausgeben, um Aufträge zu erwerben, Personen bei sich einziehen zu lassen oder in der Gunst des Königs aufzusteigen. Die Position auf dieser Leiste legt Plus- oder Minuspunkte am Rundenende fest und bestimmt die Spielerreihenfolge. Als letzte Aktionsmöglichkeit lässt sich eine andere Aktion kopieren. Das wird vor allem dann interessant, wenn es dort mehr Aktionspunkte gibt, als bei der gewünschten Hauptaktion. Es kann auch passieren, dass manche Augenzahlen gar nicht gewürfelt wurden und die Aktionen daher überhaupt nicht zur Verfügung stehen. Gold lässt sich einsetzen, um sich mit einem Würfel auf angrenzende Aktionsfelder zu bewegen und dieses stattdessen zu verwenden.

Tiletum Spielsituation 3 Spieler
Tiletum Spielsituation 3 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Wo eine eigene Säule auf dem Plan steht, darf man als zusätzliche Aktion Steine abgeben, um am Bau der dort befindlichen Kathedrale mitzuwirken, was Siegpunkte einbringt.

Zu Beginn einer Partie steht fest in welchen drei Städten neben der namensgebenden Stadt Tiletum Messen, also Zwischenwertungen, stattfinden. Um bei dieser Punktevergabe etwas zu erhalten, ist ein Haus an dem Ort erforderlich oder der eigene Händler muss sich dort befinden. Die Siegpunktvorgaben sind vollständig variabel, sie beziehen sich auf allerhand andere Spielelemente. Bei Spielende werden noch vollständig besetzte und mit Wappen versehene Gebäude belohnt sowie platzierte Säulen mit der Anzahl errichteter Häuser multipliziert.

Tiletum Spielplan
Tiletum Spielplan / Foto: Brettspielpoesie

Meinung

Eine Partie Tiletum beginnt mit einem ziemlich farblosen Spielplan, wenn man von den vielen bunten Fähnchen der Siegpunktleiste mal absieht. Während einer Partie füllt sich dieser dann aber mit Säulen und Gebäuden in kräftigen Farben. Dann passt der Spielplan auch besser zum bunten Treiben auf dem Coverbild. Die vielen bunten Elemente, die man auf dem Spielplan verteilt, behindern aber leider auch etwas die Sicht darauf. Es wird im Laufe einer Partie immer schwerer den Überblick zu behalten, was sich wo befindet und wo noch Bauplätze frei wären.

Was ich nicht so gerne mag, ist der Aufbau einer jeden Partie, da viele Plättchen verteilt werden müssen. Bei weniger als vier Spielern, muss man bestimmte auch noch zuvor entfernen. Das ist zwar löblich, damit die Verteilung bei unterschiedlichen Spielerzahlen ähnlich ist, aber es zieht den Aufbau enorm in die Länge. Auch die Materialqualität kann nicht komplett überzeugen. Zwar sind viele tolle Holzteile enthalten, doch leider wölben sich unsere Spielertableaus leicht und drehen sich daher schnell, was das darauf befindliche Spielmaterial durcheinander bringen kann.

Tiletum Boards
Tiletum – Boards / Fotos: Brettspielpoesie

Mit der von Board & Dice gewohnten Art und Weise die Spielanleitung aufzubauen, werde ich wohl nicht mehr warm. Jedenfalls erschwert sie es mir, einzelne Aspekte mal eben nachzuschauen. Solche Momente wird es hin und wieder geben, wenn man seinen Plan schmiedet und sich nicht ganz sicher ist, was wann genau passieren darf. Im Gegensatz dazu, finde ich die beiliegenden Plättchen für die Aktionspunkte eine wundervolle Idee. Auch wenn man anfangs vielleicht denkt, das könne man doch locker auch so überblicken, können sich Situationen ergeben, in denen diese eine wichtige Stütze sind. Hat man viele Aktionspunkte und löst zwischendrin noch Bonusaktionen aus, kann man sonst leicht den Überblick verlieren.

Unseren recht Geografie-affinen Mitspielern fiel immer direkt auf, dass die Anordnung der Städte auf dem Spielplan stark von der Realität abweicht. Dies ist für den Spielablauf allerdings überhaupt nicht relevant. So abstrakt ist das, was bei einer Partie Tiletum passiert.

Insgesamt stehen jedem nur zwölf Hauptaktionen zur Verfügung. Mit diesen alleine wird man sich vermutlich nicht allzu viel aufbauen können, aber zum Glück gibt es ja die vielen Bonusplättchen hier und dort. Das fühlt sich richtig belohnend an und kann wirklich coole Kettenzüge auslösen. Es birgt aber auch die Gefahr eine Kleinigkeit übersehen zu haben, wodurch der Plan plötzlich nicht mehr aufgeht, weil man die Reihenfolge nicht exakt beachtet hat. Dadurch wird es entweder grübellastig oder es kann häufiger vorkommen, dass man etwas wieder rückgängig machen möchte. Und dann kann es lange dauern, bis man selbst wieder am Zug ist. Vor allem in Vollbesetzung. Die Interaktion beschränkt sich bei Tiletum darauf, sich gegenseitig Spielelemente wegzuschnappen. Seien es Würfel, Bonusplättchen, Personen, Aufträge oder Bauplätze.

Die Regeln sind im Grunde überschaubar, Tiefe entsteht durch die vielen Möglichkeiten, welche zum einem die Würfel auf dem Aktionsrad, aber auch die vielen Bonusplättchen offerieren. Die variablen Wertungsbedingungen bieten Abwechslung und führen auch zu unterschiedlich verlaufenden Partien. Allerdings belohnen manche dieselben Elemente, die auch generell bei Spielende Punkte einbringen, während andere völlig andere Wertungen zeigen. Da hätte ich lieber insgesamt weniger Varianz, dafür aber mehr innerhalb einer Partie.

Auch wenn es kleine Kritikunkte gibt, macht mir jede Partie Tiletum einfach Spaß. Die möglichen Kettenreaktionen geben einen besonderen Kick, es ist immer wieder schön zu erleben, wie die Partien sich entwickeln.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Board & Dice
Autor(en): Simone Luciani, Daniele Tascini
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 60 – 100 Minuten

Vielen Dank an Board & Dice für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!


Marrakesh

Marrakesh Cover
Marrakesh – Cover / Foto: Queen Games

Bei Marrakesh handelt es sich neben überarbeiteten Neuauflagen um den ersten wirklich komplett neu erdachten Titel der Stefan Feld City Collection von Queen Games. Zentrales Element ist hier der bereits aus anderen Queen Games-Spielen bekannte Würfelturm, den farbige Keshis passieren, mit denen allerhand passieren kann. Ich möchte nun auch diesen Titel noch etwas näher betrachten, zu dem ich bereit einen Ersteindruck im Monatsrückblick für den September verfasst habe.

Spielablauf

In drei Durchgängen haben alle Spieler dieselben zwölf unterschiedlich farbigen Keshis zur Verfügung, von denen sie pro Runde drei auswählen. Jeder Keshi ist einem Aktionsort zugeordnet, der rote ist ein Joker. Haben alle gewählt und ihre Assistenten an den entsprechenden Orte platziert, passieren die Keshis den Würfelturm. Manchmal kommen alle wieder raus, manchmal bleibt was stecken oder ein zuvor stecken gebliebener Keshi taucht zusätzlich auf. Dann wählt reihum jeder bis zu zwei Keshis einer Farbe, bis alle vergeben sind, um dann die Assistenten zu aktivieren.

Marrakesh Tableau
Marrakesh Tableau / Foto: Brettspielpoesie

Jeder Ort bietet Platz für bis zu neun Keshis. Je mehr an einem Ort stehen, desto besser ist der Ertrag er Aktion. Bei der Dattelplantage beispielsweise, gibt die Anzahl platzierter Keshis an, wie viele Datteln man als Ernte erhält. So hat jeder Ort seine ganz eigenen Feinheiten, wie und was man erhält. Dies können neben Siegpunkten, eine persönliche Schlusswertung sein, ein einmaliger oder dauerhafter Bonus, aber auch Ressourcen oder Bewegungen auf dem zentralen Spielplan. Manche Aktionen verlangen die Abgabe bestimmter Ressourcen. Alternativ darf man immer statt die Aktion auszuführen, einen weiteren Keshi dem Aktionsbereich hinzufügen.

Marrakesh Spielsituation 4 Spieler
Marrakesh Spielsituation 4 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Zwischen den Durchgängen werden Abgaben fällig. Zunächst nur drei Ressourcen, später jeweils drei weitere. Diese Vorgaben können eine Richtung aufzeigen, worauf es ankommt. Wer es schafft alle neun Plätze eines Ortes und das Jokerfeld mit Keshis zu belegen, heimst zusätzliche Siegpunkte bei Spielende ein. Bis zu drei weitere Wertungen ermöglichen platzierte Oasenplättchen und übrige Ressourcen bringen auch noch etwas ein. Fünf Module verändern bestimmte Eigenschafen des Spiels und sorgen für zusätzliche Abwechslung.

Marrakesh Spielsituation
Marrakesh Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Auf unseren Fotos ist übrigens die Classic Edition mit den zusätzlich verfügbaren Luxuskomponenten zu sehen. Daher sind die Tore, Dattel- und Wasser-Token aus Holz und die Spielfiguren bedruckt bzw. einige davon auch besonders geformt.

Meinung

Das Spielmaterial ist wirklich üppig, man benötigt ordentlich Platz für eine Partie Marrakesh. Nicht nur der große Spielplan mit speziellen Ablageflächen für weiteres Spielmaterial, sondern auch die Spielerboards benötigen nicht gerade wenig Platz. Dadurch entsteht aber auch eine besondere Tischpräsenz. Zusätzlich ist alles bunt, in kräftigen Farben, mich spricht diese total Optik an. Vor allem möchte ich die Holztore des Luxuskomponenten-Sets nicht mehr missen, die schön aufrecht in den dafür vorgesehenen Plätzender Spielertableaus stehen können.

Mit insgesamt 36 Hauptaktionen klingt Marrakesh im Vergleich zu den zuvor genannten schon fast nach einem Spiel mit inflationärer Aktionsmöglichkeit. Allerdings führt man jede einzelne der möglichen Hauptaktionen nur wenige Male durch, da entsprechend farbige Keshis oder der rote Joker-Keshi benötigt werden, um die Assistenten zu platzieren. Hin und wieder wird man auch auf die Aktion verzichten und stattdessen einen weiterem Keshi nehmen, um die Aktion später stärker ausführen zu können.

Meist spezialisiert man sich auf einige wenige Aktionsbereiche und versucht in diesen das Maximum zu erreichen. Das bleibt in der Regel spannend bis kurz vor Schluss. Nicht selten gelingt dies erst durch besondere Belohnungen, die man sich im Laufe einer Partie an verschiedenen Stellen erspielen kann. Das erzeugt über die gesamte Partie ein positives Glücksgefühl. Es fühlt sich an, wie viele kleine Minispiele, die sich aber keineswegs zusammen gewürfelt anfühlen. Das Gesamtbild ist einfach schlüssig.

Marrakesh Würfelturm
Marrakesh Würfelturm / Foto: Brettspielpoesie

Entgegen anders lautender Erfahrungsberichte im Internet über Würfeltürme, bei denen ständig alle Keshis durchfallen würden, funktioniert dieser bei uns genau wie man es sich vorstellt. Hin und wieder bleiben mal welche hängen. Daraus entsteht eine leichte Ungewissheit. Als Startspieler einer Runde hat man zwar den Vorteil, Erstzugriff auf die Keshis zu haben, aber wenn der eigene einer bestimmten Farbe drin bleibt, hat man auf diese dennoch keinen gesicherten Zugriff. Meist bekommen Spieler die früher zuschlagen dürfen mehr Keshis, aber das gleicht sich in der Regel über die verschiedenen Runden wieder aus, in denen der Startspieler reihum wechselt.

Marrakesh Würfelturm mit Keshi
Marrakesh – Würfelturm mit Keshi / Foto: Brettspielpoesie

Mir gefällt diese leichte Unwägbarkeit, die aber nie zutiefst bestrafend ist. Da kann es sich durchaus schlimmer auswirken, welche Plättchen aktuell verfügbar sind und ob diese zu den eigenen Vorhaben passen. Oder ob die zu Spielbeginn zufällig gezogenen Oasenplättchen mit den persönlichen Siegpunktbedingungen zum eigenen Spielfortschritt passen. Trotz dieser vorhandenen Glückskomponenten mag ich Marrakesh. Die Partien sind abwechslungsreich und durchaus interaktiv.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Queen Games
Autor(en): Stefan Feld
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 60 – 90 Minuten

Vielen Dank an Queen Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars des Grundspiels und der zugehörigen Luxuskomponenten!

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