Was gibt’s zu Essen? No.3 – Corax

Was gibts zu Essen Logo
Logo / Foto: Brettspielpoesie

Die SPIEL naht und viele Verlage laden im Vorfeld ein, um ihre Neuheiten in gemütlicher Runde für Supporter und Presse vorzustellen. Den Anfang machte auch in diesem Jahr wieder der Merseburger Verlag Corax Games, der uns erneut im Kloster Merseburg empfangen hat. Neben diversen Erweiterungen zu Trickerion, Vikings Gone Wild, Chronicles of Crime und Champions of Midgard, wurden drei neue Spiele präsentiert. Bei einem handelt es sich um eine Lokalisierung, Steamopolis und Superlemming sind eigene Veröffentlichungen, von denen ihr vielleicht schon in den vergangenen Jahren im Zuge der Berichterstattung zum Corax Tag erfahren habt.

Corax Tag 2019 / Foto: Brettspielpoesie

Gleich nach unserer Ankunft wurde eine Runde Reavers of Midgard eröffnet, bei der wir uns direkt einklinken konnten. Da wir zu fünft waren, es aber nur für vier Spieler ausgelegt ist, haben Micha und ich gemeinsam gespielt. Die Ähnlichkeit des Titels zu Champions of Midgard ist keineswegs zufällig, beide spielen im selben Universum. Das merkt man auch sofort, wenn man sich das Spiel näher anschaut. Angefangen bei den Ressourcen, die einem direkt bekannt vorkommen, sind auch hier viele Würfel enthalten und auf dem Weg zu den Kämpfen auf hoher See weiß man im Vorfeld nicht, was passiert. Die Würfel werden hier jedoch nicht nur zum Kämpfen verwendet, sie werden für allerhand Aktionen eingesetzt und müssen dafür die geforderten Symbole zeigen. Beide Spiele verwenden einen Worker Placement-Mechanismus, doch fühlen sie sich ganz unterschiedlich an. Im Spiel zu viert hat jeder Spieler hier nämlich nur einen Arbeiter, den er einsetzt, dafür bekommen alle Mitspieler ebenfalls die Möglichkeit die Aktion zu nutzen. Der erste Spieler bekommt noch einen ordentlichen Bonus dazu, der zweite Spieler in der Regel einen kleineren.

Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Siegpunkte gibt es für alles mögliche, es können zum Beispiel Kartensets gesammelt, Monster bekämpft oder Zielkarten genommen werden. Leider spürten wir kaum einen Mangel, alle Ressourcen erschienen und einfach zu bekommen. Dafür zog sich die Partie einfach nur, es erschien uns viel zu lang. Ich hatte auch das Gefühl, dass es mich eigentlich wenig interessiert, was meine Mitspieler machen. Natürlich schnappen mir die Spieler, die zuvor eine Aktion ausführen dürfen, Karten vor der Nase weg, aber im Zweifel nimmt man einfach das was übrig bleibt und könnte es eh nicht ändern. Das führt dann dazu, dass ich keinen Grund sehe, dieses Spiel dem Vorgänger vorzuziehen. Natürlich ist das jetzt ein absoluter Ersteindruck, aber eine Motivation für weitere Partien hat sich bei mir leider nicht eingestellt.

Superlemming Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Nach einem Mittagssnack ging es weiter mit einer der beiden Neuheiten, die von Corax selbst herausgebracht werden: Superlemming von Jan Kirschner, den wir bereits als Autoren von Tudor kennen. Durch die Illustrationen von Josha Sauer hat so mancher das Spiel erst gar nicht mit dem Prototypen des letzten Jahres in Verbindung gebracht. Beim Spielen fällt es dann aber doch auf. Mit der neuen thematischen Einbettung und den tollen Illustrationen ist das Spiel richtig rund geworden. Die Lemminge, die an vier Klippen angelegt werden, sehnen sich nach dem Sprung in die Tiefe. Als Supperlemminge wollen wir das verhindern und schicken die Lemminge der anderen Spieler zurück zu ihren Besitzern. Nur bei unseren eigenen Lemmingen drücken wir ein Auge zu, diese Karten kommen auf unseren persönlichen Punktestapel. Das hilft auch dabei, die Kartenhand und den eigenen Nachziehstapel leer zu spielen, um die Partie zu beenden. Dann gewinnt der Spieler, mit den meisten Punkten durch Karten und Belohnungen für das Retten der Mitspieler. Das kann sich zu fünft schon ein wenig ziehen, da man natürlich immer den aktuell Führenden versucht auszubremsen. Aber witzig ist es schon.

Lemming Black Panther / Foto: Brettspielpoesie

Am meisten begeistert hat mich an diesem Tag ein Prototyp mit dem Arbeitstitel Der perfekte Moment. Thema und Details im Spielablauf sind noch in Arbeit, daher möchte ich gar nicht zu viel verraten. Es geht darum den perfekten Moment einzufangen, indem Menschen nach ihren Vorlieben positioniert werden. In mehreren Runden bekommen die Spieler Einblick in mehr und mehr Wünsche, jedoch werden sie vermutlich nie alle sehen. Dann haben sie die Möglichkeit auf die Positionierung einzelner ganz zu verzichten, um Minuspunkte zu verhindern oder sie einfach frei zu positionieren, in der Hoffnung mit dem richtigen Riecher immerhin wenige Punkte abzustauben. Die Auflösung ist dann ein sehr emotionaler Moment, von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt ist fast alles dabei ;-) Ich freue mich schon die Weiterentwicklung dieses Spiels zu beobachten.

Wir bekamen auch die Gelegenheit den zweiten Platz des diesjährigen Hippodice Wettbewerbs, Streets of Chicago, zu spielen, bei dem noch gar nicht fest steht ob dieses Spiel wirklich bei Corax erscheinen wird. Auch diesen Prototypen konnte man im Vorjahr schon anspielen, wir haben ihn allerdings erst dieses Jahr entdeckt. Die im Quadrat ausgelegten Gebäudekarten ergeben die Stadt, in denen die Spieler Mehrheiten erzielen wollen, um Geld einzutreiben. Nur wer seine Gegenspieler aktiv vertreibt, kann an Zielkarten gelangen, für die es bei Spielende zusätzliche Punkte gibt. Das Spiel hat auf jeden Fall Potential, es scheint jedoch noch nicht ganz ausbalanciert zu sein. Dieses Feedback wurde direkt an den Autoren weiter gegeben, der ebenfalls vor Ort war und uns das Spiel erklärte. Mal sehen, ob wir dieses Spiel im nächsten Jahr bei Corax wieder sehen werden. Dies ist einer der Gründe, warum ich immer wieder gerne nach Merseburg zum Corax Tag fahre, weil man dort Prototypen über mehrere Iterationen bis hin zum fertigen Produkt begleiten kann.

Steamopolis Spielüberblick / Foto: Brettspielpoesie

Das war es auch tatsächlich schon mit meinen Spieleindrücken vom Corax Tag 2019. Steamopolis war auch in diesem Jahr leider immer belegt, sodass ich selber leider keinen Ersteindruck schildern kann. Dennoch war es wieder ein sehr schöner Tag mit vielen interessanten Gesprächen. Einige davon habe ich sogar aufnehmen können, ihr könnt diese Aufnahmen ab Freitag bei den Bretterwissern hören. Dort geben euch meine Interview-Partner auch einen kleinen Einblick in alle Corax-Neuheiten, darunter auch zu Steamopolis. Also hört rein :-)

Steamopolis Spielplan / Foto: Brettspielpoesie

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