Viele leicht erlernbare und schnell gespielte Kartenspiele sind in den vergangenen Monaten erschienen. Heute habe ich drei davon herausgesucht, die ich euch nun genauer vorstellen möchte. Eines hat bereits große Preise abgeräumt: TRIO wurde mit dem As d’Or in der Hauptkategorie ausgezeichnet und landete bei der Spiel des Jahres-Jury auf der Empfehlungsliste. Quando fühlt sich eher an wie ein Newcomer, der Verlag Kendi Games ist ja noch gar nicht lange am Markt. Auch wenn die Gesichter dahinter schon auf einige Erfahrung in der Brettspielszene zurückblicken können. Lediglich Co-Autor Jannik Walter fällt da etwas aus der Reihe. Noch weniger Veröffentlichungen kann James Newman, Autor von Floral aufweisen, der sein Spiel bei der Edition Spielwiese unterbringen konnte.
TRIO
Der diesjährige Gewinner in der Hauptkategorie des As d’Or, dem französischen Spielepreis, setzt auf das Memory-Prinzip, ich bekomme daher beim Spielen immer That’s not a Hat-Vibes. Auch wenn es eigentlich ganz anders funktioniert. Denn man ist bei TRIO auf der Suche nach gleichen Karten.
Spielablauf:
Bei TRIO werden zu Beginn alle Karten unter den Spielern aufgeteilt, einige landen verdeckt auf dem Tisch in der Spielmitte. Die Handkarten sortieren alle von klein zu groß und dann versucht man reihum ein Trio aus drei Karten derselben Zahl aufzudecken. Dafür darf man andere Personen auffordern, ihre kleinste oder größte Karte offen zu legen. Man darf auch selbst die höchste oder niedrigste Karte aufgedeckt ablegen oder eine Karte aus der Mitte aufdecken. Deckt man hintereinander drei gleiche Karten auf, nimmt man sich dieses Trio und die nächste Person ist an der Reihe. Kommen jedoch zwei verschiedene Karten zum Vorschein, gelangen diese wieder zurück auf die jeweiligen Kartenhände bzw. werden sie in der Mitte wieder umgedreht. Wer zuerst drei beliebige Trios oder das Trio aus den Karten mit der Zahl 7 hat, gewinnt.
Als Variante benötigt man für den Sieg nur zwei Trios, diese müssen aber miteinander verbunden sein. Dafür zeigt jede Karte (außer der 7) an, welche Karten als verbunden gelten. Zu viert oder sechst kann man auch in Teams gegeneinander antreten und sammelt gemeinsam die Trios für den Sieg. Dabei dürfen die Teams in bestimmten Situationen eine Handkarte tauschen.
Meinung:
Ich bin wirklich nicht gut darin, mir irgendwelche Kartenwerte zu merken und erst recht nicht, wo ich eine spezielle Karte zuvor bereits gesehen habe. Das sind keine guten Voraussetzungen für eine Partie TRIO. Und trotzdem habe ich einfach immer wieder Spaß daran. Zumindest in größeren Gruppen, am besten mit 5 oder 6 Personen, wenn die Karten sich auf viele Hände verteilen. Sonst passiert es häufiger, dass eine Person schon von Beginn an zwei gleiche Karten auf der Hand hält und nur noch die Dritte finden muss.
Ein spannender Kniff ist der sofortige Sieg mit dem 7er-Trio, denn dadurch bleibt es spannend, selbst wenn man bei den ersten Trios das Nachsehen hat. Und selbst wenn man mal komplett leer ausgehen sollte, ist eine Runde schnell vorüber und man kann es erneut probieren.
Verlag: Cocktail Games / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Kaya Miyano
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 3 – 6 Spieler
Dauer: 15 Minuten
Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Floral
Bei Floral legen wir aus sich überlappenden Karten farbige Blumenbeete aus und wollen mit diesen möglichst häufig punkten, indem wir größere Gebiete als die anderen vorweisen können.
Spielablauf:
Wie das Ausspielen der Karten funktioniert, die jeweils sechs verschiedene Blumenbeete zeigen, ist nicht unbedingt neu: Die eigene Auslage wird jede Runde um eine neue Karte erweitert, die mindestens zwei Felder der Auslage überdecken muss.
Dabei erzeugt man im Idealfall ein zusammenhängendes Feld aus Blumenfeldern einer Farbe, zu der eine Auftragskarte offen ausliegt, um diese zu erfüllen und die Karte an sich zu nehmen. Danach muss man eine weitere der drei Handkarten als Auftrag in die Mitte spielen und die Kartenhand wird wieder aufgefüllt. Die Partie endet, wenn der Kartenstapel aufgebraucht ist, mit der Verteilung der offenen Aufträge und der Möglichkeit eine letzte Handkarte zu werten, wenn möglich.
Meinung:
Ich mag Spiele, bei denen man mit überlappenden Handkarten versucht bestimmte Muster zu erzeugen. Dabei sind die einzelnen Blumenfelder natürlich immer so ausgerichtet, dass nichts optimal zueinander zu passen scheint. Da man jede Runde zwei der drei Handkarten spielen muss, unterliegt man auch gewissen Zwängen. Wie bei der Wahl welche Karte das eigene Blumenbeet erweitert und welche man zur allgemeinen Verwendung in die Mitte spielt.
Hat man selbst das größte Gebiet einer bestimmten Farbe, kann man riskieren die Karte in die Mitte zu spielen, um sie später selbst werten zu können. Aber man öffnet damit auch Optionen für die anderen. Dabei sollte man die Auslagen gut lesen können, um seine Konkurrenz zu erkennen. Karten, die viele Punkte einbringen, haben auch mehrere Blumenbeete der selben Farbe, die helfen können eine Mehrheit zu sichern. Da ist es gar nicht so einfach zu entscheiden, auf welche Weise man die Karten spielen soll. Vor allem, wenn man eine Karte gerne spielen würde, um damit selbst direkt einen Auftrag zu erfüllen, dadurch aber lukrative Aufträge für andere in die Mitte spielen müsste. Das alles führt zu einem schnellen, zugänglichen Spiel mit interessanten Entscheidungen.
Verlag: Edition Spielwiese / Vertrieb: Huch!
Autor(en): James Newman
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 1 – 5 Spieler
Dauer: 15 – 25 Minuten
Vielen Dank an Edition Spielwiese für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Quando
Quando, das Spiel mit Ohrwurm-Garantie, ich erspare mir diese Textzeile jetzt an dieser Stelle :D Ebenso bekannt dürfte die Möglichkeit in einem Kartenspiel sein, Handkarten als Straße oder Zwilling, Drilling, etc. ablegen zu können. Allerdings bringt dieses Spiel auch einen neuen Kniff hinein, denn alle Karten haben zwei unterschiedlich bedruckte Seiten.
Spielablauf:
Alle beginnen mit 7 (oder 8) Handkarten und versuchen diese loszuwerden. Man darf gleiche Zahlenwerte gemeinsam ausspielen oder eine Straße aus genau drei aufeinander folgenden Kartenwerten. Eine Besonderheit bringt das Ausspielen von Drillingen mit sich. Wenn dies gelingt, müssen alle anderen eine ihrer Nullen auf der Hand umdrehen oder wenn sie das nicht können, eine weitere Karte aufnehmen.
Eine Aktion endet immer mit dem Nachziehen von genau einer Karte. Bei dieser hat man die Wahl ob man die Seite mit dem sichtbaren Wert aufnimmt oder die Rückseite, deren Wert man noch nicht kennt, den man aber in jedem Fall nehmen muss. Sollte man danach nur noch Nullen auf der Hand halten, endet der Durchgang und alle anderen zählen die Werte übriger Handkarten zusammen und notieren diese.
Enden kann ein Durchgang auch, indem eine Person klopft, weil sie sich sicher ist, weniger Punkte auf der Hand zu haben, als alle anderen. Die sind aber alle noch ein letztes Mal an der Reihe, bevor Punkte gezählt und verglichen werden. Wer dabei den kleinsten Wert auf der Hand hält, muss sich keine Punkte notieren. Wer geklopft hat und nicht die wenigsten Punkte vorweisen kann, erhält als Strafe zu dem Punktwert noch fünf Strafpunkte. Gespielt werden so viele Durchgänge bis eine Person insgesamt fünfzig oder mehr Punkte gesammelt hat. Es gewinnt dann die Person mit den wenigsten gesammelten Punkten.
Meinung:
Bei meinen persönlichen Kartenspiel-Highlights des gerade zu Ende gegangenen Jahrgangs spielt Quando ganz weit oben mit. Und das obwohl ich nach der ersten Regellektüre noch skeptisch war. Einfach nur die Handkarten loszuwerden kennen wir ja schon aus so vielen Spielen. Aber Quando ist anders. Es kommt wirklich auf den richtigen Moment an, Handkarten auszuspielen. Habe ich eine Straße, kann ich drei Karten mit einem Schlag loswerden. Sind manche dieser Zahlen aber bereits doppelt vorhanden, kann es auch lukrativ sein auf Drillinge zu hoffen. Im Zweifelsfall entstehen dadurch aber wieder Einzelkarten, die man schwieriger los wird. Es fühlt sich jedenfalls nicht richtig an, nur eine einzelne Karte abzulegen, da man eine nachzieht und dadurch keine Veränderung der Kartenanzahl auf der eigenen Hand eintritt.
Spannenderweise ist das Spielerlebnis hier nicht unbedingt besser, wenn mehr Personen dabei sind. Mein persönlicher Sweetspot liegt bei drei oder vier Personen. Dann kann man es auch mal riskieren zu klopfen. Mit mehr Personen zieht es sich oft ein wenig, weil selten jemand das Risiko eingeht zu klopfen, da anschließend einfach noch zu viel passieren kann. Quando hat sicherlich seine Glücksmomente, das ist für ein solch schnell gespieltes Kartenablegespiel aber auch in Ordnung. Es heizt zumindest die Emotionen an, wenn andere immer wieder eine Null vom Ablagestapel bekommen, man selbst sich hingegen immer wieder für die falsche Kartenseite entscheidet. Ich wusste zuvor auch nicht in wie viel hämischen Untertönen man einen “Drilling” ankündigen kann :D
Verlag: Kendi Games
Autor(en): Reinhard Staupe, Jannik Walter
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 2 – 6 Spieler
Dauer: 15 Minuten
Vielen Dank an Kendi Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!