Botanicus

Was wäre ein botanischer Garten,
ohne verschiedene Pflanzenarten?
Damit die Blumen bleiben am Leben,
muss man ihnen viel Wasser geben.
Unterstützung holt man sich gern,
damit die Gäste bleiben nicht fern.
Sondern kommen stattdessen in Scharen,
um sich an den Pflanzen zu erlaben.

Spielmaterial:

Das Spielmaterial von Botanicus ist umfangreich. Der große Spielplan hat ebenso wie die Spielertableaus unterschiedliche Vor- und Rückseiten, für die beiden enthaltenen Spielvarianten. Die Stanzteile für Aufträge und die Pflanzen in vier verschiedenen Größen sowie Münzen und das farbige Holzmaterial kommen bei beiden Varianten zum Einsatz. Ebenso wie die Gartenkarten, die Spielendekarten werden nur in der fortgeschrittenen Variante benötigt. Zur Aufbewahrung liegen passend bedruckte Faltschachteln bei, sodass keine Zip-Tütchen erforderlich sind und daher auch nicht beiliegen.

Spielmechanismus:

Bei Botanicus lässt jede Person ihren eigenen Garten auf dem persönlichen Tableau erblühen, in dem diese mit Pflanzenplättchen bestückt werden, um den Anforderungen der Besucher zu entsprechen. Zunächst sind es aufgedruckte Vorgaben, sobald diese erfüllt sind gibt es lukrativere Vorgaben, die zu Spielbeginn den Reihen zugewiesen wurden. Pflanzen gibt es in vier Stufen, man kann sie durch Bewässerung aufwerten oder gleich höhere Stufen platzieren, je nachdem welche Aktion ausgeführt wird.

Botanicus - Spielsituation Basisspiel
Botanicus – Spielsituation Basisspiel / Foto: Brettspielpoesie

Womit wir auch schon zum spannenden Aspekt kommen: Der Aktionsauswahl. Die Aktionen sind in acht Spalten angeordnet, immer im Wechsel Aktionen, die Bewegungen auf den drei Leisten im oberen Bereich des gemeinsamen Spielplans bringen und aufgedruckte Spezialaktionen in Kombination mit zufälligen Aktionen von ausliegenden Plättchen.

Botanicus - Spielplan Expertenspiel
Botanicus – Spielplan Expertenspiel / Foto: Brettspielpoesie

Die drei Leisten bringen in erster Linie Geld, Bewässerungen bzw. Pflanzaktionen ein und zwar immer von dem Feld, auf dem die eigene Figur stehen bleibt. Am Ende dieser Leisten warten zudem Punkte, meist mehr, wenn man dort früher ankommt. Danach kann die Figur auf der jeweiligen Leiste wieder von vorne beginnen.

Beim Pflanzen und Bewässern ist die Position des Gärtners auf dem eigenen Tableau entscheidend, diesen darf man gegen Bezahlung zu Beginn des Zuges bewegen. Zu diesem Zeitpunkt darf auch eine Gärtnerkarte gegen Bezahlung ausgespielt, um ihren Effekt zu nutzen oder für Geld abgelegt werden.

Botanicus - Spielplan
Botanicus – Spielplan / Foto: Brettspielpoesie

Ein bereits besetztes Aktionsfeld kann man ebenfalls wählen, wenn man die Kosten dafür zahlen kann. Bei den Kombinationsfelder bekommt man dann nur eine Aktion, da eine ja bereits von der anderen Figur abgedeckt und daher nicht mehr sichtbar ist. Wer oben aufliegt, ist in der folgenden Runde früher dran. Grundsätzlich ist immer früher dran, wer in der vorherigen Spalte weiter oben platziert ist. Für die zweite Runde werden die Aktionsplättchen gedreht und zeigen nun andere Spezialaktionen.

Botanicus - Tableau Expertenspiel
Botanicus – Tableau Expertenspiel / Foto: Brettspielpoesie

Einige wenige Aktionen erlauben es ein Tier zu nehmen. In der Basisversion sind die Tierarten alle gleich und es gibt Punkte, je nachdem wie viele Tiere man sammeln konnte. Im Expertenspiel blockieren die Tiere Felder des eigenen Tableaus und jede Tierart bringt beim Freischalten einen speziellen Vorteil ein. Zudem wird die Rückseite des Spielplans und der Tableaus verwendet, die dann andere Aktionsfelder bzw. asymmetrisch angeordnete Blumenfelder und Endwertungen zeigen. Diese führen ebenso zu unterschiedlichen Herangehensweisen, wie die Spielendekarten, die zusätzliche, persönliche Wertungen mit sich bringen. In der zweiten Runde kommt dann auch ein weiterer Gärtner hinzu, der sich ebenfalls durch die Beete bewegt, um zu pflanzen oder zu gießen.

Spielende:

Nach zwei Runden haben alle noch eine letzte Bewegung auf einer der drei Leisten, bevor die letzten Punkte in einer Endwertung vergeben werden, um den Sieger zu küren. Bei dieser zählt für jede vollständig bepflanzte Spalte des eigenen Tableaus die höchste Pflanze. Wie viele Punkte es dafür gibt, hängt vom jeweiligen Tableau ab.

Botanicus Tableau
Botanicus Tableau / Foto: Brettspielpoesie

Im Expertenspiel kommen ggf. noch Punkte für erfüllte Vorgaben der Spielendekarten hinzu.

Spieleranzahl:

Um bei nur zwei Personen mehr Konkurrenz aufzubauen, kommt ein neutraler Spielstein zum Einsatz, den jeweils der Startspieler einer Runde vor der eigenen Aktion platziert und damit ein Aktionsfeld blockiert. Das ist einfach nur destruktiv und hat uns überhaupt keinen Spaß bereitet. Am besten gefällt mir Botanicus zu viert, wenn es den größten natürlichen Konkurrenzkampf um die zur Verfügung stehenden Aktionsfelder gibt. Aber auch zu dritt macht Botanicus schon Spaß.

Glücksfaktor?

Die Gärtnerkarten bieten einen großen Glücksfaktor, dieser kann sich immens anfühlen. Sie erlauben starke Zusatzaktionen, aber ob man mit einer Karte etwas anfangen kann, ist sehr situativ. Immerhin kann man jede Karte auch für 3 Geld verkaufen, dennoch fühlen sich die unterschiedlichen Karten verschieden stark an. Das scheint auch dem Verlag bewusst zu sein, denn es gibt eine Variante, bei der man mehr Karten ziehen und daraus eine wählen darf. Auch für die Aufträge, die man zu Beginn zufällig zieht und die Spielendekarten, die man eigentlich erst nach der Zuordnung der Aufträge zieht, ,gibt es mögliche Anpassungen.

Meinung:

Optisch ist Botanicus ein richtiger Hingucker. Die speziell geformten, bunten Spielfiguren aus Holz sind ebenso ansprechend, wie die vielen verschiedenen Blumenplättchen. Auch wenn die Pflanzen nur vier unterschiedliche Stufen haben, so sind die Plättchen jeder Stufe verschieden illustriert. Für die verschiedenen Pflanzen der Stufe 4 gibt es sogar weiterführende Informationen am Ende der Spielanleitung. Etwas nervig empfand ich das ständige Aufwerten der Plättchen, da man ständig dabei ist Blumenplättchen zu entfernen und durch andere auszutauschen.

Die Anleitung selbst wirkt zwar auf den ersten Blick gut strukturiert, ich finde sie aber nicht besonders gelungen. Vor allem die Zweiteilung stört mich, da es für das Expertenspiel nur ein Beiblatt gibt und man immer hin- und herwechseln muss, da nicht alle Informationen in einem Heft stehen. Zudem gab es bei uns immer wieder kleinere Detailfragen, die sich mit Hilfe der Anleitung nicht eindeutig klären ließen.

Der Aktionsauswahlmechanismus gefällt mir richtig gut. Einerseits bestimmt eine gewählte Aktion die Reihenfolge für die kommende Runde. In der Regel sind die oberen Aktionen schwächer, als die unteren, wo die Gefahr steigt, in der folgenden Runde später auswählen zu dürfen. Es ist nicht häufig lukrativ sich auf eine andere Figur zusetzen, es kann aber helfen eine bestimmte Aktion im folgenden Zug zu erhalten und ist damit ein spannendes Element. Besonders in den Spalten, in denen man nur eine, statt zwei Aktionen erhält, wenn man sich oben aufsetzt.

Auch wenn die Optik und das Thema sehr harmonisch wirkt, so ist das Spiel selbst mit den nur 17 Zügen pro Person doch relativ knackig. Man wird in der Regel nicht alles erreichen können und sollte von Anfang an einen Plan verfolgen, wie man das eigene Tableau bestückt und welche Tiere man freischaltet. Vor allem die Tieraktionen sind rar gesät, während die Vorteile durch das Freispielen der Tiere viel einbringen.

Zumindest im Expertenspiel, die einzige Variante von Botanicus, die ich noch spielen möchte. Mir ist leider überhaupt nicht klar, für welche Zielgruppe das Basisspiel sein soll. Es ist schon zu komplex, um noch als Familienspiel durchzugehen. Erfahrene Spieler dürften sich bei den zur Verfügung stehenden Optionen allerdings schnell langweilen und nach mehr sehnen. Da ich einen frühen Prototypen spielen konnte, weiß ich dass zunächst nur das Expertenspiel geplant war. Für meinen Geschmack hätte dieses ausgereicht und ein runderes Spielgefühl hinterlassen.

Fazit:

Mit Botanicus hat Hans im Glück ein interessantes Spiel geschaffen, dem leider eine unvorteilhafte Einstiegsvariante hinzugefügt wurde. Ich hoffe, dass sich niemand von dieser abschrecken lässt und sich auf das Expertenspiel einlässt, welches mir mit seinem Aktionsauswahlmechanismus richtig gut gefällt. Daher bezieht sich die Wertung auch nur auf diese Variante, für das Basisspiel ziehe ich einen Punkt ab.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Hans im Glück
Autor(en): Samuele Tabellini Ferrari, Vieri Masseini
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an den Hans im Glück-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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