Wald der Wunder

Die Herzkönigin ist erst zufrieden,
wenn man beachtet ihre Vorlieben.
Schachfiguren gehören aufs Brett,
hier und dort einige Pilze wären nett.
Sprechende Bäume quasseln zu viel,
sie voneinander zu trennen ist das Ziel.
Anders als die lieblichen roten Rosen,
sie können gemeinsam am besten posen.
Die Spielkartenfiguren Wache halten,
damit alle ihre Position beibehalten.
Nur wer all dies Vorgaben befolgt,
kann hoffen auf den großen Erfolg.

Spielmaterial:

Im Wald der Wunder gibt es viel zu entdecken, das gilt auch für das enthaltene Spielmaterial. Zur Aufbewahrung der fast 100 verschiedenen Puzzleplättchen liegen passende Beutel bei, um die Puzzleteile getrennt nach den verschiedenen Formen zu verstauen. Diese grünen Samt-Beutel kommen auch während einer Partie zum Einsatz.

Jeder Spieler erhält sein eigenes Spielertableau, welches aus der zu bepuzzelnden Fläche und einer Wertungsübersicht besteht. Die Vor- und Rückseite beider Teile ist unterschiedlich bedruckt, beides lässt sich beliebig kombinieren. Außerdem gibt es noch ein gemeinsames Tableau, ein Hutplättchen als Startspielermarker und einen kleinen Wertungsblock.

Spielmechanismus:

In einer Partie Wald der Wunder versuchen die Spieler über mehrere Runden vorteilhafte Puzzleteile auszuwählen und diese so auf ihrem eigenen Tableau zu platzieren, dass sie bei Spielende viele Punkte einbringen. Reihum wählt immer ein anderer Spieler einen Beutel und zieht daraus Puzzleteile entsprechend der Spielerzahl. Nur ganz zu Beginn gelangt ein Plättchen mehr in die Auslage, sodass die Auslage im Laufe einer Partie nicht immer sortenrein sein muss.

Wald der Wunder Spielsituation
Wald der Wunder Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Reihum wählt dann jeder ein Plättchen und platziert es dauerhaft auf seinem Tableau. Jedes Plättchen darf gedreht und gewendet werden, es es nicht verpflichtend angrenzend zu bauen. Für sich berührende Spielkartenfiguren zieht man ein ein Feld großes Bonusplättchen aus dem entsprechenden Beutel und lässt dieses bis zur Wertung neben dem Tableau liegen.

Wald der Wunder Spielsituation-B-Seite
Wald der Wunder Spielsituation: B-Seite / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Sobald auch nur ein Spieler kein Plättchen aus der Auslage mehr regelkonform legen kann, erhält diese Person stattdessen ein Bonusplättchen und die Partie endet für alle nach der aktuellen Runde. Vor der Wertung gibt es noch die Möglichkeit gesammelte Bonusplättchen zu platzieren.

Schachfiguren punkten, wenn sie auf Schachbrettfeldern stehen. Bäume wollen weit entfernt voneinander sein, Rosen zusammenhängen und Pilze pro Spalte mehrfach vorkommen. Die genaue Punktevergabe unterscheidet sich anhand der Seite Wertungsübersicht, für welche man sich bei Spielbeginn entschieden hat. In jedem Fall wird für jede freie Fläche aus einem oder mehreren Feldern fünf Punkte abgezogen, genau wie für jedes übrig gebliebene Bonusplättchen.

Spieleranzahl:

Viel Interaktion bietet Wald der Wunder nicht. Jeder puzzelt alleine auf seinem Tableau vor sich hin, lediglich mit der Wahl der nächsten Puzzleteile kann man als Startspieler den Verlauf ein wenig beeinflussen. Bei dieser Wahl entscheidet man sich aber meist für die vermeintlich beste Wahl für einen selbst, wobei auch das meist sehr von den Symbolen auf den Plättchen und deren Position abhängt, die man erst nach dem Ziehen kennt.

Im Solo-Spiel hat man immer die Wahl aus zwei Plättchen, ist allerdings gezwungen alle Plättchenformen nacheinander zu verwenden, denn erst nachdem aus jedem Beutel zwei Plättchen gezogen wurden, darf wieder zu den bereits verwendeten Beuteln gegriffen werden. Ich hab diese Variante ausprobiert, da sie schnell zu spielen ist und wenig Verwaltung erfordert. Allerdings konnte ich schnell die Höchstpunktzahl erreichen, wodurch es nun keine Herausforderung mehr darstellt.

Glücksfaktor?

Beim Ziehen der Plättchen spielt der Zufall schon eine große Rolle. Zwar kann ich als Startspieler die Form bestimmen und darf ein Plättchen auch drehen und wenden, aber wenn die Symbole einfach nicht zu den eigenen Platzierungsvorhaben passen, hilft das alles nichts. Umso weniger Spieler dabei sind, desto größer wird der eigene Einfluss.

Meinung:

Wald der Wunder gelingt es die Spieler in seine wunderbare Welt zu entführen. Das Spielmaterial mit den vielen Beuteln aus Samt hat bislang alle von sich überzeugt und zum Spielen aufgefordert. Lediglich der Wertungsblock hätte gerne etwas größer ausfallen dürfen, um die Punkteabrechnung noch besser zu unterstützen. Offenbar hat nur Schmidt Spiele bei der Lokalisierung die Varianten mit den verschiedenen Vor- und Rückseiten der Spieletableaus und Wertungsleisten eingeführt. Sie sorgen für Abwechslung, was sich positiv auf die Wiederspielbarkeit auswirkt. Die B-Seite hat allerdings auch einen Nachteil, denn sobald die Grundfläche mit Plättchen bedeckt ist, lässt sich nur schwer nachvollziehen wo denn nun die Schachbrettfelder liegen. Auf der Vorderseite fällt das nicht so sehr auf, da es sich dort um die beiden mittleren Spalten handelt.

Alice im Wunderland ist ein Thema, welches bei mir eigentlich immer zieht. Man kann jetzt natürlich argumentieren, dass die recht abstrakte Spielmechanik mit den Polyomino-Plättchen nicht wirklich zu dieser verspielten Welt passt. Für mich fühlen sich die Wertungen jedoch thematisch stimmig an. Die Schachfiguren wollen auf den Schachfeldern stehen, die sprechenden Bäume muss man räumlich voneinander trennen und die Herzkönigin liebt rot leuchtende Rosenbüsche. Die Wertungen sind zwar symbolisch auf den Spielertableaus dargestellt, doch führen sie in Erstpartien meist dennoch zu einigen Nachfragen, besonders da bei einer Wertung die Zeilen zählen und bei einer anderen die Spalten.

Ich mag den Flow, der in einer Partie entsteht. Anfangs ist es noch relativ egal, welche Puzzle-Teile man verwendet, erst zum Ende hin kann es entscheidend sein, welche Plättchen noch ins Spiel kommen. So lässt sich gezielt das Spielende herbeiführen oder hinauszögern. Trotz der einfachen Legeregeln für neue Plättchen, ist die Entscheidung für eines oft nicht banal, wenn man seine Punkte maximieren möchte.

Allerdings waren nicht alle meine Mitspieler so begeistert von Wald der Wunder, wie ich. Manch einer stört sich daran, dass es eben nicht auf die besten Puzzlefähigkeiten ankommt. Wer seine Fläche nämlich zu gut bestückt und immer alle Plättchen passend platzieren kann, erhält ggf. Minuspunkte für übrige Bonusplättchen. In meinen Augen ist das Teil des Spiels, sich zu überlegen, welche Plätze sich gut für Bonusplättchen eignen und darauf zu achten, diese bei Spielende auch noch platzieren zu können. Außerdem gab es Kritik, dass man sich schnell gespielt fühlen kann, wenn keines der zur Verfügung stehenden Plättchen hilfreich ist.

Trotz dieser berechtigten Kritikpunkte mag ich Wald der Wunder einfach, es ist für mich ein Wohlfühlspiel, welches ich jederzeit bereit wäre zu spielen.

Fazit:

Wald der Wunder ist ein leicht zu erlernendes und toll ausgestattetes Puzzlespiel mit einer verspielten Thematik. Diese wäre zwar vollkommen austauschbar, gibt dem Regelwerk aber einen passenden Rahmen. Verschiedene Wertungsmöglichkeiten sorgen für lang anhaltenden Spielspaß.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Schmidt Spiele
Autor(en): Ikhwan Kwon
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 20 Minuten

Vielen Dank an Schmidt Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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