Die drei Spiele, um die es heute geht, haben alle eine Gemeinsamkeit: Es handelt sich nicht um völlig neue Spielideen, es gab bereits Spiele mit einer ähnlichen Mechanik. Zum kooperativen Spiel des Jahres aus dem Jahr 2023, Dorfromantik, gibt es neben Mini-Erweiterungen auch schon eine Duell-Variante ohne Kampagnenmodus sowie freispielbare Elemente, aber mit Sakura nun einen echten Nachfolger, der dem Dorfromantik-Erlebnis wieder sehr ähnelt. Bei Freie Fahrt USA bleibt das gesamte Spielprinzip gleich, nur der Ort des Geschehens ist ein anderer und Forbidden Jungle führt erneut Forscher in gefährliche Situationen, wo sie gemeinsam um das Überleben und Entkommen kämpfen.
Dorfromantik Sakura
Bei Dorfromantik handelt es sich um eine kooperative Brettspiel-Umsetzung des erfolgreichen Videospiels. Es ist als Kampagne angelegt, für die man in jeder Partie Punkte sammelt, um neue Sachen freizuschalten. Dadurch entwickelt sich das zunächst einfache Spielprinzip mit übersichtlichen Regeln immer weiter, es kommen neue Plättchen, Regeln und Wertungen hinzu. Dabei bleibt das Spiel aber im Kern sehr zugänglich. Eine Besonderheit: Man kann eine Partie nicht verlieren, man beendet sie mit mehr oder weniger Punkten.
Mit Dorfromantik Sakura bekommt man nun ein neues Dorfromantik-Spiel mit eigenständiger Kampagne sowie sechs neuen Boxen mit jeder Menge Spielmaterial zum Freischalten. Die Landschaften haben sich optisch verändert und tragen andere Bezeichnungen, aber die erste Partie können geübte Dorfromantik-Spieler direkt nach den bekannten Regeln beginnen, wobei einige neue Symbole zunächst zu ignorieren sind. Genau wie viele Wertungen des Wertungsblocks, aber das war bei Dorfromantik ja auch schon so. Auf dem Kampagnenblatt sieht man direkt eine weitere Art von Punkten, die man sammeln kann, um bestimmte Bereiche überhaupt freischalten zu können. Viel mehr möchte ich nun aber gar nicht verraten, denn das Entdecken dieser neuen Elemente gehört für mich einfach dazu.
Sie fügen sich alle gut in das bekannte Spiel ein. Manches wird einem bekannt vorkommen, hier und da gibt es neue Kniffe und einige komplett neue Elemente. Einige davon benötigen stete Beachtung während einer Partie, was schnell mal in Vergessenheit geraten kann, sich aber meist auch noch später nachvollziehen lässt. Ein kleiner Kritikpunkt bezieht sich auf eine weitere Gemeinsamkeit: Die Plättchenqualität scheint sich leider kaum geändert zu haben. Auch bei Dorfromantik Sakura nutzen sich die Rückseiten der Plättchen schnell ab, zumindest bei unserem Exemplar.
Insgesamt würde ich diese Version von Dorfromantik als etwas komplexer bezeichnen, wer jedoch den Vorgänger gespielt hat, sollte sich auch hier gut und schnell zurecht finden. Wer hingegen mit Dorfromantik nicht warm geworden ist, wird sicher auch mit Dorfromantik Sakura nicht glücklich, dafür sind sich die beiden dann doch zu ähnlich. Ich selbst kann sagen, dass ich anfangs eher skeptisch war mit Sakura noch eine weitere Dorfromantik-Kampagne zu beginnen, es mich dann aber doch wieder komplett hineingezogen und über einige Partien hinweg motiviert hat, alle Elemente freizuspielen und darüber hinaus den eigenen Highscore zu überbieten.
Verlag: Pegasus Spiele
Autor(en): Lukas Zach, Michael Palm
Illustrator(en): Paul Riebe
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 30 – 90 Minuten
Vielen Dank an Pegasus Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Freie Fahrt USA
Auch bei Freie Fahrt USA trifft man auf ein wohl bekanntes Spielprinzip, zumindest wenn man Freie Fahrt gespielt hat. Wer am Zug ist, baut mit bis zu zwei Konstruktionspunkten neue Schienen oder fährt auf diesen, wobei man in den jeweiligen Städten Karten aufnehmen darf. Diese liegen in gewohnter Weise in Dreier-Sets aus, sodass man vom oberen Ort zum mittleren reisen kann oder vom mittleren zum unteren, es geht aber jeweils nur in diese Richtung. Dabei entsteht nun kein europäisches Streckennetz mehr am Ende des 19. Jahrhunderts, sondern das der USA in den 1950er Jahren. Entsprechend sind keine Dampflokomotiven mehr über den Spielplan unterwegs, sondern Dieselloks, deren Form von manch einem Mitspieler als Lastwagen bezeichnet wurde.
Wie viele andere habe auch ich an Freie Fahrt kritisiert, dass es erschwert wurde die Städte auf dem Spielplan zügig aufzufinden, da die Städtenamen teils landestypisch bezeichnet sind und es keine Markierung gibt, auf welchem Teil der Landkarte sich ein Ort befindet. Dieser Kritik hat man sich angenommen und nun sowohl die Orte des Spielplans, als auch die Karten selbst farbig und zugleich mit Symbolen zur eindeutigen Unterscheidung versehen. Das wurde in allen Partien positiv hervorgehoben.
Eine weitere Änderung betrifft die Art und Weise wie zusätzliches Geld ins Spiel gelangt. Zuvor musste man dafür abgelegene Orte als erste Person anfahren, wodurch immer dieselbe Menge Geld für eine Partie zur Verfügung stand. Nun gibt es Geld für die Aufnahme von Strecken, welche Orte der Ost- und Westküste verbinden. Dadurch ist nicht sichergestellt ob und wie viel Geld überhaupt ins Spiel kommt. Bei weniger Personen kann sich dies negativ auf den Spielverlauf auswirken, da weniger Geld weniger Möglichkeiten bietet, fremde Strecken zu verstaatlichen und somit nutzbar zu machen. Umso mehr Spieler dabei sind, desto besser verteilt es sich auch.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich am Spielprinzip überhaupt nichts geändert hat. Lediglich wie neues Geld ins Spiel kommt, geschieht nun anders. Die Gruppierung und zusätzliche Markierung der Städte ist ein großer Pluspunkt, was sich positiv auf den Spielfluss auswirkt, da langes Absuchen des Spielplans nach ausliegenden Städten entfällt. Auch hier gilt, wer mit Freie Fahrt nicht viel anfangen konnte, den wird vermutlich auch Freie Fahrt USA eher kalt lassen. Wer damit jedoch bereits tolle Spielerlebnisse hatte oder sich vor allem an der Unübersichtlichkeit gestört hat, der sollte sich Freie Fahrt USA ruhig ansehen.
Verlag: 2F Spiele
Autor(en): Friedemann Friese
Illustrator(en): Harald Lieske
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 30 – 90 Minuten
Vielen Dank an 2F Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!
Forbidden Jungle
Es waren einmal zwei kooperative Spiele, die thematisch aneinander anknüpften. Von Die verbotene Insel wollte eine Gruppe Forscher entkommen, bevor die Insel im Meer versinkt, doch nicht ohne wertvolle Artefkate zu bergen. Der rettende Helikopter erreichte zwar Land, stürzte dann aber mitten in der Wüste ab, wo es die Forscher nun bei Die vergessene Stadt mit sengender Hitze und einem Sandsturm zu tun bekommen. Sie müssen Teile des Helikopters finden, um aus der Wüste zu entkommen, bevor sie verdursten.
Im Original beginnen beide Titel mit dem Wort Forbidden – die Forbidden-Reihe war geboren. Im darauf folgenden Spiel, Forbidden Sky, bei dem sich der Titel der deutschsprachigen Ausgabe nun nicht mehr unterscheidet, fanden sich die Forscher auf einer Forschungsstation in der Atmosphäre wieder, wo ein Unwetter die gesamte Elektronik lahmgelegt hat. Es muss ein geschlossener Stromkreis hergestellt werden, um durch die Energie der Blitze mit der Rakete abheben zu können. Das Unwetter sorgt jedoch dafür, dass es gefährlich ist sich auf der Plattform zu bewegen, da man schnell mal das Gleichgewicht verliert. Dieses Spiel empfand ich als negativen Ausreißer, es passte weder thematisch, noch materialtechnisch zu den anderen (auch wenn der Stromkreis mit der leuchtenden Rakete schon ein besonderes Gimmick war) und konnte auch spielerisch weniger begeistern.
Um aus dem Dschungel zu entkommen, müssen sich alle Charaktere auf einem Portal treffen, das von vier aktiven Kristallen umgeben ist. Die Orte des modularen Spielplans aus Plättchen müssen zunächst entdeckt und die benötigten Plättchen dann mit Hilfe von zuvor entdeckten Schiebevorrichtungen korrekt platziert werden.
Lange Zeit dachte man damit wäre die Geschichte, quasi als Trilogie, zu Ende, doch nun finden sich die Forscher im Dschungel wieder. Ein Dschungel-Abenteuer klingt irgendwie losgelöst von den anderen, doch ist es kein gewöhnlicher Dschungel auf der Erde, sondern auf einem fremdem Planeten, wo die Rakete nach langer Reise gelandet ist. Dadurch hängen nun der dritte und vierte Teil wieder thematisch zusammen. Doch irgendwie passt dieses Spiel für mich besser zu den ersten beiden, genau genommen könnte man sogar Parallelen zu allen Dreien erkennen, wie Autor Matt Leacock auf BGG (externer Link) verrät.
Dafür hat jeder Charakter am Zug bis zu vier Aktionen. Neben Bewegung, Plättchen umdrehen und Verwendung der Maschine des Plättchens, ist eine weitere Aktionsmöglichkeit das Entfernen von Ei, Larve, Alien oder Netz. Davon darf sich auf dem rettenden Portal auch nichts mehr befinden. Hinzu kommt, dass auf jeden Spielerzug Gefahrenkarten entsprechend der Gefahrenstufe folgen. Diese bringen neue Aliens, Larven, Eier oder Netze ins Spiel. Aliens und Larven können sich über den Spielplan bewegen und Aliens greifen an, wenn sie auf demselben Feld wie ein Charakter stehen. Über solche Gefahrenkarten kann es auch zum Einsturz von Plättchen oder zum Anstieg der Gefahrenstufe kommen.
Neben der einen Siegbedingung, gibt es viele Möglichkeiten eine Partie zu verlieren: Wenn ein Charakter stirbt, im Erdboden versinkt oder die Bedrohung zu sehr steigt, man von Aliens geradezu überrannt wird und entsprechendes Spielmaterial ausgeht oder es keinen Ausweg mehr gibt, weil erforderliche Plättchen zerstört sind.
Forbidden Jungle bietet viel Variation, sei es durch verschiedene Startaufbau-Möglichkeiten, verschiedene Ausrüstungskarten oder die flexible Bewegung der Aliens / Larven durch die Symbole am Rand der Plättchen. Zum Sieg reicht es nicht immer aus, gut zu spielen, eine Partie kann schlicht an Pech scheitern. Es kann sein, dass benötigte Maschinen viel zu spät auftauchen. Auch eine unvorteilhafte Verteilung der Gefahrenkarten kann eine Partie entscheiden. Charaktere mit nur zwei Lebenspunkten können durch zwei direkt aufeinander folgende Gefahrenkarten mit Angriffen direkt sterben. Da kann man immerhin versuchen sich so zu positionieren, dass die Gefahr möglichst klein ist. Generell scheinen die Fähigkeiten der Charaktere anhand der mitspielenden Personen unterschiedlich stark bzw. schwach, was man aber auch als Herausforderung sehen kann, es mit allen zu schaffen. Wer sich dennoch nicht genug herausgefordert fühl, kann auf höherer Gefahrenstufe in das Spiel einsteigen.
Auch hierbei würde ich keine Empfehlung aussprechen, wenn das kooperative Spielprinzip der Vorgänger schon nicht zündete. Dem Alphaspieler-Problem wird hier auch nicht viel entgegengesetzt. Ich habe die ersten beiden Teile dieser Reihe bisher leider noch nicht sehr häufig spielen können, dennoch hat mich Forbidden Jungle mehr an diese erinnert, als an Forbidden Sky, welches mir persönlich von allen am wenigsten zusagt. Trotz des hohen Zufallsfaktors mag ich Forbidden Jungle, als Abenteuerspiel finde ich diese Unberechenbarkeit sogar sehr passend.
Verlag: Schmidt Spiele
Autor(en): Matt Leacock
Illustrator(en): C. B. Canga
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
Dauer: 45 Minuten
Vielen Dank an Schmidt Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!