Freie Fahrt

Bei Freie Fahrt auf Entdeckungsreise gehen,
von Glasgow im Norden, runter nach Athen.
Oder reisen eure Passagiere lieber von Ost nach West,
geht es auch schon mal nach Lissabon, von Bukarest.
Ganz egal welche Vorlieben sie haben,
ist es eure Aufgabe sie dorthin zu fahren.
Dafür braucht ihr Strecken hier und dort,
nutzt auch mal fremde Verbindungen von Ort zu Ort.
Dafür muss nur der erste Spieler zahlen,
danach können alle diese Strecke fahren.
So reist ihr hin und her und wieder zurück,
macht dabei die meisten Punkte mit etwas Glück.

Spielmaterial:

Der große Spielplan zeigt eine Europakarte mit vielen Städten und Eisenbahnverbindungen zwischen ihnen. Zu jeder dieser 45 Städte gibt es eine Karte jeder Stufe (I – III). 140 Eisenbahnschienen aus Holz, ein 1 Startspieler-Signalmarker und 45 Münzmarker bilden das gemeinsame Spielmaterial. Jeder Spieler erhält in einer der fünf Farben eine Holz-Lok, ein kleines Hämmerchen, ein Lok-Tableau und zwei Waggon-Tableaus sowie 25 Besitzmarker.

Spielmechanismus:

In Freie Fahrt geht es darum europäische Städte mit Eisenbahnstrecken zu verbinden und mit der eigenen Lok Touristen zu den Sehenswürdigkeiten dieser Städte zu befördern. Pro Zug stehen jedem Spieler zwei Konstruktionspunkte für den Streckenbau zur Verfügung, um Schienen zu platzieren, die von der eigenen Lok zu erreichen sind. Für eine normale Strecke reicht einer dieser Punkte, für Fähren oder Tunnel sind zwei notwendig. Anstatt direkt Schienen in Spielerfarbe zu platzieren, markieren nur die Besitzmarker, welcher Spieler eine Strecke erbaute. Diese Besitzmarker lassen sich gegen Bezahlung mit einer Münze an den Erbauer entfernen. Von nun an sind diese Strecken verstaatlicht und von allen kostenfrei nutzbar.

Freie Fahrt - Spielsituation 5p
Freie Fahrt – Spielsituation 5 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Viele Strecken sind zu lang, um sie in einem einzigen Zug zu vollenden. Wer Gleise zwischen zwei Städten platziert, diese Verbindung aber noch nicht fertigstellen kann, muss mit der nächsten Bauaktion dort weiterbauen. Zur Erinnerung gibt es das persönliche Hämmerchen. Wenn Gleise ausgehen, lassen sich fünf neue für eine Münze erwerben. Wer dafür nicht zahlen möchte oder kann, erhält fünf Schienen auch als eigene Aktion, darf in einem solchen Zug aber sonst nichts tun.

Freie Fahrt Kartenauslage
Freie Fahrt – Kartenauslage / Foro: Brettspielpoesie

Die letzte Aktionsmöglichkeit besteht darin mit der eigenen Lok bis zu zwei Städte weit zu fahren. Wer die Zielstadt seines aktiven Auftrags erreicht, darf die entsprechenden Auftragskarten bei sich für die Abrechnung bei Spielende ablegen. Mit einem freien Waggon lässt sich ein neuer Auftrag aufnehmen, wenn sich die Lok in der Startstadt befindet. Die Startstadt ist entweder eine aus der obersten Reihe der Auslage, dann ist das Ziel auf der mittleren Karte angegeben oder die mittlere Karte markiert die Startstadt mit der Stadt der untersten Karte als Ziel. Andere Kombinationen der ausliegenden Städte sind nicht erlaubt.

Freie Fahrt Spielübersicht
Freie Fahrt – Spielübersicht / Foto: Brettspielpoesie

Die Karten sind in drei Phasen unterteilt. Kommt der zweite Kartenstapel zum Einsatz, erhalten alle Spieler ihren zweiten Waggon um zwei Aufträge parallel aufnehmen zu können. Sobald der dritte Stapel anfängt, erhöht sich die Reichweite jeder Lok auf bis zu drei Städte pro Bewegung.

Freie Fahrt Spielsituation 2p
Freie Fahrt – Spielsituation 2 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Bei den unattraktiveren Städten am Rand des Spielplans liegen jeweils zwei Münzen aus, die der erste Spieler erhält, der dort mit seiner Lok eintrifft.

Spielende:

Sobald die letzten Karten des dritten Kartenstapels in die Auslage gelangen, bietet sich den Spielern eine zusätzliche Option: Aus dem Spiel auszusteigen. Wer direkt zuvor seinen letzten Auftrag erfüllt, bekommt eine Münze als Belohnung und von nun an jedes Mal eine weitere, wenn man wieder an die Reihe kommen würde. Erst wenn alle Spieler ausgestiegen sind, kommt es zu Punkteabrechnung. Dabei zählen alle erstmalig bereisten Städte fünf Punkte, weitere Besuche derselben Stadt bringen nur zwei Punkte ein. Jede Münze ist drei Punkte wert. Es gewinnt, wer insgesamt die meisten Punkte sammeln konnte.

Spieleranzahl:

Nur zwei Spieler spielen mit weniger Stadtkarten, sodass jede Stadt nur zwei Mal vorkommt. Das funktioniert grundsätzlich und dauert durch die weniger Karten auch nicht zu lang, aber bei mehr Spielern kommt einfach mehr Spielspaß auf. Das Geschehen auf dem Plan wird dann spannender. Es besteht die Möglichkeit etwas zu lauern, ob ein Mitspieler nicht die Strecke eines anderen Spielers nutzt. Zumal bekommt nicht nur der eine Gegenspieler die Belohnung, sondern man kann über die Partie gesehen die Strecken verschiedener Mitspieler nutzen und das Geld so aufteilen, statt nur dem einen die Münze und damit auch Siegpunkte zuzuschustern.

Mit einem eigens dafür enthaltenen Lok-Tableau lässt sich Freie Fahrt auch solo erleben, das habe ich aber nicht ausprobiert. Man spielt dabei mit zwei Karten pro Stadt (wie zu zweit) und voll ausgebautem Zug von Anfang an, muss aber vor jedem Zug eine Münze zahlen und darf dann entweder fünf Schienen bauen oder bis zu fünf Städte weit fahren. Die Partie endet mit einer Niederlage, sobald das Geld ausgeht oder mit einem Sieg, wenn alle 30 Reiseziele erfüllt sind.

Glücksfaktor?

Manchmal kann das Kartenglück bei Freie Fahrt schon ein bisschen nervig sein. Die drei zusammengehörig ausliegenden Karten bieten genau zwei Auftragsoptionen, oft wünscht man sich, in umgekehrte Richtung fahren zu dürfen oder die oberste und unterste Karte gemeinsam aufzunehmen. Denn so variieren die Entfernungen der Aufträge doch sehr. Zwar nutzen alle Spieler die gemeinsame Auslage, aber mancher hat eben früher Zugriff als andere. Es kann auch passieren, dass ein passender Auftrag vor der Nase verschwindet, weil ein Mitspieler die andere Option wählt und die eigens präferierte Karte dadurch ablegt.

Meinung:

Zugspiele haben eher leichtes Spiel bei mir und so erging es auch Freie Fahrt. Ich finde die Illustrationen sehr ansprechend, vor allem die Stadtkarten und die darauf abgebildeten Sehenswürdigkeiten in Sepia-Farben. Die Spielertableaus sind aus fester Pappe die Spieler bewegen sich mit kleinen Holzloks, was will man mehr? Lediglich die kleinen Holzschienen und die Besitzmarker sind etwas fitzelig. Und das Hämmerchen überflüssig, man vergisst meist nur es wieder wegzulegen. Bei uns haben schon alle Mitspieler aufgepasst, dass niemand eine weitere Strecke beginnt. Zudem wird es den Spielern leider etwas erschwert die Städte der Aufträge auf der Karte zügig aufzufinden. Zum einen sind die Städtenamen teils landestypisch und daher für viele Spieler eher ungewohnt bezeichnet, zum anderen gibt es keine Markierung, auf welchem Teil der Landkarte sie sich befinden, wie man es aus anderen Zugspielen gewohnt ist.

Schon in der ersten Partie Freie Fahrt beschlich mich das Gefühl, dass mit mehr als zwei Spielern noch mehr herauszuholen ist, was sich in späteren Partien in solchen Konstellationen bestätigte. Umso mehr Spieler um das effizienteste Streckennetz buhlen, desto interessanter wird die Partie. Dann ist es auch unausweichlich die Strecken anderer zu benutzen. Das Geld wechselt häufig die Besitzer, es ist spannend wer am effizientesten ist beim Bauen und Befahren der Strecken, um seine Aufträge zu erfüllen. Es kann sich lohnen als einziger Spieler abgelegene Strecken im Osten oder Westen zu errichten und Punkte über das Geld der Mitspieler zu sammeln. Denn jede Münze ist eben bei Spielende drei Punkte wert.

Ich mag den Kniff, dass Städte durch die eigenen Strecken günstig erneut anzufahren sind, wiederholte Stadtkarten aber weniger Punkte einbringen. Die Aufträge sind zwar recht glückslastig, für mich überwiegt aber die Herausforderung aus den Gegebenheiten immer wieder das Beste herauszuholen. Mir gefällt, wie das Spiel sich entwickelt. Anfangs gibt es viele separate Streckennetze, die mit fortschreitender Partie alle zusammen wachsen. Erst erfüllen die Spieler einen Auftrag nach dem anderen, doch mit wachsendem Streckennetz, eröffnet sich die Möglichkeit zwei Aufträge anzunehmen. Und wenn fast der gesamte Spielplan erreichbar ist, bewegen sich die Loks schneller über den Spielplan. Das variable Spielende sorgt dann für die nötige Spannung bei Spielende.

Auch die Interaktion ist spannend. Es ist bis zur Endphase nur eine bestimmte Menge an Geld im Umlauf, da gilt es abzuwägen, ob es sich lohnt einen Mitspieler auszuzahlen, statt mit eigenen Strecken einen Umweg zu errichten, für den zusätzliche Bewegungen notwendig sind. Zugleich zeigen die Karten in der Auslage wo es möglich ist, einen zukünftigen Auftrag anzunehmen, um seine Reiseroute darauf abzustimmen lukrative Aufträge zu bekommen, bevor einem die Mitspieler zuvor kommen.

Fazit:

Freie Fahrt bietet nicht die Leichtigkeit eines Zug um Zug oder Transamerica, ist aus meiner Sicht für erfahrenere Spieler aber das reizvollere Zugspiel. Die Regeln sind auch hier schnell erklärt und im Nu verstanden, doch steckt mehr dahinter. Man könnte es fast ein Optimierungsspiel nennen, bei dem die Spieler versuchen möglichst effizient viele unterschiedliche Aufträge zu erfüllen und dabei sinnvoll mit den eigenen Münzen zu haushalten.

Wertungsnote 4/6

Verlag: 2F Spiele
Autor(en): Friedemann Friese
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 1 – 5 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an 2F Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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