Unter Schafen 10/24

Wieder ist ein Monat zu Ende gegangen und es war der Monat, auf den Brettspieler aus aller Welt das ganze Jahr hin fiebern, denn die SPIEL hat wieder ihre Tore geöffnet und das hat über 200.000 Menschen angezogen, sich vor Ort einen Eindruck der vielen Neuheiten zu machen, welche die Verlage dabei hatten. Und wie so häufig lagen viele danach erst einmal flach, dazu gehörte leider auch ich. Und als ich eigentlich wieder gesund war, hat es mich erneut umgehauen, weswegen ich letztes Wochenende leider auch nicht zu Spiel mit den Löwen konnte. Auch wenn während und rund um die SPIEL selbst ungewöhnlich viel gespielt haben, sieht die Spielzeit über den gesamten Monat durch krankheitsbedingte Ausfälle leider eher dürftig aus.

Mäh! - News und Aktuelles

Duell-Varianten

Dieses Jahr ist es mit Sky Team erstmals einem Spiel für genau zwei Personen gelungen, zum Spiel des Jahres ernannt zu werden. Spezielle 2 Spieler-Versionen zu bereits erfolgreichen Spielen gibt es viele und das schon seit einigen Jahren. Bei manchen liegt es wohl daran, das das Originalspiel nicht oder nicht gut zu zweit spielbar ist (z.B. 7 Wonders, Bohnanza, Codenames). Da liegt es auf der Hand, warum eine spezielle Duell-Variante notwendig erscheint.

Manche Spiele funktionieren zu zweit bereits richtig gut, sodass eigentlich keine spezielle Duell-Variante erforderlich ist (z.B. Imhotep, Qwixx). Und doch kann es gelingen das Spielprinzip als Duell so anzupassen, dass es ebenfalls gut funktioniert und eine tolle Alternative zum Grundspiel bietet. Das gilt auch für das kürzlich erschienene Splendor Duel, was ebenfalls überzeugen konnte, obwohl Splendor bereits gut zu zweit funktioniert. Auch wenn Autor Bruno Cathala längst nicht mehr zu meinen favorisierten Autoren gehört, bei denen ich mich auf sämtliche neu erscheinende Spiele freue, so scheint er doch ein richtig gutes Gespür für Duell-Varianten zu haben und wird dafür gerne von anderen Autoren hinzugezogen.

Es gibt auch Duell-Varianten, die in meinen Augen nicht gut funktionieren und daher entbehrlich sind. Doch lässt sich oft schlecht einordnen, zu welcher Kategorie eine Duell-Variante gehört, bevor man sie selbst ausprobiert. Zu King of Tokyo konnte ich mir nun wirklich keine sinnvolle Duell-Version vorstellen. Schließlich sind beim Grundspiel mehr Spieler besser und eigentlich will man ja siegen, indem man alle anderen ausschaltet. King of Tokyo Duel bietet nun noch weitere Siegmöglichkeiten, indem man einen Marker vollständig auf die eigene Seite zieht oder beide Marker in bestimmte Bereiche in der eigenen Hälfte. Doch genau diese Optionen erzeugen ein spannendes Spiel, bei dem der Sieg auf die eine oder die andere Weise meist nur knapp erzielt wird. Das erzeugt Spannung und Emotionen bis zum Schluss.

Und nun schaue ich mit ebenso skeptischer Vorfreude auf die für die nächsten Monate angekündigten Veröffentlichungen von Res Arcana Duo, Azul Duel und Living Forest Duo und bin gespannt einzuordnen in welche Kategorie diese Versionen für mich gehören.

Herde - Neuzugänge

Tea Garden

(Tomas Holek – ALBI)

Ein Autorenname war dieses Jahr rund um die SPIEL immer wieder zu lesen: Tomáš Holek konnte gleich drei Spiele bei verschiedenen Verlagen unterbringen, die nun alle zeitgleich das Licht der Welt erblickten und obwohl es sich um Erstlingswerke handelt, haben diese bei vielen Spielern direkt viel Vorfreude geweckt. So auch bei euch, wie die von mir abgefragte Vorfreude-Liste ergeben hat. Auf Platz zehn landete dabei Tea Garden, ein Spiel welches sich vor allem durch den besonderen Ressourcen-Mechanismus aus frischen und getrockneten Teeblättern auszeichnet.

Die sechs Schalen der Spielertableaus geben die Wertigkeit darin befindlicher Blätter an, am Rundenende verlieren frische Blätter an Wert, während sich der Wert fermentierter Blätter erhöht. Um Tee zu ernten benötigt man Teegärten auf dem Spielplan, die durch bedruckte Holzmarker repräsentiert werden. Mit den Arbeiterfiguren bewegt man sich im Uhrzeigersinn durch die Universität rechts oben auf dem Spielplan, um dort Effekte auszulösen. Solche Belohnungen warten auch auf dem Fluss auf die Spieler, die dort mit ihren Schiffen vorbeikommen und korrekt angeordnete Teeschalen können ebenfalls Bonusaktionen liefern. Grundsätzlich geht es bei Tea Garden um die geschickte Kombination von Hauptaktionen mit Nebenaktionen und freien Aktionen. Anfangs denkt man noch, da passiert ja nicht viel pro Runde, aber hinten raus passiert doch jede Menge. Das erzeugt Vorfreude in weitere Partien zu erleben, was sich da noch für Möglichkeiten ergeben.

Evergreen – Giant Trees and Mushrooms

( Hjalmar Hach – Horrible Guild)

Nach der ersten Erweiterung zu Evergreen im vergangenen Jahr, folgt nun bereits die zweite, die wieder neue Pflanzenarten hinzufügt, die auf unterschiedliche Art und Weise mit Sonne und Schatten interagieren. Wieder gilt, dass jedes neue Modul ein anderes ersetzen muss, daher liegen Pappmarker bei, um Modulfähigkeiten auf den Spielertableaus mit der neuen Funktionalität abdecken zu können.

Im Schatten lieben es die Pilze, die auch nur dort punkten und vor allem auch nur im Schatten wachsen und zwar nach einer Sonnenwertung. Bei der Platzierung muss man sich nicht an die Landschaftsart der Karte halten, sie dürfen überall entstehen. Pilze spenden selbst keinen Schatten und zählen auch nicht zum größten Waldgebiet, verbinden also keine Büsche oder Bäume.

Die riesigen Bäume können große Bäume ersetzen, entsprechend bekommt man für sie mehr Punkte, wenn sie Sonnenlicht abbekommen und sie spenden mehr Schatten. Bei der Endwertung entspricht ihr Wert des doppelten Fruchtbarkeitswerts der jeweiligen Geländeart. Ihre Karten führen auch ein neues Symbol ein, das verdoppelt den Wert der vorherigen Fruchtbarkeitskarte.

Looot

(Charles Chevallier, Laurent Escoffier – Gigamic)

Auf Looot freue ich mich ja schon seit der diesjährigen Spielwarenmesse, nun kann ich es endlich spielen. Es spricht mich optisch sehr an und das nicht nur weil man auch Schafe auf den Spielplänen und den Ressourcenplättchen findet. Die Illustrationen von Naïade sind einfach bezaubernd. Mir gefällt vor allem der Schriftzug des Titels, der ein Wikingerboot entstehen lässt. Leider fällt dies beim deutschen Titel Neuland komplett weg, da befindet sich ein Wikingerboot lediglich über dem Schriftzug.

Die Illustrationen kann man nicht nur auf dem Spielmaterial selbst bewundern, auch das Pappinsert ist hübsch gestaltet. Das Stanzmaterial besteht aus dicker Pappe, liegt gut in der Hand und fühlt sich hochwertig an. Die Wikingerfiguren haben alle sie selbe Form und unterscheiden sich nur in den Farben grau, gelb, rot und blau. Ich habe jetzt richtig Lust auf die erste Partie.

Grasen - Frische Spieleindrücke

1998 ISS

(Gerard Ascensi, Ferran Renalias – Biberstein Spiele)

Die Spiele von Looping Games hatte ich in den vergangenen Jahren immer mal wieder im Blick, sie kombinieren eine Jahreszahl und einen Ort und zeichnen sich durch kleine Schachteln aus, in denen viel Spielmaterial steckt. Nun haben die ersten beiden Titel auch eine deutschsprachige Ausgabe erhalten und ich habe mich als erste Begegnung mit einem solchen Spiel für 1998 ISS entschieden, ein Spiel welches bereits seit 2022 beim Originalverlag erhältlich ist.

Aus Karten entsteht dabei im Laufe einer Partie die Internationale Raumstation, vermutlich wird sie sich in jeder Partie etwas anders entwickeln. Die Spieler senden Material und Astronauten mit Raketen ins All und hin und wieder wird dadurch auch ein neues Modul hinzugefügt, in welchem die Astronauten fortan ebenfalls arbeiten können.

Es sind immer zwei Raketen bereit, ins All zu starten, die Spieler entscheiden mit ihren Aktionen, wann welche Rakete abhebt. Außerdem kann man Zusatzaktionen als Belohnung erhalten, die den eigenen Zug effektiver machen können.

Nicht alle Raketen können Astronauten befördern, doch wenn neue Astronauten zur ISS kommen, verlassen andere diese auch wieder. Das sollte man bei den Experimenten beachten, für deren Erfüllung man Astronauten an bestimmen Stationen benötigt. Auch Raketen, die im eigenen Zug abheben bringen Siegpunkte, genau wie Aufgaben, die während der Partie erfüllt werden können und mehr Punkte einbringen, je früher man sie erfüllt. Die erste Partie 1998 ISS zu zweit hat mir gut gefallen und ich freue mich im Vergleich auf Partien mit drei oder vier Personen, um zu sehen, wie sich andere Spielerzahlen auf das Spielgefühl auswirken.


Vielen Dank an Albi, Horrible Guild, Gigamic und Biberstein Spiele für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare!

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