Hoch oben in der Luft erklingt im Flieger eine Durchsage aus dem Cockpit: “Liebe Passagiere, wir befinden uns nun im Landeanflug, schon bald haben wir unser Ziel erreicht. Bitte bleiben Sie ab jetzt auf Ihren Sitzen, schnallen sie sich an und lehnen Sie sich zurück, der Co-Pilot und ich versuchen die Landung so gemütlich wie möglich für sie einzuleiten.” Weiter geht es im Cockpit…
Pilotin:
“Noch 6.000 Fuß, langsam sollten wir beginnen das Fahrwerk und die Landeklappen auszufahren, um den Vogel sicher zu landen.”
Co-Pilot:
“Alles klar, ich informiere den Tower über unsere Ankunft, damit wir eine freie Schneise bekommen. Sonst müssen wir erst noch ein bisschen kreisen.”
Pilotin:
“Okay, ich koche uns noch schnell einen Kaffee, damit wir es später etwas gelassener angehen können. Jetzt sind es noch 5.000 Fuß, um die Bremsen muss ich mich auch noch kümmern.”
Co-Pilot:
“Was machst Du denn?!? Du kannst doch nicht einfach das Ruder herum reißen, wir hatten doch schon die ideale Lage, um den Flieger auf den Boden zu bekommen!”
Pilotin:
“Sorry, es ging leider nicht anders. Aber wir haben ja noch Zeit die Lage zu korrigieren. Wir sind ja erst auf 4.000 Fuß.”
Co-Pilot:
“Vorsicht! Da sind noch so viele Flugzeuge im Weg, Du musst den Tower
ebenfalls kontaktieren, sonst kommen wir hier gar nicht mehr voran. Wenn wir weiter kreisen, wird es schwierig die Strecke zum Flughafen
hinter uns zu bringen, bevor wir am Boden aufsetzen.”
Pilotin:
“Ich gebe mein Bestes, aber wir dürfen auch das Kerosin nicht aus den Augen verlieren. So kurz vorm Ziel, möchte ich keinen Absturz riskieren, weil uns 3.000 Fuß über dem Boden der Sprit ausgeht.”
Co-Pilot:
“Bei all der Hektik sollten wir den Praktikanten nicht aus den Augen verlieren. Der muss noch Aufgaben für uns erledigen, sonst steht er uns nur im Weg und lernt hier auch nichts dazu.”
Pilotin:
“Kein Problem, der hilft uns jetzt erst mal die korrekte Lage für die Landung einzunehmen. Das Fahrwerk ist auch schon bereit, aber es fehlen noch einige Landeklappen. Lass Du Dir dabei vom Praktikanten helfen, ich komme alleine klar.”
Co-Pilot:
“Oh nein, da ist plötzlich ein neues Flugzeug direkt vor unserer Nase. Wir müssen schnell den Tower informieren.”
Pilotin:
“Puh, das war knapp, jetzt versuche ich noch die Bremsen zu aktivieren, damit wir nach dem Aufsetzen auch rechtzeitig zum Stehen kommen.”
Co-Pilot:
“Hier, lass uns die letzten Tassen Kaffee genießen, damit wir die Landung sauber zu Ende bringen.”
Pilotin:
“Geschafft! Es war mir wie immer eine Freude mit Dir gemeinsam diesen Flieger zu steuern.”
Spielprinzip:
Der Dialog zwischen Pilotin und Co-Pilot hat hoffentlich schon einen guten Eindruck gegeben, was im Spiel Sky Team so auf einen zukommt.
In sieben Runden setzen beide Spieler jeweils ihre vier Würfel auf die persönlichen oder gemeinsamen Würfelfelder ein, um Aktionen auszulösen, die das Flugzeug sicher auf den Boden bringen sollen. Zwischen den Runden dürfen sie sich absprechen, in der Würfeleinsetzphase jedoch nicht. Also gar nicht, kein Mucks und keine Mimik oder Gestik. Einzig die platzierten Würfel lassen erahnen, welche Optionen dem Gegenüber zur Verfügung stehen und welche Pläne man verfolgt. Es gibt nur wenige Optionen die Würfel zu verändern, entweder durch Neuwurf oder gezielte Manipulation, wenn zuvor mit dem Kaffee kochen eine Aktion quasi dafür geopfert wurde. Wie so oft bei kooperativen Spielen gibt es viele verschiedene Möglichkeiten an einer Mission zu scheitern, aber nur einen Weg für den erfolgreichen Abschluss.
Nach der ersten erfolgreichen Landung darf man sich das weitere Spielmaterial von Sky Team ansehen. Enthalten sind insgesamt elf Entfernungsleisten verschiedener Flughäfen mit unterschiedlicher Vor- und Rückseite, was in Kombination mit der Höhenleiste zu über zwanzig Missionen führt, die alle unterschiedlich sind und teilweise weiteres Material hinzufügen. Von leichten Routine-Landungen, geht es über außergewöhnliche Bedingungen hin zu Herausforderungen für Spitzen-Piloten und gipfelt in heldenhaften Landungen.
Meinung:
Ich habe wirklich keinen blassen Schimmer, wie man einen Flieger in der Luft behält oder gar landet und ich habe bei unseren Partien schon manches Mal gedacht, dass sich bei dieser Schieflage in der Luft mein Magen umdrehen würde. Aber glücklicherweise ist Sky Team nur ein Spiel. So lässt es sich leichter verschmerzen, wenn man andere Flugzeuge nicht beseitigt bekommt, bevor man ihre Flugbahn kreuzt oder die Bremsen versagen und es nicht gelingt noch vor dem Terminal zum Stehen zu kommen. Es ist halt nur ein Spiel, aber es fühlt sich wahnsinnig thematisch an.
Ich wüsste zwar keinen Grund warum Pilot und Co-Pilot während der Landung nicht miteinander sprechen sollten, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass bei einem eingespielten Team im Cockpit vieles automatisiert abläuft und es gar nicht viele Worte braucht. Verboten ist bei diesem Spiel ja auch nur die (Körper-)Sprache, kommunizieren kann man aber auch über die Platzierung der eigenen Würfel. Was natürlich immer einen gewissen Spekulationsraum bietet. Doch genau daraus entsteht die Herausforderung, die Missionsziele dennoch zu erreichen.
Das Spielmaterial von Sky Team lässt kaum Wünsche übrig. Man bekommt ein Double Layer-Board, wo alles seinen Platz hat, anständige Würfel und neben ein wenig Stanzmaterial sogar Marker und kleine Flugzeuge aus Holz. Die Sichtschirme haben die ideale Größe, sie stehen fest und zeigen innen noch einmal die wichtigsten Informationen zum Spielablauf. Ein Teil des Spielmaterials ist zunächst verborgen, vermutlich um in der Erstpartie nicht abzulenken. Zugleich schafft man dadurch einen Anreiz die erste Mission zu meistern, um “Erlaubnis” zu erlangen, den Rest der Schachtel zu erkunden.
Die Missionen beginnen zunächst locker-flockig, man kommt gut ins Spiel hinein und hat sofort erste Erfolgserlebnisse. Zum Ende der ersten Missionen waren bei uns oft sogar noch Würfel über. Doch dann kommen die nächsten Flughäfen und es eröffnen sich ganz neue Baustellen, welche die Landung verkomplizieren. Es ist wirklich spannend, wie kleine Anpassungen ein anderes Spielgefühl erzeugen, obwohl man mechanisch eigentlich immer das Gleiche macht: Nämlich Würfel platzieren, um Dinge auszulösen.
Je nach Modul muss man sich auf manche Begebenheiten mehr konzentrieren, als auf andere. Mal muss man Kurven fliegen und hinterher wieder in eine ausgeglichene Lage zurück finden, beim der nächsten Landung ist die Landebahn verkürzt oder der Luftraum komplett verstopft. Manchmal scheitert man vielleicht einfach schon an unpassenden Würfeln, doch dann versucht man es einfach direkt erneut. Mit um die 20 Minuten sind die Partien auch wirklich schnell gespielt. Es ist bei uns aber nie vorgekommen, dass wir uns mit nur einer einzigen Partie begnügt hätten. Das Spielprinzip von Sky Team erzeugt solch einen Sog, dass man gar nicht so schnell wieder aufhören möchte.
Fazit:
Ein kooperatives Spiel für exakt zwei Personen – das klingt eigentlich überhaupt nicht nach meiner Komfortzone. Und dennoch kann ich aktuell einfach nicht die Finger von Sky Team lassen, das ist doch ein gutes Zeichen, oder nicht?
Verlag: Kosmos
Autor(en): Luc Remond
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 2 Personen
Dauer: 20 Minuten
Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!