Unter Schafen 01/23

Gerade haben wir noch den Jahreswechsel vollzogen, schon ist es an der Zeit auf den ersten Monat des Jahres 2023 zurückzublicken. Dieser Monat war bei mir spielerisch eher mau. Ich bin direkt mit einer nervigen Erkältung in das neue Jahr gestartet, was leider zu einigen spielfreien Tagen führte. Doch gab es auch positive Momente, immerhin konnte ich den bereits achten Geburtstag dieses Blogs feiern. Und nach zwei Jahren Pause geht es für mich morgen wieder nach Nürnberg zur Spielwarenmesse. Dort habe ich in gewohnter Tradition genau einen Tag Zeit mir einen Überblick über die anstehenden Brettspiel-Neuheiten zu verschaffen. Es wird stressig, aber ich freue mich darauf und hoffe, dass die Bahn dafür sorgt, dass ich wie geplant an- und abreisen kann. Fotos findet ihr dann hoffentlich schon bald auf meinem Instagram-Kanal.

Mäh! - News und Aktuelles

Abschiede

Zum Start in das neue Jahr ist es leider notwendig über Abschiede zu sprechen.

Zum 31.01.2023 scheidet Dominique Metzler als Geschäftsführerin aus dem Merz-Verlag aus. Diese Entwicklung zeichnete sich bereits 2022 ab. Zuerst verkaufte man den Merz-Verlag an die Spielwarenmesse eG und erweiterte die Geschäftsführung mit Florian Hess. Nach der SPIEL wurde verkündet, Carol Rapp als weitere Geschäftsführerin aufzunehmen, die manch einer bereits von ihrer Tätigkeit bei Asmodee oder Kosmos kennen könnte. Es war also abzusehen, dass Dominique sich auf ihren wohl verdienten Ruhestand vorbereitet, doch dass sie sich nun so schnell vollständig zurück zieht, hat mich etwas überrascht. Bis zum Ende des Jahres steht sie dem Merz-Verlag immerhin noch beratend zur Seite. Wie sie bei Facebook verkündigte, möchte sie sich nun dem Vanlife widmen und einen neuen Lebensabschnitt beginnen. So wie sich bei all den vielen Menschen bedankt hat, die die SPIEL immer zu etwas besonderem gemacht haben, möchte ich ihr meinen Dank aussprechen, was sie mit der SPIEL für alle Brettspieler aufgebaut hat. Vielen Dank und alles Gute auf Deinem weiteren Lebensweg, Dominique!

Auch beim Nürnberger Spielkartenverlag werden seit letzten Jahr immer wieder neue Veränderungen bekannt gegeben. Im August las man von einer Vertriebspartnerschaft mit ASS Altenburger. Dieser Zusammenschluss bedeutet ein Aus für die klassischen Produkte wie Quartette und traditionelle Kartenspiele, die der neue Partner ebenfalls im Programm hat. Man wolle sich beim NSV ganz und gar auf das Verlagsgeschäft konzentrieren können. Doch dieses ohne den langjährigen Geschäftsführer Franz Jurthe, der bereits zum Jahreswechsel ausgeschieden ist. Auf seinen Weggang folgte nun die Bekanntgabe, dass auch Redakteur und Autor Reinhard Staupe das Unternehmen verlässt. Ich bin ob dieser ganzen Veränderungen gespannt, wohin sich der NSV entwickelt.

Leider wurde im Januar ein weiterer Verlust für die Brettspielszene bekannt, der leider endgültig und unumkehrbar ist. Autor Serge Laget ist verstorben. Über 40 Jahre veröffentlichte er Brettspiele, sein erster Titel Le Gang des Traction-Avant entwickelte er gemeinsam mit Alain Munoz bereits 1984. Das gemeinsame Entwickeln von Spielen prägte seinen Werdegang, es folgten gemeinsame Veröffentlichungen mit Bruno Faidutti, Bruno Cathala oder auch Antoine Bauza, wie Das Gehemnis der Abtei, Schatten über Camelot oder Mystery Express. Auch alleine erschuf er beliebte Spiele, wie Mare Nostrum oder zuletzt Nidavellir. Mein herzlichstes Beileid gilt seinen Angehörigen und Wegbegleitern.

As d’Or 2023

Die Nominierten in den vier Kategorien des As d’OR sind bekannt. Diese französische Brettspielauszeichnung galt in der Vergangenheit oft als ein erster Wegweiser für die Spiel des Jahres-Auszeichnungen.

Beim Hauptpreis sind zwei Titel dabei, die aufgrund der Veröffentlichung einer deutschen Version auch für die kommende Auszeichnungsphase der Spiel des Jahres-Jury in Frage kommen dürften: Akropolis ist letzten Herbst beim Koboldverlag erschienen und That’s not a Hat ist eine der aktuellen Frühjahrsneuheiten bei Ravensburger. Für District Noir ist zwar bereits eine deutschsprachige Version von Game Factory angekündigt, diese soll aber erst ab Mai/Juni verfügbar sein.

Betrachtet man die Kategorie Enfant ist mit Flashback Zombie Kidz eine deutschsprachige Frühjahrsneuheit von Scorpion Masqué bzw. Asmodee nominiert. Aber auch das amtierende Kinderspiel des Jahres, Zauberberg, welches bei Gigamic als La Colline aux Feux Follets erschien. Hierbei finde ich spannend, dass es bislang drei verschiedene Versionen (deutsch, englisch, französich) mit jeweils ganz eigenen Cover-Illustrationen gibt.

In der Kategorie Expert ist Arche Nova bereits im vergangenen Jahr auf der Empfehlungsliste zum Kennerspiel des Jahres gelandet. Carnegie dürfte im Frühjahr etwas zu spät für den letzten Jahrgang erschienen sein und Federation ist seit kurzem bei Strohmann Games auch auf deutsch verfügbar.

Gleiches gilt für Challengers! in der Kategorie Initié, welches auf der SPIEL nur in begrenzter Auflage erhältlich war, nun aber großflächig. Turing Machine wird erst im Sommer als deutschsprachige Version bei Huch! erscheinen und sollte daher in den kommenden Jahrgang fallen, während mir noch keine Informationen zu einer deutschen Version von Alice is missing bekannt sind.

MinD Spielepreis 2022

Der Hochbegabtenverein Mensa in Deutschland e.V., kurz MinD, hat im Januar die Gewinnertitel in seinen drei Kategorien für das Jahr 2022 bekannt gegeben. Ausgezeichnet werden Spiele mit kurzem Regelwerk und kurzer Spieldauer sowie komplexe, anspruchsvolle Spiele mit mehrstündiger Spieldauer, als auch reine 2-Personen-Spiele. Die meisten Punkte erhielten folgende Titel:

Herde - Neuzugänge

Oros

(Brandt Brinkerhoff, Board Game Circus)

Bei Oros handelt es sich um das anspruchsvollste der Spiele, die Board Game Circus auf der SPIEL’22 vorstellte. Dort war es leider noch nicht erhältlich, aber nun ist es in den Handel gekommen. Ich besitze die bei Instagram gezeigte Retail-Version ohne weitere Upgrades aus der Kickstarter-Kampagne. Die Spielertableaus sind dabei aus dünner Pappe. Es wird sich zeigen, ob man damit ebenso gut zurecht kommt, wie mit den Tableau-Upgrades, die daraus ein mehrlagiges Tableau mit festen Einkerbungen erzeugen.

Die Plättchen sind in dieser Version aus Pappe statt aus Holz, aber das stört mich nicht. Die Pappe ist dick und fühlt sich auch so durchaus wertig an. Die Arbeiter sind auch in dieser Version aus Holz. Sie werden auf den eigenen Tableaus eingesetzt, um Aktionen auszulösen. Als Halbgottheiten wollen wir aus aufeinander prallenden Landmassen Berge entstehen lassen und auf diesen heilige Stätten errichten. Vulkanausbrüche helfen dabei neues Land entstehen zu lassen. Wir sammeln Erfahrung, um die Aktionen unserer Spielertableaus dauerhaft verbessern zu können. Das klingt nach einem spannenden Spielprinzip.

Als kleiner Wermutstropfen bleibt lediglich der Umstand, dass es sich zu zweit nicht ohne Automa spielen lässt. Ich weiß zwar noch nicht, wie dieser zu händeln ist, aber einen Automa zu verwenden mindert meine persönliche Vorfreude auf dieses Spiel leider etwas.

Noch mal! (Happy Meal Edition)

(Inka und Markus Brand, Schmidt Spiele – MC Donalds)

Dieser Blog war noch kein Jahr alt, da berichtete ich in einer Brettgeschichte erstmals über Brettspiele im Happy Meal, dem Kindermenü einer großen Fast Food-Kette. Meist handelt es sich dabei um spezielle Versionen von erfolgreichen Kinderspielen. Immer mal wieder sind es andere Verlage, die ihre Spiele dafür zur Verfügung stellen. Aktuell ist es Schmidt Spiele, doch sind es dieses Mal nicht nur reine Kinderspiele, die es als Beilage gibt. Es gibt nun auch eine spezielle Version des beliebten Würfelspiels Noch mal!. Erstaunlicherweise enthält diese Version jedoch keinen einzigen Würfel, stattdessen zeigen Karten die möglichen Würfelergebnisse. Die Wertungszettel sind aufgrund des kleineren Schachtelformats ebenfalls kleiner geraten und anstelle von sechs Filzstiften liegen immerhin zwei schwarze Buntstifte bei.

Apropos, Noch mal! – Diese Happy Meal Edition ist noch lange nicht das Ende dieser erfolgreichen Reihe. Bislang haben unterschiedliche Zusatzblöcke, die Kinder-Version Noch mal! Kids oder der Ableger Noch mal so gut! die Reihe am leben gehalten. Dieses Frühjahr folgt sogar eine Deluxe-Version des bekannten Grundspiels. Die Farbwürfel zeigen bei dieser Version zusätzlich verschiedene Symbole für die unterschiedlichen Farben, damit nun hoffentlich auch Farbfehlsichtige Noch mal! problemlos spielen können. Neben wieder beschreibbaren Tableaus und einem in die Schachtel integriertem Würfelturm, interessiert mich vor allem eine kooperative Variante, die enthalten sein soll.

Grasen - Frische Spieleindrücke

Distant Suns

(yeon-Min Jung – Gary Kim, IELLO – Huch!)

Distant Suns möchte neue Wege im Genre der Paper and Pencil-Spiele einschlagen. Es ist kein Roll-, aber auch kein Flip and Write-Spiel, sondern ein sogenanntes Choose and Write. Denn die einzutragenden Formen legen die Spieler reihum selbst fest. Der aktive Spieler wählt eine Form für sich und zugleich eine angrenzende für alle anderen. Dadurch wird auch festgelegt, ob man vier oder fünf Eintragungen pro Runde macht. Nach drei Runden endet die Partie.

Diese Formen bestehen aus mehreren Sechsecken, pro Partie sind fünf zufällige dabei und diese sind zufällig den Wertungen zugeordnet. Manche Wertungen sind fix, die meisten der einzuzeichnenden Formen bringen Punkte, wenn sie bestimmte Elemente auf den Wertungszetteln überdecken oder an bestimmte Formen angrenzen.

Die ersten Partien fühlten sich tatsächlich frisch an. Es ist nicht immer leicht zu entscheiden, ob man die für sich selbst beste Option wählt oder eine, die den anderen an wenigsten hilft. Schnell bemerkt man, dass die Wertungszettel meist mehr Platz bieten, als die Formen einnehmen und kann dies in seine Überlegungen zur optimalen Platzierung einbeziehen. Ich finde es interessant auszuloten mit welchen Optionen man viele Punkte generieren kann. Alles kann man wohl kaum schaffen, man muss sich auf einige Wertungen konzentrieren und dabei habe ich noch keinen idealen Weg entdeckt. Vor allem bin ich gespannt, wie sehr sich die Partien durch die variablen Elemente wirklich unterscheiden oder ob weitere Partien dann doch zu einem ähnlichen Spielgefühl führen.

Troyes

(Sébastien Dujardin – Xavier Georges – Alain Orban, Pearl Games – Huch!)

Da ich erst 2014 die Welt der Brettspiele erneut für mich entdeckt habe, gibt es manch einen modernen Klassiker, der noch nicht auf meinem Spieletisch landete. Vor allem bei Titeln, die nicht mehr im regulären Handel verfügbar sind, kann dies schnell passieren. Umso erfreulicher ist es für mich, wenn Titel, die von vielen gelobt und empfohlen werden, wieder erhältlich sind. Dies ist mit Troyes geschehen. 12 Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung hat es Huch! in sein Portfolio aufgenommen.

Troyes war neben Die Burgen von Burgund aus demselben Jahrgang eines der ersten Strategiespiele mit Würfeln. Einem Spielelement welches bis dato eigentlich immer einen hohen Glücksanteil implizierte, den man in einem Eurogame nicht ausgeprägt vorfinden möchte. Hier werden die Würfel nur zum Rundenbeginn gewürfelt, danach stehen sie allen Spielern zur Verfügung. Wobei nur die eigenen kostenfrei verfügbar sind, die Nutzung fremder Würfel kostet extra. Und natürlich lassen sich Würfelaugen auch modifizieren, damit sie einem bei den Aktionen bestmöglich unterstützen, bei denen die Summe der Augenzahlen die Aktionsstärke bestimmen. Zusätzlich greifen schwarze Würfel die Stadt Troyes an, dieses Element ist mir bereits aus dem Würfelableger Troyes Dice bekannt. Durch zufällig ausgewählte Aktions-, Ereignis- und Endwertungskarten sind die Optionen in jeder Partie unterschiedlich. Mir gefällt Troyes bislang ziemlich gut. Es war sicherlich für die damalige Zeit ein besonderes Spiel, welches aber auch heute noch überzeugen kann. Ich freue mich auf weitere Partien.

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