Nidavellir

Nidavellir Cover
Nidavellir Cover / Foto: Pegasus

Im Reich der Zwerge herrschte einst Frieden,
doch ist davon nicht mehr viel geblieben.
Jeder eine Armee zusammenstellt,
um Zwerge anzuheuern braucht man Geld.
Nur wer geschickt damit umgehen kann,
holt sich die beste Streitmacht heran.
Auf eine gute Mischung kommt es dabei an,
so zieht man auch Helden in seinen Bann.

Spielmaterial:

Die über 100 enthaltenen Karten teilen sich auf in Zwerge, Auszeichnungen, Subventionen und Helden. Alle Zwergenkarten zeigen unterschiedliche Illustrationen für weibliche und männliche Vertreter dieser Zünfte. Die Zwergenkarten und Subventionen unterteilen sich zudem in zwei Zeitalter. Die anderen Karten finden Platz auf den vier enthaltenen Kartenhaltern aus Plastik, in denen sie sich übersichtlich einsehen lassen. Ebenso wichtig wie die Karten sind bei Nidavellir die 60 Münzmarker mit verschiedenen Werten. Zur übersichtlichen Präsentation dieser Münzen während einer Partie ist eine Papphalterung dabei. Diese sollte vor der ersten Partie zusammen gebaut werden.

Nidavellir Münzbank
Nidavellir – Münzbank / Foto: Brettspielpoesie

Zudem gibt es noch Spielertableaus, Tavernen- und Juwelenplättchen sowie einen Wertungsblock.

Spielmechanismus:

Die stärkste Zwergen-Streitmacht von allen zu haben ist das Ziel in Nidavellir. Die Zwerge lassen sich den Zwergenklassen Krieger, Jäger, Minenarbeiter, Schmiede und Entdecker zuordnen. Über zwei Zeitalter bieten die Spieler in drei Tavernen auf den früheren Zugriff auf dort ausliegende Karten. Jeder bekommt immer eine Karte ab, aber wer zuerst wählen darf, hat die größte Auswahl. Bei Gleichstand in den Tavernen entscheiden die Diamanten der am Gleichstand beteiligten Spieler, welche zu Beginn in Spielerreihenfolge ausgegeben wurden und im Anschluss untereinander auszutauschen sind. Neben wenigen Subventionskarten sind es vor allem Zwerge, welche die Spieler in ihre Streitmacht holen können. Und da sind bestimmte Zwerge einfach lukrativer als andere.

Nidavellir - Spielsituation
Nidavellir – Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Geboten wird mit Münzen, von denen zu Beginn allen Spieler dieselben Werte (0, 2, 3, 4 und 5) zur Verfügung stehen. Die Münze mit Wert 0 ist dabei besonders wichtig. Nur ihr Einsatz erlaubt das “Coin Crafting”, also die Werte der beiden ungenutzten Münzen zu addieren, um die Münze mit höherem Wert gegen eine Münze mit dieser Summe einzutauschen. Jede Münze steht nur wenige Male zur Verfügung. Ist der entsprechende Wert aktuell nicht verfügbar, gibt es eine mit nächsthöherem Wert. Eine Subventionskarte ermöglicht das direkte Eintauschen einer Münze in eine höherwertige.

Nidavellir Spielsituation
Nidavellir – Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Jede Zwergenklasse hat ihre eigenen Regeln bei Spielende Siegpunkte zu generieren. Man möchte also viele Karten von einer Klasse haben, um die Punkteausbeute in Abhängigkeit der Rangabzeichen zu maximieren. Vor allem aber ist diese Anzahl zwischen den Zeitaltern entscheidend, wenn Spieler mit alleiniger Mehrheit je Klasse einen besonderen Bonus für das zweite Zeitalter erhalten.

Nidavellir - Spielaufbau
Nidavellir – Spielaufbau / Foto: Brettspielpoesie

Es ist ebenfalls interessant alle Klassen in seiner Streitmacht vertreten zu haben, um durch vollständige Sets einen Helden zu rekrutieren. Diese können den Klassen angehören und gleich mehrere Rangabzeichen oder weitere Sondereffekte mit sich bringen. Sie können aber auch klassenlos sein, dann zählen sie zusätzliche Siegpunkte bei Spielende.

Spielende:

Nach dem zweiten Zeitalter endet die Partie mit einer umfangreichen Schlusswertung, bei der alle Zwergenklassen einzeln betrachtet werden und entsprechend ihrer speziellen Eigenschaften Punkte generieren. Wer klassenlose Helden angeworben hat, erhält weitere Punkte. Zum Abschluss punktet jede Münze entsprechend ihres Wertes. Der Spieler mit der höchsten Punktzahl, kann die stärkste Streitmacht vorweisen und gewinnt.

Spieleranzahl:

Kleinere Anpassungen erlauben Partien mit zwei bis fünf Spielern. Dazu gehört die Veränderung der Anzahl zur Verfügung stehender Karten und Münzen. Zu zweit oder dritt gehen beide Zeitalter über eine weitere Runde, jeder Spieler erhält also mehr Karten für seine Auslage, kann langfristiger planen. Nur im Spiel zu zweit liegt an jeder Taverne eine Karte mehr bereit, als Spieler dabei sind. Die übrige Karte wird jeweils abgelegt. Zu zweit ist es dadurch am planbarsten, aber zugleich auch am langweiligsten, weil man sich durch die zusätzliche Karte pro Taverne nur selten in die Quere kommt. Mit jedem weiteren Spieler wird Nidavellir chaotischer, das Spielgefühl verändert sich. Wenn man sich diesem Umstand bewusst macht, kann man auch zu fünft Spaß daran haben. Mein persönlicher Sweet Spot liegt allerdings bei drei Spielern, wenn das Spiel über mehr Runden geht, aber auch etwas um die Tavernen gefeilscht wird.

Glücksfaktor?

In welchen Kombinationen die Karten an den Tavernen ausliegen ist zufällig, aber dann als Information für alle Spieler offen, bevor sie ihre Gebote abgeben. Man sollte taktisch auf die verfügbaren Karten reagieren, statt an einer zuvor festgelegten Strategie festzuhalten. Es ist ein wenig Fingerspitzengefühl erforderlich, um gut vorher zu sehen was die Mitspieler ebenfalls interessieren könnte und wo man alleiniges Interesse haben könnte. Die Gleichstandsauflösung finde ich gelungen, durch den Austausch der Diamanten wechselt der Vorteil nach jeder Auflösung.

Meinung:

Die Optik ist sicherlich Geschmackssache, ich für meinen Teil finde die Illustrationen in Nidavellir sehr hübsch anzusehen. Das Spielmaterial wirkt auch gut durchdacht mit den dicken Tableaus, der Halterung für die Münzen sowie den Kartenhaltern. Die gesamte Auslage mit den persönlichen Kartensammlungen eines jeden Spielers kann bei vielen Mitspielern durchaus eine logistische Herausforderung darstellen.

Man sollte sich nicht vom Cover und dem thematischen Rahmen blenden lassen. Statt uns in einem erbitterten Kampf um Leben und Tod zu begeben, um unsere Stärke zu demonstrieren, vergleichen wir einfach Siegpunkte, welche uns ausliegende Karten einbringen. Mir reicht das aus, die Gefahr besteht aber, dass der erste Eindruck falsche Erwartungen weckt.

Im Grunde haben wir es mit einem einfachen Set Collection-Mechanismus zu tun. Dieser ist einfach zu verstehen und schnell umzusetzen. Etwas unglücklich finde ich die Punktevergabe, bei der meist alle Spieler Werte im dreistelligen Bereich erzielen und doch meist nah beieinander liegen. Das fühlt sich zu viel an, für die geringen Entscheidungen, die es im Spiel zu treffen gibt und erschwert nur die Abrechnung. Vielleicht soll es sich aber auch einfach für alle Spieler gleichermaßen honorierend anfühlen, so viele Punkte einzustreichen. Belohnend fühlt sich Nidavellir grundsätzlich an, denn jeder bekommt immer eine Karte ab, niemand geht irgendwo leer aus. Ob jede Karte am Ende auch viele Punkte einbringt, das bleibt die spannende Frage.

Der Auktionsmechanismus ist ebenfalls gut umgesetzt. Durch die Beschränkung auf nur fünf Münzen sind die Optionen eingeschränkt, was allzu große Grübelorgien verhindert und weniger erfahrene Spieler nicht überfordert. Die Auflösungen sind aber immer wieder spannend. Man fiebert mit, freut oder ärgert sich. Aber nur für einen kurzen Moment, denn dann geht es schon mit der folgenden Entscheidung weiter.

Das Coin Crafting ist ein frisches Element. Wenn es durch passendes Timing gelingt einen oder mehrere Werte zu überspringen, fühlt sich das richtig gut an. Es sind diese kleinen Abwägungen im gesamten Spielverlauf, die ich an Nidavellir mag. Mit den höherwertigen Münzen habe ich bessere Chancen beim Bieten, dann bleiben aber nur niedrigere für die Aufwertung einer Münze. Verzichtet man sogar ganz auf die Aufwertung in einer Runde, kann man auch nur hohe Werte einsetzen. Was aber gar nicht immer zwingend notwendig ist, wenn man gut einschätzen kann, wer es auch welche Karten abgesehen hat. Ein weiteres Dilemma: Für die maximale Punkteausbeute möchte man sich auf wenige Zwergenklassen konzentrieren, wertvolle Helden gibt es aber nur über gemischte Sets. In meinen Augen entsteht aus alledem ein interessantes, abwechslungsreiches Spiel.

Fazit:

Nidavellir ist durch bekannte Mechanismen und zugänglichen Spielverlauf einfach zu erlernen und dabei doch immer wieder reizvoll. Das Coin Crafting bringt frischen Wind in das Spiel, es macht Spaß die Münzen aufzuwerten und immer wertvoller werden zu lassen. Die verschiedenen Zwergenklassen und Helden bieten Möglichkeiten für unterschiedliche Ausrichtungen der eigenen Kartenauslage.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Pegasus Spiele
Autor(en): Serge Laget
Erscheinungsjahr: 2021
Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
Dauer: 40 – 60 Minuten

Vielen Dank an Pegasus für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

Ähnliche Artikel:

  • Keine ähnlichen Artikel

3 Antworten auf „Nidavellir“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert