Humboldt’s Great Voyage

Cover / Foto: Huch!

Alexander von Humboldt war ein Visionär,
seine Neugier brachte ihn in der Welt umher.
Viele Jahre gingen die Vorbereitungen schon,
für seine 1799 begonnene Expedition.
In Spanien sollte die Reise beginnen,
ihn über’s Meer nach Amerika bringen.
Von Neu-Granada, über Peru nach Neu-Spanien,
die letzte Etappe begann für ihn in Washington.
In Havanna lies er sich kurzzeitig nieder,
landete dort auf seiner Reise immer wieder.
Er wurde damals wie heute verehrt,
hat der Welt viel über Kuba gelehrt.

Spielmaterial:

Ein großer, faltbarer Spielplan zeigt die einzelnen Stationen von Humboldt’s Reise, Pfeile zeigen die Bewegungsrichtungen zwischen den Orten an. Diese sind nicht anhand ihrer Position auf der Landkarte angeordnet, sondern in die einzelnen Etappen der Forschungsreise Humboldt’s gruppiert. Es gibt Karten in vier Kategorien mit unterschiedliche vielen Plätzen für Fracht und Personenmarker, die in Abhängigkeit davon Punkte einbringen. Die Fracht- und Personenplättchen sind Stanzteile in den sechs Farben, in den gleichen Farben liegen dem Spiel fast 100 Holzscheiben bei. Diese werden aus einem Säckchen gezogen. Jeder Spieler erhält ein kleines Spielertableau, um darauf Fracht und Personen sammeln zu können. Mit den Spielfiguren werden die Siegpunkte auf der Kramerleiste um den Spielplan herum markiert.

Humboldt’s Great Voyage Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Spielmechanismus:

Um Humboldts Reisen vorzubereiten, sammeln die Spieler in diesem Spiel Frachtplättchen und Kontaktpersonen, bevor die große Reise beginnen kann. In jedem Zug bestimmt eine zufällig gezogene Holzscheibe aus dem Beutel an welchen Orten die nächste Reise begonnen werden darf. Der aktive Spieler darf sich gegen die zuerst gezogene Farbe entscheiden, muss dann aber die zweite nehmen. Von einem Ort dieser Farbe werden alle Holzscheiben genommen und entlang der Pfeilrichtungen immer eine auf jeden folgenden Ort platziert. Bei dieser Mancala-mäßigen Umverteilung der Scheiben sind farbliche Übereinstimmungen gefragt. Denn für diese darf der Spieler ein farblich passendes Frachtplättchen nehmen. Zuvor dürfen noch alle Mitspieler, wenn möglich, eine Holzscheibe der aktivierten Orte nehmen und auf ihren Karten im unteren Bereich bei den Personen platzieren.

Humboldt’s Great Voyage Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Sobald alle Frachtplätze einer Karte belegt sind, wird sie direkt gewertet. Der Spieler gibt die Frachtplättchen ab, erhält die angegebenen Punkte und zieht direkt eine neue Karte vom gleichen Stapel. Zuvor wird noch geschaut, ob der Spieler ausreichend Holzscheiben platziert hat, um um ein Personenplättchen zu erhalten. Neben der Set-Wertung bei Spielende, können diese Personen auch eingesetzt werden, um eine beliebige Holzscheibe im eigenen Zug in eine benötigte Farbe umzufärben. Mit den beiden zu Beginn des Zuges gezogenen Holzscheiben und denen ggf. erfüllter Karten wird der geleerte Ort neu bestückt. Dafür werden all diese Scheiben zuvor auf dem Reisetagebuch gesammelt und dieses anschließend gemeinsam mit dem Beutel, indem sich übrige Holzscheiben befinden, an den folgenden Spieler weiter gegeben.

Humboldt’s Great Voyage Reisetagebuch / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Ist das Säckchen leer, endet die Parte. Alle Spieler waren dann gleich häufig am Zug. Nun dürfen alle Spieler noch die Holzscheiben auf ihren Karten einlösen, um Personenplättchen zu erhalten. Sets verschiedenfarbiger Personen bringen Punkte, maximal vier Personen sind pro Set für die maximale Punkteausbeute möglich. Auch übrige Frachtplättchen bringen noch wenige Punkte ein. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt die Partie.

Spieleranzahl:

Je nach Spieleranzahl werden Holzscheiben vor der Partie entfernt und zu Beginn anders auf dem Spielplan verteilt. Das führt in Partien zu zweit oder dritt zu sechs Spielzügen je Spieler, im Vergleich zu nur vier Spielzügen in Partien zu viert. Daher wiegt es bei vier Spielern schwerer, wenn aufgrund des hohen Glücksfaktors ein Zug kaum Frachtplättchen einbringt. Den Sweet Spot sehe ich hier bei drei Spielern. Zu zweit passiert zwischen den eigenen Zügen zu wenig auf dem Spielplan, die Optionen verändern sich kaum. Auch auf die Anzahl der Holzscheiben, welche die inaktiven Spieler zwischen ihren Zügen bekommen können, hat die Spielerzahl Auswirkungen.

Glücksfaktor?

Der Glücksfaktor ist nicht von der Hand zu weisen. Zum einen müssen vor meinem Zug überhaupt lukrative Kombinationen in Streckenreihenfolge ausliegen und dann muss ich auch noch die entsprechende Farbe aus dem Säckchen ziehen. Dafür habe ich zwar zwei Chancen, aber bei sechs unterschiedlichen Farben kann dennoch einiges schief gehen. Da gilt es das Risiko abzuwägen, ob ich lieber die erste Farbe nehme oder alles daran setze, erneut zu ziehen und im schlimmsten Fall mit weniger auskommen muss. Auch bei den zur Verfügung stehenden Frachtplättchen ist das Glück gefragt, benötige ich ein spezielles Plättchen einer Farbe, doch dieses liegt gerade nicht aus, kann ich nur hoffen es vom verdeckten Stapel zu ziehen. Wenn es ganz blöd läuft, schnappen sich die Mitspieler alle Plättchen dieser Art, dann bleibt mir nur drei beliebige Frachtplättchen als Ersatz für eine bestimmte Vorgabe abzugeben.

Fazit:

Als ich erstmalig von diesem Titel hörte, war ich gleich Feuer und Flamme. Das Thema klang total interessant, ich hoffte auf ein knackiges Kennerspiel, wie sie zuletzt häufiger bei Huch! vorzufinden waren. Zumal wir einen der beiden Autoren auch schon von Newton kennen. Die erste Ernüchterung kam, als das Spiel als Familienspiel angekündigt wurde, die zweite, als ich feststellen musste, wie auswechselbar das Thema eigentlich ist. Dennoch muss ich dem Spiel zugestehen, dass vieles zur Geschichte von Alexander von Humboldt passt. Alle Orte sind Stationen seiner großen Forschungsreise, die farbigen Abgrenzungen entsprechen den einzelnen Etappen, Havanna ist mittiger Dreh- und Angelpunkt der Reiserouten, genau wie es auch in Wirklichkeit war. Insgesamt macht es allerdings den Eindruck, als wollte man mit aller Kraft passend zum Humboldtjahr ein Spiel mit solchem Thema auf den Markt bringen.

Bei der Personenwertung am Ende merkt man eindeutig das Familienspiellevel des Spiels. Bei sechs unterschiedlichen Personen werden nur Vierer-Sets verlangt. Wer mehr unterschiedliche Personen hat, kann zwar mehrere Sets beginnen, aber ich fände es herausfordernder, wenn alle sechs Personen für das wertvollste Set erforderlich wären. Auch die verschiedenen Seiten der Spielertableaus sind irgendwie irrelevant, ich sehe keinen Grund dafür die Personen geheim zu sammeln. Viel zu wenig Einfluss kann man darauf ausüben, welche Holzscheiben den Spielern zur Verfügung stehen, viel zu einfach ist es die Sets zu vervollständigen. So bleibt das Spiel leider unter seinen Möglichkeiten.

Das Spielprinzip an sich finde ich eigentlich nicht uninteressant, es nutzt sich nur leider recht schnell ab. Auch wenn in jeder Partie andere Kombinationen von Frachtplättchen benötigt werden und sich die Holzscheiben auf andere Orte verteilen, so bleiben die Optionen doch grundlegend die gleichen. Es reicht auch nicht alleine zu erkennen, welches die optimalen Wege sind, sondern es muss auch noch die farblich passende Holzscheibe gezogen werden. Das ist zugleich ein gewisses Spiel mit dem Risiko und erweckt durchaus Emotionen. Selbst wenn alles klappt und die benötigten Farben als Fracht genommen werden dürfen, müssen zum Teil auch noch die Symbole zu denen auf den eigenen Karten passen. Es bringt auch nur wenig, wenn eine Route gefunden wird, die viel Fracht einbringt, die man in diesen Farben allerdings auf den eigenen Karten gar nicht unterbringen kann. Das sind leider die kleinen Enttäuschungen, mit denen man als erfahrener Spieler in diesem Spiel zu kämpfen hat. Trotz dieser vielen kleineren Kritikpunkte, haben die Partien allesamt irgendwie doch Spaß gemacht. Alle Spieler sind in jedem Zug eingebunden, wodurch die Downtime zwischen den eigenen Zügen gering gehalten wird. Wer sich darauf einstellt, mit diesem Spiel vom Anspruch her keinen Newton-Nachfolger, sondern ein familientaugliches, durchaus glücksbetontes Spiel zu erhalten, der sollte ruhig einen Blick riskieren.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Huch!
Autor(en): Remo Conzadori, Nestore Mangone
Erscheinungsjahr: 2019
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 30 – 45 Minuten

Vielen Dank an Huch! für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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