Deutsche Sprache, schwere Sprache

Die deutsche Grammatik ist nicht einfach. Ich denke da gerne an eine Austausch-Schülerin aus Bolivien zurück, die ein halbes Jahr bei einer Freundin in Deutschland gelebt hat. Sie hat wirklich sehr viel gelernt, kannte schon bald einige Wörter, die ich selbst niemals benutzen würde und bei denen mir teilweise die Bedeutung nicht auf Anhieb bewusst war. Doch auch ein halbes Jahr später haperte es weiterhin an der korrekten Verwendung der deutschen Artikel der, die, das. Wenn man nun keinen geübten Übersetzer an die Übertragung einer Spielregel in eine andere Sprache setzt, sondern es versucht möglichst kostengünstig selbst zu tun, können da zwar durchaus witzige, aber auf das Spiel bezogen leider nahezu unbrauchbare Regeln heraus kommen. Denn eine Regelübersetzung ist keine reine Wort für Wort-Übersetzung in eine andere Sprache. Wie auch die Jungs von Erklärpeer ihre Übersetzungsarbeit einmal dargestellt haben, steckt viel mehr dahinter. Zwei Beispiele wie man es nicht machen sollte, werde ich heute kurz vorstellen.

Der Verlag 2d6.ee brachte das Spiel First to Find in 2016 aus Estland mit zur Messe Spiel in Essen. Es handelt sich dabei um eine Neuauflage des bereits seit 2013 online zum Download verfügbaren Print’n’Play-Spiels Cache Hunt. Ich bin selber zwar kein Geocacher, finde die Sache an sich aber durchaus interessant und wollte mir dieses Spiel daher näher ansehen. Ein quadratisches Feld aus Plättchen wird ausgelegt und zwei Himmelsrichtungen auf den Rückseiten grenzen die Lage des Schatzes ein. Diese gilt es aufzudecken, indem man mit seiner Figur (Plastik-Pöppel) von Feld zu Feld zieht und dabei neue Plättchen aufdeckt. Nachdem beide Himmelsrichtungen bekannt sind, reicht es nicht ein Plättchen innerhalb dieser Markierungen zu entdecken, um an den Schatz zu gelangen. Man muss zusätzlich mit einem Würfel noch eine 5 oder 6 würfeln. Das spielt sich auch tatsächlich so lahm wie es klingt. Es gibt noch zwei Varianten für geübtere Spieler, aber die machen das Spiel meiner Meinung nach nur unnötig kompliziert, wirken sich dabei aber nicht positiv auf den Spielspaß aus. Schade, denn aus dem Thema hätte man sicher mehr heraus holen können.  Dazu ist die Anleitung wirklich nur sehr schwer zu verstehen, da die Übersetzung an eine automatisierte Google-Übersetzung erinnert. Ein paar Köstlichkeiten aus der Anleitung möchte ich euch nicht vorenthalten. Aus der Vorbereitung: “Alle Landteile werden verdeckt, gemischt und zu einem 7×7 Land gelegt. So wird der Brett geformt!”. Aus dem Spielablauf: “(…) dreht der Spieler es (Das Plättchen) aufwärts”. Hinweis: “Wenn man das unbekannte Landteil aufdeckt, muss man aufpassen, dass die Fusswege zusammen klappen”. Variante: “Mehrfachschatz (für der mittleren Spieler)”. Und zu guter Letzt: “Dafür zählt er die Zahlen, die auf einem Würfel sind, und liest von dort, so viel Schritte in eine Richtung weiter”. :-D Und wer dann versucht die englische Anleitung hinzuzuziehen, wird feststellen, das dort bereits merkwürdige Formulierungen zu finden sind.

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#firsttofind #cachehunt

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Nicht ganz so ernüchternd fällt das Urteil über Black Sheep and White Sheep des taiwanischen Verlags MO ZI Games aus. Die Anleitung spielt aber in ähnlichen Sphären. Dabei ist sie nicht einmal auf deutsch erhältlich. Doch selbst die englische Version erscheint recht konfus, manche Regeln stimmen logisch einfach nicht überein. Das Spiel kann zu zweit, dritt oder viert gespielt werden. Je nach Spielerzahl unterscheidet sich der Spielplan. Bei zwei Spielern gibt es nur einen geraden Weg aus Planken über einen Fluss von einer zu anderen Seite. Zu Dritt oder viert hat der Spielplan vier Startbereiche, eine MIttelinsel und die Planken führen in alle vier Richtungen. Jeder Spieler erhält fünf Schaf-Plättchen einer Farbe und lässt diese auf den Tisch fallen, um die Hintergrundfarben zufällig zu bestimmen. In einem Zug darf ein Spieler ein beliebiges eigenes Schaf platzieren oder versetzen, dieses dabei aber niemals umdrehen. Ein Schaf mit grünem Hintergrund überspringt alle Schafe (auch unterschiedlicher Farbe) mit grünem Hintergrund und bleibt auf dem ersten freien Platz oder dem ersten Schaf mit anderem Hintergrund stehen. Glaube ich zumindest, denn die Anleitung schreibt: “If they are the same, place the tile to the next plank or space. If they are still different, place the tile to the next plank or space, and so”. Also wenn der Hintergrund gleich ist, bewege das Schaf auf das nachfolgende Plättchen. Wenn er danach immer noch unterschiedlich ist — häh? Eben wurde doch noch von gleichen Hintergründen gesprochen. Im ersten Moment ist nicht einmal klar, an welcher Stelle sich nun der Fehler genau eingeschlichen hat. Und ich habe das Zitat nicht vorsätzlich gekürzt, der Satz endet tatsächlich mittendrin. Vermutlich ist da nur ein ” on.” verloren gegangen, aber wer weiß das schon genau. Ziel ist es in jedem Fall als Erster alle eigenen Schafe auf die gegenüber liegende Seite zu führen. Neben diversen zu vernachlässigenden Rechtschreibfehlern wie “palyers” für Spieler, “expecially” für besonders oder “Brocken Planks” für kaputte Planken sowie Verletzungen der Groß- und Kleinschreibung, wird es bei “chould” schon kniffeliger. Soll (should) oder kann (could) der Spieler etwas tun?

In der ersten Version handelte es sich um ein reines 2-Personen-Spiel. In der Anleitung liest man allerdings nur von den Regelungen für 3 und 4 Spieler, die Änderungen für zwei werden erst in den letzten Sätzen der Anleitung erwähnt. Es werden im Duell maximal fünf Runden gespielt und es gewinnt, wer die meisten Siege einfahren konnte. Schafft es ein Spieler zwei aufeinander folgende Runden für sich zu entscheiden, gewinnt er sofort. Bei mehr Spielern werden pro Runde Punkte vergeben und nach einer vorgegebenen Anzahl Runden verglichen. Spannend ist aber vor allem, dass die drei verschieden sprachigen Regeln (englisch, japanisch und taiwanisch?) völlig andere Abbildungen der Spielszenen beinhalten. Daher vermute ich, dass auch die Texte sich grundlegend unterscheiden. Aber warum?? Schade, denn die Schäfchen sind total niedlich und das Spielprinzip nicht uninteressant. Aber diese Anleitung lässt einfach zu viele Fragen offen.

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Eigentlich wollte ich beide Spiele für euch rezensieren, aber aufgrund der mangelhaften Anleitungen, empfinde ich beide Spiele als nicht spielbar. Daher werden auch keine weiteren Versuche unternommen, um mir ein besseres Bild machen zu können. Bei First to find müsste noch Einiges passieren, um den Spielablauf interessanter zu gestalten und den Glücksfaktor zu minimieren. Black Sheep and White Sheep kann durch seine niedlichen Schafe punkten, aber auch hier bietet das aktuelle Spielprinzip leider nicht genug für einen anhaltenden Spielspaß.

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2 Antworten auf „Deutsche Sprache, schwere Sprache“

Birmanisch? Das ist da nicht ernsthaft drin, oder? Das kann eigentlich nur Chinesisch sein. Ich habe eine andere Version des Spiels, die nur für zwei ist. Die war mal in einer taiwanischen Zeitschrift drin. Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich damals die Regeln irgendwo runtergeladen.

In unserem Spiel sind drei Anleitungen. Englisch, Japanisch und vermutlich eher Taiwanisch. Kann diese Zeichen nur schwer auseinander halten. ;-) Wir haben beim ersten Spiel scheinbar die Flagge Taiwans mit der Flagge von Myanmar Burma verwechselt.

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