Hyper Hyper

Es gibt Spiele, die lösen einen sogenannten Hype aus. Aktuelles Beispiel dafür ist das Spiel Terraforming Mars, auf Deutsch beim Schwerkraft-Verlag erhältlich. Also momentan endlich wieder, nachdem es auf der Spiel in Essen nur schwer zu bekommen war und erst einmal nachproduziert werden musste. Die Nicht-Verfügbarkeit heizte den Hype sogar noch an. Ende Februar startete dann die Auslieferung der zweiten Auflage, die seit Neujahr vorbestellt werden konnte. So wurden viele Spieler nahezu zeitgleich mit der Lieferung beglückt und viele reden online darüber, posten Fotos oder Ähnliches. Geschmäcker sind jedoch verschiedenen, das ist auch gut so, aber man vernimmt mehr positive Stimmungen als negative. Die Frage nach einem Hype kommt auf. Ich gehöre zu den Befürwortern des Spiels und habe mal recherchiert, was der Begriff Hype genau aussagt. Denn bei mir kommt dieses Wort meist negativ an.

Meine Recherche habe ich im Duden begonnen, dieser kennt drei Bedeutungen für das Wort “Hype”. Zum Beispiel eine “aus Gründen der Publicity inszenierte Täuschung”. Davon kann bei diesem in der Brettspielszene beobachtetem Phänomen jedoch nicht ausgegangen werden. Die Bilder und Bewertungen kommen ja nicht vom Verlag mit dem Vorsatz der Täuschung, sondern von begeisterten Spielern, der Verlag hat kaum Einfluss darauf. Zumindest kann ich mir nicht vorstellen, dass der Verlag so viele Personen dafür bezahlt, sein Spiel zu bewerben. Es verkauft sich ja so schon gut. Durch diese Begründung entfällt auch die nächste Definition als “besonders spektakuläre, mitreißende Werbung (die eine euphorische Begeisterung für ein Produkt bewirkt)”. Werbung wurde seitens des Verlags meines Wissens kaum gemacht. Wieder haben enthusiastische Spieler das Spiel angepriesen. Womit laut Duden eigentlich nur die letzte Definition übrig bleib: “Welle oberflächlicher Begeisterung; Rummel”. Von einer Welle kann man durchaus sprechen, da das Internet seit Beginn der Auslieferung geradezu von Bildern und Meinungen überschwemmt wird. Ob Bei Twitter, in Facebook-Gruppen oder in Brettspiel-Foren, man kann sich der Berichterstattung nur schwer entziehen. Die Begeisterung ist da. Und ja, anfänglich ist sie sicherlich in erster Linie oberflächlicher Natur. Viele Spieler posten Bilder der Spielschachtel im Paket oder von ihrer allerersten Partie. Daher kann die Euphorie zunächst nur oberflächlicher Natur sein. Doch bei mir (und sicher auch bei Einigen anderen) ist dieses Gefühl geblieben. Ich könnte im Moment jeden Tag den Mars terraformen, wenn ausreichend Zeit dafür vorhanden wäre.

Wo ich diese Definition eher akzeptieren kann, ist bei dem Rummel um die aktuelle Kickstarter-Kampagne Rising Sun, dem neuen Miniaturen-Spiel von Eric M. Lang. Für 100€ kann sich jeder sein Exemplar sichern. Obwohl mir Blood Rage überraschenderweise gefallen hat, ist mein Interesse für Rising Sun nicht sonderlich groß, da ich Miniaturenspielen gegenüber grundsätzlich eher abgeneigt bin. Aber hier kann man wirklich von einer Euphorie oberflächlicher Natur sprechen, da das Spiel noch gar nicht produziert wurde und daher nur die ersten Materialbilder und -videos, gekoppelt mit dem Autoren- und Verlagsnamen, die Vorfreude schüren.

Schaut man zur Online-Enyklopädie Wikipedia, findet man eine Unterteilung des Worts Hype vor. Zum einen wird der Medienhype beschrieben, die Verbreitung gezielt zur Werbung in den Massenmedien aufgebauschter oder übertriebener Nachrichten. Wieder Fehlanzeige! Doch die andere Bedeutung passt ziemlich gut. Das Internet-Phänomen wird beschrieben, bei dem ein Link oder eine Bild-, Ton- oder Videodatei sich schnell über das Internet verbreitet. Das passiert aktuell zuhauf. Diese Definition wertet auch nicht, sie beschreibt einfach nur das häufige Auftauchen im Internet. Damit kann ich mich im Falle von Terraforming Mars abfinden. Schaut man auf den Wortstamm, schwingt jedoch wieder der negative Beigeschmack mit. Denn das rhetorische Stilmittel der Übertreibung wird in der Sprachwissenschaft als Hyperbel bezeichnet, das passende Adjektiv ist hyperbolisch, von dem das Wort Hype abgeleitet werden könnte.

Manche schreiben auch davon, dass Terraforming Mars “gehypt wird”. Auch das Verb hypen findet man im Duden als die Tätigkeit jemanden oder etwas (besonders ein Ereignis) groß herauszubringen oder hochzujubeln. Das sind nach meinem Verständnis wieder zwei unterschiedliche Bedeutungen. Das Spiel groß heraus zu bringen ist relativ wertfrei und entspricht dem, was gerade passiert. Denn durch die häufige Erwähnung im Internet, ist das Spiel in aller Munde und wird dadurch groß heraus gebracht. Das Verb hochjubeln, das mit hypen gleichzusetzen ist, steht laut Duden aber für “mit übertriebenem oder ungerechtfertigtem Lob bedenken und dadurch bekannt machen”. Da kann man wieder geteilter Meinung sein, für mich ist das Lob weder übertrieben noch ungerechtfertigt.

Diese kurze Recherche zeigt, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt den Hype oder die Tätigkeit hypen zu bewerten. Für mich bleibt in der Benutzung ein negativer Beigeschmack, genauso wie auch in den meisten Definitionen. Wie ist eure Meinung dazu? Schreibt mir doch in die Kommentare, wie ihr es versteht, wenn ein Spiel “gehypt” wird.

Ähnliche Artikel:

2 Antworten auf „Hyper Hyper“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert