Unter Schafen 07/25

Im Juli wurde endlich wieder viel gespielt, doch leider viel zu wenig darüber berichtet. Die Aufarbeitung der vielen Spieleinrücke der vergangenen Zeit folgt nun hoffentlich in kürzeren Abständen, als es zuletzt der Fall war. Zumindest gelang der Start in eine spielreichere Zeit mit der BerlinCon am vergangenen Woche ziemlich gut, über die ich allerdings in einem eigenen Artikel berichten möchte.

Mäh! - News und Aktuelles

Resleeve

Es gab eine Zeit, da fand ich Brettspielzubehör wie Sleeves, Inserts, Münzen oder anderen Materialersatz vollkommen überflüssig. Wir besitzen ziemlich viele Spiele und wenn ich diese nun auch noch alle aufwerten wollen würde, ginge das doch irgendwann ziemlich ins Geld. Doch dann kam Terraforming Mars. Das erste was daraufhin bei uns einzog, waren Sleeves, also Plastikhüllen, um die Karten zu schützen. Denn es zeichnete sich schnell ab, dass dieses Spiel häufig gespielt wird und die dabei immer wieder zu mischenden Karten nicht gerade von bester Qualität sind. Ich weiß gar nicht mehr, wie wir damals eine Marke wählten, es war vermutlich eine Mischung aus günstigem Preis und Internet-Empfehlung. Anfangs waren wir auch ganz zufrieden mit diesen Hüllen. Bis wir dann mal Premium Sleeves kauften und seitdem kann ich diesen einfachen, labbrigen Sleeves nichts mehr abgewinnen.

Als wir uns diesen Sommer mal wieder Zeit für eine Partie Terraforming Mars nahmen, kamen wir mit den Sleeves gar nicht mehr zurecht. Einige waren auch schon eingerissen, sodass wir einfach nicht darum herum kamen, die Sleeves auszutauschen. Wir sleevten einfach im laufenden Spiel um, wurden Karten gezogen, wurden auch sogleich die Sleeves getauscht. Und dadurch kam es uns gar nicht so aufwändig vor. Ist euch das auch schon mal passiert?

TfM Sleeves
TfM Sleeves / Foto: Brettspielpoesie

Habt ihr Karten ganz bewusst umgesleevet? Was waren eure Beweggründe dafür?

Board Game Designer of the Year award 2025

Zum zweiten Mal wird dieses Jahr auf dem italienischen Comic- und Spielefestival Lucca Comics & Games der Board Game Designer of the Year Award vergeben, der die Veröffentlichungen von Brettspielautoren aus den Jahren 2023-2025 nach verschiedenen Gesichtspunkten wie Originalität, Innovation, Ausdruckskraft, Produktivität und Vielseitigkeit bewertet.

Im ersten Jahr ging dieser Preis an Simone Luciani, der nun selbst Teil der Jury ist. Neben ihm entscheiden Jurypräsident Fabio Cambiaghi, Vorsitzender der Jury Spiel des Jahres Harald Schrapers, Brettspiel-Journalist Paolo Cupola und die Brettspiel-Autorin Flaminia Brasini (aus der Spieleautorenzunft Italia) wer von den fünf Nominierten die Auszeichnung erhält:

  • Matthew Dunstan (Next Station: Paris, 52 Realms: Adventures, Happy Home, Waypoints, Pioneer Rails, Perspectives, Schnitzeljagd)
  • Grégory Grard (Zenith, Castle Combo, Festival, Auf den Wegen von Darwin und Cross Clues: Sample Pack)
  • Tomáš Holek (Tea Garden, SETI: Auf der Suche nach außerirdischem Leben, Galileo Galilei)
  • Ryan Laukat (Creature CaravanSchlafende Götter: Ferne Himmel)
  • Paolo Mori (Battlefields of the Napoleonic Wars, Battalion: War of the Ancients, Captain Flip, Altay: Dawn of Civilization, Match of the Century, Archeos Society)

Auf der Webseite der Spieleautorenzunft (SAZ)(externer Link) findet man noch weiterführende Informationen zu den Begründungen für die Nominierung dieser fünf Personen.

Herde - Neuzugänge

Tiletum – Prospect for Silver

(Daniele Tascini, simone luciani – Board & Dice)

Mit Prospect for Silver bekommt Tiletum eine erste Erweiterung. Obwohl ich Erweiterungsmaterial mittlerweile gerne im Grundspiel unterbringe, um mich von der Erweiterungsschachtel verabschieden zu können, ist mir dies hierbei nicht gelungen. Zu viel Material befindet sich in der schmalen Box. Viel Platz nimmt ein Spielbrett ein, welches auf das Spielbrett vom Grundspiel gelegt wird und den linken Teil mit Aktionsrad, Plättchenablageflächen und der Königsleiste ersetzt.

Das Aktionsrad wird nun nicht mehr nur aufgelegt, sondern um eine weitere Scheibe mit der neuen Bergmann-Aktionsmöglichkeit erweitert und dauerhaft mit dem Spielbrett verbunden. Das größere Rad bietet daher keinen Platz mehr, persönliche Bonusmarker zu platzieren, doch dafür gibt es eine Alternative. Von den neuen Technologieplättchen kommen nur drei pro Partie zum Einsatz und die Rückseiten zeigen die Bonusaktionsfelder, sodass jeder eine eigene Übersicht mit Platz für die Marker erhält.

Für die neue Bergmann-Aktion gibt es nicht nur die neue Ressource Silber, die eine Sonderrolle einnimmt und anders funktioniert, als die Ressourcen des Grundspiels. Es sind auch drei Minen-Tableaus erforderlich, auf denen man die neuen Spielfiguren Minen und Bergleute einsetzen kann. Häuser und Säulen lassen sich hier aber ebenfalls verwenden, auch im Untergrund gibt es Kathedralen. Durch die neuen Tableaus benötigt man mehr Platz auf dem Spieltisch. Zusätzlich gibt es einfach mehr Plättchen verschiedener Arten, die sich vor allem auf die neuen Aktionsmöglichkeiten beziehen. Ich bin gespannt zu erleben, wie sich die neuen Mechanismen in das Grundspiel einfügen.

Grasen - Frische Spieleindrücke

Schafe scheuchen

(Stephan Riedel, Barbara Schyns – LOGIS)

Ganz überraschend bekam ich von einem Hörer und Instagram-Follower die Anfrage, ob ich denn das Spiel Schafe scheuchen kennen würde. Da ich dies verneinen musste, folgte direkt das Angebot mir dieses Spiel zukommen zu lassen. Es ist ein Kinderspiel ab fünf Jahren in einer großen, rechteckigen Schachtel, wie man sie aus dem letzten Jahrhundert kennt. Auch wenn das Spiel selbst erst 2009 erschienen ist.

Die Spielfiguren sind schon besonders, denn sie sind oval, jedoch mit einer flachen Seite versehen, auf der sie gut stehen können. Jede Person bekommt zwei Schafe und dann gibt es noch einen Schäferhund, der orthogonal angrenzende Plätze auf dem Spielplan blockiert. Zwei Würfel entscheiden über die Aktionsmöglichkeiten, ob man sich mit einem Schaf bewegen, Gras fressen oder den Schäferhund versetzen darf. Auch die Sonne kann sich durch das Würfelergebnis in Bewegung setzen. Wenn sie den Spielplan ein Mal umrundet hat, endet die Partie. Dann ist siegreich, wer das meiste Gras fressen konnte. Nicht unter allen Plättchen lässt sich saftiges Gras finden, unter manchen sind einem Würmer zuvor gekommen. Auch wenn Schafe scheuchen durchaus taktische Entscheidungen enthält, ist es kein Spiel für Spielerunden mit Erwachsenen. Aber ich freue mich nun ein weiteres Spiel mit besonderen Schaffiguren in meiner Sammlung zu haben. :D

Munchkin Crusade – Back to the Dungeon

(Steve Jackson – Pegasus Spiele)

Mit der Sammelleidenschaft ist es so eine Sache, häufig gehen einzelne Elemente leider etwas unter. Natürlich habe ich mir 2023 die zehnte Erweiterung von Munchkin mit dem Untertitel Zeitsprung besorgt und beim Auspacken auch jede einzelne Karte gelesen und die eine oder andere mit einem Schmunzeln oder Lachen gewürdigt. Aber so richtig im Gedächtnis geblieben ist davon nicht viel, sonst hätte ich mich vor der Teilnahme an der aktuellen Munchkin Crusade nicht fragen müssen, ob ich diese Erweiterung bereits besitze. Zum Spielen kommt man eben doch viel zu selten. Von daher habe ich mich sehr auf die Teilnahme an der Munchkin Crusade im örtlichen Brettspielladen gefreut.

Zuvor wurde ich sogar gefragt, ob ich das Event vor Ort begleiten wollen würde. Solange ich selbst daran teilnehmen könnte, war dies für mich in Ordnung, ich versuche doch immer gerne neue Personen von Munchkin zu begeistern. Als es dann endlich so weit war, zog ich mit meinem Munchkin Messenger Bag, der Munchkin Warhammer 40k Schummeln!-Mappe, einem Munchkin-Pin und diversen 10-seitigen Würfeln als Stufenzähler los. Immerhin ist bei solchen Turnieren ein Promo- oder Bonusgegenstand mehr erlaubt, als die Person mit den wenigsten dieser Gegenstände dabei hat. Allerdings habe ich bei der überschaubaren Runde meine Bonusgegenstände lieber für mich behalten.

Die Würfel waren ebenfalls überflüssig, denn Pegasus hat für dieses Event sowohl kleine 10-seitige Würfel als Stufenzähler, als auch sechsseitige Munchkin-Würfel in den Farben des Braunschweiger Landes, gelb und blau, spendiert. Auch kleine Tütchen mit den zuletzt erschienenen Promokarten gab es als Goodie dazu, allerdings sind diese alle bereits seit ein paar Jahren erhältlich und es gibt wieder keine neueren.

Der Ansturm auf das Munchkin-Turnier war hier nicht sehr groß, den ersten beiden Teilnehmenden musste ich das gesamte Spielprinzip erst noch beibringen. Dabei stellte ich fest, dass ich aus meinem Munchkin-Sammlerkoffer zwar ein ziemlich cooles Ablaufdiagramm dabei hatte, dieses aber gar nicht den aktuellen Stand der Spielanleitung widerspiegelt. Nach den neueren Regeln beginnt man eine Partie direkt mit mehr Handkarten und für ein schnelles Spiel zieht man zu Beginn des Zuges eine zusätzliche Raumkarte und dafür beim Durchsuchen eines Raums eine Schatzkarte.

Die erste Partie zu dritt lief ziemlich spannungsarm ab, beide Mitspieler mussten das Spiel und die Karteneffekte erst verinnerlichen. Doch in der Zwischenzeit gesellten sich zwei erfahrenere Munchkin-Spieler hinzu und es folgte eine Partie zu fünft, um den Sieger und damit den zukünftigen Besitzer des Munchkin Crusade 2025 – Back to the Dungeon – Turnbeutels zu ermitteln. Und diese Partie verlief Munchkin-typisch relativ wild. Mehrfach wähnte ich mich kurz vor dem Sieg, doch bekam immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen. Mir ist dabei wieder bewusst geworden, wofür ich Munchkin liebe: Für kurzfristige Allianzen, nach denen man sich direkt wieder in den Rücken fällt. Wie zum Beispiel Monsterverstärker in einen fremden Kampf zu spielen, nur um diesen dann mit Unterstützung zu übernehmen und sowohl die Stufen, als auch die Schätze, selbst einzuheimsen. Und im nächsten Kampf wieder gegen die Person zu spielen, mit der man sich eben noch verbündet hatte.

Es zeigte sich auch schnell, wie gut die Neulinge Munchkin beherrschten, als ein Tauschhandel eingegangen wurde, der damit endete, dass die Person, die einen Gegenstand ertauscht hatte, diesen gar nicht verwenden konnte, weil sie zuvor von derselben Person durch einen Fluch eine Geschlechtsumwandlung erfahren hatte. Ich bin in dieser Partie zwei Mal gestorben, musste jedes Mal alle Karten weggeben und mich neu ausrüsten, doch die göttliche Intervention schenkte mir als Priester völlig unerwartet dennoch den Sieg.

Dabei zeigte sich aber auch, wie zufällig und vielleicht auch etwas ungerecht eine Partie verlaufen kann und dass es sich zum Ende hin ganz schön zieht, wenn alle immer gemeinschaftlich auf die führende Person eindreschen. Das gehört mit zu den Gründen, warum ich Munchkin dann eben doch nicht so häufig spiele. Es war mir dennoch ein Fest und ich freue mich nun schon auf die kommende Munchkin Crusade, bei der ich mit meinem Turnbeutel angeben kann ;-) Noch viel mehr freuen würde ich mich allerdings, mal wieder eine wirklich neue Promokarte zu entdecken.


Vielen Dank an Board & Dice für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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3 Antworten auf „Unter Schafen 07/25“

“Anfangs waren wir auch ganz zufrieden mit diesen Hüllen. Bis wir dann mal Premium Sleeves kauften und seitdem kann ich diesen einfachen, labbrigen Sleeves nichts mehr abgewinnen. …
Habt ihr Karten ganz bewusst umgesleevet? Was waren eure Beweggründe dafür?”

Premium sind freilich schöner und haltbarer, aber dünne sind eben dünner – und mit dünnen passen bei manchen Spiele eben die Karten noch in den Karton (vorzugsweise ins mitgelieferte Innenleben sortiert), wo sie mit Premium nicht mehr hinein passen, wenn der Deckel noch drauf soll… und ja, aus genau diesem Grund hab ich auch schon umgesleeved!

Danke für Deinen Kommentar, das ist ein guter Hinweis. Dieses Phänomen habe ich so zum Glück noch nicht erlebt. Bei Arche Nova lagen z.B. Zip-Beutel für die Karten bei und bei Terraforming Mars haben wir aus Papier und Tesafilm eigene Kartenbanderolen gebastelt. Die mussten wir nach dem umsleeven natürlich erneuern. Aber ich würde deswegen nicht zu Nicht-Premium-Sleeves zurückkehren. Ich erinnere mich auch an Inserts, die beide Varianten vorsehen, ich glaube das war bei neuen Edition von Through the Ages so.

Je kleiner und voller der Karton, desto eher passts mal nicht. Mit viel verkaufter Luft im Karton passen natürlich auch Premium-Sleeves… ;-)

Sowas wie Arche Nova und Terraforming Mars spiel ich ohnehin nicht :-)))

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