SETI

Die Frage nach außerirdischem Leben,
wird es auf der Erde wohl immer geben.
Manch einer sich diese Frage nicht nur stellt,
sondern die Suche danach am Leben hält.
Bisher konnte noch kein Beweis die Existenz belegen,
doch in diesem Spiel soll es sie geben.
Außerirdische Spezies Spuren hinterlassen,
durch Scannen könnt ihr sie erfassen.
Irgendwo zwischen den Planeten und Sternen,
könnt ihr ihre Eigenschaften kennen lernen.

Spielmaterial:

Ein Hingucker ist der Hauptspielplan mit dem Solarsystem, welches aus einer Sonne in der Mitte sowie verschiedenen Solarsystemscheiben entsteht, die übereinander liegen und getrennt voneinander bewegt werden können. Dies ist nur ein kleiner Teil des zentralen Spielbretts. Hinzu kommt noch ein Planetentableau mit Platz für die Tableaus der zunächst unbekannten außerirdischen Spezies auf der einen und das Technologietableau auf der anderen Seite. Darauf befinden sich die Technologie-Plättchen mit denen sich die Spielertableaus erweitern lassen. Dabei handelt es sich um Dual-Layer-Boards, die vor der ersten Partie zusammen geklebt werden müssen. Die über 180 Karten zeigen alle einzigartige Effekte.

Auch die Spielsteine sind besonders, denn die persönlichen Spielsteine in den vier Farben, sind aus dem von CGE bereits bei Kutná Hora verwendeten Re-Wood, die Datensätze sind aus Re-Plastic. Die Farben sehen nicht sehr satt aus, dafür sind die Figuren teilweise sehr detailliert. Wie beispielsweise die Datensätze, auf denen man Kombinationen aus Nullen und Einsen erkennen kann. Weiterhin findet man noch einige Stanzteile und Material für das Solo-Spiel. Die Box ist damit wirklich randvoll gefüllt und muss geschickt befüllt werden, um alles unterzubekommen. Durch das viele unförmige Spielmaterial fällt mit hier erstmals das Fehlen eines Inserts negativ auf.

Spielmechanismus:

Bei SETI begibt man sich auf die Suche nach außerirdischem Leben, wie auch der Untertitel verspricht. Das Spielmaterial enthält Material für fünf verschiedene Alien-Spezies, von denen in jeder Partie zwei entdeckt werden. Es gibt verschiedene Herangehensweisen an die Entdeckung. Jede Person kann eigene Sonden ins All senden und diese durch das Sonnensystem bewegen. Manche Aktionen führen dazu, dass sich die einzelnen Ringe des Sonnensystems getrennt voneinander bewegen, was die Konstellation der Planeten zueinander verändert. Das simuliert gut, dass es bestimmte “Zeitfenster” gibt, in denen man sich schneller von der Erde zu bestimmten Planten bewegen kann. Solche Sonden können dauerhaft als Orbiter Planeten umkreisen oder als Lander auf ihnen landen, um dort Spuren außerirdischen Lebens und/oder weitere Belohnungen zu finden.

SETI Spielplan
SETI Spielplan / Foto: Brettspielpoesie

Eine andere Art von Spuren lässt sich entdecken, indem man Sektoren des Sonnensystems danach scannt, also mit Teleskopen beobachtet. Dabei erhält man Datensätze aus dem Sektor und markiert die Suche durch einen Marker der eigenen Farbe. Sind alle Datensätze eines Segments ersetzt, schaut man wer zu der Erkundung am meisten beigetragen hat und entsprechend belohnt wird.

Die Daten dieser gesammelten Datensätze lassen sich mit dem Computer des eigenen Tableaus analysieren, was die dritte Möglichkeit darstellt, an Spuren zu gelangen. Diese drei Möglichkeiten korrespondieren auch mit den Technologien und den dafür vorgesehenen Bereichen der Spielertableaus. Mit Technologien lassen sich die Aktionen verbessern, die Sonden können sich einfacher durch das All bewegen, das Landen auf Planeten wird günstiger oder auf Monden gar erst möglich. Das Scannen kann verbessert werden, um mehr Signale mit jeder Aktion platzieren zu können und der Computer kann um zusätzliche Boni beim Platzieren der Datensätze erweitert werden.

SETI Board
SETI Board / Foto: Brettspielpoesie

Sobald drei verschiedene Spuren einer Spezies gefunden sind, wird diese entdeckt und spezielle Karten, zusätzliches Spielmaterial und neue Detailregeln kommen ins Spiel. Wer die Spuren gefunden hat, bekommt zudem einen Bonus. Da das Entdecken der Spezies und ihrer Auswirkungen zum Spielerlebnis dazu gehört, möchte ich nun nicht detaillierter auf ihre spezifischen Fähigkeiten eingehen. So viel sei gesagt: Sie sind sehr verschieden und beeinflussen den weiteren Spielverlauf.

SETI Karten
SETI Karten / Foto: Brettspielpoesie

Die drei Ressourcen Energie, Credits und Karten sind ein knappes Gut und wer mit diesen besser haushaltet, kann in einer Runde mehr Aktionen ausführen. Vor allem die Karten sind durch ihre diversen Einsatzmöglichkeiten sehr flexibel: Als kurzfristige Belohnung oder zum zusätzlichen Scannen, als langfristiges Einkommen oder gegen Bezahlung für ihren Effekt. Diese Effekte sind ganz verschieden, darunter lassen sich auch andere Hauptaktionen ausführen, für die sonst andere Ressourcen erforderlich sind. Ausgespielte Karten werden abgelegt, außer sie zeigen Missionen, die bei bestimmten Bedingungen oder folgenden Aktionen Belohnungen einbringen oder spezifische Endwertungen. Zudem ermöglicht es jede Karte ein bestimmtes Einkommen zu erhöhen, wenn sie zu diesem Zweck gespielt wird.

SETI Sonnensystem
SETI Sonnensystem / Foto: Brettspielpoesie

Während der Partie lassen sich bereits viele Punkte sammeln. Mit bestimmten Punktzahlen sichert man sich zudem Endwertungen. Wer hier früher wählen darf, kann sich mehr Punkte für einzelne Vorgaben sichern.

Spielende:

Nach der fünften Runde endet die Partie. Es gibt dann noch Punkte für die Endwertungen auf ausgespielten Karten und für die während des Spiels gewählten Wertungen. Möglicherweise bringen die Spezies weitere Punkte ein, bevor der Sieger mit der insgesamt höchsten Punktzahl feststeht.

Spieleranzahl:

Bei weniger als vier Personen kommen neutrale Marker hinzu, damit die fremden Alien-Spezies schneller entdeckt werden. Diese ist ein guter Kompromiss, lässt sich einfach händeln und stört kaum. Man sollte die Entwicklungen schon gut beobachten, um nicht von der neutralen Spielfigur die Spuren vor der Nase weggeschnappt zu bekommen. Das gilt aber ebenso für die Mitspieler, was zeigt dass diese Anpassung wirklich gelungen.

Zu zweit funktioniert SETI, aber zu dritt spiele ich es am liebsten, dann ist etwas mehr los auf dem gesamten Spielplan, während sich die Spielzeit meist noch in einem akzeptablen Rahmen bewegt. Zu viert habe ich es gar nicht erst probiert und möchte dies auch nicht. Das gleiche gilt für das Solo-Spiel, wo man es mit einem rivalisierenden Forschungsinstitut aufnimmt, welches durch ein Kartendeck gesteuert wird.

Glücksfaktor?

SETI hat einige Zufallselemente zu bieten. Zum einen sind die Karten alle individuell und passen häufig nur sehr situativ. Wenn man Einkommen erhält, aber alle verfügbaren Karten dasselbe Einkommen zeigen, hat man kaum eine wirkliche Wahl. Ebenso kann es passieren, dass die drei offen liegenden Karten dieselbe Farbe zum Scannen zeigen, man aber lieber woanders scannen möchte. Etwas wird dieser hohe Zufallsfaktor dadurch abgemildert, dass jede Karte auf verschiedene Weise einsetzbar ist. Es hilft auch, dass zwei gleiche Ressourcen eine andere Ressource ersetzen können.

Die Alien-Spezies einer Partie sind erst im späteren Spielverlauf bekannt. Man kann sich daher nicht von Beginn an auf ihre Effekte und Fähigkeiten einstellen. Ich mag einige Spezies lieber, als andere. Einige von ihnen beeinflussen den gesamten Spielverlauf und die Punkteausbeute mehr, als andere.

Meinung:

Das Spielmaterial ist sehr kleinteilig und der Auf- und auch der Abbau dauert einige Zeit. Das Spielprinzip selbst ist eigentlich leicht zu erfassen, es lässt sich thematisch sehr gut erklären. Genau genommen gibt es nur wenige, einfache Hauptaktionen und das Spielmaterial unterstützt dies gut durch farbliche Kennzeichnung. Zudem liegen große Spielhilfen bei, die alle wichtigen Details kurz beschreiben.

Soweit ist SETI also zugänglich, dem entgegen stehen die vielen einzigartigen Karten mit ihren Effekten. Bei Multi-Use-Karten steht man immer vor der großen Frage, auf welche Weise sich eine Karte am Besten einsetzen lässt. Gute Vorausplanung ist notwendig, denn die Ressourcen sind knapp und eine einzige fehlende Ressource, kann eine ganze Kette gut aufeinander abgestimmter Aktionen verhindern.

Entsprechend ist viel Grübelpotential vorhanden. Und das führt in der Regel zu recht hoher Downtime. Ein Grund für mich SETI nicht zu viert spielen zu wollen. Selbst zu dritt hatten wie schon anstrengende Partien. Denn es kann passieren, dass eine Person mehr Ressourcen zur Verfügung hat und noch viele Aktionen ausführen kann, während alle anderen schon passen mussten. Für die inaktiven Spieler wirkt das dann ziemlich zäh. Immerhin kann man Wartezeiten etwas überbrücken, indem man die durchaus interessanten Flavour-Texte zu vergangenen oder für die Zukunft geplanten, wissenschaftlichen Projekten auf den Karten liest und damit noch tiefer in die Thematik eintauchen kann.

Abgesehen von solchen Ausreißern gefällt mir der grundlegende Spielablauf, mit den schnellen Runden zu Beginn, während derer aufgrund mangelnder Ressourcen noch gar nicht viel passieren kann, hin zu immer stärkeren Aktionen. Erst mit den Spezies nehmen die Partien wirklich an Fahrt auf und bieten weitere spannende Optionen.

Schon in der ersten Partie wurde klar: Für ein Euro-Spiel hat SETI überraschend viele Zufallselemente. Zum einen sind es die einzigartigen Karten, an deren Effekten man sich orientieren sollte. Dann sind da noch die unbekannten Spezies und wie sie das Spiel beeinflussen. Besonders eine Spezies erhöht den Zufall enorm und kann sogar spielentscheidend sein. Mir gefällt es aber einfach, das sich die Partien dadurch immer unterschiedlich spielen und es nicht die eine immer funktionierende Siegstrategie gibt.

Fazit:

SETI ist ein eher untypisches Euro-Spiel, welches sich sehr thematisch anfühlt und sich durch die Bewegung des Sonnensystems und die zu entdeckenden Spezies mit ihren Sonderregeln trotz sonst bekannter Mechanismen frisch anfühlt. Diese Fähigkeiten in Kombination mit den vielen einzigartigen Karten führt zu einem hohen Zufallsfaktor, sorgen zugleich aber auch für einen hohen Wiederspielreiz.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Czech Games Edition / HeidelBÄR Games
Autor(en): Tomáš Holek
Illustrator(en): Ondřej Hrdina, Jiří Kůs, Jakub Lang, Michaela Lovecká, Jiří Mikovec,
Jakub Politzer, Petra Ramešová, Fanda Sedláček, Josef Surý, Petr Štich
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 40 – 160 Minuten

Vielen Dank an Czech Games Edition für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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