Holmes – Sherlock & Mycroft

Holmes Cover
Cover / Foto: Devir

Als Fan des berühmten Detektivs, der in den Geschichten Scotland Yard bei vielen Fällen beraten hat, kam ich um dieses Spiel einfach nicht herum. Schon 2015 lies ich es mir am Stand des Verlags Devir Iberia erklären und ein Jahr später war es dann bereits auf englisch spielbereit. Nach einer kurzen Testpartie auf der Messe wurde es direkt eingesackt. Kein halbes Jahr später erscheint bereits die deutsche Version in der 2-Spieler-Reihe des Kosmos Verlags. Aber was ist mit dem Titel passiert? Statt im Wettstreit mit seinem Bruder Mycroft, duelliert sich Sherlock Holmes nun mit seinem Erzfeind, Prof. Morairty. :-O Doch wie spielt es sich und was hat der Kosmos Verlag vielleicht noch für Änderungen vorgenommen? Lest weiter, um dies zu erfahren.

Spielmaterial:

Ein Spielplan bietet Ablageplatz für die 12 Charakterkarten. Auf der Rückseite ist ein Bucheinband abgebildet mit dem Schriftzug “The Diary of Dr. Watson! – The Adventures of the Holmes Brothers”. Je drei Arbeiter in den Farben blau und orange stehen den Spielern zur Verfügung. 24 Lupen-Plättchen, 52 Beweiskarten und die drei Sonderkarten kommen noch hinzu.

Spielmechanismus:

Die Spieler benötigen Lupen, um Beweiskarten sammeln zu können. Denn nur diese werden bei Spielende mit Punkten belohnt. Es liegen immer vier davon offen aus. Die Charaktere bieten verschiedene Aktionen, um an Lupen zu gelangen oder sie einzutauschen. Pro Tag können beide Spieler die Aktionen von drei Charakteren nutzen, indem sie ihre Arbeiter dort einsetzen. Die Aktionen der Hauptcharaktere Mrs. Hudson, Dr. Watson und Insepktor Lestrade stehen beiden Spielern an allen Tagen zur Verfügung. Alle weiteren Charaktere haben eine Ruhepause verdient, wenn beide Spieler am gleichen Tag dort waren und können am Folgetag nicht besucht werden. Am ersten Tag werden zwei Charaktere aufgedeckt und jeden Tag kommt ein weiterer Charakter hinzu. Manche Aktionen beziehen sich auf den Tag, an dem sie ausgeführt werden oder die Anzahl der ausliegenden Beweise und können dementsprechend teurer oder lukrativer werden.

Holmes Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Wer eine Aktion nutzt, legt seinen Arbeiter auf die Karte, er geht anschließend schlafen. Tun dies alle Arbeiter beider Spieler ist die Runde vorbei. Nun wird ein neuer Charakter aufgedeckt und alle Charaktere, auf denen zwei Arbeiter liegen, werden umgedreht. Für die nächste Runde stehen die Figuren wieder auf und können nacheinander eingesetzt werden, der Startspieler wechselt nicht. Jedoch darf ein Charakter von einem Spieler erst besucht werden, wenn dort kein eigener Arbeiter mehr steht. Die Beweiskarten werden grundsätzlich offen vor den Spielern gesammelt. Und zwar wird eine Reihe für jede Art angelegt. Bestimmte Aktionen erlauben aber das verdeckte Ablegen der gezogenen Karten. So kommt etwas Spannung auf, da ungewiss ist, welche Karten der Gegenspieler bei Spielende hervor zaubert. Denn das Ziel ist es, bei Spielende Mehrheiten für die verschiedenen Beweiskarten vorweisen zu können. Der Wert einer Karte (3-9) gibt gleichzeitig ihre Häufigkeit an. Joker müssen immer direkt zugewiesen werden, auch wenn sie verdeckt gezogen werden, und zu jeder Art von Beweisen darf nur einer davon zugeordnet werden. Eine weitere Art von Beweisen sind die fünf Landkarten, denen keine Joker zugewiesen werden dürfen.

Für mehr Varianz kann man die beiden zusätzlichen Start-Charaktere nicht komplett zufällig bestimmen, sondern jedem Spieler zwei Charaktere geben, aus denen er einen auswählen darf. Und die beiden Fieslinge Dr. Moriarty und sein Helfer Sebastian Moran können den Charakter-Karten hinzugefügt werden. Werden sie aufgedeckt, werden erst ihre Effekte abgehandelt, bevor ein weiterer Charakter als mögliche Aktion aufgedeckt wird. Bei Moran müssen die Spieler bereits bei Rundenbeginn einen Arbeiter ins Bett schicken und Moriarty sorgt für die Abgabe von Beweisen oder Lupen. Eine weitere Anpassung kann mit der beidseitigen Charakter-Karte vorgenommen werden. Ein Spieler im Besitz dieser Karte kann jederzeit im eigenen Zug einen offen liegenden Beweis reservieren, den nur er später erwerben darf. Dann geht die Karte an den Gegenspieler über. Bei Spielende kostet ein reservierter, aber nicht gekaufter Beweis drei Siegpunkte.

Spielende:

Das Spiel endet, wenn der siebte Tag vorüber ist. Die Spieler erhalten dann Punkte anhand ihrer Beweiskarten. Für jede einzelne Karte einer Sorte bzw. jedes Set erhält der Spieler Punkte, welcher die Mehrheit besitzt. Und zwar wird ihm der Wert der Karte abzüglich der Anzahl gegnerischer Karten dieser Sorte gut geschrieben. Hat es ein Spieler geschaffte sich alle Karten einer Sorte zu schnappen, erhält er dafür drei weitere Punkte. Bei den Landkarten entscheidet die Anzahl: Nur eine wird mit einem Minuspunkt bestraft, ab zwei Karten steigen die Siegpunkte überproportional. Sieger wird der Spieler mit den meisten Punkten.

Spieleranzahl:

Es handelt sich um ein reines 2-Personen Spiel. Durch die wechselnde Reihenfolge der Charaktere und ihren Aktionen, bietet jede Auslage ein etwas anderes Spielgefühl.

Glücksfaktor?

Wenn der Mitspieler immer die gewünschten Beweiskarten aufdeckt und man selber nicht, kann das schon frustrierend sein. Durch einige Aktionen kann man die offene Auslage verändern, dabei erhält man aber weder Lupen noch Hinweise, was nicht sehr lukrativ ist. Daher ist ein gewisser Glücksanteil nicht von der Hand zu weisen, aber bei der kurzen Spielzeit, ist das meiner Meinung nach zu verkraften.

Fazit:

Als Sherlock-Fan mag ich dieses Sammelkartenspiel. Mehr ist es nicht wirklich, das Thema ist recht austauschbar. Aber die Geschichte wurde schön drum herum gestrickt und die Illustrationen sehen wirklich klasse aus. Wer die Geschichten rund um den Meisterdetektiv kennt, kann sich an Details erfreuen. Alle anderen erfahren in wenigen Sätzen die Hauptcharakteristiken der enthaltenen Charaktere. Sogar Sherlocks Spürhund Toby hat eine eigene Charakterkarte. Die Symbole auf den Charakter-Karten sind nicht alle intuitiv, aber nach wenigen Runden weiß man, was die einzelnen Charaktere bieten. Manche Aktionen sind unterschiedlich attraktiv, je nachdem wann sie auftauchen. Zwei der Aktionen wirken fast immer unattraktiv, da man nur etwas tauschen kann, aber keinen direkten Mehrwert in Form von Lupen oder Beweisen erhält. Diese werden bei uns nur ganz selten in Anspruch genommen. Interessant finde ich den Ansatz, dass trotz des Worker Placement Mechanismus die Spieler sich nicht gegenseitig die Aktionen blockieren können. Dafür kann man sich schnell selbst im Weg stehen, wenn man bei der Wahl der Arbeiter nicht gut aufpasst und voraus plant. Möchte man eine Aktion nutzen, die bereits in der vorangegangenen Runde genutzt wurde, so muss diese Aktion erst vom eingesetzten Arbeiter befreit werden, um später einen anderen Arbeiter dorthin zu senden. Die optionalen Zusatzkarten haben uns nicht überzeugt, wir spielen lieber ohne sie. Die Karten mit den Fieslingen bringen einfach Unruhe in das Spiel und machen es schwerer planbar. Ebenfalls wirkt es auf uns befremdlich, dass der Startspieler nie wechselt. Besonders im letzten Zug kann es durchaus von der Auslage des anderen abhängen, für welche Aktion man sich entscheidet oder welche Karte man aufnimmt. Das Duell kann auch schnell mathematisch werden, wenn die Spieler ausrechnen, auf welche Karten es sich noch lohnt zu setzen. Ich mag es besonders, wenn früh verdeckte Karten gezogen werden dürfen, da diese etwas Spannung hinein bringen und eine komplette Berechnung verhindern.

Kosmos hat in Abstimmung mit Verlag und Autor einige Änderungen vorgenommen. Als sehr praktische Anpassung wurden die drei Start-Charaktere direkt auf das Brett gedruckt. Die kleinen Carcassonne-Meeple wurden durch die länglicheren Targi-Meeple ersetzt. Thematisch ist es kein Duell der Brüder mehr, sondern ein erbittertes Gerangel der beiden Erzfeinde Sherlock Holmes und Dr. Moriarty, bei dem der eine die Beweise finden und der andere sie verschwinden lassen möchte. Daher wurden auch die Charakter-Karten ausgetauscht. Mycroft kommt nun nur noch zum Einsatz, wenn man die Sonderkarten hinzu nimmt. Die Wahrsagerin ist ein neuer Charakter und bei zwei weiteren Charakteren wurden die zugehörige Aktionen überarbeitet. Diese Änderungen empfinde ich als sinnvoll, da besonders die Fähigkeiten dieser beiden Charaktere bei uns nur selten eingesetzt wurden und durch den neuen Charakter noch mehr Varianz möglich ist. Trotzdem schade, dass Mycroft nun auf die Ersatzbank rücken musste.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Devir Iberia
Autor(en): Diego Ibáñez
Erscheinungsjahr: 2016
Spieleranzahl: 2 Spieler
Dauer: 20 Minuten

Diese Rezension ist ein Beitrag zur Monatsaktion des Brettspiel Blogger Netzwerks Beeple, bei der sich im Februar alles um das Spielen zu zweit dreht. Wollt ihr noch mehr über Spiele für genau zwei Spieler erfahren, findet ihr hier die Beiträge der anderen Beeple Mitglieder.

Vielen Dank an Devir für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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