Imhotep: Das Duell

Imhotep Duell Cover
Cover / Foto: Kosmos

Nicht selten lassen die Verlage ein wenig Mut bei der Einschränkung der Spielerzahl vermissen. Dann werden Spiele für 2 – 4 Spieler veröffentlicht, doch zu zweit funktionieren sie nur mit Sonderregeln, die dem Spiel jeglichem Sielspaß nehmen. Imhotep gehört für mich gerade nicht in diese Kategorie, es funktioniert bereits gut zu zweit. Von daher war ich etwas überrascht als Kosmos verkündete, eine reine Duell-Version davon in ihrer 2-Spieler-Reihe zu veröffentlichen. Lediglich die Obelisken-Wertung war in dieser Konstellation schwächer, als im Mehrpersonenspiel. Dafür hat man mehr Einfluss auf das Spielgeschehen, da man jeden zweiten Zug ausführt. Imhotep selbst mag ich sehr und die Spielideen von Autor Phil Walker-Harding sowieso, also gab ich natürlich auch dieser Variante eine Chance und wurde positiv überrascht.

Spielmaterial:

In der kleinen Schachtel befinden sich keine Holzklötze wie beim Original, stattdessen sechzig Pappplättchen, die direkt zeigen welche Funktion sie haben (Obelisk, Pyramide, Tempel, Grabkammer, Aktion). Die Schiffe ähneln denen des Originals, es gibt sechs Stück davon, alle haben exakt drei Lagerplätze. Sie werden an ein 3×3 Felder großen Spielplan angelegt, auf dem die Spieler ihre jeweils vier Arbeiter aus Holz in schwarz bzw. weiß zum Entladen einsetzen. Jeder Spieler hat seine eigenen vier Gebäude, die vor ihm ausliegen. Ihre Funktionen orientieren sich an denen des Originals: Obelisk, Tempel, Pyramide und Grabkammer.

Spielmechanismus:

Statt die Schiffe zu beladen, kommen die mit Baumaterial beladeten Schiffe nun zum Entladen am Hafen (Spielplan) an. Neun Plätze bietet der Spielplan, um die Arbeiter einzusetzen, diese sind in Reihen und Spalten angeordnet, bei denen jeweils ein Schiff anliegt. Ähnlich wie beim Vorgänger können die Spieler ihre Figuren auf freie Plätze setzen oder ein Boot mit mindestens zwei Arbeitern zur Wertung bringen. Nur das hier die Arbeiter auf das 3×3-Raster eingesetzt werden, anstatt die Boote mit Baumaterial zu beladen und die Schiffe nicht bewegt, sondern entladen werden. Die Wertung ähnelt sich dann wieder. Der Arbeiter, der einem Boot am nächsten steht, erhält das vorderste Plättchen des Bootes, dann folgt der oder die anderen Arbeiter. Bei weniger als drei Arbeitern, wird das übrige Plättchen aus dem Spiel genommen.

Imhotep Duell Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Man kann sich bei der Platzierung durch die Reihen und Spalten also nicht sicher sein, in welche Richtung entladen wird, wenn man diese Aufgabe nicht selbst übernimmt. Bekommt ein Spieler Plättchen mit Baumaterial wird dies sofort am entsprechenden Gebäude angebracht, Bonusplättchen bleiben vor dem Spieler liegen. Als letzte Aktionsmöglichkeit können eben diese blauen Ationsplättchen eingesetzt werden. Sie erinnern an die blauen Karten des Grundspiels, erlauben es zum Beispiel mehrere Arbeiter in einem Zug einzusetzen, kombinierte Aktionen auszuführen oder ein beliebiges Plättchen an sich zu nehmen. Der freie Lagerplatz wird im letzten Fall anschließend wieder aufgefüllt. Nach jedem Entladevorgang werden drei neue Plättchen auf das Boot geladen, solange noch welche im Vorrat sind. Die Schiffe kommen aus dem Spiel, wenn mangels Plättchen nicht mehr aufgefüllt werden kann.

Imhotep Duell Spielplan
Spielplan / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Die Partie endet sofort, wenn das vorletzte Schiff aus dem Spiel entfernt wurde. Genau ein Boot wird also nicht entladen. Es folgt eine Wertung der vier Orte, sie bringen alle auf andere Weise Punkte ein. Diese Wertungen unterscheiden sich anhand der A- und B-Seiten der Spielertableaus, sie beziehen sich auf die Anzahl oder die Anordnung der Plättchen an diesen Orten. Jedes ungenutzte Aktionsplättchen und jeder eingesetzte Arbeiter im Hafen bringt jeweils einen weiteren Punkt, dann steht der Sieger mit der höchsten Punktzahl fest.

Spieleranzahl:

Diese Duell-Variante des Brettspiels ist für genau zwei Spieler.

Glücksfaktor?

Imhotep – Das Duell ist taktisch ausgelegt: Viele Informationen sind jederzeit einsehbar. Welche Belohnungen kann ein eingesetzter Arbeiter bekommen und auf welche Wertungen scheint sich der Mitspieler zu konzentrieren? Daraus kann man ableiten, wo Arbeiter sinnvoll platziert werden können, aber auch wie man die vermeintlichen Pläne des Gegenübers durchkreuzen kann. Gelingt dies einem Spieler, muss der andere wieder umdenken. Auch welche Sonderaktionen den Spielern zur Verfügung stehen, sind jederzeit offen einsehbar. Lediglich die Platzierung der Plättchen auf den Booten ist zufällig. Besonders wenn mittels der Sonderaktion ein Plättchen genommen wird und durch ein zufälliges ersetzt wird, kann dies unglücklich verlaufen. Aber diese Ungewissheit macht es auch spannend und so verläuft jede Partie etwas anders.

Fazit:

Meine anfängliche Skepsis ob eine Duell-Variante von Imhotep notwendig ist, war schnell verflogen. Das Spielprinzip des großen Bruders wurde hervorragend übertragen, vieles fühlt sich ähnlich an. Vorher gab es den Zwang, entweder möglichst viel Baumaterial aufzuladen, um beim Anlegen einen möglichst hohen Ertrag zu bekommen oder ein nicht ganz volles Boot loszuschicken, um den Ablageplatz selber festlegen zu können. Nun steht man vor einer sehr ähnlichen Entscheidung, indem entweder ein Arbeiter mehr eingesetzt werden kann, der ein weiteres Plättchen einbringt oder ein Boot entladen wird. Auch hier bringen mehr eigene Arbeiter einen größeren Ertrag, jedoch kann einem der Gegenspieler dann zuvor kommen und mit einem Entladevorgang den eigenen Plan mächtig durcheinander bringen. Statt an einem anderen Bauwerk zu bauen, zudem das Boot geschickt wurde, bekommt man nun Baumaterial oder Aktionsplättchen. Auch wenn bei den Bauwerken nicht direkt konkurriert wird, da jeder seine eigenen Bauwerke errichtet, führen die Wertungsmechanismen schon zu einer gewissen Konkurrenzsituation.

Die Sonderaktionen der blauen Plättchen sind nicht zu verachten, sie bieten lukrative Optionen. Das ist auch okay, denn um sie einzusammeln verzichtet man auf Baumaterial, welches meist direkt in Punkte bei Spielende umgesetzt werden kann. Vor allem kann man mit ihnen das Gegenüber mächtig ins Schwitzen bringen, wenn plötzlich mehrere Arbeiter auf einen Schlag eingesetzt werden oder einfach mal zwei Plättchen ihre Plätze tauschen. Man spielt hier keineswegs nebeneinander her, sondern jeder Zug will wohl überlegt sein, kann dem anderen Spieler helfen oder ihn verärgern. Genau daraus zieht Imhotep Das Duell seinen Reiz. Die Informationen sind offen, ich sehe genau welche Optionen für meine eingesetzten Arbeiter bereit stehen. Und auch welche Plättchen mein Gegenüber benötigt. Aber man kann nie genau wissen, was der Gegenspieler genau plant. Daher ist die Entscheidung beim Platzieren seiner Arbeiter nicht trivial. In meiner Wahrnehmung bietet diese Duell-Version dabei allerdings auch noch mehr Grübelpotential als das Grundspiel.

Beim Material punktet das Original besonders mit seinen großen Holzklötzchen, die hier durch Pappe ersetzt wurden. Dafür sind aber die Spielfiguren aus Holz, ich finde dies ist ein fairer Kompromiss, sonst hätte man diese Variante sicher nicht in der kleinen Schachtel und einem entsprechenden Preis veröffentlichen können. Doch auch wer mit dem Originalspiel wenig anfangen konnte, sollte durchaus einen Blick riskieren. Wir haben es Bekannten ausgeliehen, denen es so erging, doch die Duell-Variante hat sie überzeugt und sie haben sie sich direkt selbst zugelegt.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Kosmos Verlag
Autor(en): Phil Walker-Harding
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 2 Spieler
Dauer: 30 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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