Unter Schafen 04/23

April, April! Wie jedes Jahr begann der erste Tag des vergangenen Monats damit andere reinzulegen. Diese Tradition macht auch vor der Brettspielwelt nicht Halt und so konnte man dieses Jahr wieder einige abstruse Meldungen von Autoren, Verlagen und Medienschaffenden lesen. Manche so überspitzt, dass man sofort erkennt, woran man ist. Andere hingegen so perfide, dass man leicht darauf herein fallen kann. Man merkt daran auch, welche Themen die Szene derzeit beschäftigen. Mehr als ein Scherz drehte sich nämlich um Brettspiele, die vollständig von einer künstlichen Intelligenz erschaffen wurden.

Neoville

Neoville heißt die zu erbauende Stadt,
die ihr in einer Partie entstehen lasst.
Eine Stadt der Zukunft soll es werden,
die Grundlage zeigt verschiedene “Erden”.
Passende Wolkenkratzer, von klein bis groß,
doch achtet auf deren Harmonie bloß.
Wenn Größe nicht der Fläche entspricht,
lohnt sich der ganze Aufwand nicht.
Für verschiedene Bio-Projekte ebenso gilt,
sie punkten nur, wenn sie passen ins Bild.

Kurz & Klein: Spiele von Phil Walker-Harding

Ich hatte 2019 begonnen, kleine und schnell vorgestellte Spiele nicht mehr in die starre Rezensionsstruktur zu pressen. Stattdessen möchte ich ähnliche Spiele, die irgendeine Gemeinsamkeit haben nicht kurz und klein hacken, wie der Titel es vermuten lassen könnte, sondern einfach gesammelt vorstellen. So bekommt ihr heute einen Überblick über das jeweilige Spielprinzip und meine Gedanken zu drei aktuellen Spielen des Autors, dem wir unter anderem Sushi Go und Imhotep zu verdanken haben. Freut euch auf Städtebau in luftiger Höhe bei Cloud City, die Erkundung neuer Landflächen bei Explorers und weidende Lamas im Hochgebirge bei Llamaland.

Adventure Games – Monochrome AG / Das Verlies

Cover / Foto: Kosmos

Kosmos hat dieses Jahr auf der Spielwarenmesse in Nürnberg drei Spielsysteme nebeneinander präsentiert, bei denen es diverse Überschneidungen gibt. Zuerst gab es die Exit-Spiele, von denen die ersten drei sogar zum Kennerspiel des Jahres gekürt wurden. Diese Spiele orientieren sich an klassischen Escape Rooms, in denen die Spieler Rätsel lösen müssen um wieder zu entkommen. Der Fokus liegt dabei auf den Rätseln, eine Geschichte existiert meist nur am Rande. Daneben gibt es nun die Escape Tales, von denen ich vor kurzem erst berichtet habe. Diese gehören ebenfalls zu den Escape Room-Spielen, sie enthalten jede Menge Rätsel, doch steht bei ihnen die Geschichte im Mittelpunkt. Und nun existieren auch noch die Adventure Games, die eher an Point and Click-Adventures auf dem PC erinnern. Auch hier geht es mehr um die Geschichte, dabei sind keine klassischen Rätsel wie in den Escape Room-Spielen zu lösen, sondern vielmehr Objekte sinnvoll miteinander oder mit Orten zu kombinieren, um die Geschichte voranzutreiben. Genau diese möchte ich nun genauer vorstellen.

3 Spiele – 1 Mechanismus: Flip’n’Write (Puzzle)

Flip'n'Write Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Leider habe ich keine Rückmeldung erhalten, ob euch diese neue Rubrik auf Brettspielpoesie gefällt, daher mache ich einfach erstmal weiter damit ;-) Ich habe einige Spiele hier, die ich euch gerne vorstellen möchte, zu denen es aber im Detail gar nicht so viel zu schreiben gibt. Außerdem haben sie untereinander große Ähnlichkeiten, sodass ich mich entschieden habe sie euch gemeinsam vorzustellen. Ich hoffe, dass dies auch in eurem Sinne ist, da ihr dann einen direkten Vergleich bekommt, der euch bei eurer Kaufentscheidung vielleicht helfen kann.

Gizmos

Gizmos Cover
Cover / Foto: Asmodee

Der Verlag Cool Mini Or Not bzw. CMON Limited, wie er sich seit 2015 offiziell nennt, steht eigentlich für Spiele mit opulenter Ausstattung und einer Vielzahl an Miniaturen, es sind die Macher von Spielen wie Blood Rage, Zombicide und Rising Sun. Doch neben solchen Spielen bieten sie mittlerweile ein breites Produkt-Portfolio an und 2018 haben sie ein Spiel veröffentlicht, welches ich mir unbedingt ansehen musste. Gizmos ist aus der Hand von Phil Walker-Harding, dessen Spiele mir bisher eigentlich immer sehr zugesagt haben. Und es zieht die Blicke auf sich mit seinen vielen bunten Murmeln aus einem großen Murmelspender. Der Titel erinnert mich unweigerlich an Gizmo, den niedlichen Mogwai aus dem Film Gremlins. Doch geht es hier keineswegs um die niedlichen, pflegebedürftigen Tierchen aus dem Film, mit Gizmos ist wohl eher die englische Bezeichnung für ein Gadget gemeint, die ein technisches Werkzeug oder Gerät mit bisher so nicht bekannter Funktionalität beschreibt. Genau solche zu errichten, ist nämlich die Hauptaufgabe der Spieler in Gizmos.

Hexenhaus

Hexenhaus Cover
Cover / Foto: Lookout Spiele

“Knusper, Knusper Knäuschen, wer knuspert an meinem Häuschen…” – Diesen Satz kennt wohl jeder. Er stammt aus dem Märchen Hänsel & Gretel und ist während einer Partie Hexenhaus allgegenwärtig. Doch war dies nicht immer so, seit 2011 wurde an dem Spiel gefeilt, in welchem es im ersten Prototypen um den Teeanbau ging. Zentraler Aspekt war das Aktivieren von Elementen, indem man sie mit Plättchen überdeckt. Daraus entstand quasi als Nebenprodukt das Spiel Bärenpark. Doch war die Grundidee damit nicht gestorben, eigentlich sollten die Spieler ihre Plättchen in eine gemeinsame Auslage und in die Höhe spielen. Der nächste Prototyp drehte sich um die deutsche Stadt Rothenberg, der erste Verlag fand die Idee gut, doch blieb nicht dabei. Der dritte Platz beim Hippodice Wettbewerb  2013 kurbelte das Interesse der Verleger wieder an. Doch es lief noch nicht rund, erst im Jahr 2017 kam dem Autor die Idee jedem Spieler seine eigene Auslage zu geben. Thematisch sollte es zunächst um eine Schokoladenfabrik gehen, bis Lookout Spiele die Idee mit dem Lebkuchenhaus hatte und das Spiel gemeinsam mit dem Autor finalisierte, welches ich euch nun vorstelle. Die vollständige Entstehungsgeschichte könnt ihr auf dem Twitter-Profil des Autors nachlesen.

Imhotep: Das Duell

Imhotep Duell Cover
Cover / Foto: Kosmos

Nicht selten lassen die Verlage ein wenig Mut bei der Einschränkung der Spielerzahl vermissen. Dann werden Spiele für 2 – 4 Spieler veröffentlicht, doch zu zweit funktionieren sie nur mit Sonderregeln, die dem Spiel jeglichem Sielspaß nehmen. Imhotep gehört für mich gerade nicht in diese Kategorie, es funktioniert bereits gut zu zweit. Von daher war ich etwas überrascht als Kosmos verkündete, eine reine Duell-Version davon in ihrer 2-Spieler-Reihe zu veröffentlichen. Lediglich die Obelisken-Wertung war in dieser Konstellation schwächer, als im Mehrpersonenspiel. Dafür hat man mehr Einfluss auf das Spielgeschehen, da man jeden zweiten Zug ausführt. Imhotep selbst mag ich sehr und die Spielideen von Autor Phil Walker-Harding sowieso, also gab ich natürlich auch dieser Variante eine Chance und wurde positiv überrascht.

Cacao – Diamante

Cacao Diamante Cover
Cover / Foto: Abacusspiele

Der Verlag Abacusspiele und Autor Phil Walker-Harding kümmern sich gut darum, ihr Spiel Cacao mit kleinen und großen Erweiterungen in den Köpfen der Spieler zu verankern. Mit der ersten großen Erweiterung wurde Schokolade eingeführt, die logische Konsequenz was aus den gesammelten Kakaobohnen entstehen kann :-)

Doch gab es neben der Schokolade noch drei weitere Module: Landkarten, Bewässerung und Hütten. Auch die zweite Erweiterung besteht aus vier einzelnen Modulen, die separat oder in Kombination dem Grundspiel hinzugefügt werden können. Erfahrt in dieser Rezension was die aktuelle Erweiterung mit Diamanten zu tun hat.

Imhotep: Eine neue Dynastie

Imhotep - Eine neue Dynastie Cover
Cover / Foto: Kosmos

So ein Berufsleben kann ziemlich langweilig werden, wenn man tagtäglich immerzu die gleichen Aufgaben erledigt. So wie die Baumeister Imhoteps aus dem alten Ägypten, die zwar jedes Bauwerk in zwei Varianten erschaffen können, aber auch das kann mit der Zeit langweilen. Zum Glück ist eine neue Dynastie angebrochen und die Baumeister müssen nun auch die Wünsche ihrer neuen Herren berücksichtigen. Für jedes Bauwerk stehen ihn dadurch vier mögliche Ausprägungen zur Verfügung, die sie mit ihren Kollegen gemeinsam errichten können. Statt bisher im Grundspiel 32 Kombinationsmöglichkeiten, stehen den Spieler nun ganze 1.024 Möglichkeiten zur Verfügung, die Orte in einer Partie Imhotep zu kombinieren. Und das klingt nun gar nicht mehr so eintönig, oder? Auch die Götter sind davon angetan und belohnen die Baumeister, die ihre Errungenschaften gekonnt vorhersehen können.