BerlinCon 2025

In diesem Sommer fand bereits zum zehnten Mal die BerlinCon statt. Diese Brettspiel-Convention begann als kleines Community-Event des Youtube-Kanals Hunter & Cron, wurde immer größer, wechselte mehrfach die Veranstaltungsorte innerhalb Berlins und ist im vergangenen Jahr im Estrel Convention Center angekommen. Dort fand sie auch dieses Jahr statt, allerdings zeitlich ein wenig später im Jahr und damit entkoppelt von der Spiel des Jahres-Verleihung, die ebenfalls seit einigen Jahren in Berlin beheimatet ist.

Wer am Donnerstagabend durch die sozialen Medien scrollte, konnte schon Sorge verspüren, etwas zu verpassen. Viele posteten Bilder von ihrer Anreise oder erste Bilder aus dem Estrel. Gespielt wurde auch vor offiziellem Beginn schon überall im Hotel. Und genau das ist doch eigentlich auch die schönste Sache an der BerlinCon: Auf so viele Menschen zu treffen, die demselben Hobby frönen. Nur so lässt es sich auch erklären, wenn am Frühstückstisch noch jemand frühstückt und am selben Tisch bereits eine Partie Caverna vorbereitet wird, um sich die Zeit bis zum offiziellen Einlass der BerlinCon am Sonntag zu vertreiben. ;-)

Presseevents

Die BerlinCon wird auch für Verlage immer interessanter und daher setzen manche auf gezielte Informationen über spezielle Presseevents im Vorfeld oder während der Convention.

Deep Print Games

Ich machte mich erst am Freitag auf den Weg in die Hauptstadt, aus Braunschweig ist die Anreise ja auch nicht so lang. Angekommen sind wir bereits am frühen Nachmittag, um direkt in das Presseevent von Deep Print Games zu starten. Dort gab es nicht nur die Möglichkeit den aktuell erschienenen Titel Dice Pool Party, eine überarbeitete Neuauflage von Dice Cup ohne Würfelbecher und in kleinerer Schachtel, kennen zu lernen.

Auch Inka und Markus Brand gaben sich mit ihrem neuen Stichspiel Ghostbumpers die Ehre. Dies ist die Weiterentwicklung einer Spielidee aus dem Spiel Rummelplatz ,welches 2010 bei Eggertspiele erschienen ist. Bei diesem Stichspiel gewinnt einfach die höchste Karte, aber eigentlich möchte man nicht gewinnen. Zu Beginn spekuliert man, wie viele Stiche man gewinnen wird, indem man eine spezielle Karte in einem persönlichen Kartendeck platziert. Für jeden gewonnenen Stich deckt man eine davon auf, sollte die Schreckkarte dabei auftauchen endet die Partie und alle anderen punkten. Es sei denn, es war die letzte Karte im Stapel, in diesem Fall erhält man alleine zehn Punkte. Sonderkarten machen das Spiel zu einem spannenden Mind-Game.

Wir nutzen die Zeit jedoch vor allem uns mit den beiden großen Herbstneuheiten zu beschäftigen. Auch das kooperative Experten-Spiel Deckers ist eine überarbeitete Neuauflage und zwar von Renegade, das 2018 nur auf Englisch erschienen ist. Bei diesem Deckbuildingspiel versucht man als Hacker-Team einen “supermassiven Computer” zu überlisten. Für Variation sorgen unterschiedlich anspruchsvolle Missionen, asymmetrische Fähigkeiten der Hacker sowie viele verschiedene Karteneffekte.

Für das kompetitive Kenner-Spiel Skybridge mit besonderem Karten-Aktivierungs-Mechanismus arbeiteten Michael Rieneck und Franz Vohwinkel zusammen. Gemeinsam errichtet man in diesem Spiel eine Weltenbrücke zu einer hoffentlich aussichtsreicheren Zukunft auf einem grüneren Planeten. Auch wenn sich alle am Bau beteiligen, spielt jeder für sich und verfügt dabei über eine eigene Sonderfähigkeit. Durch das geschickte Ausspielen der Karten an Aktionsslots versucht man sich dabei eine ertragreiche Engine auszubauen, die bei Spielende auch noch Punkte abwirft. Die Illustrationen stammen aus der Feder des Illustrators, der parallel auch an einer Buchreihe zu dieser Fantasy-Welt schreibt. Leider fand ich den Einstieg ohne längere Einführung in diese Welt etwas holprig. Die Illustrationen im Spiel passen für mich auch nicht so wirklich zu der ansehnlichen Cover-Illustration und die verwendete Symbolik empfand ich nicht sehr eingängig. Aber bis zum Release im Herbst ist ja vielleicht noch ein wenig Zeit zum Nachjustieren.

Hasbro

Auch Hasbro nutzte dieses Jahr die Gelegenheit seine Neuheiten im Businessbereich der Presse in ruhiger Umgebung vorzustellen. Neben der Erweiterung Moonrise für das Plättchenlegespiel Leben in Reterra der Autoren Ken Gruhl und Eric M. Lang. sowie Ergänzungen im Heroquest-Universum hatten sie mit Cosmolancer eine Neuinterpretation von Reiner Knizias Auf Heller und Pfennig dabei. Zum ersten Mal auf europäischem Boden konnte man hier auch den Prototypen von Sanibel spielen, einem neuen Spiel von Elizabeth Hargraves über das Muschelsammeln am gleichnamigen Strand von Florida.

Edition Spielwiese

Das Autorenpaar Inka und Markus Brand war dieses Jahr wieder sehr fleißig und daher konnten sie auch bei der “Standparty” der Edition Spielwiese eine ihrer anstehenden Neuheiten persönlich vorstellen. Das Bluff-Spiel Falsche Schlangen für bis zu sechs Personen haben sie gemeinsam mit ihren beiden Kindern Emily und Lukas erschaffen. Es ist ein schnelles Kartenspiel mit Zahlenkarten und Karten mit falschen Schlangen die unter allen verteilt werden. In jeder Runde muss man eine der eigenen Karten einer anderen Person anbieten und darf dabei über den Wert der Karte lügen. Die Schlangenspieler haben eine andere Siegbedingung als die anderen. Dadurch dass die Karten ständig wechseln, kann die Rolle auch wechseln. Wie ich finde, ist das eine angenehme Bluff-Mechanik, die niemanden überfordern sollte, aber zu viel Chaos und Misstrauen führen kann.

Auch die bereits erhältliche Neuheit Oh no, we crashed! konnten wir in der Sechser-Runde spielen. Bei diesem kooperativen Echtzeitspiel, versucht man gemeinsam in kurzer Zeit die richten Karten zu finden und gemeinsam korrekt abzulegen. Drei Karten werden jeweils benötigt, da man aber nur eine Karte in jede Hand nehmen darf benötigt man mindestens zwei Personen für jedes Modul. Unterschiedliche Missionen bieten einige Herausforderungen.

BerlinCon - 10 Jahre
BerlinCon – Logos der 10 Jahre / Foto: Brettspielpoesie

Game Night & Spieleausleihe

Als wir mit ein wenig Verspätung zur ersten Gamenight kamen, hatten sich die Schlangen bereits aufgelöst, die es hier kurz nach dem Einlass an der Spieleausleihe gegeben haben soll. Insgesamt bleibt aber festzuhalten, dass der Blick aufs Brett e.V(externer Link) hier einen fantastischen Job macht und wirklich alles gegeben hat, um die Suche nach dem richtigen, verfügbaren Spiel zu erleichtern und Wartezeiten zu verkürzen. Ich habe an diesem Wochenende alle Spiele in der BerlinCon App ausgewählt, dort reserviert und als ich in an der Ausgabe ankam, meist direkt in Empfang nehmen können.

Begeistert bin ich noch immer von der Akustik in der Halle zum freien Spielen. Auch wenn dort zeitweise nur noch vereinzelte Plätze frei waren, konnte man sich und die anderem am Tisch wirklich gut verstehen. Wir nutzten die freie Spielzeit in erster Linie für 2-Personen-Spiele, die bisher an uns vorbei gegangen waren.

Das aktuellste ist wohl das für ein Hans im Glück-Spiel überraschend kleine Duell um Cardia, bei dem ich total froh war, als es endlich in der Ausliehe verfügbar war, nur um auf dem Weg dorthin direkt an mehreren freien Asmodee-Tischen mit diesem Spiel vorbei zu gehen. Im Spiel duelliert man sich mit identischen Kartendecks aus 16 Karten, von denen man maximal fünf gleichzeitig auf die Hand bekommt und pro Runde genau eine spielt. Die höhere Karte bekommt ein Siegel, der Effekt der niedrigeren Karte wird ausgeführt und kann vieles durcheinander bringen. Um zu gewinnen benötigt man fünf Siegel auf seiner Seite. Auch andere Verlage, wie zum Beispiel Hasbro oder Steinbock Brettspiele hatten sich hier Tische gesichert, um die eigenen Spiele anzubieten.

BerlinCon'25 Spielfläche
BerlinCon’25 Spielfläche / Foto: Brettspielpoesie

Das 2-Personen-Spiel Compile konnten wir bei Pegasus als Rezensionsexemplar mitnehmen, doch wollten wir nicht bis zu Hause warten und haben zwischendurch sogar dieses im freien Spielbereich kennen gelernt. Als hätten wir geahnt, dass es am Abend mit der Goldenen Tatze, ausgezeichnet würde. Dieser Preis wurde erstmals im Rahmen der 10-Jahres-Feier zum Jubiläum der BerlinCon von einer rein weiblichen Jury vergeben. Bei der Auswahl ging es den Jurorinnen um Originalität und Innovationscharakter der über 40 Neuheiten, die noch auf keiner anderen Messe vorgestellt wurden. Statt der ursprünglich geplanten drei Finalisten nannten sie mit Fifty, Duell um Cardia, Lacuna und Naishi gleich vier weitere Titel. Daneben wurde mit The Fallpoint auch der beste Prototyp der BerlinCon ausgezeichnet.

Ausstellerbereich

Nicht nur die Räumlichkeiten sind dieselben, wie im Vorjahr, auch das grobe Rahmenprogramm ähnelte sich. Es gab wieder zwei Hallen, in denen Austeller sich und ihre aktuellen Highlights sowie anstehende Neuheiten präsentierten und Möglichkeiten zum Spielen und/oder Kaufen anboten. Große wie kleine Brettspiel-Verlage, die meisten aus Deutschland, aber auch ausländische, wie zum Beispiel albi Games. Man konnte auch kleinere Stände von Einzelpersonen oder mit mehr oder weniger fortgeschrittenen Prototypen, meist von Crowndfunding-Spielen, entdecken. Bei Mr. Meeple gab es sogar Brettspiel-Klamotten zu erwerben.

Zudem eine kleinere Halle für den Brettspielnachwuchs, in die ich mich dieses Jahr allerdings nicht verirrt habe. Auch Illustratoren und Autoren bekamen wieder die Möglichkeit sich und ihre Arbeiten zu präsentieren. Erstmals gab es sogar die Möglichkeit sich vor Ort tätowieren zu lassen. Der in Berlin ansässige Verein FLINTA*stisch bekam dieses Jahr auch die Möglichkeit sich und seine Ideen vorzustellen. Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte in den aktuellen Beeple-Talk(externer Link) hineinhören.

Die Flohmarkt-Schlange wurde durch spezielle Flohmarkt-Badges etwas entzerrt, die einzige Möglichkeit den Flohmarkts mit über 10.000 Spielen am Samstagvormittag aufzusuchen. Durch eine geänderte Verteilung der Pausenzeiten konnte der Flohmarkt durchgehend geöffnet bleiben. Ich glaube, das Konzept ist aufgegangen, ich habe keine ewig langen Schlangen mehr registriert und auch keinerlei Beschwerden vernommen. Allerdings führte diese Änderung auch dazu, dass ich den Flohmarkt zwischenzeitlich gar nicht auf dem Schirm hatte und schlicht vergessen habe, drüber gehen zu wollen.

Bühnenprogramm

Auf der Bühne habe ich nur eine Veranstaltung besucht und zwar das Quiz Schätz it! vom Podcast Harte Töne, um als Team Beeple den Titel aus dem Vorjahr zu verteidigen. Leider war mein letztjähriger Quizpartner Sebastian, aka Solo Manolo, nicht verfügbar. Doch er wurde wunderbar vertreten von Dirk vom Ablagestapel. Dieses Mal gab es sechs unterschiedliche Runden mit teils bekannten und teils völlig neuen Aufgaben.

Wir starteten ziemlich gut und gingen daher mit einem guten Punktepolster in die letzte Runde. In dieser sollten Jahreszahlen von zehn Titeln korrekt benannt und in die richtige Reihenfolge gebracht werden, wobei wir teilweise ordentlich daneben lagen. Da nur ein falsch einsortierter Titel eine sonst korrekte Reihe komplett durcheinander bringt, ließen hier aber alle Punkte liegen und es reichte für den erneuten Sieg für das Team Beeple.

BerlinCon'25 - Quiz Schätz it!
BerlinCon’25 – Quiz Schätz it! / Foto: Brettspielpoesie

Auch wenn die eine oder andere Antwort vielleicht etwas diskussionswürdig erschien, finde ich es klasse, was die Jungs hier jedes Jahr auf die Beine stellen. Die Aufgaben waren dieses Jahr wirklich kreativ und ermöglichten es erneut, nicht alles korrekt benennen zu müssen, sondern mit gekonntem Halbwissen und glücklicher Schätzerei Punkte sammeln zu können.

Viele weitere Programmpunkte, wie einen Vortrag über die Entwicklung der Trading Card Games oder das sehr beliebte Kneipenquiz luden zum verweilen und mitmachen ein.

Fazit / Ausblick

Es war wieder eine wirklich tolle Veranstaltung, die ich immer gerne besuche. Auch wenn die Unterkunft im Estrel nicht gerade günstig ist, so ist es schon irgendwie cool, alles an einem Ort zu haben. Was man aber nicht zwingend muss, es gibt ja auch weiterhin die Möglichkeit extern unterzukommen.

Eine ähnliche Wahl hat man dabei, wie man die Zeit auf der BerlinCon nutzen möchte. Es gibt so viele Programmpunkte neben der Möglichkeit einfach nur frei zu spielen, sodass jeder etwas für sich finden sollte. Auch wenn es immer mehr Neuheiten werden, die explizit zur BerlinCon (und der zu einem ähnlichen Zeitpunkt stattfindenden Gencon in den USA) erscheinen, so lohnt es sich vielleicht weniger, wenn man die neuesten Titel unbedingt erwerben möchte. Es gibt zwar viele verschiedene Kaufmöglichkeiten, dennoch steht auf der Convention das Spielen selbst mehr im Fokus. Genau wie das Treffen anderer brettspielverrückter Personen und der Austausch untereinander.

Das Angebot an Speisen und Getränken vor Ort ist ebenfalls in Ordnung. Eine gut sättigende Pizza war auch dieses Jahr für 10/11 € zu bekommen. Die Stände zum Essen und Trinken verteilen sich gut über den gesamten Veranstaltungsbereich. Es ist darüber hinaus auch nicht verboten sich selbst zu verpflegen.

Wie jedes Mal auf eigentlich jeder Veranstaltung, habe ich die gleichen Personen mehrfach getroffen, dafür viele andere aber auch gar nicht. Leider war es für einige Medienschaffende eine entweder/oder-Entscheidung die BerlinCon zu besuchen oder die Spiel des Jahres-Verleihung (und den vierten Tag der Brettspielkritik) drei Wochen zuvor. Ich denke beide Veranstaltungen profitieren voneinander und daher freue ich mich, dass für die beiden kommenden Jahre die Planungen für beides am selben Wochenende schon stehen. Für nächstes Jahr könnt ihr euch das Wochenende vom 10.07.2026 – 12.07.2026 notieren. Mitte September soll der Vorverkauf für die Convention beginnen und die Hotelzimmerreservierung möglich sein.

BerlinCon'26 - Logo
BerlinCon’26 – Logo

Für optische Eindrücke verweise ich gerne auf meinen Instagram-Kanal(externer Link). Und wer erste Eindrücke lieber auf die Ohren bekommen möchte, kann gerne bei den Bretterwissern(externer Link) reinhören.

Schreibt mir gerne in die Kommentare was ihr von der BerlinCon haltet. Ist das Angebot auch für euch sinnvoll oder was hält euch vielleicht davon ab im Sommer die Reise in die Hauptstadt dafür anzutreten?

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