Jetzt hat sie begonnen, die Sommerpause. Bei meinem beiden liebsten Hobbies wird nach einem turbulenten Monat dadurch nun wieder etwas Ruhe einkehren. Während ich dem einen Hobby nun sehr viel weniger nachgehen kann, bedeutet dies zugleich wieder mehr verfügbare Zeit für das andere Hobby, nämlich Brettspiele. Gerade erst wurden die besten Spiele des vergangenen Spielejahrgangs bekannt gegeben. Ich habe mich in gewohnter Weise ebenso an der Prognose beteiligt, als auch an einer Kommentierung der Auswahl. Die Jury wird den Juni sicherlich nutzen, um die nominierten Titel weiter unter die Lupe zu nehmen und ich hoffe ich kann die Zeit nutzen, noch das eine oder andere Spiel des vergangenen Jahrgangs besser kennen zu lernen.
Mäh! - News und Aktuelles
Codenames Relaunch
Mitte des Monats war ich im Museum für Kommunikation in Frankfurt zu einem etwas anderen Presseevent. HeidelBÄR Games und Czech Games Edition haben gemeinsam eingeladen ihr erfolgreiches Kommunikationsspiel Codenames zu feiern. Ich habe eine besondere Verbindung zu diesem Spiel. Nicht nur, dass ich als Brettspielpoetin Wortassoziationsspiele grundsätzlich sehr mag, es war auch gemeinsam mit Through the Ages mein erster Kontakt mit Spielen von Vladaa Chvátil und das gleich mit Zweien, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Das hat mir allerdings auch aufgezeigt, dass Wortspiele in der eigenen Muttersprache am besten zu spielen sind. Auch wenn ein Begriff wie ‘rock’ gleich noch eine weitere Ebene bekommt, wenn man es auf deutsch spielt. Aber das ist ja eigentlich nicht im Sinne des Erfinders.
Der Autor hat es sich nicht nehmen lassen dieses Event zum zehnten Jubiläum seines Erfolgstitels persönlich zu begleiten. In kleinere Teams aufgeteilt haben wir sechs Stationen im Museum absolviert, die sich alle irgendwie um Kommunikation und Verschlüsselung drehten, um am Ende des Tages ein Zertifikat über diese Spezialbefähigung zu erhalten. Und bei manch einer Aufgabe ist man doch ordentlich ins Schwitzen gekommen. Anders, als bei anderen Presseevents, wo man vor allem gemütlich am Spieltisch sitzt.
Gespielt wurde im Anschluss auch, aber nicht am Tisch, sondern digital in der Codenames App. Die Statistiken, die der Verlag aus der bisherigen App-Nutzung ziehen konnte, sind auch in die Neuauflage der Codenames-Reihe eingeflossen, die nun erscheint. Zunächst das Grundspiel und die Duett-Variante, mit neuer Schachtelgestaltung und vor allem mit aktualisierten Karten. Später im Jahr soll Codenames Pictures herauskommen und vielleicht sogar noch mehr.
Herde - Neuzugänge
Burger Master
(Jeppe Norsker – Korea Boardgames)
Autor Jeppe Norsker ist mir vor allem von der Escape Room-Spiel-Reihe 50 Clues bekannt. Dass er auch anders kann, zeigt er nun bei Korea Boardgames mit einem Logikspiel. Wie so oft bei asiatischen Verlagen zeichnet sich dieses durch das enthaltene Material aus. Die großen, bunten Holzteile sollen Burger Buns, Patties, Käse- und Tomatenscheiben sowie Salat und Zwiebeln darstellen. Alles was man benötigt um der nächste Burger Master zu werden, wie das Spiel auf englisch heißt. Das Spielmaterial ist zum Glück vollkommen sprachneutral und die englische Anleitung lässt such online finden.
Auch die Siegpunkte sind nicht einfach irgendwelche Marker, sondern Pommes aus Pappe, die in einer Pommestüte geliefert werden, die denen einer großen Fast Food-Kette nicht unähnlich sieht ;-) Ebenfalls enthalten ist eine Sanduhr, die für das Spiel benötigt wird, sowie diverse Karten, die unterschiedlich zusammengebaute Burger zeigen. Im Spiel geht es darum, sich zu überlegen wie viele Züge man benötigt, um den abgebildeten Burger aus auf vier Tellern gestapelten Einzelteilen nachzubauen, indem man teile von einem Stapel auf einen anderen platziert.
Auf den Wegen von Marie Curie
(Florian Fay – Asmodee / Sorry we are french)
Letztes Jahr überraschte Auf den Wegen von Darwin mit einer Nominierung zum Spiel des Jahres, zu diesem Zeitpunkt war bereits bekannt, dass ein Nachfolger kommen wird, der sich mit dem Leben von Marie Curie beschäftigt. Wieder steht thematisch das Leben der Titelfigur im Vordergrund, erneut handelt es sich um ein leicht zu erlernendes Spielprinzip. Dieses Mal steht ein Würfelturm im Mittelpunkt. Durch diesen müssen die verschieden farbigen Würfel ihren Weg finden, die Pech, Uran und Radium repräsentieren. Es ist wie bei einem wissenschaftlichen Experiment: Wenn man oben etwas reinwirft, weiß man eben nicht immer genau was unten rauskommt. Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, kann im Anhang das Leben von Marie Curie Revue passieren lassen.
Nicht nur dieser Anhang, sondern das gesamte Spielmaterial ist wieder gut durchdacht und liebevoll gestaltet. Hoffentlich erreicht es dadurch die Zielgruppe, für erfahrenere Spieler könnte es zu wenig Entscheidungsmöglichkeiten bieten. Der Verlauf hängt nicht nur davon ab, welche Klötzchen den Würfelturm erfolgreich passieren, man bekommt auch zufällige Experimente, Ziele und Thesen .
Stupor Mundi
(Nestore Mangone – Pegasus Spiele)
Sowohl von der Optik, als auch vom Thema, hätte mich der neue Quined Games-Titel Stupor Mundi, der nun auch bei Pegasus erschienen ist, eher kalt gelassen. Der Titel entspricht dem Spitznamen von Kaiser Friedrich dem II. von Staufen der im 13. Jahrhundert lebte. Als Gefolgsleute bauen wir dabei unsere Burgen im Schatten seines Palasts. Das dafür enthaltene Baumaterial könnte auch aus einem Kinderspiel stammen, die einzelnen Bauteile erscheinen ungewöhnlich groß. Das gilt allerdings nicht für das gesamte Spielmaterial, zwei enthaltene Marker sind so winzig, dass man diese unter dem ganzen anderen Spielmaterial leicht übersehen kann.
Eine Einordnung zur Komplexität findet man auf der Schachtel nicht, da es sich um eine zweisprachige Ausgabe handelt. Es ist bei Pegasus trotzdem als Expertenspiel gelistet. Ein weiteres Indiz sind die beidseitig bedruckten Spielhilfen. Diese lassen mich aber immerhin hoffen, dass sie einen dabei unterstützen, die Detailregeln zu verinnerlichen. Nun bin ich gespannt auf die erste Partie und ob mich das Spielprinzip von sich überzeugen kann.
Grasen - Frische Spieleindrücke
Flip 7
(Eric Olsen – Kosmos)
“Das beste Kartenspiel aller Zeiten” wurde zum Spiel des Jahres nominiert. Dieses Zitat ziert zumindest die Schachtel, zugesprochen wird es Catch Up Games und The OP Games. Es ist ein einfaches Push your luck-Spiel, das von seinem Zockerelement lebt.
Es gibt darin die Karten von 1-12 und zwar jeweils so oft, wie die Zahl angibt. Dazu eine 0 und einige Sonder- und Aktionskarten. Man möchte für den titelgebenden Flip 7 am gerne sieben Karten in der eigenen Auslage haben, diese müssen jedoch alle unterschiedliche Zahlenwerte zeigen. Denn wird eine Karte aufgedeckt, die man schon ausliegen hat, ist man aus der aktuellen Runde raus und erhält keine Punkte. Daher fragt der Geber jede Runde, ob man noch eine Karte möchte. Wer nämlich sieben verschiedene Karten ausliegen hat, beendet die Runde für alle und bekommt fünfzehn Zusatzpunkte zu den ausliegenden Zahlenwerten. Letztere kann man sich auch sichern, wenn man eine neue Karte ablehnt, um die ausliegenden Punkte zu erhalten. Aber es könnten ja mit der nächsten Karte auch immer noch mehr werden.
Irgendwie hat mich der Pitch auf der Spielwarenmesse angesprochen, sodass ich aus der Masse an kleinen Kartenspielen dachte, dieses könnte etwas Besonderes sein. Und das hat sich bestätigt. Es ist komplett zufällig, kaum planbar und dennoch immer wieder gut. Das Push your luck-Prinzip in Reinform. Es ist bisher in allen Runden gut angekommen und hat von daher möglicherwiese die Qualität zu einem Spiel des Jahres. Dennoch hoffe ich, dass es sich nicht gegen Bomb Busters durchsetzen kann.
Medium
(Danielle Deley, Lindsey Sherwood, Nathan Thornton – Perdix Spiele)
Lange hat es gedauert, bis eine deutschsprachige Version von Medium erschienen ist, es brauchte erst einen neu gegründeten Verlag, nämlich Perdix Spiele. Bei Medium geht es um telepathische Verbindungen, das klingt jetzt aber vielleicht höher gestochen, als es eigentlich ist.
Gespielt wird reihum jeweils mit einer Nachbarperson. Jemand legt eine Wortkarte aus und der Nachbar eine weitere. Beide versuchen dann einen Überbegriff zu finden und diesen gemeinsam auszusprechen. Gelingt dies auf Anhieb, gibt es einen der höchsten Punktemarker. Ansonsten versucht man es erneut, nun sind die soeben genannten Begriffe der Ausgangspunkt. Als Belohnung gibt es Punkteplättchen mit geringeren Werten. Gelingt dies auch im dritten Versuch nicht, gibt es gar keine Punkte und die nächsten sind dran.
Medium ist perfekt für größere Runden mit bis zu acht Personen, die in lockerer Runde etwas leichtes spielen möchte. Allerdings zieht es sich bei vielen Personen auch etwas, da man lange Zeit selbst nicht aktiv ist. Es ist zwar interessant, zu sehen wie gut die Aufgabe bei anderen gelingt, aber es ist schon spannender selbst Teil davon zu sein. Es kann auch passieren, dass man mit dem eigenen Nachbar kaum eine Verbindung aufgebaut bekommt und bei den anderen eher die gleiche Assoziation hat. Bei gerader Personenzahl kann man auch in festen Zweier-Teams mit der Person, die einem gegenüber sitzt, spielen. Dann ist man auch nicht zweimal direkt hintereinander dran, sondern immer mal wieder. Optionale Aktionskarten erlauben es einmalig bei einem anderen Team mitzuraten bzw. die eigenen Handkarten auszutauschen.
Die verschieden wertigen Punkteplättchen sorgen dafür, dass die genauen Punktzahlen erst bei Spielende bekannt werden und nicht schon vorher bekannt sind, um die Spannung etwas aufrecht zu halten.
Vielen Dank an Korea Boardgames, Asmodee, Pegasus Spiele, Kosmos und Perdix-Spiele für die Bereitstellung der Rezensionsexemplare!