Iberia

In Pandemie wird die gesamte Welt bereist,
während man in Iberia bloß die Halbinsel umkreist.
Weit entfernt vom heutigen Fortschritt,
manch einer eine böse Krankheit erlitt.
Diese zu heilen schien aussichtslos,
was machte man damals bloß?
Die Seuchen zu erforschen war das hehre Ziel,
die Verbreitung zu unterbinden kein Kinderspiel.
Nur gemeinsam kann es euch gelingen,
die Kranken zur Heilung unterzubringen
und die Seuchen möglichst zu dezimieren,
bevor noch mehr Menschen ihr Leben verlieren.

Spielmaterial:

In der Schachtel von Iberia findet man die typische Pandemie-Ausstattung. Der große Spielplan zeigt jedoch keine Weltkarte, sondern nur die iberische Halbinsel, unterteilt in vier verschiedenfarbige Bereiche in blau, gelb, rot und schwarz. Zu den eingezeichneten Orten gibt es jeweils sowohl eine Stadt-, als auch eine Infektionskarte. Die fast 100 Seuchenwürfel, die vier Krankenhäuser sowie die vier Forschungsmarker in Form von Mikroskopen existieren in denselben vier Farben. Sie sind, wie bei der alten Pegasus-Ausgabe von Pandemie, aus Holz. Genau wie die sieben Pöppel, zu denen jeweils eine spezifische Rollenkarte gehört. Darunter befinden sich Charaktere mit völlig neuen Fähigkeiten, denn es gibt nun auch zusätzliche Spielelemente, wie zum Beispiel die Eisenbahn. Für diese werden die Schienenmarker aus Pappe benötigt. Die Wasseraufbereitungsmarker sind ebenfalls ganz neu. Daher benötigt man auch neue Übersichtskarten. Weitere Marker und Karten machen das Spielmaterial komplett.

Spielmechanismus:

Der grundsätzliche Spielablauf des Grundspiels unterscheidet sich nicht vom Vorgänger Pandemie: Reihum sind die Spieler am Zug, führen vier Aktionen aus, ziehen anschließend zwei neue Spielerkarten und infizieren Städte. Epidemien unter den neuen Handkarten lassen sich in gewohnter Weise abhandeln und erhöhen den Infektionsmarker, der wiederum angibt, wie viele neue Städte pro Zug infiziert werden.

Iberia Spielplan
Iberia – Spielplan / Foto: Brettspielpoesie

Es gibt allerdings neue Aktionsmöglichkeiten und manche Details unterscheiden sich. Zum Beispiel lassen sich die Seuchen bei Iberia niemals vollständig heilen. Stattdessen kann man sie in Krankenhäusern, anstelle von Forschungszentren, Erforschen, um ihre Ausbreitung zu verhindern. Anders als Forschungszentren, gibt es die Krankenhäuser in den Farben der vier Seuchen und jede lässt sich nur farblich passend erforschen.

Iberia Spielsituation 3 Spieler
Iberia – Spielsituation: 3 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Auch Wasseraufbereitungsmarker können die Ausbreitung von Seuchen verhindern, sie werden in Regionen gelegt, die sich zwischen mehreren Städten befinden. Dies kostet eine farbig passende Stadtkarte. Würde eine angrenzende Stadt infiziert, kommen stattdessen zunächst diese Marker weg. Die Schienen werden zwischen Städten platziert und erlauben mit nur einer Aktion die Bewegung von einer Stadt in eine andere, wenn beide durch eine ununterbrochene Kette von Schienenmarkern verbunden sind.

Iberia Spielsituation 2 Spieler
Iberia – Spielsituation: 2 Spieler / Foto: Brettspielpoesie

Zwei enthaltene Module wandeln das Spielprinzip noch weiter ab. Beim Zustrom der Kranken wandern Seuchenwürfel als Kranke zu den Krankenhäusern ihrer Farbe, sobald diese errichtet sind. Bei den klassischen Seuchen haben die Spieler es mit Malaria, Typhus, Cholera und Gelbfieber zu tun und jede dieser Krankheiten hat besondere Auswirkungen.

Spielende:

Um eine Partie Iberia zu gewinnen, müssen die vier Seuchen erforscht sein. Wenn zuvor jedoch der Ausbruchsmarker das letzte Feld der Ausbruchsleiste erreicht, keine Seuchenwürfel mehr platziert oder keine zwei Spielerkarten mehr gezogen werden können, obwohl man dies müsste, verlieren die Spieler die Partie.

Iberia Sieg
Iberia – Sieg / Foto: Brettspielpoesie

Spieleranzahl:

Die Spielerzahl bestimmt die Anzahl der Ereignisse im Spielerstapel und wie viele Handkarten jeder zu Beginn erhält. Bei mehr Spielern hat jeder einzelne davon weniger eigene Züge, dafür gibt es mehr Charaktere mit speziellen Fähigkeiten. Auch bei Iberia kann es zum klassischen Alphaspieler-Problem kommen. Alle Spielerkarten liegen offen, ein Spieler hätte damit alle Informationen, um das gesamte Spiel und damit auch die Aktionen der anderen zu steuern, wenn diese nicht ihre eigenen Ideen durchsetzen. Bei uns entsteht stattdessen jedoch meist ein gemeinsames Überlegen, wie die folgenden Züge idealerweise ablaufen sollten.

Glücksfaktor?

Die zufällige Reihenfolge der Karten in beiden Kartenstapeln sind zufällig und erzeugen einen nicht zu unterschätzenden Glücksfaktor in vielerlei Hinsicht. Beispielsweise können die Epidemiekarten direkt nacheinander kommen, die zu infizierenden Städte können zu nah beieinander liegen, die Stadtkarten können sich gleichmäßig unter allen Spielern aufteilen und dadurch das Erforschen einer Seuche erschweren. Dass die Spieler in den Städten ihrer ersten Stadtkarten starten ist Fluch und Segen zu gleich. Es kann sich daraus die Möglichkeit ergeben, nahe an den kritischen Städten zu beginnen oder eben auch gerade nicht. Aber dieser an mehreren Stellen enthaltene Glücksfaktor macht zugleich auch die Partien abwechslungsreich und die Aufgabe knackig. Vor allem fühlt es sich so richtig gut an, wenn eine früh verloren geglaubte Partie doch noch gewonnen werden kann.

Meinung:

Ich mag das Pandemie-Spielprinzip generell und das gilt auch noch mit den Anpassungen, die daraus Iberia entstehen lassen. Anders als beim ursprünglich später erschienenen Pandemic-Untergang Roms bleibt Iberia viel mehr dem bekannten Spielprinzip treu. Es geht noch immer um Seuchen, allerdings in einer längst vergangenen Zeit, Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals gab es eben noch keine Möglichkeit zu fliegen, die Eisenbahnen standen noch ganz am Anfang. Es war zu dieser Zeit sicherlich schwieriger schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen, als es heute der Fall ist. Als Gegenstück zur fehlenden Bewegungsmöglichkeit per Flug gibt es das komfortable Reisen mit der Eisenbahn, wofür jedoch erst noch Gleise gelegt werden müssen.

Das passt thematisch hervorragend und fühlt sich auch im Spiel schlüssig an. Es sind immer nur kleine Anpassungen, die sich aber auf das Spielgefühl und auch den Schwierigkeitsgrad auswirken können. Jeder Veränderung, die sich vermeintlich positiv auf den Schwierigkeitsgrad auswirkt, steht eine gegenüber, die das Gegenteil bewirkt.

Beispielsweise ermöglicht es die Wasseraufbereitung bestimmte Regionen zusätzlich abzusichern. Dafür muss man aber an einem Ort der Region sein und eine Karte abwerfen. Doch jede so abgeworfene Karte ist eine Karte weniger, um die Krankheit zu erforschen. Außerdem kommen immer zunächst Marker weg, auch wenn die betroffene Stadt noch Seuchenwürfel vertragen könnte, andere in dieser Region jedoch nicht. Das Erforschen wird zusätzlich erschwert, da man Krankenhäuser in den vier Farben in farbig passenden Städten benötigt, also im Prinzip eine Karte der entsprechenden Farbe mehr notwendig ist. Dass man die Seuchen nicht vollständig heilen, sondern nur erforschen kann, ist thematisch für die Zeit ebenfalls total stimmig und macht Iberia wieder schwieriger, gegenüber dem ursprünglichen Pandemie.

Für eine Menge Varianz sorgen die vielen Ereigniskarten, von denen nur wenige im Spiel sind genauso wie die unterschiedlichen Rollen. Diese lassen nämlich den Fokus verändern. Da sie bestimmte Aktionen überhaupt erst ermöglichen oder günstiger erlauben, verlaufen die Partien alleine dadurch bereits ganz verschieden. Der Eisenbahner vereinfacht den Streckenbau, der Seemann kann kostenlos von Hafen zu Hafen reisen und der Politiker erlaubt es einfacher zu Karten weiterzugeben oder sogar aus dem Ablagestapel herauszusuchen.

Nicht nur weil es mehr Variation bietet, hat das Spielmaterial bei mir einen wirklich positiven Eindruck hinterlassen. Fast alle Spielmarker sind aus Holz, nur einige wenige aus dicker Pappe. Der Spielplan mit der Karte der iberischen Halbinsel ist auf alt getrimmt, was zu der Zeit passt, in der es spielt. Lediglich das Muster der Kartenrückseiten, mit derselben Grafik wie das Pappinlay, finde ich wirklich wenig ansprechend. Aber darüber kann ich gut hinwegsehen, denn das restliche Spielmaterial überzeugt optisch, wie haptisch.

Wem das Iberia Grundspiel nach einiger Zeit zu einfach erscheint, der kann sich mit den enthaltenen Modulen neuen Herausforderungen stellen. Die Kranken zu den Krankenhäusern zu bewegen ist eine interessante Mechanik, da sie gefährdete Städte retten kann, aber das Krankenhaus auch schnell überfüllt ist. Da ist vorausschauende Planung gefragt. Mit allen vier speziellen Seuchen zu spielen erzeugt den höchsten Schwierigkeitsgrad, an dem zumindest wir wohl längere Zeit zu knabbern haben. Da fand ich schon aussichtslos anstrengend, ich denke da muss einfach alles passen, um die Partie auf diese Weise mit einem Sieg zu beenden. Ich gebe mich da lieber mit weniger Anspruch zufrieden, bei dem die Möglichkeit des Sieges zumindest in greifbarer Nähe erscheint.

Fazit:

Ich finde es großartig, dass Pandemie – Iberia neu aufgelegt wurde und nun als Iberia wieder im Handel verfügbar ist. Es erfindet das Pandemie-Prinzip nicht völlig neu, sondern bietet neue Herausforderungen in bekanntem Fahrwasser. Die Anpassungen sind thematisch stimmig und erzeugen ein neues Spielgefühl, nicht nur einen thematisch anders gelagerten Abklatsch des bekannten Spielprinzips.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Z-Man Games / Vertrieb: Asmodee
Autor(en): Jesús Torres Castro, Matt Leacock
Erscheinungsjahr: 2022
Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
Dauer: 45 Minuten

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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