Kingscraft

Der König hat selbst keinen Erben,
doch soll es nun jemand werden,
der Ambossa an seiner Stelle regiert,
während er durch das Land flaniert,
viel zu lange hat er dies versäumt
und nur von dessen Schönheit geträumt.
Nur wem gelingt, ihn selbst zu besiegen,
wird danach seinen Posten kriegen.
Daher trainieren unsere Helden viel,
die Krone selbst zu tragen ist ihr Ziel.

Spielmaterial:

Der zentrale Spielplan, die Schmiede, setzt sich aus verschiedenen Einzelteilen zusammen und bietet Ablageflächen für alle Gegenstandskarten, die sich in drei Stufen aufteilen. Die Kreaturenkarten der drei Stufen und eine Königskarte finden Platz auf einem eigenen kleinen Ablagetableau. Lediglich für die Trankkarten gibt es keine Ablagefläche.

Zusätzlich bekommt jede Person ein Set aus Aktionskarten einer Farbe sowie ein Spielertableau. Die Vorderseiten davon zeigen identische Ablageflächen und Fähigkeiten, die Rückseiten unterscheiden sich ein wenig für asymmetrische Startbedingungen. Außerdem liegen einige sechs- und zwölfseitige Würfel und kleinere Stanzteile bei. Vier größere Übersichtskarten zeigen alle verwendeten Symbole.

Spielmechanismus:

Ziel einer Partie Kingscraft ist es, mit dem eigenen Charakter den König im Kampf zu besiegen. Zu Beginn sind die Charaktere allerdings alle noch nicht sehr stark und können auch nicht viel einstecken. Durch Ausrüstungsgegenstände lassen sich die Eigenschaften jedoch verbessern und auch zusätzliche Fähigkeiten erwerben. In einem Kampf würfelt man alle Würfel die einem zur Verfügung stehen und addiert ihre Werte zur eigenen Angriffsstärke. Eine andere Person würfelt für den Gegner und bestimmt so ebenfalls dessen Stärke. Um zu gewinnen, muss der eigene Wert höher sein und man muss die Kampfstärke des Gegners abwehren oder einstecken können, sodass man hinterher noch mindestens einen Lebenspunkt besitzt. Ohne Lebenspunkt kann man erst gar keinen Kampf beginnen.

Kingscraft Charaktertableau
Kingscraft Charaktertableau / Foto: Brettspielpoesie

Welche Aktion man ausführt, entscheidet man zu Beginn einer jeden Runde durch geheime Wahl einer Aktionskarte. Das machen alle zeitgleich, die Ausführung erfolgt in festgelegter Reihenfolge. Der Königsangriff steht ganz am Anfang, das ist entscheidend, da durch diese Aktion die Partie schon gewonnen werden kann. Eine andere Aktionskarte, die Wache, erhöht den Stärkewert des Königs, um es dem angreifenden Spieler schwerer zu machen. Neben Aktionskarten für Kämpfe gegen die Kreaturen der verschiedenen Stufen gibt es auch die Möglichkeit Lebenspunkte aufzufüllen oder Gegenstände zu schmieden.

Wählen mehrere dieselbe Aktionskarte in einer Runde, entscheidet der Geschwindigkeitswert oder sonst ein Freundschaftskampf, bei dem man nur die Stärke vergleicht, ohne Lebenspunkte zu verlieren. Besiegt jemand eine Kreatur, taucht sofort eine neue auf. Da lohnt sich früher dran zu sein, um den Gegner zu kennen. Manche ausgerüstete Gegenstände können gegen bestimmte Kreaturen nur eingesetzt werden, wenn man auch schnell genug ist.

Kingscraft Aktionsreihenfolge
Kingscraft Aktionsreihenfolge / Foto: Brettspielpoesie

In der Schmiede ist es möglich zwei benachbarte Karten abzugeben, um den zugehörigen Gegenstand der höheren Stufe zu erhalten. Wenn sich dieser auf dem Plan befindet, denn jeder Gegenstand ist einmalig und wenn weg, dann weg. Zumindest für den Moment, aber Gegenstände kommen durchs Schmieden ja auch wieder zurück in die Schmiede. Mit einem Joker kann man fehlende Gegenstände auch ersetzen. Über das Schmieden ist es auch möglich, bereits im Besitz befindliche Karten für einen stärkeren Effekt umzudrehen. Es besteht zudem die Möglichkeit über eine Schmiedeaktion Gegenstände in zufällig gezogene Tränke zu verwandeln, die einmalige Effekte zu bestimmten Zeitpunkten ermöglichen.

Kingscraft Spielplan
Kingscraft Spielplan / Foto: Brettspielpoesie

Alle Charaktertafeln zeigen neutrale Charaktere, die alle mit denselben Eigenschaftswerten starten. Wer mit dem Spielprinzip vertraut ist, kann die Rückseiten mit leicht asymmetrischen Fähigkeiten verwenden.

Spielende:

Sobald der König in einem Duell besiegt wird, nimmt der erfolgreiche Angreifer dessen Platz ein und gewinnt somit die Partie.

Spieleranzahl:

Nur zu viert ist die Schmiede komplett, bei weniger Personen setzt sie sich aus weniger Spielplanteilen zusammen, wodurch bestimmte Gegenstände in der gesamten Partie nicht zur Verfügung stehen. Weitere Anpassungen gibt es nicht. Dadurch funktioniert es mechanisch mit jeder Spielerzahl. Man ist in Partien mit weniger Personen sogar gezwungen immer mal wieder andere Wege einzuschlagen, weil einige Karten gar nicht dabei sind.

Ich persönlich empfand die Partien zu dritt und viert spannender, wenn man gemeinsam die Kämpfe der anderen mit einer gewissen Häme verfolgen kann. Durch die parallele Aktionswahl und die schnell abgehandelten Aktionen, fühlt es sich auch in Vollbesetzung nicht zu lange an.

Glücksfaktor?

Die vielen enthaltenen Würfel lassen es erahnen: Würfelglück spielt bei Kingscraft eine zentrale Rolle. Es gibt beispielsweise einen König dessen Stärke vier 12-seitige Würfel bestimmen, der Wert kann also zwischen 4 und 48 liegen. Entsprechend könnte man ihn bereits im ersten Zug besiegen, wenn die Würfel richtig fallen. Wer solchen Würfel-gesteuerten Entscheidungen nichts abgewinnen kann, sollte wohl lieber die Finger von Kingscraft lassen. Es gibt aber auch Möglichkeiten, die Ausgangslage für einen Kampf zu verbessern und das nicht nur durch Erhöhung der Anzahl zu verwendender Würfel. Es gibt auch Fähigkeiten einzelne Würfe oder den ganzen Kampf zu wiederholen. Vor allem aber kann man den Zufall minimieren, indem man die eigene Grundstärke erhöht.

Meinung:

Kingscraft wird damit beworben, das Gefühl eines klassischen RPG-Abenteuers in ein Spiel von etwa 60 Minuten zu komprimieren. Ob es das leisten kann, vermag ich nicht zu beurteilen, da ich dafür zu wenig Spielerfahrung mit RPG-Abenteuern habe. Das ist aber auch gar nicht notwendig, um mit Kingscraft viel Spaß zu haben. Allerdings sollte man sich darauf einlassen können, dass Würfelglück eine zentrale Rolle spielt und den Ausgang einer Partie entscheiden kann.

Ich spiele Kingscraft eigentlich nur noch mit den individuellen Charakteren, auch wenn ich manche Fähigkeiten stärker empfinde, als andere. Ich persönlich bevorzuge die Charaktere, die ohne zusätzliche Karten oder Marker auskommen, die einfach mehr Würfel, Lebenspunkte, Platz für Ausrüstung im Kampf oder bereits aufgedruckte Eigenschaftswerte mit sich bringen. Manche Fähigkeiten der Charaktere sind zu Beginn einer Partie lohnender, während andere erst später stärker erscheinen.

Ich mag den Fortschritt einer jeden Partie: Alle starten relativ schwach und versuchen durch geschickten Einsatz von Ausrüstung und Tränken sich in Übungskämpfen gegen Kreaturen auf den Kampf gegen den König vorzubereiten. Im Idealfall gelingt einem dies schneller als den anderen. In der ersten Partie kann man oft noch nicht genau abschätzen, wann man gut gewappnet ist und es wagen kann, den König anzugreifen. Da sind die meisten Spieler eher vorsichtig und warten vielleicht einen Tick zu lang. Natürlich kann auch eine Menge Würfelpech dazu führen, dass man sich einfach nicht schnell genug verbessern kann. Aber dennoch fühlen eigentlich immer alle eine positive Entwicklung, bei der am Ende eben nur eine Person den entscheidenden Kampf gewinnen kann.

Dieses Wettrennen könnte theoretisch im Nu vorbei sein, aber ich habe nur Partien erlebt, in denen alle sich erst verbessern wollten, um dann hoffentlich den finalen Sieg einzufahren. Wenn es einer Person gelingt nahezu alle Kämpfe zu gewinnen, während andere häufiger scheitern, kann sich das nach einem unfairen Ungleichgewicht anfühlen. Durch die Funktion der Wache im Kombination mit der richtigen Einschätzung, wann ein solcher Angriff startet, kann man den König aber auch stärken und die Partie vielleicht noch ein wenig verlängern, um selbst aufholen. Und selbst wenn nicht, bleibt die Erwartung, in der nächsten Partie müsste einem das Würfelglück doch auch mal zur Seite stehen und dann läuft es sicher besser. Die Motivation entsteht jedenfalls immer bei mir.

Die Kämpfe selbst erzeugen Emotionen und lassen einen das Abenteuer-Thema spüren. Mann bekommt das Gefühl, dass man gegen fast jeden Gegner eine Chance hat, es aber ebenso fürchterlich schief gehen kann. Beim Ausrüsten und Aufwerten der Karten entscheide ich hingegen nur anhand der Fähigkeit, der Ausrüstungsgegenstand selbst, hat darauf keinerlei Einfluss. Es ist mir schlicht egal, ob ich einen Ring oder einen Handschuh überstreife, solange mich der Effekt voran bringt. Die Illustrationen finde ich ansprechend, dennoch baue ich keine Verbundenheit zu den Gegenständen auf. Ich erlebe auch keine Geschichte zu meinem Charakter und seiner Entwicklung. Das benötige ich bei Kingscraft aber auch gar nicht, mir reicht die Reduktion auf die wesentliche Charakterausstattung mit dem klaren Ziel diesen einen Kampf gewinnen zu wollen.

Fazit:

Kingscraft ist ein spannendes Würfelspiel, welches mir einfach immer wieder Spaß bereitet und durch verschiedene Charakter-Fähigkeiten in Kombination mit den unterschiedlichen Gegnern auch motiviert, wieder und wieder erlebt zu werden. Egal wie sehr ich mich manches Mal über den Verlauf ärgere, ich freue mich immer auf die nächste Partie und die potentielle Chance eines erfolgreicheren Spielverlaufs.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Skellig Games
Autor(en): David Kühn
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 45 – 60 Minuten

Vielen Dank an Skellig Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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