Oracle

Oracle Cover
Oracle Cover / Foto: Skellig Games

Bei diesem Spiel mit Fabelwesen,
ist euer Stichspiel-Regelwissen abzulegen.
Wer kann, der muss den Stich bedienen,
die höchste Zahl kann jedoch verlieren.
Befinden sich die Werte eins und zwölf im Stich,
krallt der Spieler mit der Eins die Belohnung sich.
Doch sind die Punkte noch nicht klar,
solange nicht jeder Chip vergeben war.

Spielmaterial:

Die 60 Spielkarten zeigen jeweils die Zahlen von 1 bis 12 in fünf verschiedene Farben. Den Zahlen ist eines von drei Fabelwesen zugeordnet: Die Hydra ziert Karten mit niedrigen Werten, es folgt der Pegasus und die höchsten Karten zeigen einen Phönix. Die 16 Holzscheiben sind vor der ersten Partie mit den beiliegenden Stickern zu bekleben, damit sie ebenfalls diese drei Fabelwesen zeigen. Neben einem Wertungsblock sind zusätzlich einige Übersichts- und noch viel mehr Orakelkarten enthalten.

Spielmechanismus:

Oracle ist ein Stichspiel, doch bricht es mit einigen gängigen Stichspielkonzepten. Es gilt grundsätzlich Bedienpflicht, man muss also die ausgespielte Farbe bedienen, solange man Karten dieser Farbe auf der Hand hält. Einen Stich gewinnt immer die höchste Karte, unabhängig von ihrer Farbe. Mit der Ausnahme, dass eine 1 immer eine 12 sticht. Der Sieger eines Stichs erhält zudem einen Tierchip, je nachdem welches Tier die Karte zierte, die zum Stich verholfen hat.

Oracle - Spielsituation
Oracle – Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Die Chips zeigen 2, 3 oder 5 Siegpunkte, abhängig davon wie einfach es ist mit ihnen einen Stich zu gewinnen. Existiert kein solcher Chip mehr, nimmt man sich den passenden Looser-Chip. Entweder aus der Spielmitte oder von einem Mitspieler oder gibt ihn ab, wenn er im eigenen Besitz war. Am Ende eines Durchgangs geben Besitzer von Looser-Chips alle Siegpunkt-Chips derselben Tierart ab. Dann erst werden die Punkte gezählt.

Oracle - Spielmaterial
Oracle – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Vor jedem Durchgang wählen die Spieler anhand ihrer Kartenhand zwei Orakelkarten für mögliche Zusatzpunkte am Ende des Durchgangs. Sie belohnen die meisten oder wenigsten Siegpunktchips, oder auch Spezielle. Manche verlangen Looser-Chips, andere mehr Chips als ein Nachbarspieler und noch vieles mehr. Sie können sich gut ergänzen oder widersprechen. Einige punkten zu bestimmten Zeitpunkten während der Runde, die meisten liefern Punkte erst bei der Rundenwertung.

Spielende:

Es werden so viele Runden gespielt, wie Spieler dabei sind, also 3-5. Die Punkte der einzelnen Runden werden am Ende addiert, um den Spieler mit der höchsten Gesamtzahl zum Sieger zu küren.

Spieleranzahl:

Die Spielerzahl bestimmt die Anzahl verwendeter Karten und Tier-Chips. Zu dritt werden 12 zufällige Karten nicht ausgeteilt, was den Verlauf noch unvorhersehbarer macht. Bei fünf Spielern stehen pro Durchgang insgesamt weniger Stichrunden an, daher gibt es auch weniger Tierchips zu verteilen. Ob vier oder fünf Spieler macht daher für mich kaum einen Unterschied, nur zu dritt würde ich die Finger davon lassen.

Glücksfaktor?

Die ungewöhnlichen Stichregeln erhöhen den Glücksfaktor ordentlich. Die vielen Orakelkarten gaukeln Wahlmöglichkeiten vor, doch trügt der Schein oft. Meist lassen sich diverse Karten direkt aussortieren, da diese mit den Handkarten gar nicht zu erfüllen sind. Ohne Pegasus auf der Hand braucht man zum Beispiel nicht auf Pegasus-Chips zu spekulieren. Wenn sich die übrigen dann noch widersprechen, schränkt dies die Wahl weiter ein. Zudem ist es schwerer abzuschätzen, wie gut die Handkarten einsetzbar sind, da eine Eins die Zwölf sticht und generell die höchste Karte gewinnt, die nicht zwingend der angespielten Farbe entsprechen muss.

Meinung:

Die meisten unserer Mitspieler waren mit Stichspielen generell vertraut, alle hatten Probleme in Oracle einzusteigen. Es fällt eben schwer sich daran zu gewöhnen, dass altbekannte Prinzipien über den Haufen geworfen werden. Vor allem, wenn diese eigentlich dafür sorgen, dass sich die Optionen mit den eigenen Handkarten gut abschätzen lassen. Die Übersichtskarten sind umfangreich, dadurch unterstützen sie die Spieler während der Partien gut, da das wichtigste dort nachzulesen ist. Mit jeder weiteren Partie lernt man auch dazu, dennoch bleibt es irgendwie ungewohnt. Es sind auch immer wieder Durchgänge dabei, die mit 0 Punkten für einen oder mehrere Spieler enden. Das hinterlässt kein positives Spielgefühl.

Die Optik ist, wie so oft, Geschmackssache, mir gefallen die Illustrationen der Fabelwesen nicht. Pegasus und Phönix wurden bei uns auch am Anfang jeder Partie schnell mal verwechselt. Stichspiele haben bei mir generell einen schweren Stand, vor allem wenn dabei Stiche vorausgesagt werden sollen. Dies verpackt Oracle allerdings wunderbar, denn es geht nicht darum möglichst viele Stiche zu gewinnen und diese Anzahl anzusagen. Auch für “schwächere” Karten existieren passende Orakelkarten, zudem bringen die Tierchips zu den Karten mit kleineren Werten mehr Punkte. Leider führt die Wahl der Orakelkarten zu Beginn zu Verzögerungen im Spielablauf, da alle ihre Karten erst überblicken und sich dann für eben zwei Optionen entscheiden müssen, bevor es losgehen kann. Vielleicht hätten es weniger Karten zur Auswahl auch getan, obwohl dann natürlich der Glücksfaktor höher und die oben beschriebene “echte” Wahl geringer wäre.

Man mag sich darüber streiten, ob die Punkte auf den Orakelkarten wirklich ausgeglichen sind. Ich denke im Großen und Ganzen passt das schon. Zwar bringen einige Karte viel mehr Punkte als andere, dafür sorgen ihre Bedingungen für wenige weitere Punkte. Wenn keine oder nur wenige Chips gesammelt werden dürfen, fallen die Punkte der Chips selber eben weg.

Fazit:

Oracle ist ein Stichspiel mit eigenen Regeln, je nachdem wie gut man sich darauf einstellen kann, wird es den Spielern gefallen. Manche finden die Anpassungen pfiffig, andere überflüssig. Für meinen Geschmack spielt es sich zu unintuitiv und dauert etwas zu lang, auch wenn ich die Grundidee mit den vielen, wechselnden Orakelkarten durchaus reizvoll finde.

Wertungsnote 3/6

Verlag: Skellig Games
Autor(en): Stefan Dorra
Erscheinungsjahr: 2020
Spieleranzahl: 3 – 5 Spieler
Dauer: 30 – 60 Minuten

Vielen Dank an Skellig Games für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

Ähnliche Artikel:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert