Love Letter Big Box

Love Letter Big Box Cover
Cover / Foto: Pegasus Spiele

Love Letter wurde 2013 als das erste Mikrospiel in Deutschland bekannt. Nur 16 Karten mit acht verschiedenen Charakteren bieten anhaltenden Spielspaß. Es reichte im Erscheinungsjahr für einen Platz auf der Empfehlungsliste der Spiel des Jahres-Jury. Und seither gab es viele Adaptionen. Anstatt die Gunst der Prinzessin zu gewinnen, kann man sich seit 2014 auf die Suche nach der Schatztruhe im Munhckin-Universum machen, ein Jahr später war der Weihnachtsmann das Objekt der Begierde. In den USA gibt es seit 2015 auch Versionen im Batman-Universum mit dem Joker als wertvollste Karte, im Adventure Time-Universum mit Princess Bubblegum als Hauptpreis und mit einer weiteren Karte, dem goldenen Ring, auch als Hobbit-Version, bei der man mit dem Arkenstein gewinnen kann. Die Aktionen der Charaktere bleiben dabei immer gleich, nur die Optik wird verändert. Diese Versionen haben jedoch noch eines gemeinsam: Sie sind ohne Weiteres nur mit bis zu vier Spielern spielbar. Für Partien mit mehr Spielern brauchte man bisher zwei Ausgaben einer Version  und eine Sonderregel. Doch jetzt gibt es die Erweiterung für bis zu acht Spieler, welche auch Teil der Big Box ist.

Spielmaterial:

Diese Big Box enthält sowohl die 16 Personenkarten des Grundspiels, als auch die 16 neuen Personenkarten der Erweiterung. Für die gemeinsame Verwendung wurden die Kartentexte der fünf Wächterinnen angepasst. Zusätzlich enthält die Big Box acht Übersichtskarten, mit Übersichten der alten Personen auf der einen und der neuen Personen auf der anderen Seite. Zudem erhält man eine Narrenkarte, welche für die Funktion des neuen Hofnarren benötigt wird. 20 Herzen aus Holz dienen der Punktevergabe.

Spielmechanismus:

Alle Spieler beginnen mit einer Handkarte, am Zug nimmt der aktive Spieler eine weitere Handkarte auf und wählt, welche von beiden ausgespielt wird. Diese spielt er auf seinen eigenen Ablagestapel, legt die Karten dabei gefächert, so dass jeder Zeit einsehbar ist, welche Karten bereits gespielt wurden. Abgesehen von der einen Karte, die verdeckt zur Seite gelegt wurde. Die Aktion der abgelegten Karte wird direkt ausgeführt. Dadurch werden Karten der Mitspieler angesehen, erraten, getauscht oder verglichen. Man kann sich gegen solche Effekte schützen oder manche Karten auch einfach ablegen. Mit bestimmten Karten wird man dazu gezwungen, es kann aber auch geblufft werden, um die Mitspieler in die Irre zu führen. Niemals ablegen sollte man die Prinzessin, denn dann scheidet man sofort aus. Behält man sie jedoch bis zum Spielende, erhält man ein Herz. Wenn bei Spielende noch mehr als ein Spieler übrig ist, vergleichen diese Spieler ihre Karten und der Spieler mit der höchsten Karte gewinnt, erhält also ein Herz. Meistens jedenfalls. Wird mit der Erweiterung gespielt, kann man auch den Bischof mit Wert 9 bis zum Ende auf der Hand halten, er verliert trotz seines Wertes jedoch gegen die Prinzessin.

Love Letter Big Box Karten Grundspiel
Karten Grundspiel / Foto: Brettspielpoesie

Seine Aktion ermöglicht es aber auch an ein zusätzliches Herz zu gelangen. Der Ausspielende rät den Kartenwert eines Spielers und wird mit einem Herz belohnt, sollte er richtig tippen. Der betroffene Spieler darf seine Karte ablegen und eine neue ziehen, er kann sie aber auch behalten. Die Erweiterung bringt mehrere Karten die zu zusätzlichen Herzen führen können mit. So kann man ein Herz erhalten, wenn man ausgeschieden ist nachdem man den Marshall gespielt hat oder indem man mit der Narrenkarte auf den Sieg eines Mitspielers setzt. Die zugehörige Karte hat nur den Wert 0, genau wie der Assassine. Mit diesem kann die Aktion eines Wächters bzw. Wächterin abgewehrt werden, sodass der angreifende Spieler ausscheidet.

Love Letter Big Box Karten Erweiterung
Karten der Erweiterung / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Je nach Spielerzahl werden 3, 4 oder 5 Herzen benötigt, um die Partie als Sieger zu beenden.

Spieleranzahl:

Spielt man mit bis zu vier Spielern werden nur die 16 Karten des Grundspiels verwendet. Die Erweiterung wird erst bei mehr als vier Spielern genutzt. Durch die verschiedenen Wege an Herzen zu gelangen und die geringere Herzenanzahl für den Sieg, wird es auch mit acht Spielern nicht unnötig in die Länge gezogen. Wobei die einzelnen Runden schon etwas länger dauern können, da doppelt so viele Karten gespielt werden, bevor eine Runde spätestens vorüber ist. Im Spiel zu zweit werden für eine kürzere Spieldauer drei zusätzliche Karten entfernt und diese offen ausgelegt.

Glücksfaktor?

Der Glücksfaktor ist bei diesem Spiel, besonders in der 2-Spieler-Variante, sehr hoch, da man auf die gezogenen Karten angewiesen ist. Mit höherer Anzahl der Mitspieler, muss jedoch etwas mehr taktiert werden, auf welche Spieler man seine Karteneffekte wirken lässt. Wenn man die Karte des Mitspielers errät, wird es im Laufe des Spiels durch die ausgespielten Karten wahrscheinlicher korrekt zu liegen, kann aber bereits im ersten Zug klappen, wenn man das Glück auf seiner Seite hat. Da die Runden aber wirklich sehr kurz sind und man schnell eine Revanche fordern kann, beeinträchtigt der hohe Glücksfaktor den Spielspaß aber nicht.

Fazit:

Ob nun Love Letter, Loot Letter oder Morgen kommt der Weihnachtsmann! – Das Spielprinzip überzeugt. Und das mit nur 16 Karten im Grundspiel. Die acht unterschiedlichen Charaktere und ihre Aktionen sind schnell erfasst und verinnerlicht, auch bei weniger geübten Spielern. Für den Notfall gibt es da ja noch die Übersichtskarten. Besonders im Spiel mit der Erweiterung sind diese hilfreich, dann wird es nämlich ein wenig unübersichtlich. Die Partien sind alle flott abgehandelt, auch wenn mir die Partien mit Erweiterung etwas länger vorkamen. Dennoch ist oft eine Revanche drin, denn Fehler lassen sich kaum vermeiden. Nicht selten kommt es vor, dass ein Spieler trotz Schutz seine Karte offenbart oder auf eine Handkarte tippt, die gar nicht mehr im Spiel sein kann. Diese Patzer gehören einfach dazu und erzeugen eine heitere Stimmung am Spieltisch. Zu früh eine Prinzessin auf die Hand zu bekommen ist aber auch kein Segen, denn es ist schwierig mit ihr bis zum Spielende durchzukommen.

Die Karten haben ein tolles, großes Format, die Grafiken sind Geschmacksfrage, transportieren aber super das Thema der Partnersuche am königlichen Hof im Mittelalter. Für Spieler, die häufig in größeren Gruppen spielen wollen, lohnt sich die Big Box inkl. der Erweiterung. Ist jedoch absehbar, dass meist nur bis zu vier Spieler dabei sind, lohnt sich die Erweiterung und damit auch die Big Box weniger. Irgendeine Variante des Mikrospiels sollte aber in jeder Spielesammlung zu finden sein.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Pegasus Spiele
Autor(en): Seiji Kanai
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl:  2 – 8 Spieler
Dauer:  20 – 40 Minuten

Vielen Dank an Pegasus für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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Eine Antwort auf „Love Letter Big Box“

Zum Einstieg ist “Love Letter” prima, auf längere Sicht liefert das Nachfolgespiel “Lost Legacy” (von den gleichen Autoren) mit seinen vielen verschiedenen Decks, die sich auch kombinieren lassen, aber mehr Abwechslung.

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