The Game – Face to Face

The Game - Face To Face Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

The Game – ein Spiel, welches so vieles falsch macht, aber auch so vieles richtig: 2015 schaffte Steffen Benndorf dieses kooperative Kartenspiel, welches sogar auf der Nominierungsliste zum Spiel des Jahres landete. Doch stand es auch durchaus in der Kritik, diese bezog sich jedoch keineswegs auf das Spielprinzip. Der Name stellt jedoch ein Problem dar, zumindest wenn man irgendwo danach sucht. Bei Boardgamegeek werden einem direkt 55 Seiten mit Einträgen zu dem Suchbegriff “The Game” angezeigt, man muss auf der ersten Seite bis nach unten scrollen, um das richtige Spiel zu finden. Außerdem stören sich einige Gemüter am Artwork mit den düsteren Totenköpfen, weswegen die Schweizer von Game Factory eine neutralere Ausgabe veröffentlicht haben. Der Nürnberger Spielkartenverlag versuchte bereits im vergangenen Jahr mit The Game Extreme an den Erfolg anzuknüpfen. Diese “extreme” Variante mit Sonderfunktionen für geübte Spieler konnten wir bisher noch nicht besiegen. Doch schon in diesem Jahr legt der NSV nach und zwar eine Version für genau zwei Spieler. Das ist mittlerweile bei vielen Spielen üblich, doch kann man The Game selbst auch ganz gut zu zweit spielen. Braucht man da noch eine eigene 2 Spieler-Variante?

Spielmaterial:

120 Spielkarten, jeweils 60 in silber und Gold. Die Anleitung beschreibt zunächst kurz die Änderungen zum Original für Kenner des grundsätzlichen Spielprinzips und bietet danach eine ausführliche Anleitung für Neueinsteiger.

Spielmechanismus:

Beide Spieler versuchen die Zahlenkarten von 2 bis 59 ihrer Farbe abzulegen, möglichst schneller als der andere. Dafür hat jeder zwei eigene Ablagestapel, einen von 1 aufsteigend und einen von 60 absteigend. Dort darf nach den bekannten Regeln abgelegt und der Rückwärtstrick angewendet werden. Bei diesem darf genau dann eine Karte entgegengesetzt der Richtung abgelegt werden, wenn sie sich exakt um den Wert 10 unterscheidet. Am Ende des Zuges werden genau zwei Karten nachgezogen, egal wie viele abgelegt wurden. Es gibt jedoch eine Möglichkeit, wie man wieder auf sechs Karten aufziehen darf und zwar wenn man eine Karte beim Mitspieler ablegt. Dort muss man den Stapel allerdings verbessern und es darf dort pro Zug nur genau eine Karte abgelegt werden. So entstehen interessante Zwänge beim Versuch als erster die eigenen Karten los zu werden.

The Game - Face To Face Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Das Spiel endet, sobald ein Spieler entweder die letzte seiner Karten regelkonform ablegt mit einem Sieg für diesen Spieler oder wenn ein Spieler keine Karte mehr regelkonform legen kann mit einer Niederlage für diesen.

Spieleranzahl:

Diese Version ist nur für genau zwei Spieler geeignet.

Glücksfaktor?

Die Karten müssen wirklich gut gemischt werden, damit das Ablegen der Karten in Reihenfolge nicht zu leicht wird. Auch durch das verdeckte Ziehen neuer Karten, entsteht ein gewisser Glücksfaktor, ähnlich wie beim Original. Durch die Option beim Gegner abzulegen, kann man sich aus so manch hoffnungsloser Situation befreien, hilft damit aber damit meist dem Gegenspieler.

Fazit:

Meine anfängliche Skepsis gegenüber dieser Version ist schnell verflogen, denn die Partien machen einfach Spaß. Erst denkt man sich, dass man dem anderen bloß nicht helfen will, indem man seine Stapel verbessert, aber später im Spielverlauf kommt man meist nicht drum herum, weil man sonst seine zwei Karten nicht ablegen kann (was das Spiel direkt beenden würde). Oder man bei den eigenen Stapeln einen riesigen Sprung machen müsste, der die Optionen in späteren Zügen verringert. Besonders schön wird dies, wenn man dem Gegner damit einen Rückwärtstrick versaut, was dieser durch entsprechende Äußerungen oder Blicke zu verstehen gibt. Um schneller alle Karten los zu werden als der andere, muss man zwangsläufig irgendwann mal mehr Karten ablegen. Zu wenige Karten auf der Hand führen zu wenig Handlungsspielraum, das sollte man auch beachten. Dadurch bleibt es im Spiel gar nicht aus, beim Gegner Karten abzulegen. Idealerweise welche, die seinen Stapel nur minimal verändert. Unsere Partien endeten häufiger mit der Niederlage eines Mitspielers, weil dieser keine Karte mehr ablegen konnte, als durch das erfolgreiche Ablegen aller Karten. Doch empfanden wir dies nicht als negativ, das Ziel hierbei liegt nicht unbedingt darin alle Karten loszuwerden, sondern länger im Spiel zu bleiben als der andere.

Steffen Benndorf und Reinhard Staupe ist mit wenigen Anpassungen eine wirklich tolle Variante von The Game gelungen. Der größte Unterschied ist sicherlich die neue Ausrichtung, statt miteinander wird nun gegeneinander gespielt. Das bedeutet auch, dass keine direkte Kommunikation mehr erforderlich ist, weil man ja kein gemeinsames Ziel erreichen möchte. Um zur Ausgangsfrage zurück zu kommen: Braucht man das? Naja, brauchen ist in der Brettspielwelt ja eh der falsche Begriff. Doch wer gerne zu zweit spielt und sich nicht vor dem direkten Duell scheut, bei dem sich Freund und Feind gefährlich nah sind, der kann hier bedenkenlos zugreifen. Wer an The Game aber vor allem das kooperative Spielgefühl und die notwendige Kommunikation liebt, der sollte diese Duell-Variante zunächst einmal antesten und sich ggf. lieber ein konfliktärmeres Spiel zulegen.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Nürnberger-Spielkarten-Verlag
Autor(en): Steffen Benndorf, Reinhard Staupe
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 2 Spieler
Dauer: ca. 20 Minuten

Vielen Dank an den NSV für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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