Walking in Provence

Walking in Provence Cover / Foto: EmperorS4

Autor Wei-Min Ling nimmt uns mit,
auf seinen spannenden Europa-Trip.
In Burano gab es bunte Häuser zu sehen,
vor denen nicht nur Touristen lang gehen.
Nun hat es uns nach Frankreich verschlagen,
wo Fotografen die besten Bilder jagen.
In der Provence, zu Fuß oder per Drohnen,
werden sich nur bestimmte Fotos lohnen.

Spielmaterial:

Neben vielen Karten mit einer strahlenden Sonne auf der einen und einer in sechs Felder unterteilten Landschaft auf der anderen Seite sowie einigen speziellen Wertungskarten, sind diverse Holzmarker in den fünf möglichen Spielerfarben vorhanden: Jeweils ein Meeple, eine Drohne und sieben kleine Scheiben. Zudem liegen vier größtenteils durchsichtige Fotoraster bei, jeweils zwei für Fotograf und Drohne.

Spielmechanismus:

Bei einem Spaziergang durch die Provence sollen den Spielern hübsche Fotos gelingen, die sie als Person am Boden oder mit Hilfe der Drohne von oben schießen können. Es gibt Lavendel- und Weizenfelder, Sonnenblumen, Wälder, Geschäfte, Mühlen und Kirchen. Auftragskarten geben an, welche Kombinationen von Landschaften besonders ausgezeichnet werden. Dafür wird pro Zug aus zwei Karten gewählt, um davon eine in die Landschaft einzubauen und die andere weiterzugeben.

Walking in Provence Kartenauswahl / Foto: Brettspielpoesie

Beim Platzieren haben die Spieler viele Freiheiten. Die Quadrate auf den Karten dürfen sich überlappen, man kann eine neue Karte unter bereits ausliegende Karten schieben oder sogar ohne Überlappung angrenzend ablegen.

Walking in Provence Auslage / Foto: Brettspielpoesie

Ist eine Karte positioniert, dürfen Figur und Drohne auf Wiesenfelder versetzt werden, um im Anschluss aus der neuen Position Fotos zu schießen. Die Drohne kann ein 5×5-Raster mit sich selbst im Mittelpunkt erfassen, während der Fotograf von seiner Position aus auf ein 3×5 Felder großes Raster schaut. Mit einem Marker auf dem nächsten freien Feld der Aufgabenkarte kann ein geschossenes Foto, welches alle geforderten Elemente enthält, für die Endwertung festgehalten werden. Für die neue Runde steht die gedraftete Karte des Sitznachbarn und eine neue vom Stapel zur Verfügung.

Walking in Provence Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Die Partie endet nach der Runde, in der alle Spieler ihre letzte Karte platziert und ggf. Fotos geschossen haben. In jeder Partie gibt es bei Spielende eine Mehrheitenwertung für zwei bestimmte Elemente der eigenen Landschaft. Zusätzlich werden die unterschiedlichen Landschaften auf spezielle Art und Weise gewertet und die Punkte für erfüllte Aufträge hinzugezählt, um den Sieger mit der höchsten Gesamtpunktzahl zu ermitteln.

Spieleranzahl:

Manche Karten sind mit 2+, 3+, 4+ oder 5 gekennzeichnet, sie kommen nur bei entsprechender Spielerzahl zum Einsatz. So wird eine gleichmäßige Verteilung der unterschiedlichen Landschaften gewährleistet. Jeder kreiert seine eigene Landschaft, Konkurrenz kommt nur bei den Wertungen auf. Spielen mehr als drei Spieler mit, können mehrere Spieler auf der untersten Wertung für ein Foto landen, wenn sie nicht schnell genug waren. Dabei ist die Differenz der Punkte größer als bei nur zwei Spielern, die maximal den ersten und zweiten Platz belegen können. Das macht die Reihenfolge der Fotos im Mehrpersonenspiel wichtiger, um nicht zu viele Punkte liegen zu lassen. Mir macht es allerdings zu zweit genauso viel Spaß, wie zu fünft. Durch das gleichzeitige Spielen entstehen auch keine langen Downtimes durch mehr Spieler.

Glücksfaktor?

Manche Landschaften sind je nach Auslage der Wertungskarten gefragter, wie viele Landschaften dieser Art ein Spieler überhaupt auf die Hand bekommt, ist ungewiss. Das Drafting fängt diesen Faktor ein wenig ab. Genauso wie die umfangreiche Wertung, bei der alle Landschaftselemente Punkte einbringen.

Meinung:

Ich mag Walking in Provence und finde es schade, dass sich bislang kein deutscher Verlag gefunden hat, der sich diesem Spiel annehmen möchte. Auch wenn ich mögliche Bedenken nachvollziehen kann. Denn es kommt einfach nicht an die spielerische Leichtigkeit heran, die Buntes Burano liefert. Walking in Provence wird schnell sehr verkopft, wenn die Spieler lange über die beste Platzierung grübeln, um möglichst in jeder Runde Fotos zu schießen.

Die variablen Platzierungsmöglichkeiten offenbaren große Freiheit, aber eben auch Grübelpotential, wenn alle Optionen in Betracht gezogen werden. Soll die Karte drüber oder drunter liegen, links, rechts, oben oder unten, wo passt es am besten? Die eine Fotomission vorbereiten oder lieber eine andere, welche Landschaften bekommt man wohl erneut auf die Hand? Zwar spielen grundsätzlich alle gleichzeitig, wenn aber ein Spieler länger braucht, kann es passieren, dass manche Spieler schon die folgende Karte platzieren und Fotos schießen wollen. Dadurch können die Spieler bei den Wertungen etwas durcheinander kommen. Aus diesem Grund spielt es sich am besten ohne Grübler am Tisch, dann lässt es sich nämlich locker-flockig spielen.

Die thematische Einbettung ist passend und innovativ. Auch wenn das Drafting und die Platzierung der Karten bereits aus anderen Spielen bekannt ist, so ist die Aufgabe neuartig, Fotos von der kreierten Landschaft zu schießen. Dafür ist nicht nur die richtige Anordnung der Landschaften notwendig, sondern auch passend eingebaute Wiesenflächen zur Positionierung des Fotografen oder der Drohne. Diese verschiedenen Blickwinkel sind interessant. Dabei ist es oft gar nicht so einfach alle geforderten Elemente auf ein Foto zu bekommen.

Die unterschiedlichen Wertungen, die nicht alle in einer Partie zum Einsatz kommen, sorgen für immer unterschiedliche Anforderungen an die zu entstehenden Landschaften. Die Illustrationen passen wunderbar zur Stimmung, die das Spiel verbreiten möchte und sie sind gespickt von kleinen, liebevollen Details, die es zu entdecken gibt.

Fazit:

Walking in Provence ist ein kleines Kartenspiel mit erstaunlicher Spieltiefe, welches ich mit “Bauchspielern” jederzeit gerne mitspiele. Die tolle Grafik und die interessante Aufgabe Fotos zu schießen führen zu einem angenehmen Spielgefühl.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Emperor S4
Autor(en): Wei-Min Ling
Erscheinungsjahr: 2019
Spieleranzahl: 2 – 5 Spieler
Dauer: 30 Minuten

Vielen Dank an EmperorS4 für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!

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