Ulm

Ulm Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Ulm – eine für mich tatsächlich noch unbekannte Stadt. Dabei habe ich schon viele deutsche Städte besucht, um dort ein Fußball-Spiel zu sehen, aber da mein Verein zuletzt auf den SSV Ulm getroffen ist, als ich noch kein Jahr alt war, wurde Ulm nie zum Ziel einer Auswärts-Tour für mich. Auch vom Ulmer Münster hatte ich ehrlich gesagt noch nicht viel gehört, doch dank des neuen Brettspiels von Günter Burkhardt, erschienen bei Huch!&friends, kam ich nun in diesen Genuss. Damit ist Ulm in meiner Reiseplanung weit nach oben gestiegen, denn den höchsten Kirchturm der Welt würde ich doch gerne mal im Original sehen. Aber genug davon, jetzt geht um das Brettspiel.

Spielmaterial:

Der Spielplan ist das Hauptelement. Er zeigt den Platz, auf den das zusammengebaute Münster gestellt wird. Zehn der Zwölf einzelnen Dachteile kommen während des Spiels hinzu und zeigen die Rundenzahl an. Links davon befinden sich die Ablageplätze für die 33 Karten. Rechts neben dem Münster befindet sich das Münsterfeld, mit den anfänglich neun Aktionssteinen und den Gebäuden der Stadt drum herum. Diese findet man im unteren Teil des Spielplans wieder, meist einem Bereich der Stadt zugewiesen. Diese werden durch die Donau geteilt, auf dem die Spieler mit ihren Zillen unterwegs sind. Neben diesen Zillen erhält jeder Spieler noch Holzscheiben, die Siegel repräsentieren und drei Stadtwappen in der eigenen Farbe. Aktionssteine, Münzen und Ulmer Spatzen als Stanzteile runden das Material ab.

Es liegen dem Spiel zwei Hefte bei. Eine kurze, leider unvollständige Spielanleitung und die Ulm-Chronik mit interessanten Informationen rund um die Spielelemente in Bezug auf Ulm, aber auch mit wichtigen Regel-Details. Generell mag ich solche Chroniken, um tiefer in die Thematik einsteigen zu können, aber hier muss zu viel geblättert werden, da keine eindeutige Unterscheidung der beiden Hefte erkennbar ist.

Spielmechanismus:

Gespielt werden zehn Runden, durch die Turmplättchen des Münsters angezeigt. In jedem Zug nimmt ein Spieler einen Aktionsstein aus dem Beutel und schiebt ihn in eine noch freie Reihe auf dem Münsterfeld. Frei bedeutet, dass in dieser Reihe noch kein Aktionsstein auf einem der äußeren Felder liegt. Dadurch löst er drei Aktionen aus, die des soeben hinein geschobenen Aktionssteins und die der anderen beiden noch im Aktionsfeld befindlichen Steine. Wobei man darauf hinweisen sollte, dass es sich bei diesen Aktionssteinen um dicke Pappmarker handelt. Die drei Aktionen dürfen in beliebiger Reihenfolge ausgeführt werden.

Ulm Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Fünf verschiedene Aktionen können dabei eintreten. Ist auf dem Aktionsstein eine Münze abgebildet, erhält man eine solche. Eine Zille erlaubt es mit dieser ein Feld weiter zu ziehen, wobei die der Mitspieler übersprungen werden. Ist der Aktionsplatz abgebildet, dürfen die Aktionssteine genau einer Seite abgeräumt werden. Kommen wir nun zu den zwei Aktionen, die zusätzliche Abgaben erfordern. Mit der Siegelaktion kann man für 2 Münzen eines seiner Siegel (Holzscheiben) in einem der beiden Stadtteile platzieren, zwischen denen sich die eigene Zille aktuell befindet. Dadurch wird die dortige Aktion ausgeführt. So kann man an Karten, Aktionssteine, Münzen, Siegpunkte und Stadtwappen gelangen. Oder an einen der vier ausliegenden Nachkommen, der einen stetigen Bonus bis zum Spielende einbringt. Die Stadtwappen bringen neben Siegpunkten auch noch die Möglichkeit an Ulmer Spatzen zu gelangen, da man ein Siegel auf das zugehörige Gebäudefeld um das Münsterfeld legt. Jedes Mal wenn ein Aktionsstein darauf geschoben wird, bekommt der Besitzer des Siegels einen Spatzen.

Ulm Spielplan
Spielplan / Foto: Brettspielpoesie

Die Kartenaktion ermöglicht es, für zwei Aktionssteine eine Karte aufzunehmen. Zeigen beide Steine die gleiche Aktion, darf der Spieler aus den oberen beiden Karten eine wählen und die andere ablegen. Oder er spielt eine Handkarte aus. Dies ist in jedem Zug auch einmal ohne den Aktionsstein möglich. Die Karten selber zeigen unterschiedliche Dinge, man muss sich bei jeder entscheiden ob man die Sofort-Aktion nutzen oder die Karte bei Spielende werten möchte.

Für fortgeschrittene Spieler sind auf den Turmplättchen Ereignisse abgebildet, die jede Runde eintreten. Dadurch können Aktionen lukrativer bzw. günstiger werden oder zusätzliche Abgaben eintreten, die sonst zu Siegpunktverlust führen.

Spielende:

Das Spiel endet, nachdem die letzte Runde abgehandelt wurde. Zu den im Spiel gesammelten Punkten werden nun noch Spatzen mit je einem Punkt belohnt und die ausgespielten Karten gewertet. Viele Karten sind Sammelkarten, bei denen man mehr Punkte erhält, wenn das Set vollständig ist. Andere beziehen sich auf weitere Spielelemente, die dann für diesen Spieler zusätzlich gewertet werden. Die aktuelle Position auf der Donau entscheidet dann über weitere Plus- oder Minuspunkte. Anschließend steht der Sieger mit den meisten Punkten fest.

Spieleranzahl:

Es gibt keine Skalierung, zwei Spieler spielen exakt das gleiche Spiel wie drei oder vier Spieler. Doch spielt es sich dabei anders, es ist zum Beispiel schwieriger auf der Donau voran zu kommen. Auch ist die Chance geringer durch die Aktionen an Orten mit eigenem Wappen Punkte zu erhalten und auch der Ablagestapel enthält meist weniger Karten. Darauf muss man sich einstellen und die eigene Strategie anpassen. Daher spiele ich es in jeder Besatzung gerne.

Glücksfaktor?

Es gibt diverse zufällige Elemente, aber auch einige Stellschrauben. Bei den Sammelkarten benötigt man schon das Glück auf seiner Seite. Dem ist dabei im Spiel mit vier Personen besser auf die Sprünge zu helfen, als im Spiel zu zweit. Zu viert kommen mehr Karten ins Spiel und somit auch auf den Ablagestapel. Zudem stehen die Chancen besser, auf der Donau voran zu kommen und so die Siegelaktion zu nutzen, bei der man im Ablagestapel nach einer speziellen Karte suchen darf. Auch die gezogenen Aktionssteine können unpassend sein, diese kann man gegen Abgabe von Ulmer Spatzen austauschen, wenn der Umschlagplatz sinnvollere Aktionen bereit hält.

Fazit:

Mir gefällt Ulm ziemlich gut. Die Grafik ist sehr einladend, alleine das 3-dimensionale Münster, welches als Rundenzähler in das Spiel eingebunden wurde, macht einfach was her. Auch wenn es leider beim Spielauf- und -abbau schnell auseinander fällt. Den Mechanismus mit den Aktionssteinen finde ich innovativ und gelungen. Es schränkt die Aktionsmöglichkeiten ein, kann Vorteile für sich selbst oder andere Spieler (in Form eines Spatzen) mit sich bringen und bestimmte Aktionen lohnen sich nur, wenn man die Abgaben leisten kann oder am richtigen Ort steht. So ist alles ein wenig miteinander verzahnt. Es gibt einige zufällige Elemente, aber auch mögliche Gegenmaßnahmen. Die Nachkommen und die Reihenfolge der Karten geben ein wenig die lohnenswerten Strategien vor. Bei den Karten ist es oft keine leichte Entscheidung, ob man den sofortigen Bonus wählt oder hofft, bei Spielende ordentlich Punkte einzufahren.

Obwohl ich Ulm jederzeit wieder spielen würde, gibt es einige kleine Kritikpunkte. Das so bezeichnete fortgeschrittene Spiel kann seinem Namen nicht gerecht werden, da es den Glücksfaktor erhöht. Die meisten der eintretenden Ereignisse wirken sich positiv auf die Spieler aus. Wir spielen es lieber ohne die Zusatzereignisse, da es dann planbarer bleibt. Außerdem sind neun davon positiv, nur einer macht die Siegelaktion teurer und zwei können sogar Siegpunkte kosten, wenn man die Abgaben nicht leisten kann. Zudem ist die Anleitung nervig, weil man immer hier und dort blättern muss. Es überwiegt aber trotz allem der Spielpaß.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Huch&friends / R&R Games
Autor(en): Günter Burkhardt
Erscheinungsjahr: 2016
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an Huch&friends für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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