Wo geht’s hier zum Ausgang?! – No. 61

Wie ich auf Instagram gezeigt habe, konnte ich auf der und rund um die SPIEL’25 viele neue Spiele aus dem Genre entdecken, welches ich in dieser Rubrik so gerne vorstelle. Heute geht es um meine Erlebnisse mit zwei neuen Fällen bereits bekannter Ermittlerspiel-Vertreter. Bei Hollywood haben wir es mit einem Fall der Master of Crime-Reihe zu tun, die mittlerweile beim Kosmos Verlag untergekommen ist und Glutspur ist ein Spiel von Hidden Games, das nach der Umgestaltung des Verlags-Logos auch nicht mehr den Zusatz Tatort trägt. Ich betrachte auch zwei neue Spielideen von klassischen Buchverlagen, wie das BuchSpielBuch Carp City vom Moritz Verlag und beim Verlag Oetinger verschmelzen die Worte Krimispiel und Lost Places zu Crime Places und führen uns in ein verlassenes Sanatorium.


Crime Places: Das Sanatorium

Crime Places: Sanatorium - Cover
Crime Places: Sanatorium – Cover / Foto: Oetinger

Lost Places sind verlassene Orte, die mit der Zeit verfallen und teilweise von der Natur zurückerobert werden. Sie zu erkunden ist häufig etwas gruselig, löst zumeist aber auch ein gewisse Faszination aus. Und diese wird bei der neuen Krimispiel-Reihe Crime Places nun mit einem vergangenen Kriminalfall kombiniert. Von den zwei zum Start erschienenen Fällen, habe ich mir Das Sanatorium angeschaut, welches mit zwei von vier Punkten bei der Schwierigkeit kategorisiert ist.

Bei diesem Spiel wird nichts beschriftet oder zerstört. Wie auf der Rückseite der Schachtel angegeben, benötigt man für eine Partie zusätzlich nur einen Tisch, einen Stift und Papier für Notizen. Ein Tisch mag vielleicht etwas banal klingen, aber dieser sollte tatsächlich nicht zu klein ausfallen, da man während der Partie verschiedene Panoramen aus mehreren Karten auslegt, die etwas Platz benötigen. Für unterwegs ist dieses Spiel daher wohl eher weniger geeignet. Man benötigt kein internetfähiges Gerät, sondern kann den gesamten Fall nur mit den enthaltenen Karten lösen. Eine Anleitungsheft gibt es nicht, alle Informationen um eine Partie zu beginnen, befinden sich auf einer sogenannten Schnellstartkarte.

Das erste Panorama aus einigen Karten zeigt das Gebäude einer früheren Nervenheilanstalt von außen. Eine ehemalige Schulfreundin ist dort vor einigen Jahrzehnten verschwunden und nun möchten wir herausfinden, was damals geschehen und aus dieser Person geworden ist. Manche Karten eines Panoramas darf man nicht direkt näher untersuchen, sondern muss zuvor noch eine Bedingung erfüllen. Zum Beispiel Objekte besitzen, die sich im Spiel finden lassen und deren Besitz für eine spätere Verwendung notiert wird.

Crime Places: Sanatorium -Spielmaterial
Crime Place:s Sanatorium – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Die Geschichte führt einen nicht nur zu verschiedenen Räumlichkeiten innerhalb des Sanatoriums, sondern führt auch durch die gesamte Partie. Es gibt eigentlich keine Möglichkeit vom Weg abzukommen. Dafür gibt es aber auch kein umfangreiches Hilfesystem. Man kann hin und wieder durch das Ändern der Ausrichtung einer Karte einen Hinweistext lesen, der Abgleich einer Lösung verrät aber direkt die korrekte Lösung. Daher notiert man sich ein Auge im Negativfall und fährt fort. Am Ende bestimmen gewisse Handlungen und die Anzahl gesammelter Augen, wie die Geschichte ausgeht. Dabei ist es nicht relevant, wie viele Karten man sich näher angesehen hat. Es lohnt zwar schon, sich die Illustrationen näher anzuschauen, aber diese sind nicht immer ein guter Indikator für die Informationen der Rückseite.

Der Abschluss des Falls funktioniert über doppelseitig bedruckte Karten mit jeweils vier Antwort-Möglichkeiten an allen vier Kanten einer Seite. Das ist zwar ein überschaubarer Lösungsraum, aber gibt einem noch eine kleine Auswahl an Optionen, von denen man sich auf eine einigen muss. Ich würde dieses Spiel mit einer Serie über True Crime-Fälle vergleichen, da man wenige Spielelemente hat und auch nur wenige Kombinationsaufgaben löst. Die Geschichte ist aber interessant und gut zu verfolgen. Durch die Illustrationen gelingt es eine passende Stimmung zu erzeugen. Das mag auch inhaltlich zu skandinavischen Thriller-Szenario passen, aber zwischendurch habe ich mich schon gefragt, ob die skandinavischen Namen in einem deutschsprachigen Spiel nicht eher verwirren sollen und ob das notwendig ist. Die Rätsel selbst haben für uns keinerlei Hürde dargestellt und es war bei allen schnell klar, wie sie zu lösen sind. Das finde ich für den gewählten Schwierigkeitsgrad aber auch okay.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Oetinger
Autor(en): Hans Pieper, Joel Müseler, Tim Möller-Kaya
Erscheinungsjahr: 2025
Spieleranzahl: 1+ Spieler
Dauer: 120 – 180 Minuten.

Vielen Dank an Oetinger für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Masters of Crime – Hollywood (+Probierspiel Spurwechsel)

Masters of Crime: Hollywood - Cover
Masters of Crime: Hollywood – Cover / Foto: Kosmos

Zur Masters of Crime-Reihe gibt es seit diesem Jahr mit Spurwechsel erstmals ein Probierspiel, um das grundsätzliche Spielprinzip dieser Reihe kennenlernen zu können. Dieser ist für sich alleine lösbar, bildet aber quasi die Vorgeschichte zum aktuellen Fall Hollywood. Ich finde, es ist mit 18 Karten und einem Faltzettel als Objekt gut gelungen, die Kernelemente des Spiels vorzustellen. Es gibt auch eine unterstützende Webseite und einige digitale Inhalte dazu, sodass wirklich das gesamte Potential angeteasert wird.

Der Fall Hollywood ist von der Aufmachung her vergleichbar mit den zuerst erschienen Spielen dieser Reihe, wie Vendetta, Tiefenrausch oder Inkognito. Es gibt daher keine Zweiteilung, sondern man löst vom Anfang bis zum Ende ganz klassisch einen Kriminalfall, aber in gewohnter Weise nicht aus der Sicht der Polizei. Ermittelt wird im eigenen kriminellen Umfeld, wo man auch so manche harte Entscheidung treffen muss. Dadurch bekommt man unterschiedliche Karten zu sehen, diese unterscheiden sich aber nur in Details und in der Anzahl Sterne, die man dafür erhält oder eben auch nicht. Thematisch geht es um den Tod der Schwester eures Gangbosses, die als Schauspielerin erfolgreich war.

Masters of Crime: Hollywood - Spielmaterial
Masters of Crime: Hollywood – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Wir haben tatsächlich etwas länger benötigt, als die maximal vorgegebene Spielzeit. Ein umfangreiches Rätsel fanden wir dabei nicht vollständig gelungen, die korrekte Lösung bzw. der Weg, wie man dorthin gekommen wäre, war für uns auch mit den Hilfestellungen nicht komplett nachvollziehbar. Dennoch ist das Gesamterlebnis positiv, es gab wieder kleinere Verweise auf vorherige Fälle und der Fall trifft atmosphärisch wieder in die richtige Kerbe.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Kosmos
Autor(en): Verena Wiechens, Martin Student, Lukas Setzke
Erscheinungsjahr: 2024
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 150 – 210 Minuten

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Carp City

Carp City - Cover
Carp City – Cover / Foto: Moritz Verlag

Das BuchSpielBuch Carp City trägt den Untertitel “Die Stadt des tanzenden Karpfens” und in dieser Stadt steht ein großes Fest an, für das noch einige Vorbereitungen notwendig sind. Und diese gilt es zu meistern. Das großformatige Buch zeigt ein buntes und detailreiches Wimmelbild auf 25 Doppelseiten mit einigen Zahlencodes. Zu diesen kann in einem separaten, kleineren Buch, dem Stadtführer, etwas nachgelesen werden. So erfährt man, was die Anwohner umtreibt und wie man sie unterstützen kann. In einer Rucksack- und einer Stichwortliste wird nachgehalten, welche Dinge man bereits erhalten hat. Dadurch können sich auch die Texte verändern, denn manche Texte haben Bedingungen, sodass man unter gewissen Voraussetzungen zu anderen Abschnitten gelangt.

Carp City - Spielmaterial
Carp City – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Zum Einstieg gibt es grüne Codes, deren Aufgaben auf der aktuellen Doppelseite lösbar sind. Für viele andere Aufgaben muss man blättern, um die richtigen Orte zu entdecken. So kann man sich einige Stunden in Carp City verlieren. Die Aufgaben sind häufig Suchaufgaben, hin und wieder aber auch kleine Denksportaufgaben, bei denen man etwas kombinieren muss. Auch wenn die meisten Aufgaben uns als erfahrene Rätselspieler vor keine großen Herausforderungen gestellt haben, so hatten wir dennoch viel Spaß alles zu erfüllen.

Dazu gehört sicherlich auch der gewisse “Legacy”-Anteil, denn nach vielen korrekt gelösten Aufgaben verändert sich das Wimmelbild dauerhaft, indem man einen der fast 300 Sticker darüber klebt. So werden manche Nummern abgedeckt, andere ersetzt, um zu neuen Abschnitten zu führen. Wir haben Carp City zu zweit “gespielt”, auch wenn eigentlich nur eine Person alleine alle Details ideal überblicken kann, aber man kann sich ja abwechseln und manchmal hilft ein völlig anderer Blickwinkel. In Familien mit Kindern kann ich es mir auch gut vorstellen, die Geschichten sind alle dafür geeignet.

Die Spielzeit lässt sich schwer beurteilen, wir haben an einigen Tagen immer wieder für mehrere Stunden zu diesem Buch gegriffen. Wer lieber in kürzeren Phasen rätselt, wird sicherlich längere Zeit etwas davon haben. Da man immer einfach eine beliebige Nummer heraussuchen kann, ist es auch problemlos möglich so vorzugehen. Wir haben uns einige zusätzliche Notizen gemacht, um interessant wirkende Dinge für mögliche zukünftige Aufgaben zu notieren. Doch irgendwann waren alle Aufgaben gelöst, fast alle Sticker verklebt und das Fest konnte stattfinden. Gerne würde ich solch ein Erlebnis erneut erfahren, ich fürchte aber, dass die Erstellung so umfangreich ist, dass man damit zumindest nicht allzu schnell rechnen sollte.

Wertungsnote 6/6

Verlag: Moritz Verlag
Autor(en): Aleksandra Mizielińska, Daniel Mizieliński
Erscheinungsjahr: 2025
Spieleranzahl: 1+ Spieler
Dauer: keine Angabe

Vielen Dank an den Moritz Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Hidden Games – Glutspur

Hidden Games: Glutspur - Cover
Hidden Games: Glutspur – Cover / Foto: Hidden Games

Mit jedem Krimispiel lernen wir etwas mehr über Klein-Borstelheim, dem Ort an dem der schon längst lieb gewonnene Kommissar Hahnke schon so oft Unterstützung bei seinen Ermittlungen benötigte. Dieses Mal sind wir im örtlichen Stahlwerk, wo einige Mitarbeitende verschwunden sind, während Ungewöhnliches geschieht.

In dem Pappumschlag finden sich einige physische Unterlagen, zusätzlich gibt es Audio-Inhalte anzuhören und dafür erstellte Webseiten zu entdecken. Dieses Material sollte man aufmerksam sichten und teilweise in Verbindung zueinander bringen, um alles über die Geschehnisse im Stahlwerk herauszufinden. Um mit Kommissar Hahnke in Kontakt zu treten, hat man die Wahl zwischen WhatsApp oder einem Webchat. Eines davon ist notwendig, um die Fragen zum Fall zu beantworten und im Spiel voranzukommen. Anfangs gibt es nur eine zentrale Frage, später kommen weitere hinzu. Immer eine nach der anderen, sodass man sich gut daran entlang hangeln kann. Mir gefällt es allerdings mehr, wenn man gleich alle Fragen kennt und sich selbst etwas strukturieren muss. Leider war es für uns bei einer diesen Fragen schwierig die formal korrekte Antwort einzutippen, obwohl wir die Lösung direkt wussten.

Hidden Games: Glutspur -Spielmaterial
Hidden Games: Glutspur -Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Teilweise wurde ungewöhnliches und interessantes Spielmaterial verwendet, sowohl analog als auch digital, doch leider benötigt man dieses nicht zwingend, um den Fall korrekt lösen zu können. Das empfanden wir etwas schade. Einige Elemente wirkten auch etwas aufgewärmt, da sie so ähnlich schon in anderen Hidden Games-Krimispielen verwendet wurden. Da war in vergangenen Fällen dieser Reihe Einzigartigeres enthalten. Das ist natürlich Kritik auf hohem Niveau und wer noch nicht alle anderen Spiele dieser Reihe gespielt hat, wird vermutlich zu einer anderen Einschätzung kommen.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Hidden Games
Autor(en): k.A.
Erscheinungsjahr: 2025
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 90 – 150 Minuten

Vielen Dank an Hidden Games für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


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