Der Baum – Geister des Waldes

Der Baum Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Ein Spiel, bei dem Bäume im Mittelpunkt stehen, habe ich doch vor gar nicht allzu langer Zeit vorgestellt. Bei Photosynthese werden Samen ausgeworfen, um sie zu Bäumen in drei Größen heran wachsen zu lassen, bevor sie für Punkte abgeholzt werden können. Thematisch wundervoll umgesetzt, ist es vom Anspruch doch etwas höher, denn eigentlich verbirgt sich dahinter ein komplett abstraktes Optimierspiel. Wer ein locker-leichtes Familienspiel zum Thema Bäume sucht, sollte vielleicht einen Blick auf die deutsche Version von L’Arbre werfen. Der Orginaltitel klingt für mich allerdings sehr viel poetischer als das stumpfe Der Baum im Deutschen. Das Spiel dahinter ist jedoch dasselbe, wie das funktioniert und ob das zu gefallen weiß, könnt ihr im Folgenden lesen.

Spielmaterial:

Das bisherige Markenzeichen der Spiele von 2Geeks waren die Metall-Boxen, in denen das Spielmaterial verborgen war. Hierbei haben wir eine normale Stülpschachtel aus Karton. Darin enthalten ist ein Tableau für die Kartenauslage und jede Menge Stanzteile: Baumstämme, Baum-, Ast-, Blatt-, Knospen- und Blütenplättchen. Diese sind für meinen Geschmack auf recht dünner Pappe gedruckt. Dazu kommen 26 Karten.

Spielmechanismus:

Das Spielziel ist klar: Wer zuerst sein persönliches Material an den Baum gebracht hat, gewinnt die Partie. Dazu gehören ein Baumstamm, 10 Äste, sechs Blätter, fünf Knospen, und drei Früchte sowie eine allgemeine Blüte. Es können während der Partie weitere Äste hinzu kommen. An einem Ast können bis zu zwei weitere Äste platziert werden. Oder ein Blatt, was folgende Äste verhindert. Auf dieses Blatt muss zunächst eine Knospe platziert werden, bevor darauf eine Blüte gelangen kann. Für die persönlichen Früchte, die auch als Blüte zählen, gilt zudem die Zusatzbedingung, dass diese nur an eigenen oder neutralen Ästen wachsen können.

Der Baum Spielermaterial
Spielermaterial / Foto: Brettspielpoesie

Pro Zug darf immer nur Material einer Sorte abgelegt werden: Ast, Blatt, Knospe oder Blüte. Dafür muss mindestens eine Karte mit diesem Symbol von der Hand gespielt werden. Mit zwei gleichen Symbolen kann auch ein beliebiges ersetzt werden. In der Auslage liegen immer vier Karten offen und für jede Karte mit gleichem Symbol, wird ein weiteres Objekt platziert. Zumindest solange Platz dafür vorhanden ist. Reicht das Material aus dem eigenen Vorrat nicht, wird bei Blättern, Knospen und Blüten das allgemeine Spielmaterial verwendet. Alternativ zum Baum erweitern, dürfen zwei Handkarten aus der offenen Auslage aufgenommen werden. Ein Mail während einer Partie muss ein neuer Baumstamm angelegt werden. In diesem Zuge füllt man seine Handkarten bis zum Limit von sechs aus der offenen Auslage und ggf. dem Nachziehstapel auf.

Der Baum Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Es gibt vier Baumgeister, von denen immer zwei offen liegen. Zeigt eine ausgespielte Karte einen der beiden offen liegenden, darf dessen Funktion ausgeführt werden. Die Karte darf zu diesem Zweck auch zusätzlich gespielt werden. Entweder eine Karte aus der Auslage nehmen, aus drei Karten vom Stapel eine aussuchen, ein zusätzliches Element gleicher Sorte pflanzen oder einem Mitspieler einen Ast “schenken”, der in seinem persönlichen Vorrat gelangt. Mit Hilfe der Geisterflöte werden beide ausliegenden Geister beschwört. Nach Verwendung werden die Plättchen mit den Waldgeistern immer umgedreht, sodass einsehbar ist, welche Geister nun zur Verfügung stehen.

Der Baum Spielkarten
Spielkarten / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Die Partie endet sofort, sobald ein Spieler sein letztes Element platzieren konnte. Dieser Spieler gewinnt die Partie.

Spieleranzahl:

Das Spiel funktioniert mit jeder Spielerzahl. Zu zweit ist es am besten planbar, aber auch am wenigsten fesselnd. Mehr Spaß hatten wir in Partien mit mehr Spielern, wobei es dann aber wirklich nerven kann, wie wenig Einfluss man teilweise hat.

Glücksfaktor?

Wir haben es hier mit einem ziemlich glückslastigen Unterfangen zu tun. Je nachdem welche Karten offen liegen, kann eine Aktion mehr oder weniger sinnvoll sein. Dabei wird angestrebt, eigene Elemente in möglichst wenig Zügen an den Baum zu bringen und den nachfolgenden Spielern keine allzu großen Vorlagen zu bieten. Besonders zum Ende hin, kann dieser Faktor eine Partie entscheiden. Dazwischen sind auch taktische Entscheidung angebracht. Platziert man Knospen nicht ausschließlich auf eigenen Ästen, lädt man die Mitspieler geradezu dazu ein, Blüten darauf zu platzieren.

Fazit:

Die Anleitung ist verständlich geschrieben, enthält jedoch einen groben Übersetzungsfehler. Es steht geschrieben, dass bei den Geisterflöten-Karten nur die Funktion von einem der beiden oben liegenden Baumgeister ausgeführt werden darf. Doch wie auf die Abbildung auf dem Spielplan zeigt, werden sofern möglich, beide ausgeführt.

Während einer Partie entsteht auf dem Tisch ein Baum, in jeder Partie wird dieser etwas anders aussehen. Das führt zu einem positiven Spielgefühl, die Spieler bauen gemeinsam etwas auf und das Ergebnis kann direkt betrachtet werden. Das Thema wirkt dabei auch nicht aufgesetzt. Das Spielmaterial ist schön illustriert, bemängelt wurde in unseren Gruppen die dünnen Plättchen und die fummelige Angelegenheit der Auslage. Denn sobald ein neuer Stamm angelegt wird, bekommt dieser auf jeder Seite drei Äste und bereits ausliegendes Spielmaterial muss meist etwas verschoben werden.

Unsere Mitspieler haben oft den großen Glücksanteil bemängelt, der vor allem zum Ende hin aufkommt. So fühlt sich ein Sieg vielleicht nicht unbedingt siegreich an, wenn einem schlicht und einfach das Glück hold war und genau die benötigte Karte aus lag. Auch das etwas fiese Element des Waldgeistes, der einem Spieler einen weiteren Ast zukommen lässt, weckt keine große Begeisterung. Es wird schlicht und einfach dem Spieler der Ast gegeben, der dem Sieg durch sein übriges Material am nächsten zu sein scheint. Dadurch wird eine Partie gefühlt ein wenig in die Länge gezogen. Es gibt auch nicht viele strategische Möglichkeiten, man macht eigentlich in jeder Partie dasselbe und hofft auf das Glück auf seiner Seite. Lediglich der Stamm kann taktisch platziert werden, wenn gerade für die anderen Spieler lukrative Karten ausliegen. Doch muss man dann zu diesem Zeitpunkt auch entsprechend Platz auf der Hand haben und selber etwas mit diesen Karten anfangen können.

Vielleicht ist es ein Spiel, dass in Gruppen mit Kindern gut funktioniert. In keiner unserer Runden mit Erwachsenen hat dieses Spiel große Emotionen ausgelöst, nach einer Runde wurde immer nach einem anderen Spiel verlangt. Für uns leider das bisher schlechteste der Spiele von 2Geeks.

Wertungsnote 2/6

Verlag: 2Geeks
Autor(en): Simon Havard
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 45 Minuten

Vielen Dank an 2Geeks für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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