Der letzte Zwischenstopp vor der diesjährigen SPIEL war für mich der Besuch des mittlerweile bereits zehnten Pressetags von Pegasus Spiele in Friedberg. Die Tagesordnung war anders als in den letzten Jahren, als immer zwei Spiele im Fokus standen, von denen eines am Vormittag und das andere am Nachmittag von allen parallel gespielt wurde. So blieb oft nur wenig Zeit für persönliche Gespräche, Interviews und freies Spielen. Dies forderten die Teilnehmenden in ihrem Feedback ein und so wurde das Konzept ein wenig geändert und verschiedene Programmpunkte angeboten, zu denen man sich am Nachmittag hätte anmelden können.
Eine Begrüßung durch Peter Berneiser und Karsten Esser mit Informationen zur aktuellen Lage durfte dennoch nicht fehlen. Immerhin schaut Pegasus auf ein erfolgreiches Jahr zurück, mit der Eröffnung des Erweiterungsbaus mit Marketing-Studio, Outlet-Store und innovativem Lagersystem und natürlich dem Titel Spiel des Jahres für Dorfromantik. Dieses verkauft sich weiterhin gut, weltweit wurden schon über eine halbe Million Basisspiele veräußert. Man möchte die Produktlinie weiter ausbauen und langfristig in den Regalen sehen. Auch das Angebot an Rollenspielen soll weiterhin ausgebaut werden.
Zur wirtschaftlichen Lage gab Karsten Esser an, dass die Lieferketten wieder funktionieren würden, man dafür aber weiterhin tief in die Tasche greifen müsse. Auch die Energie- und Papierpreise sind weiterhin sehr hoch. Doch das hält bei Pegasus niemanden davon ab, neue Spiele zu produzieren und so ließen sich an diesem Tage auch einige bereits verfügbare bzw. anstehende Neuheiten spielen, auf die ich nun näher eingehen möchte.
Ich habe fertig
(Marco Teubner, 5-20 Minuten, 2-5 Personen)
Zum Einstieg in den Spieletag rund um die Pegasus-Neuheiten war es Autor Marco Teubner selbst, der uns in das Spielprinzip von Ich habe fertig einführte. Das ist auch schnell erklärt: Um zu gewinnen, muss man den Satz Ich habe fertig vor sich ausliegen haben.
Jede Runde darf man eine Karte ziehen oder eine von der eigenen Hand ausspielen. Aber natürlich haben alle Karten Effekte, manche sofort beim Nachziehen, andere beim Ausspielen oder wenn sie in der Auslage liegen. Und so kann es überraschende Wendungen geben, die eine Partie auch unter anderen Umständen enden lassen können. Da möchte ich gar nicht zu viel verraten, dass muss man einfach erlebt haben. Dabei sollte man sich aber bewusst sein, dass dieses Spiel sich selbst nicht zu ernst nimmt und wirklich nur ein spaßiger Aufwärmer oder Absacker sein möchte. Eine besondere Erwähnung haben auch die kreativen Illustrationen von gleich dreißig verschiedene Personen verdient.
Mind Up!
(Maxime Rambourg, 20 Minuten, 3-6 Personen)
Ebenfalls ein schnelles Kartenspiel mit einfachen Regeln ist Mind up! In drei Runden bieten wir mit unseren Handkarten geheim auf ausliegende Karten, die wir direkt den Wertungskarten vor uns zuweisen, die bei allen in gleicher Reihenfolge ausliegen. Begonnen wird links und jede neue Farbe eröffnet einen neuen Spalte. Die Wertungskarte gibt den Wert jeder zugewiesenen Karte an, zusätzlich können die Karten selbst Plus- oder Minuspunkte aufweisen. Mit den gewerteten Karten einer Runde als neue Handkarten beginnt die nächste Runde.
Natürlich ist man ein wenig den verfügbaren Karten ausgeliefert, aber die Mischung aus Glück, etwas Planbarkeit und einem kleinen Ärgerfaktor fühlt sich gelungen an, daraus entsteht ein idealer Aufwärmer bzw. Absacker.
Roaring 20s
(Leo Colovini, 20-30 Minuten, 3-5 Personen)
Da die ersten Partien so fix vorüber waren blieb vor dem nächsten Programmpunkt noch Zeit für eine Partie Roaring 20s, dem neuen kleinen Kartenspiel von Deep Print Games mit Illustrationen von Annika Heller. Runde für Runde bieten wir mit Handkarten, die Leckereien oder Edelsteine zeigen, auf einen ausliegenden Dino. Wer aus der Bietrunde aussteigt erhält eine neue Handkarte aus der Mitte, wer zuletzt übrig bleibt, bekommt den Dino.
Für viele Punkte möchte man Dinos deren Werte eine ununterbrochene Kette bilden. Auch Zwillinge oder Drillinge punkten und zusätzlich bringt jeder Dino ein bis fünf Punkte ein. Ich finde das Spiel erzeugt eine schöne Spannungskurve, mir hat die Partie wirklich Spaß gemacht.
Dorfromantik – Sakura
(Michael Palm / Lukas Zach, 45 Minuten, 1-4 Personen)
Ein weitere Tagesordnungspunkt, der für alle vorgesehen war, war dann eine Partie Dorfromantik – Sakura, ein eigenständiges Dorfromantik-Spiel, bei dem einem vieles bekannt vorkommen dürfte. Wieder lässt sich damit eine kooperative Kampagne erleben, die Grundregeln bleiben gleich, einige Elemente sehen etwas anders aus und haben andere Namen. Neue Elemente führen zu neuen Optionen, das Spielgefühl bleibt ähnlich.
Wer zu Dorfromantik bislang keinen Zugang aufbauen konnte, dem wird dies sicher auch nicht mit diese Variante gelingen. Für alle Dorfromantik-Fans bietet Sakura neue Herausforderungen eines lieb gewonnenen Spielprinzips mit ausreichend Anpassungen, um erneut in den Sog gezogen zu werden, alles entdecken zu wollen.
Bomb Busters
(Hisashi Hayashi, 30 Minuten, 2-5 Personen)
Von der Spielidee war ich zunächst nicht überzeugt, denn Bomb Busters ist wieder so ein Spiel, bei dem man in einer Gruppe kooperativ bei eingeschränkter Kommunikation eine Aufgabe erledigt. Die Aufgabe besteht konkret darin eine Bombe zu entschärfen und dafür die richtigen Kabel bei sich und den anderen zu durchtrennen. Nur einen Hinweis gibt jeder zu Beginn bekannt, alles andere ergibt sich im Laufe des Spiels, auch wenn es zu Beginn häufig noch an Fischen im Trüben erinnert, später jedoch immer weiter deduziert werden kann, wo sich welche Kabel befinden.
Gleich 66 Missionen mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad sind enthalten, einige bringen neues Spielmaterial und damit weitere Optionen ins Spiel. Vieles davon befindet sich in zunächst verschlossenen Boxen, was direkt die Neugier in mir weckt und den Ansporn diese regelkonform freizuspielen, um einen Blick hinein zu werfen.
MESOS
(Yaniv Kahana / Simone Luciani, 20-50 Minuten, 2-5 Personen)
Bei MESOS liegen in zwei Reihen Karten aus und mit der Spielfigur wählt man ein Aktionsfeld. Weiter vorne gibt es weniger Karten, dafür beginnen diese mit der Kartenauswahl, sodass später nicht mehr viel übrig bleiben kann und dann erhält man auch weniger, als das gewählte Feld ermöglicht. Die unterschiedlichen Karten führen unter verschiedenen Bedingungen zu Punkten bei Spielende. Während der drei Zeitalter kommen immer wieder Ereignisse hinein, die bestimmte Auslagen belohnen oder Nahrung bzw. Punkte kosten, wenn man Vorgaben nicht oder nicht ausreichend erfüllt.
Simone Luciani steht eher für komplexere Spiele, doch mit MESOS bekommen wir ein zugängliches Spiel, welches sich mit bis zu fünf Personen in unter einer Stunde spielen lässt und trotz der einfachen Regeln interessante Entscheidungen bereithält.
Waffelzeit
(Maxime Demeyere, 30 Minuten, 1-4 Personen)
Waffelzeit ist eigentlich ein abstraktes Puzzlespiel, bei dem man Objekte in bestimmter Anordnung auf ein eigenes 5×5 Felder großes Tableau platzieren möchte. Dafür setzt man seinen Spielstein an den zentralen Plan und ebstimmt damit, welche Objekte aneinander angrenzend zu platzieren sind.
Die Tableaus sind jedoch Waffeln, die Objekte fünf verschiedene Früchte und Sahnehäufchen, als Belohnung für die vorgegebene Platzierung kommt Sirup hinzu. Zusätzlich kann man Aufgaben für Zusatzpunkte erfüllen und wem dies zuerst gelingt, bekommt noch ein punkteträchtiges Stück Butter für die eigene Waffel dazu. Dieses Thema macht Waffelzeit für mich gleich viel attraktiver. Durch verschiedene Aufgaben, die man zufällig kombiniert, sollte der Spielspaß auch über mehrere Partien anhalten können.
A.I. Space Puzzle
(Katarzyna Cioch, Sylwia Smolińska, Wojciech Wiśniewski, Mateusz Wolski, 30 Minuten, 2-5 Personen)
Bei A.I. Space Puzzle spielt eine Person die Künstliche Intelligenz, die leider in ihrer Kommunikation gestört ist und nur noch bestimmte Symbole zeigen kann. Die anderen versuchen aus diesen Hinweisen in wenigen Runden herauszufinden, wo welche Astronauten stehen müssen, mit welchen Schlüsseln und später noch Würfeln, um das Raumschiff zu reparieren.
Die Kommunikation mit den Symbolen erinnert ein wenig an Concept, das zusätzliche Deduzieren gefällt mir richtig gut. 39 weitere Szenarien mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad warten darauf gelöst zu werden. Ich habe zwar einen gewissen Respekt davor, was die Szenarien für Anforderungen bereit halten, aber freue mich auch darauf und vor allem auch darauf, selbst mal in die Rolle der KI zu schlüpfen und Hinweise zu geben.
Tower Up
(Frank Crittin / Grégoire Largey / Sébastien Pauchon, 30-45 Minuten, 2-4 Personen)
Bei Tower Up bebaut man gemeinsam einen Stadtteil mit farbigen Gebäudeklötzchen und eigenen Dächern. Anders als bei anderen Spielen ist das überbauen von Dächern hier explizit erlaubt. Die Entscheidungen sind einfach, entweder eine Karte und den darauf abgebildeten Bonus nehmen oder ein neues Gebäude platzieren und alle angrenzenden Gebäude erweitern. Auf eines dieser Gebäude darf man dann ein Dach platzieren und mit dem farblich passenden Baufahrzeug entsprechend der Höhe dieses Gebäudes voranschreiten. Es dürfen keine Gebäude gleicher Farbe benachbart sein, das zwingt einen dazu verschiedene Farben zu verwenden, genau wie der Bonus, den man erhält wenn alle vier eigenen Baufahrzeuge einen Punktwert erreicht oder überschritten haben und man dafür einen zusätzlichen Zug bekommt.
Punkte gibt es bei Spielende für sichtbare Dächer und den Fortschritt der vier Baufahrzeuge in den Farben der Gebäudeteile. Während der Partie stehen alle im Wettstreit um offene Aufgaben, denn wer diese früher erfüllt, erhält mehr Punkte. Ich mag Spiele, bei denen im Laufe einer Partie etwas entsteht, so wie sich hier der Stadtteil mit Gebäuden füllt, die in die Höhe wachsen. Mit jedem neuen Gebäude offeriert man auch weitere Optionen für die Mitspieler, manchmal profitiert man von den vorherigen Aktionen der anderen. Ich hatte im Anschluss jedenfalls direkt Lust auf weitere Partien.
SYNCRO
(Thomas Favrelière, 15 Minuten, 2-5 Personen)
Bei SYNCRO liegen Monsterkarten wie bei 7 Wonders Duel zum Teil versetzt übereinander aus und man versucht gemeinsam die erreichbaren Monster zu besiegen. Dafür legt man nacheinander Handkarten mit möglichen Werten von 1-5 an die Monster aus und hofft am Ende einer Runde die Werte der Monster zu überbieten. Allerdings werden die Karten verdeckt platziert und nach einer Einordnung der eigenen Handkarten zu Beginn ist keine weitere Kommunikation gestattet. Man muss sich als Team also wortlos verstehen und gut synchronisieren.
Ist ein Level gemeistert, warten weitere mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad und neuen Regeldetails darauf, gemeistert zu werden. Da wir leider einen kleinen Regelfehler hatten, kann ich das Spiel nur schwer einschätzen. Ich empfand die vage Einordnung der eigenen Handkarten zu Beginn sehr schwierig, aber vermutlich muss man dafür in der Gruppe einfach ein Gefühl bekommen.
Skyrockets – Festival der Farben
(Charlie McCarron, 10-15 Minuten, 2-5 Personen)
Auch beim kooperativen Skyrockets geben Handkarten die eigenen Optionen vor, die Kommunikation ist jedoch nicht eingeschränkt. Dafür ist man unter Zeitdruck, denn bis zu sechs Sanduhren laufen unermüdlich und wollen im richtigen Moment umgedreht werden. Auch hier warten verschiedene Aufgaben mit unterschiedlichen Ausgangslagen und Vorgaben auf die Spieler.
Für Freunde von kooperativen Echtzeitspielen mit Sanduhren, wie zuletzt Kites oder Quicksand, scheint dies mit dreißig Aufgaben neue Herausforderungen zu bieten. Ich habe es ausprobiert, aber ich stehe Echtzeitspielen grundsätzlich kritisch gegenüber und dieses konnte leider nichts daran ändern.
Ausblick
Insgesamt ein spannendes Programm, bei dem für jeden etwas dabei sein sollte. Was allerdings ins Auge sticht, sind viele Spiele, die man nicht nur einmalig spielt, sondern verschiedene Level oder gar ganze Kampagnen erleben kann. Das bedeutet natürlich auch immer einen gewissen Zeitaufwand, wenn man das gesamte Spiel erleben möchte. Auch bei diesem Verlagsprogramm erkennt man den anhaltenden Trend zu kooperativen Spielen.
Neben den bereits erhältlichen und bald verfügbaren Titeln, die größtenteils zum Anspielen verfügbar waren, gab es auch Informationen zu Erweiterungen, die bald erscheinen werden. Für Spirit Island gibt es mit Natur Erwacht neue Geister und Szenarien sowie Varianten für die Geister aus dem Grundspiel, welches ebenso benötigt wird, wie die Erweiterung Zerklüftete Erde.
Für Eclipse kommen gleich zwei Erweiterungen: Mit Verbannte und Gelehrte erhält man jeweils zwei neue Alien-Spezies. Und auch Vale of Eternity und Kronologic – Paris 1920 bekommen im letzten Quartal diesen oder dem ersten Quartal des folgenden Jahres Erweiterungen. Im selben Zeitraum können wir uns auf neuen Mini Crimes freuen. Und mit der Veröffentlichung von Men Nefer und Flat Iron beginnt eine neue Partnerschaft mit Ludonova.
Auch hier kann ich mich nur für die gelungene Durchführung bedanken, die es uns ermöglicht in entspannter Runde viele Spiele kennen zu lernen und gute Gespräche zu führen. Als nächstes Event steht auch schon die SPIEL an, auf der ich viele Personen treffe, mit denen ich die vergangenen Wochenenden bereits verbringen durfte, aber sicher auch noch viele andere und darauf freue ich mich schon.