Schüttel’s

Schüttels Cover
Cover / Foto: Zoch Verlag

Wenn das Spiel darauf beruht Pöppel aus einem Würfelbecher in eine Filzschale zu schütten, klingt das zunächst ziemlich einfach und unbedeutend. Es kann sich aber schnell als große Herausforderung entpuppen. So erging es mir bei meiner allerersten Partie, von dessen Verlauf der ein oder andere sicher bereits gehört hat, wenn er die Bretterwisser regelmäßig verfolgt. In meiner Erstpartie perfektionierte ich einen Wurf, der meine Marker immer direkt aus dem Spiel genommen hat. Das tat ich allerdings mit einer sagenhaften Beständigkeit, die dafür sorgte, dass ich dieses Spiel unbedingt üben wollte. Das muss doch auch besser gehen! Leider haben auch weitere Partien bei mir keinen nachhaltigen Effekt gezeigt. Doch lest nun alles im Detail nacheinander:

Spielmaterial:

Das Highlight dieses Spiels ist sicherlich die Filzschale, zum Auffangen der Pöppel. Mit einem Würfelbecher können die 15 Pöppel in diese Schale geworfen werde. Ein beidseitig bedruckter, quadratischer Spielplan kommt in die Mitte und jeder Spieler erhält die 10 Warenmarker aus Holz in einer Farbe. Die Geldscheine werden nach Werten sortiert bereit gelegt.

Spielmechanismus:

Alle Spieler beginnen mit 400 Rappeltaler, Ziel ist es, bei Spielende das meiste Geld zu besitzen. Der Spielplan zeigt einen Rundlauf mit Nummerierungen von 1 – 15, was der Anzahl Pöppel entspricht. Reihum schüttet jeder mit einer fließenden Bewegung Pöppel aus dem Becher in die Filzschale. Je nach Anzahl der Pöppel, wird auf dem Spielplan eine Aktion ausgelöst. Dort gibt es jede Menge Handelshäuser, in denen man eine Ware platzieren darf. Sie wird von vorne hinein geschoben, sodass dort bereits befindliche Waren auf die hinteren Plätze gelangen und damit wertvoller werden. Schüttet man später erneut diese Zahl, darf man die Ware verkaufen und ins Lager befördern. Oder man platziert eine weitere in der Hoffnung beim nächsten Mal mehrere Waren zu verkaufen. Immer mit dem Risiko, dass die Ware von den Mitspielern ohne Verkauf ins Lager verschoben wird, wenn sie einen weiteren Warenstein dort platzieren. Die Bank ermöglicht einen Kredit, den man beim ersten Besuch an alle Mitspieler auszahlt, beim folgenden Besuch jedoch von allen Spielern inklusive “Zinsen” zurück erstattet bekommt. Auch im Wirtshaus kann man ordentlich Geld machen, da jeder Spieler für jeden Warenstein an diesem Ort 10 Reppeltaler an den aktiven Spieler zahlt. Dadurch wird dieser Ort mit jedem Besuch attraktiver. Aber natürlich gibt es auch Nieten bei den Feldern auf dem Plan. Für einen, drei oder alle 15 Wichtel werden 40 Taler Strafe in die Kasse fällig. An dieses Geld gelangt, wer exakt 14 Pöppel heraus schüttet. Sieben Wichtel sind eine weitere Niete, dann wandert eine Ware direkt ohne Verkauf ins Lager.

Schüttels Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Sobald zwei Spieler keinen Warenmarker mehr zur Verfügung haben oder der letzte Platz des Lagers besetzt wurde, endet die Partie. Das gesammelte Geld entscheidet über Sieg und Niederlage.

Spieleranzahl:

Am besten funktioniert Schüttel’s mit vielen Spielern, 4 – 6 ist dabei meine Empfehlung. Es gibt dann viel Interaktion, sei es durch das Herausschieben der Warenmarker oder durch die Geldausschüttungen in Bank und Wirtshaus. Für weniger Spieler wird die andere Spielplanseite mit weniger Warenplätzen verwendet. Damit wird versucht zu skalieren, dennoch bietet es meiner Meinung nach nicht den gleichen Spielspaß.

Glücksfaktor?

Glück oder Geschick, das ist hier die Frage. Ich persönlich bin dabei anscheinend lernresistent, anderen gelingt es vielleicht sich mit der Zeit eine gezielte Wurftechnik anzueignen. Ich habe noch keinen Spieler erlebt, der dauerhaft gezielte Werte getroffen hat, daher lohnt es sich auch gar nicht Gedanken daran zu verschwenden, welcher Ort die beste Option wäre. Jeder Ort, der keinen Nachteil einbringt, ist grundsätzlich nicht verkehrt. Auch wenn es sich für den Verkauf lohnt gleiche Orte zu besuchen und seine Waren nicht auf alle Orte aufzuteilen.

Fazit:

Auf dem Papier kann dieses Spiel nicht viel, die Spieler schütten Pöppel in eine Filzschale und lösen damit irgendwelche Aktionen aus. Doch was dabei an Emotionen geweckt wird, ist kaum zu beschreiben. Vor allem wenn ein Spieler zum wiederholten Male eine 7 oder 3 schüttet, ist der Spaß garantiert. Aber auch nur bis ein Spieler die 14 schafft und die gesamten Strafzahlungen der letzten Runden einheimst.

Das Material ist dabei wirklich cool gemacht, von der Filzschale bis hin zu den Holzpöppeln und -markern. Lediglich das Papiergeld vom Abreißblock erinnert in Kombnination mit der “Frei Parken”-Aktion in der Spielmitte unweigerlich an Monopoly, was jetzt keine wünschenswerte Assoziation darstellt. Leider ist das Geld nicht gerade im Überfluss verfügbar, sodass während einer Partie immer viel hin und her getauscht werden muss. Die 15 Pöppel gibt es in drei Farben, was für das Spiel tatsächlich irrelevant ist, aber interessanterweise das Zählen erleichtert.

Für Strategen sicher kaum einen Blick wert, empfehle ich Schüttel’s allen Spielern die was Leichtes für zwischendurch suchen, bei dem auch herzhaft gelacht werden darf. Ich habe es selber kaum glauben können, wie viel Spaß es mir trotz der überschaubaren Regeln bereitet. Und dass, obwohl ich abgrundtief schlecht in diesem Spiel bin. Doch hat sich gezeigt, dass dies in der Familie liegen muss ;-) Die Gefahr besteht natürlich, durch Übung immer gezielter schütten zu können, was den Spaßfaktor sicher minimieren würde.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Zoch Verlag
Autor(en): Bernhard Lach, Uwe Rapp
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 2 – 6 Spieler
Dauer: 30 Minuten

Vielen Dank an Zoch für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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