Wo geht’s hier zum Ausgang?! – Zu viert

Die meisten Spiele dieses Genres spielen wir nur zu zweit. Als Team sind wir darin mittlerweile richtig gut eingespielt, ergänzen uns bei Rätseln oft wunderbar. Besonders die zeitintensiveren Krimispiele lassen sich zu zweit als Paar ganz gut einrichten, meist am Wochenende oder im Urlaub. Doch manches Mal stellen uns solche Spiele auch auf die Probe. Ich erinnere mich da an die allererste Unlock!-Box mit Die Insel des Doktor Goorse oder Exit-Das Spiel: Der Gefängnisausbruch, die beide zumindest zeitweise verlangen, dass man sich in zwei Teams aufteilt. Das wäre zu zweit ziemlich öde, weil dann ja jedes Team aus nur einer Person bestehen würde. Deswegen haben wir uns für diese Spiele Unterstützung besorgt. Was wir auch bei den beiden Titeln machen mussten, die ich heute vorstellen möchte. Ich kann beide Spiele daher nur aus dieser einen Perspektive besprechen, denn ich habe sie beide nur exakt zu viert gespielt. Eine weitere Gemeinsamkeit besteht darin, dass mittlerweile bereits zwei unterschiedliche Ausgaben dieser Spielideen erhältlich sind, ich aber nur die jeweils genannte Version gespielt habe.

Perspectives – Orange Edition

Perspectives Orange Edition - Cover
Perspectives Orange Edition – Cover / Foto: Asmodee

Gemeinsam Kriminalfälle zu lösen haben wir schon in vielen Spielen gemacht. Meist dürfen dabei alle Personen sämtliche Informationen einsehen. Dieses Prinzip wird bei Perspectives auf den Kopf gestellt. Denn hier bekommt jeder nur einen Teil der Informationen. Um sicherzustellen, dass sich diese auch gut verteilen und niemand gleichartige Informationen bekommt, sind die Karten vorsortiert. Es ist nicht erlaubt, sich diese gegenseitig zu zeigen, darüber zu sprechen ist jedoch erwünscht. Gerne umfangreich und so bildlich, wie möglich. Hin und wieder ist es sogar notwendig, die Bilder unterschiedlicher Personen gedanklich zusammen zu setzen oder in eine Reihenfolge zu bringen, um daraus wertvolle Informationen ableiten zu können.

Perspectives Orange: Spielmaterial
Perspectives Orange: Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Das Tutorial zum Einstieg lässt sich ohne das enthaltene Spielmaterial lösen, denn alle dafür notwendigen Informationen befinden sich auf der Spielschachtel und dem Deckel. Dabei zeigt sich schon, dass es zu viert am besten spielbar ist, nur so kann sich jeder ganz auf eine Kante der Schachtel konzentrieren und diese zu sich ausrichten. Dieser visuelle Effekt geht leider in den drei vollständigen Fällen etwas verloren. Da spielt die Schachtel selbst nämlich keine Rolle mehr.

Stattdessen bekommt man eine kleine Mappe mit vier Registerkarten für die einzelnen Akte eines Kapitels. Die ersten drei Akte bestehen aus diversen Karten, sowie einer kurzen Einführung in das aktuelle Geschehen und eine zentrale Frage, auf die man hinarbeiten sollte. Wenn man sich für die Lösung bereit fühlt, folgen noch weitere Fragen. Es sind keine reinen Beobachtungsfragen, man muss für die Beantwortung immer etwas in Verbindung setzen oder ein wenig hinter die Kulissen schauen. Es ist möglich, zuvor Karten für alle offen aufzudecken, allerdings kostet dies ab der zweiten Karte Punkte in der Endwertung. Bei dieser zählen die Punkte aus allen Akten und eine Legende verrät, wie gut man damit abgeschnitten hat.

Perspectives Orange: Register
Perspectives Orange: Register / Foto: Brettspielpoesie

Das Spielmaterial unterstützt den Spielablauf hervorragend. Die Mappen sind so gestaltet, dass man leicht genau die Informationen entnehmen kann, die man zum jeweiligen Zeitpunkt benötigt, ohne weitere versehentlich einzusehen. In der Mitte jeder Mappe befindet sich dann die Auflösung, um unabhängig von der individuell gefundenen Lösung für den folgenden Akt umfassend gewappnet zu sein. Im vierten Akt liegen alle Karten de Kapitels offen aus, um gemeinsam die letzten Fragen zu lösen.

Das Spielprinzip gefällt mir, allerdings macht die Einschränkung der Spielerzahl es schwierig, das Spiel zu erleben. Für einen Fall sollte man sich Zeit nehmen, da die einzelnen Akte inhaltlich direkt aufeinander aufbauen und man Informationen aus anderen Akten parat haben sollte. Die 90 Minuten reichen nicht unbedingt, wenn man sich viel austauscht und alles durchsprechen möchte, bevor Entscheidungen getroffen werden.

Die verschiedenen Fälle unterscheiden sich deutlich und sind völlig unabhängig voneinander, dennoch würde ich sie nicht mit unterschiedlichen Gruppen spielen wollen. Man wächst ja auch als Gruppe an einem solchen Spiel und lernt häufig erst beim Spielen, worauf es wirklich ankommt, um den anderen die eigenen Informationen vollständlich näherzubringen. Da jeder in den ersten drei Akten nur einen kleinen Teil der Informationen bekommt, ist Kommunikation der Schlüssel zum Sieg. Alphaspieler haben es schwer, weil sie gar nicht alle Informationen kennen und auf den gemeinsamen Gedankenaustausch angewiesen sind. Zu viert fühlte es sich ideal an. So hatten alle einige Informationen, aber niemand zu viele. Auch wenn uns nicht jedes Detail vollumfänglich nachvollziehbar erschien, waren alle Fälle interessant und hatten eine tolle Spannungskurve.

Wertungsnote 5/6

Verlag: Space Cowboys
Autor(en): Remo Conzadori, Christian Giove
Erscheinungsjahr: 2023
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 20 – 40 Minuten

Vielen Dank an Asmodee für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


Point of View – Spooky Festival

Points of View - Spooky Festival Cover
Point of View: Spooky Festival – Cover / Foto: HABA

Nicht nur einzelne Karten, sondern wirklich unterschiedliche Perspektiven gibt es bei Point of View, wo jeder einen eigenen Sichtschirm mit einem Wimmelbild vor sich stehen hat. Zu sehen ist ein heruntergekommener Vergnügungspark, der nur zu Halloween noch Massen anlockt. Aber etwas stimmt hier nicht und es ist eure Aufgabe herauszufinden, was hier vor sich geht. Dabei sind die Sichten aus den vier Himmelsrichtungen nicht aus exakt denselben Blickwinkeln aufgenommen. Nach jedem Kapitel wechseln die Spielen ihrer Sichtschirme und erhalten so über die vier enthaltenen Kapitel einen Rundumblick. Daher empfiehlt es sich, zwischen den Partien nicht zu viel Zeit verstreichen zu lassen. Beim Spielen hilft zudem eine gute Beleuchtung, da jeder das Wimmelbild in seinem Sichtschirm gut einsehen können sollte, ohne dass die anderen einen Einblick erhalten. Das kann sich bei schummerigem Licht schwierig gestalten.

Points of View - Spooky Festival  Spielmaterial
Point of View: Spooky Festival – Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Für jedes Kapitel gibt es ein eigenes Kartendeck, dies ist auch hier vorsortiert und führt durch das gesamte Spiel. Die meisten Karten zeigen Texte und damit verbundene Aufgaben. Einige bieten detailliertere Ansichten, die nur für einzelne Personen und deren Blickwinkeln bestimmt sind. Die großen Umschläge ermöglichen es diese Karten jederzeit den richtigen Sichtschirmen zuordnen und nach einem Kapitel ebenfalls weitergeben zu können. Wird die zugehörige App verwendet, können die Texte vertont ausgegeben werden. Jedoch klang die Stimme für uns eher unnatürlich und sie spricht sehr langsam.

Anders als bei Perspectives geht es hier weniger darum, aus einigen Informationen auf das große Ganze zu schließen, häufig muss man einfach nur Dinge finden und zählen. Meist sind dabei alle eingebunden, weil jeder in seinem Sichtbereich einen Teil davon sieht. Durch die verschiedenen Blickwinkel kann ein und dieselbe Sache allerdings auf verschiedenen Sichtschirmen zu sehen sein, sodass man auch herausfiltern sollte, wie viele davon mehrfach sichtbar sind. In einem Kapitel hatten wir das Gefühl, das sich die Informationen zu Beginn sehr auf einen Sichtschirm konzentriert haben und die anderen weniger involviert waren.

Point of View - Spooky Festival Spielsituation
Point of View: Spooky Festival – Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Bei diesem Spiel finde ich es noch viel deutlicher dass es sich um ein Spiel für genau vier Personen handelt, es gibt schließlich genau vier Blickwinkel. Bei weniger Personen liegt das übrige Spielmaterial offen aus, bei mehreren sitzt man in Gruppen vor den Sichtschirmen. Beides halte ich für Notlösungen, die weniger gut funktionieren.

Die Aufgabenstellungen waren häufig ähnlich, sodass sich die einzelnen Partien nicht groß voneinander unterschieden. Es ist allerdings spannend selbst zu sehen, was andere zuvor zu beschreiben versucht haben. Gerade zu Beginn sprechen die anderen über Dinge, die man selbst nicht mal ansatzweise entdecken kann, weil etwas anderes den Weg versperrt oder man selbst davor steht und in die andere Richtung blickt. Der Anreiz alle Kapitel zu beenden, entstand für mich vor allem aus dem Ansporn heraus, alle Blickwinkel ein Mal selbst einnehmen zu können. Und um zu prüfen, ob man schon richtige Annahmen getroffen hat, welche Abbildungen noch relevant werden und was für Aufgabenstellungen sich daraus ergeben könnten. Die Aufgaben alleine hätten mich nicht so lange bei der Stange gehalten. Gleiches gilt für die Geschichte, sie ist teilweise eher abstrus und baut keine Spannung auf, sodass man unbedingt wissen möchte wie es weitergeht. Dieses Spiel bietet aber mal eine andere Art kooperativ zu spielen, sodass man sich darauf ruhig einlassen sollte.

Wertungsnote 4/6

Verlag: HABA
Autor(en): Lukas Bleuel
Erscheinungsjahr: 2025
Spieleranzahl: 2 – 8 Spieler
Dauer: 60 Minuten

Vielen Dank an HABA für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!


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