3 Spiele – 1 Mechanismus: Flip’n’Write (Puzzle)

Flip'n'Write Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Leider habe ich keine Rückmeldung erhalten, ob euch diese neue Rubrik auf Brettspielpoesie gefällt, daher mache ich einfach erstmal weiter damit ;-) Ich habe einige Spiele hier, die ich euch gerne vorstellen möchte, zu denen es aber im Detail gar nicht so viel zu schreiben gibt. Außerdem haben sie untereinander große Ähnlichkeiten, sodass ich mich entschieden habe sie euch gemeinsam vorzustellen. Ich hoffe, dass dies auch in eurem Sinne ist, da ihr dann einen direkten Vergleich bekommt, der euch bei eurer Kaufentscheidung vielleicht helfen kann.

Das heutige Thema: Flip’n’Write (Puzzle)

Unter diesem Begriff, manchmal auch als Flip’n’Fill bezeichnet, werden Kartenspiele verstanden, bei denen die Karten vorgeben, was auf dem eigenen Wertungszettel eingezeichnet werden kann/muss. Angelehnt ist dieser Begriff an die Roll’n’Write-Spiele, bei denen Würfel diese Vorgaben machen. Bei diesen speziellen drei Titeln werden jeweils Puzzleteile eingezeichnet, die für Punkte in bestimmter Art und Weise angeordnet werden müssen.

Second Chance

Das Spielprinzip von Second Chance ist fast schon trivial: Runde für Runde geben genau zwei Karten vor, welche Puzzleteile verwendet werden dürfen. Jeder Spieler wählt eines davon und zeichnet es auf seinem Zettel ein. Zu Beginn erhält jeder Spieler eine zufällige Karte mit einem eigenen Puzzleteil zum Start, sodass alle Spieler unterschiedlich beginnen müssen. Irgendwann wird es passieren, dass ein Spieler beide Puzzleteile nicht mehr einzeichnen kann. Dann gibt es die titelgebende zweite Chance, indem eine weitere Karte aufgedeckt wird. Kann diese eingezeichnet werden, bleibt der Spieler im Spiel. Die Partie endet, sobald es einem Spieler gelingt seinen kompletten Wertungszettel auszufüllen oder bis alle Spieler ausgeschieden sind. Wer zuerst aussteigt, darf ein weiteres Feld ausfüllen. Freie Felder sind bei Spielende nicht zu gebrauchen, es gewinnt der Spieler mit den meisten gefüllten Feldern bei Spielende.

Second Chance Spielmaterial
Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

So banal, wie es klingt, so belanglos fühlt es sich auch an. In den ersten Partien vielleicht noch einigermaßen reizvoll, verliert Second Chance in meinen Augen sehr schnell an Spielreiz. Es wird zu sehr vom Zufall bestimmt. Wir hatten eine Partie, bei der ein Mitspieler über mehrere Runden Glück mit seiner zweiten Chance hatte und so die Partie gewinnen konnte, während die anderen früh ausgeschieden sind, weil die zweite Chance eben vergebens war. Wären die Karten genau anders herum gekommen, hätte sich das Spiel komplett gedreht. Es entsteht nicht das Gefühl, wirklich Einfluss ausüben zu können. Natürlich kommt es ein wenig darauf an, wie man die Puzzleteile positioniert, aber letzten Endes wird immer der Spieler gewinnen, dem das Glück am meisten zur Seite steht. Daher habe ich kein Interesse mehr an weiteren Partien.

Wertungsnote 2/6

Verlag: Edition Spielwiese / Vertrieb: Pegasus Spiele
Autor(en): Uwe Rosenberg
Erscheinungsjahr: 2019
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 15 Minuten

Vielen Dank an Pegasus Spiele für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!


Patchwork Doodle

Dies ist nun also die Flip’n’Write-Version des erfolgreichen 2-Spieler-Spiels Patchwork. Beide teilen sich das Spielziel: Die eigene Patchworkdecke mit puzzle-artigen Flicken möglichst vollständig zu besetzen. Der Auswahlmechanismus zeigt bereits Unterschiede: Wieder liegen die Flicken im Kreis aus und es gibt eine Spielfigur, jedoch bestimmt ein Würfel die Bewegung dieser Figur und alle Spieler tragen das gleiche Puzzleteil ein, auf dem die Figur landet. Es darf verzichtet werden, doch erzeugt dies meist fehlende Flächen, die bei Spielende bestraft werden. Zu Beginn erhält jeder Spieler ein spezifisches Puzzleteil, damit sich der Beginn auf jedem Wertungszettel ein wenig unterscheidet.

Patchwork Doodle Spielmaterial
Patchwork Doodle Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

In drei Runden werden jeweils sechs Puzzleteile eingezeichnet, nach jeder Runde gibt es eine Wertung anhand der bis dato ausgefüllten Fläche. Mit dieser sehr mathematischen Berechnung anhand des größten Quadrats innerhalb eines Rechtecks tun sich viele Spieler anfangs etwas schwer. Den Spielern stehen vier Joker zur Verfügung, die jeweils ein Mal pro Partie zu einem beliebigen Zeitpunkt verwendet werden können: Einen 1 Feld großen Flicken einzeichnen, einen Flicken verwenden, der sich links oder rechts der Spielfigur befindet oder einen Flicken zu teilen, um nur eine Hälfte davon zu verwenden. Der vierte Joker lässt den Spieler einfach einen der anderen drei kopieren. Die Nutzung bringt keinen Nachteil, es gibt keine Zusatzpunkte wenn sie aufgespart werden.

Es liegen sechs Buntstifte dabei, was eigentlich positiv zu erwähnen wäre, wenn diese Stifte nicht völlig unbrauchbar wären. Die meisten Farben sind viel zu hell und kaum zu erkennen, zudem nutzen sie sich enorm schnell ab. Gut gemeint ist hier leider das Gegenteil von gut. Ich mag das normale Patchwork wirklich sehr gerne, aber diese Version braucht es in meinen Augen einfach nicht. Es spielt sich ziemlich belanglos, mit einer unnötig komplizierten Wertung. Es wirkt etwas interessanter als Second Chance, da man zwar immer noch wenig, aber immerhin etwas Entscheidungsspielraum hat, dennoch hält sich meine Motivation zu weiteren Partien stark in Grenzen. Da hilft es auch nicht, dass auf manchen Puzzleteilen erneut die niedlichen Sheeple von Grafiker Klemens Franz zu sehen sind.

Wertungsnote 2/6

Verlag: Lookout Spiele / Vertrieb: ASS Altenburger
Autor(en): Uwe Rosenberg
Erscheinungsjahr: 2019
Spieleranzahl: 1 – 6 Spieler
Dauer: 20 Minuten

Vielen Dank an ASS Altenburger für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!


Silver & Gold

Silver & Gold unterscheidet sich gleich in mehreren Punkten von den zuvor genannten Spielen. Statt nur ein (identisches) Blatt mit den Puzzleteilen zu befüllen, stehen die Spieler hier vor der Aufgabe viele unterschiedliche Karten mit Inseln “abzukreuzen”. Jeder Spieler hat dafür immer zwei Karten ausliegen, gemalt werden kann durch beiliegende, nicht-permanente Marker direkt auf den Karten. Diese zeigen neben unterschiedlichen Formen noch weitere Elemente. Münzen bringen Siegpunkte ein – je früher man eine bestimmte Anzahl erreicht, desto höher fällt der zusätzliche Bonus dafür aus. Palmen belohnen die Spieler für aktuell ausliegende Karten mit Palmen und die X-Felder erlauben ein weiteres X an beliebiger Stelle. Außerdem bringen manche Karten zusätzlich zu den abgedruckten Punkten sogar Punkte für Karten einer bestimmten Farbe bei Spielende ein.

Silver & Gold Spielmaterial
Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Es gibt nur acht Karten mit Puzzleteilen, von denen pro Runde sieben verwendet werden. Man kann sich also nie so ganz sicher sein, welches Puzzleteil noch kommt. Dadurch wird es nicht berechenbar, was auch den Glücksfaktor erhöht. Den gibt es auch bei den Inselkarten. Wird eine Karte vollständig befüllt, darf aus der offenen Auslage eine neue gewählt oder die oberste vom Stapel genommen werden. Die Auswahl scheint anhand der Symbole, Formen und Zusatz-Bonus für farbige Karten nicht immer ausgeglichen. Zum Entfernen der Markierungen auf den Karten liegt nichts dem Spiel bei, der Verlag hat sich für qualitativ hochwertige Faber Castell-Stifte entschieden, die eine lange Nutzungsdauer garantieren, dafür aber keinen Schwamm mitbringen.

Die Partien Silver & Gold machten uns trotz dieser Aspekte allesamt Spaß, es gefällt von den aktuellen Flip’n’Write-Spielen am besten. Der Rennspielcharakter um die Münzen, zusammen mit der Suche nach der effizientesten Weise die Karten zu kombinieren und auszufüllen bietet ein interessantes Spiel, das wirklich flott gespielt ist

Wertungsnote 4/6

Verlag: Nürnberger Spielkartenverlag
Autor(en): Phil Walker-Harding
Erscheinungsjahr: 2019
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 20 Minuten

Vielen Dank an den NSV für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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