Harvest Dice (Würfelgemüse)

Harvest Dice Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Ich mag Roll’n’Write-Spiele, also Spiele bei denen man würfelt und die Ergebnisse auf einem Wertungsblatt einträgt. Daher sprach mich in der Vorbereitung auf die Spiel 2017 in Essen auch das Spiel Harvest Dice an. Dabei pflanzen die Spieler Gemüse in ihrem Garten an und verfüttern überzähliges an ein Schweinchen, gesteuert über die verschiedenen Würfel, ihre Farben und Augenzahlen. Auch wenn sicher die wenigsten solche Aufgaben in der Realität übernehmen, ist es doch auch bei Online-Spielen sehr beliebt. Warum soll es dann nicht auch als Würfelspiel funktionieren? Das hat sich wohl auch die Spieleschmiede als Crowdfunding-Plattform der Spiele-Offensive gedacht und ein Projekt für eine deutsche Version gestartet. Noch drei Tage bleiben euch Zeit für eine Unterstützung von Würfelgemüse, wie das Spiel auf deutsch heißen wird. Die Mindestsumme wurde bereits erreicht und auch das Verbesserungsziel: Ein pinkes Holzschweinchen anstelle des Startspielerplättchens. Das Spiel soll bereits im März ausgeliefert werden.

Spielmaterial:

Enthalten sind zwei dicke Wertungsblöcke für das Basisspiel und das erweiterte Spiel mit jeweils 100 Seiten. Außerdem natürlich Würfel: 9 Stück, jeweils drei in den Farben gelb, grün und rot. Vier keine Bleistifte und ein Startspielermarker komplettieren das Spielmaterial. Die Anleitung ist verständlich beschrieben und sollte auch weniger erfahrenen Spielern keine Probleme bereiten.

Spielmechanismus:

Jede Runde würfelt ein Spieler zu Beginn alle Würfel. Reihum wählen die Spieler jeweils einen davon und tragen ihn entsprechend auf ihrem Wertungsblatt ein. Die Würfel stehen für das Gemüse: Rot für Tomaten, grün für Salat und orange für Karotten. Sie können eingesetzt werden, um das entsprechende Gemüse auf dem 6×3 großen Gemüsebeet des Wertungszettels einzutragen. Zu Beginn noch völlig frei, darf später jede Sorte nur noch orthogonal angrenzend an eben diese Gemüsesorte gepflanzt werden. Die Augenzahl des Würfels gibt dabei die Spalte an, in der das Gemüse gepflanzt werden darf. Ist dies nicht möglich, da die Spalte bereits voll oder die Sorte dort nicht angrenzend liegen würde, wird das Gemüse dem Schwein zum Fraß vorgeworfen. In Höhe der Augenzahl werden dafür Kreise beim Schwein gekreuzt. Jede Reihe beim Schwein besteht aus sechs Feldern. Vollständig gekreuzte Reihen erhöhen die Punktzahl bei Spielende und bringen dem Spieler einen Joker ein. Im Basisspiel ermöglicht ein solcher Joker einen Würfel um den Wert 1 in beliebiger Richtung zu verändern. In der Variante für Fortgeschrittene hat man einen weiteren Joker zur Wahl, der die Farbe eines Würfels beliebig verändert. Hat man mehrere Joker zur Verfügung, können diese auch kombiniert werden, um den Wert um mehr als eins zu verändern oder Zahl und Farbe anzupassen. Der letzte Würfel einer jeden Runde gibt an, für welches Gemüse der Marktpreis um den Wert 1 steigt. Der Preis liegt im Basisspiel zu Beginn für jede Gemüsesorte bei 1, in der Variante bei 0. Der Startspieler wechselt nach jeder Runde.

Harvest Dice Spielmaterial
Spielmaterial / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Sobald irgendein Bereich des Wertungszettels komplett ausgefüllt ist, wird nur noch die laufende Runde zu Ende gespielt. Das kann beim Gemüsebeet oder dem Schweinefrass eines Spielers oder bei einer Gemüsesorte auf dem Markt passieren. Bei der Wertung geben die Märkte den Preis des jeweiligen Gemüses an, die Spieler multiplizieren also für jede Gemüsesorte die Anzahl mit diesem Wert. Komplett gefüllte Reihen im eigenen Garten werden mit jeweils fünf Punkten belohnt. Für das Schwein erhält man die Belohnung der letzten vollständig ausgefüllten Reihe.

Im Spiel für Fortgeschrittene gibt es zusätzlich noch jeweils fünf Bonuspunkte für die Mehrheit der einzelnen Gemüsesorten und Futterabgaben beim Schwein.

Spieleranzahl:

Mir haben die Partien in jeder Konstellation gefallen. Zu zweit kommen nur sechs Würfel zum Einsatz. Dadurch darf jeder Spieler pro Runde zwei oder drei Würfel nutzen, egal in welcher Konstellation. Im Spiel zu zweit oder dritt wählt der jeweils letzte Spieler einer Runde einen Würfel weniger aus, da der übrige Würfel für den Marktpreis verwendet wird. Man könnte nun meinen, dass der Startspieler dadurch einen Vorteil erlangt, aber der Autor hat auf BGG dazu eine kurze Erklärung abgegeben: In den vielen Testrunden hat sich ergeben, dass Spieler an jeder Position gewinnen konnten, daher war eine Kompensierung des vermeintlichen Vorteils nicht notwendig. Entsprechende Anpassungen wurden ebenfalls getestet, werteten das Spiel jedoch nicht auf, sie machten die Regeln nur umfangreicher.

Glücksfaktor?

Bei Würfelspielen lässt sich ein gewisser Glücksfaktor kaum vermeiden. Es gibt hierbei aber genug Stellschrauben, um den Spielverlauf zu beeinflussen. Kann man im Garten keine der Zahlen mehr eintragen, versucht man eben möglichst hohe Zahlen an das Schwein zu verfüttern. Bei der Wahl eines Würfels muss auch immer beachtet werden, dass nur der letzte Würfel einer jeden Runde über den Marktpreis bestimmt.

Fazit:

Es gibt jede Menge Roll’n’Write-Spiele, da muss man sich schon etwas einfallen lassen, um sich von der Masse abzuheben. Dies passiert hier direkt durch die Eintragungen. Es werden nicht einfach nur Zahlen eingetragen oder Symbole weggestrichen, man darf sich künstlerisch betätigen und Tomaten, Salat und Karotten zeichnen. Das sollte aber niemanden abschrecken, es reicht zur Unterscheidung Kreise, Vierecke und Dreiecke zu zeichnen. Auch die Buchstaben T, S und K würden ausreichen. Manche Spieler kritisierten, dass es durch die unterschiedlichen Eintragungen etwas unübersichtlicher wird, wenn man auf die Eintragungen der Mitspieler schaut.

Das Spielmaterial ist top! Viele Wertungszettel für lang anhaltenden Spielspaß, bei der Spieleschmiede können dennoch Ersatzblöcke direkt mitbestellt werden. Ich laminiere solche Wertungszettel ja immer, habe aber schon viele Stimmen gehört, bei denen es zum Spielgefühl dazu gehört, die Zettel dauerhaft auszufüllen und ausgefüllte Wertungszettel zu sammeln. Die Würfel hätten vielleicht einen Tick größer sein dürfen, lassen sich aber auch so ganz gut würfeln.

Spielerisch weiß Harvest Dice von sich zu überzeugen, wobei die Regeln kurz und einfach gehalten wurden. Bei der Wahl des Würfels wird auf die Mitspieler geschaut, es geht jedoch nicht nur um die Entscheidung, was andere Spieler gebrauchen könnte, sondern auch darum, spezielle Würfel übrig zu lassen. Wenn alle beispielsweise immer nur Tomaten anpflanzen, aber der Preis nicht erhöht wird, bekommt am Ende keiner viele Punkte. Oder den nachfolgenden Spieler vor eine Zwickmühle zu stellen einen für ihn eher unattraktiven Würfel zu nutzen, da er alternativ den Marktpreis bei einem für den Mitspieler vorteilhaften Gemüse erhöhen würde. Es muss ein gesundes Mittelmaß gefunden werden.

Das Basisspiel ist gut für den Einstieg oder in klassischen Familienspielrunden, während die fortgeschrittene Variante den Spielern mehr Entscheidungen abverlangt. Das beginnt damit, dass die Märkte anfänglich bei null liegen, also im Zweifelsfall gar keine Punkte einbringen können. Zudem werden Mehrheiten belohnt, doch wie so oft ist es kaum möglich überall die Mehrheit zu erzielen. Da ist eine durchdachte Strategie von Nöten, wobei die Joker mehr Optionen bieten. Ich würde Harvest Dice, nach kurzer Einführung für Neueinstieger mit dem Basisspiel, nur noch in der fortgeschrittenen Variante spielen. Ich denke als Absacker oder Filler werden wir noch einige Zeit Spaß am Gemüse Pflanzen haben.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Greyfox Games / Board & Dice
Autor(en): Danny Devine
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 15 – 30 Minuten

Vielen Dank an Board & Dice für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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