Indian Summer

Indian Summer Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Es ist ein schöner Tag im goldenen Herbst, der uns zu einem Waldspaziergang einlädt. Schnell den Rucksack gepackt und die Wanderschuhe angezogen genießen wir den Spaziergang, vorbei an den vielen in grün, orange und rot leuchtenden Bäumen. Die bunten Blätter fallen von den Bäumen und bedecken langsam den Waldboden. Diese Blätterhaufen nutzen die heimischen Tiere um ihr Winterquartier einzurichten. Dabei sammeln sie Pilze, Beeren und Nüsse, um gut durch den Winter zu kommen. Und schon sind wir mittendrin in einer Partie Indian Summer, dem Nachfolge-Spiel zu Cottage Garden. Anspruchsvoller als der Vorgänger, eher für Vielspieler würde angepriesen. Doch hält es auch was versprochen wurde?

Spielmaterial:

Das Spielmaterial ist wieder hochwertig. Keines der 75 Laubplättchen gleicht dem anderen, da hat Illustratorin Andrea Boeckhoff ganz tolle Arbeit geleistet. Jedes dieser Plättchen ist drei, vier oder fünf Felder groß und hat an einer Stelle ein Loch. Dazu gibt es Tierplättchen in verschiedenen Formen ohne Loch. Anstelle der Katzen bei Cottage Garden, werden Lücken hierbei mit Eichhörnchen-Plättchen gestopft, die auch alle ein wenig anders aussehen. Neun beidseitig unterschiedliche Spielertableaus stehen den Spielern zur Verfügung. Auf diesen sind Pilze, Federn, Heidelbeeren und Nüsse zu sehen, die auch als kleine, runde Plättchen existieren und Fundstücke genannt werden. Letztere sind auf beiden Seiten unterschiedlich, eine Seite zeigt die funktionalen Grafiken der Spielpläne, die andere hübsche, naturgetreue Grafiken. Zwei längliche Spielplanteile, ein paar Wanderschuhe als Startspielermarker und für jeden Spieler ein Rucksack-Plättchen mit Aktionsübersicht sind ebenfalls enthalten.

Indian Summer Plättchen
Plättchen / Foto: Brettspielpoesie

Spielmechanismus:

Jeder Spieler erhält ein Spielertableau mit sechs 3×4 großen Feldern, auf einigen davon sind Fundstücke zu sehen. Belegt wird der Waldboden von den Spielern mit den Laubplättchen, pro Zug darf eines aus dem eigenen Rucksack abgelegt werden. Wird dabei eine Ressource mit einem Loch abgedeckt, legt man das entsprechende Plättchen auf das Loch. Sobald eines der sechs Felder komplett bedeckt ist, darf der Spieler die Fundstücke einsammeln. Sie gelangen in den Vorrat des Spielers und können fortan verwendet werden.

Indian Summer Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Eine Beere erlaubt das vorzeitige Auffüllen der eigenen Plättchenauslage, was im Normalfall erst passiert, wenn das letzte Plättchen aus dem Rucksack genommen wurde. Dafür sind mindestens die folgenden sieben Plättchen jederzeit in der öffentlichen Auslage rund um den Spielplan einsehbar. Mit einer Nuss kann ein ein Feld großes Eichhörnchen angelockt und platziert werden. Dies kann auch ohne Nuss erfolgen, indem man das Eichhörnchen anstelle eines eigenen Laubplättchens platziert. Pilze und Federn ersetzen die Hauptaktion. Anstatt ein Plättchen abzulegen, erlaubt die Feder zwei eigene Plättchen zu platzieren. Ein Pilz sorgt für etwas Interaktion, da dann das jeweils vorderste Plättchen von zwei Spielern gewählt und auf dem eigenen Tableau werden darf. Daher sollte man auch immer darauf achten, welches Plättchen man den Mitspielern gerade “anbietet”.

Schafft ein Spieler es die Löcher so anzuordnen, dass sie eine Form eines verfügbaren Tierplättchens ergeben und die Fundstücke bereits genommen wurden, darf sich der Spieler das entsprechende Tierplättchen nehmen und erhält alle Belohnungen, die in den Löchern zu sehen sind, ein weiteres Mal. Bei den drei einfach vorkommenden Tierplättchen gibt es ein Fundstück oben drauf.

Indian Summer Fuchs
Fuchs / Foto: Brettspielpoesie

Spielende:

Sobald ein Spieler seinen Plan vollständig bepuzzelt hat, wird nur noch die laufende Runde beendet. Im Anschluss darf jeder Spieler seine Ressourcen in Eichhörnchen eintauschen und diese platzieren. Schafft es kein weiterer Spieler seinen Plan zu vervollständigen, gewinnt der Spieler, der das Spielende ausgelöst hat. Schaffen es noch weitere Spieler, gewinnt der Spieler mit mehr übrigen Nüssen.

Spieleranzahl:

Im Spiel zu zweit ändert sich die Pilzaktion, da man dann das vorderste Plättchen des Mitspielers und der allgemeinen Auslage nimmt. Ansonsten bleiben die Regeln gleich. Das funktioniert zwar gut, aber für genau zwei Spieler würde ich weiterhin Patchwork vorziehen. Zu dritt oder viert kann man zu Indian Summer greifen, wobei sich die Interaktion auf das Wegnehmen von Plättchen durch die Pilzaktion oder das Ausfüllen der eigenen Auslage beschränkt. Daraus resultiert eine mögliche Spielbarkeit alleine, am besten in drei Runden mit jeweils 25 Plättchen. Die Aufgabe liegt darin in 10 Zügen den Spielplan vollständig zu bepuzzeln. Schafft man es nicht, entspricht jedes freie Feld einem Minuspunkt, ansonsten wird jedes Fundstück mit einer bestimmten Punktzahl gewertet. Nach drei Runden zählt man die Punkte der beiden besten, gewonnenen Runden zusammen. Nur wenn zwei Runden verloren gingen, ergeben die Ergebnisse dieser beiden den Gesamtpunktestand.

Glücksfaktor?

Im Solospiel ist der Glücksfaktor sehr gering, alle verfügbaren Plättchen sind zu Beginn einer Partie bekannt. Bei mehr Spielern kann ich weder mit der offenen Auslage, noch mit dem Inhalt meines eigenen Rucksacks fest rechnen, solange den Mitspielern die entsprechenden Fundstücke zur Verfügung stehen. Ich kann aber durch ein eher unattraktives Plättchen an erster Position dafür sorgen, dass vermutlich niemand Interesse an meinem Plättchen hat.

Fazit:

Auch bei diesem Teil erkennt man ganz klar die Handschrift des Erfolgsautors, der sowohl für Cottage Garden, als auch für Patchwork verantwortlich ist. Zunächst hatte ich das Gefühl, dass es sich viel einfacher spielt als Cottage Garden. Das Spielziel ist viel verständlicher: Puzzel Deinen Plan voll, bevor dies ein Mitspieler schafft. Aber spätestens am Ende der allerersten Partie merkt man, worauf es hierbei wirklich ankommt. Der gekonnte Einsatz von Pilzen und Federn ist notwendig, um den Mitspielern die gewisse Nasenspitze voraus zu sein. Dazu gehört natürlich auch das Verbauen der größeren roten Teile mit denen man direkt fünf Felder, aber auch mehrere Fundstücke, abdeckt. Oder viele Nüsse zu sammeln, um Eichhörnchen zu bekommen. Oder die korrekte Anordnung der Löcher, um über Tierplättchen erneut an die Belohnungen zu gelangen. Dies sollte möglichst früh geschehen, damit Zeit bleibt sie auch einzusetzen. Beim Eintauschen können jeweils zwei Fundstücke zum nächst wertvolleren eingetauscht werden, in die andere Richtung ist aber jedes Fundstück 1:1 eintauschbar, weswegen es sich nicht wirklich lohnt eine Feder oder einen Pilz, mit dem man zwei Laubplättchen legen dürfte, für den Tausch in eine Nuss aufzuheben. Am besten entsteht die Anordnung der Löcher in genau einem Bereich, da es erst zum Erhalt der Fundstücke und damit auch des Tierplättchens kommt, wenn der Bereich komplett bedeckt ist. Man sollte auch nicht zu verbissen auf ein spezielles Tierplättchen spielen, da es sonst schnell passieren kann den Anschluss zu verlieren. Und das ist bei einem Wettlauf bekanntlich nicht zu empfehlen.

Was mich in jeder Partie aufs Neue stört, ist das zufällige Ziehen der Plättchen. In einer Mehrspielerpartie soll man jede der drei Größen auch noch in bestimmter Anzahl ziehen, das lösen wir, indem wir nacheinander nur aus Stapeln einer Größe ziehen. Im Solo-Spiel sollen man alle Plättchen in Stapel zu je 25 Plättchen anordnen, das macht es gleich kniffeliger, vor allem, da die kleineren Plättchen auf einem Haufen gerne unter die Größeren rutschen. Somit hinterlässt jeder Spielaufbau ein etwas unbefriedigendes Gefühl. Die kleinen, runden Plättchen sind zudem sehr fummelig, sie aufzunehmen ohne alle Puzzleteile zu verschieben ist sogar mit meinen kleinen Händen alles andere als einfach.

Da es der zweite Teil der Reihe ist, bleibt ein Vergleich mit Cottage Garden gar nicht aus. Bei diesem wurde häufiger kritisiert, dass man mit jedem Beet wieder von vorne anfangen muss. Dies kommt nun nicht mehr vor, man hat nur das eine, dafür größere Spielertableau. Ich empfinde es bei Indian Summer einfacher den Spielfortschritt der Spieler im Auge zu behalten. Während in Cottage Garden verschiedene Würfel gemeinsam die Gesamtpunktzahl angezeigt haben, erkennt man bei Indian Summer recht schnell, wer mit seinem Spielplan bald fertig ist. Dabei darf man allerdings die Fundstücke nicht außer acht lassen.

Was mir persönlich nicht so sehr gefällt, ist der Wettlaufaspekt. Wenn ich mit meinem Tableau nicht fertig werde, verbleibt ein blödes Gefühl. Auch thematisch ist dieses Wettrennen schwer zu erklären, ich verbinde einen herbstlichen Waldspaziergang jedenfalls nicht direkt damit. Wobei sich thematisch auch nur schlecht erklären lässt, warum ich die Fundstücke erst aufnehmen darf sobald ein bestimmter Bereich komplett mit Laub bedeckt ist. Die stimmungsvolle Grafik sorgt aber dafür, dass ich mich bei diesem Spiel dennoch wohl fühle. Mir persönlich gefällt Cottage Garden etwas besser, was aber auch daran liegen, dass ich die meisten Partien Indian Summer bisher verloren habe ;-) In unseren Spielgruppen gibt es unterschiedliche Präferenzen, daher vergebe ich insgesamt die gleiche Note wie beim Vorgänger.

Wertungsnote 4/6

Verlag: Edition Spielwiese / Vertrieb: Pegasus Spiele
Autor(en): Uwe Rosenberg
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 1 – 4 Spieler
Dauer: 15 Minuten pro Spieler

Vielen Dank an Edition Spielwiese für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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