Outback

Outback Cover
Cover / Foto: Brettspielpoesie

Autor Michael Kiesling kann auf ein erfolgreiches Spielejahr zurück blicken. Er konnte mit Azul sowohl das Spiel des Jahres als auch den Sieger des Deutschen Spielepreises stellen und ist mitverantwortlich für Heaven & Ale, welches zum Kennerspiel des Jahres nominiert war. Entsprechend hoch sind die Erwartungen, wenn dieser Autor ein weiteres Spiel auf den Markt bringt. Outback kommt zudem mit einem richtigen Eyecatcher daher, denn dem Spiel liegt ein Pappjeep bei. Die Aufgabe ist es niedliche Tierplättchen auf seinem eigenen Spielertableau anzuordnen, klingt doch irgendwie nach Ähnlichkeiten zu Azul, also habe ich es mir genauer angesehen.

Spielmaterial:

Der bereits erwähnte Pappjeep fällt direkt ins Auge, auf ihm werden die aktuell verfügbaren Tierplättchen abgelegt. Eigentlich ist er damit völlig überflüssig, denn die Auslage könnte genauso gut auf dem Tisch liegen, aber es macht schon etwas her. Die 90 Tierplättchen zeigen Schnabeltiere, Koalas, Warane, Emus und Kängurus. Vier Spielertableaus mit unterschiedlichen Vor- und Rückseiten für das Einsteigerspiel und die Variante sind ebenso enthalten, wie zwanzig kleinere Tierplättchen, welche in die Aussparungen am Rand der Spielertableaus passen. Weiterhin dabei sind zwanzig Bonusplättchen für das Einsteigerspiel und 14 Plättchen für die Variante.

Outback Jeep
Outback Jeep / Foto: Brettspielpoesie

Spielmechanismus:

Kurz gesagt handelt es sich hierbei um eine Kniffel-Variante. Ein aktiver Spieler darf bis zu drei Mal würfeln und nach jedem Wurf beliebig viele Würfel zur Seite legen oder auch wieder hinzunehmen. Die Würfel zeigen jeweils die fünf Tierarten und ein Joker-Symbol. Entsprechend der gewürfelten Symbole darf sich der Spieler dann ein oder mehrere Tiere vom Jeep nehmen, um sie auf seinem Tableau zu platzieren. Auf dem Jeep liegen immer fünf Tierplättchen, die zufällig aus einem Beutel gezogen wurden. Die Anzahl der Würfel, welche dieses Tiersymbol zeigen, bestimmen in welcher Reihe das Tier platziert werden darf. Joker alleine bringen nichts, mindestens ein Würfel muss ein Tier zeigen, um das entsprechende Tierplättchen auswählen zu dürfen. Die Spielertableaus zeigen fünf Reihen mit unterschiedlich vielen Plätzen für Plättchen, die befüllt werden wollen.

Outpack Spielsituation
Spielsituation / Foto: Brettspielpoesie

Für das Platzieren von Tierplättchen gibt es Punkte, und zwar einen für das platzierte Plättchen und einen weiteren für jedes angrenzende Plättchen derselben Tierart. Jeder Spieler trägt die Punkte auf dem eigenen Spielertableau ab und zwar für jede Tierart separat. Zunächst von unten nach oben, dann um die Ecke und weiter von links nach rechts. Die Punkte werden jedoch nicht weiter gezählt, auf der oberen Leiste wird wieder bei 1 begonnen. Wird das dritte Tier einer Art platziert, bekommt man dafür ein Bonusplättchen, das Erste bringt einen Punkt, das Zweite zwei usw. Diese Punkte werden ebenfalls sofort abgetragen. Kann ein Spieler nach seinem dritten Wurf kein Tierplättchen nehmen, welches er noch platzieren kann, muss er ein Plättchen aus dem Säckchen ziehen und dieses mit der Rückseite auf den Plan legen.

Spielende:

Sobald ein Spieler jedes Feld auf seinem Tableau belegt hat, endet die Partie nach dieser Runde. Nun kommt ein interessanter Wertungskniff zum Einsatz, denn Punkte bringen nur die schlechtesten drei Tiere, die sich auf der linken Punkteleiste befinden. Haben es Tiere auf die obere Punkteleiste geschafft, zählen diese Punkte ebenfalls zum Gesamtpunktstand, es lohnt sich also zwei Tiere nach oben zu bekommen. Auch wenn es dort zunächst weniger Punkte gibt, als am Ende der linken Leiste. Für jedes umgedrehte Plättchen sind zwei Punkte Abzug fällig, der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Wird die Variante für erfahrene Spieler verwendet, gibt ein Plättchen die Minuspunkte für die umgedreht platzierten Tierplättchen in Abhängigkeit der angrenzenden Tierarten an. Die Spieler haben dann keine eigenen Bonus-Plättchen, sondern greifen auf eine gemeinsame Auslage zu. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Zudem werden alle sieben Würfel und die Rückseiten der Spielertableaus mit mehr Platz für Tierplättchen verwendet.

Outback Spielertableau Variante
Spielertableau Variante / Foto: Brettspielpoesie

Spieleranzahl:

Je mehr Spieler, desto zufälliger wird das Spiel, vor allem mit der Variante. Da es sich hierbei generell um ein glückslastiges Spiel handelt, kann ich das verschmerzen, würde es aber lieber mit drei oder vier Spielern spielen. Für zwei Spieler gibt es einfach bessere Spiele. Das Spiel lebt in meinen Augen auch etwas vom Trashtalk der Mitspieler, dem Gelächter über vergeigte Würfe und dem Aufziehen des Spielers mit dem meisten Würfelglück.

Glücksfaktor?

Bei einer solchen Kniffel-Variante ist der Glücksfaktor natürlich recht hoch. Hinzu kommt, dass es keine Vorgabe für die Anzahl der Plättchen einer Tierart in der Auslage gibt. Es kann also passieren, dass nur eine oder zwei Tierarten verfügbar sind und eben diese Tiere einfach nicht gewürfelt werden, was sehr frustrierend sein kann. Hier wäre vielleicht eine Begrenzung der Anzahl Plättchen einer Tierart auf dem Jeep sinnvoll gewesen. Im Grundspiel können alle Spieler immerhin dieselben Bonuspunkte freischalten, im fortgeschrittenen Spiel erhält nur der erste Spieler diese Punkte und entfernt sich in der Regel damit nur noch weiter von den Mitspielern. Das soll vielleicht den Wert bestimmter Tierarten etwas erhöhen, würfelt man jedoch nicht entsprechend, führt auch dies zu Frust und man ist schnell abgeschlagen hinten. Zudem entsteht dadurch ein enormer Startspielervorteil, wenn zum Beispiel mehrere Spieler im ersten Zug sieben gleiche Tierarten würfeln und damit die oberste Reihe belegen, bekommt eben nur der erste das Bonusplättchen und die damit vebundenen Zusatzpunkte bei Spielende.

Fazit:

Nach den ersten Partien waren wir und vor allem unsere Mitspieler recht angetan, dachte man anfangs noch, mit der Variante käme dann so richtig Fahrt auf. Doch leider dauert die Variante einfach viel zu lange, dann steht der Glücksanteil in keiner vernünftigen Relation mehr zum Spielvergnügen. Statt 15 Tierplättchen, müssen dann von einem Spieler 21 platziert werden, um das Spielende auszulösen. Daher kann ich lediglich die Einsteiger-Variante empfehlen, mit der man auch Wenigspieler begeistern kann. Das Material ist auffordernd und lädt direkt zum Mitspielen ein. Die Regeln sind im Nu erklärt und es kann direkt losgewürfelt werden.

Dennoch lässt sich nicht über die redaktionellen Mängel hinwegsehen. Die Punktemarker sind zwar wohl durchdacht, Vor- und Rückseite haben verschiedene Ausrichtungen für die unterschiedliche ausgerichteten Punkteleisten, aber sie sind einfach verdammt klein und fitzelig, kaum kommt man ein wenig an das Spielertableau, verrutschen sie. Das ist besonders nervig, wenn mehrere Punktemarker nebeneinander zur selben Punktzahl liegen. Intuitiv wäre es, ein Punkteplättchen immer zur nächsten freien Aussparung zu bewegen, aber davon steht nichts in der Anleitung und auch auf Nachfrage beim Verlag wurde dies verneint. Die Illustrationen sind niedlich, je nach Beleuchtung sieht man davon während einer Partie allerdings nicht viel, da sämtliches Spielmaterial bei direkter Beleuchtung spiegelt. Das ist unpraktisch, wenn man ohne verschieben oder verrenken nicht einmal die zur Verfügung stehenden Plätze für die Tierplättchen zu erkennen sind.

Trotz dieser diversen Materialmängel machte uns das Basisspiel einfach Spaß und auch spielerfahrene Kinder können bereits gut mitspielen, es kann also die ganze Familie mitspielen. Die Strategie ist eigentlich schon vorgegeben, wenn möglich immer die höheren Felder besetzen, da es später einfacher ist zwei oder drei Mal das gleiche Tier zu würfeln, als unter Druck fünf oder sechs. Dabei kann man durchaus auf die Mitspieler schauen und bei vorhandener Auswahl das wählen, was die anderen ebenfalls gut gebrauchen können, um den Druck etwas zu erhöhen. Der Wertungsmechanismus gefällt gut, denn er verhindert, sich auf wenige Tierarten zu versteifen. Liegt von einer Tierart gar kein Plättchen aus, sind dass drei Minuspunkte, das fördert eine Gleichverteilung der Tiere, der aber wiederum die begrenzte Auswahl auf dem Jeep und letztendlich auch die Würfel im Wege stehen. Mit Outback füllt man keinen Spieleabend, aber als Aufwärmer oder Absacker wird es bestimmt nochmal eingesetzt. Schade, dass es die vielen Mängel aufweist, sonst wäre der Gesamteindruck sicher besser ausgefallen.

Wertungsnote 3/6

Verlag: Huch!
Autor(en): Michael Kiesling
Erscheinungsjahr: 2018
Spieleranzahl: 2 – 4 Spieler
Dauer: 30 Minuten

Vielen Dank an Huch! für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

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